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Literatur
Aus dem Buch von der Liebe
Leidenschaft, unendlich
Von Ernesto Cardenal
Gott ist die Liebe. Und der Mensch ist auch die Liebe, weil er nach Seinem Bild und Gleichnis gemacht ist. Gott ist die Liebe. Und da Er ein unendlich einfaches Wesen ist, kann Er, wenn Er die Liebe ist, nichts anderes als die Liebe sein. Wenn Er das unendlich Gute, die unendliche Weisheit, die unendliche Wahrheit, die unendliche Schönheit und die unendliche Gerechtigkeit genannt wird, will das nichts anderes heißen, als daß Er eine unendlich weise, unendlich wahre, unendlich schöne und unendlich gerechte Liebe ist, aber Er ist nichts anderes als nur Liebe. Und auch der Mensch, nach Seinem Ebenbild geschaffen, ist nichts als Liebe. Im gleichen Augenblick, in dem der Mensch zu einem vernunftbegabten Leben erwacht, merkt er, daß sein ganzes Leben nichts als Wunsch, Leidenschaft, Hunger und Durst nach Liebe ist.
Die unverfälschte Substanz unseres Wesens ist Liebe. Wir sind ontologisch Liebe. Und auch Gott ist wie ein einziger Liebesschrei, eine unendliche Leidenschaft und ein unendlicher Durst nach Liebe. Unsere einzige Daseinsberechtigung ist diese Liebe.
Gottes und unsere Liebe ist gleich. Sie bedrängt uns wie ein Durst, den wir nie stillen können, soviel wir auch trinken, weil es uns nach immer mehr und mehr verlangt. Sogar fern von Gott bewahren wir in unserem Wesen und in allen unseren Bewegungen eine Erinnerung an Ihn, von dem wir ausgegangen sind. Wir sind wie die Fische, die im Aquarium noch immer eine Erinnerung ans Meer bewahren und sich jeden Tag im gleichen Rhythmus mit Ebbe und Flut bewegen, auch wenn sie meilenweit vom Meer entfernt sind.
Gottes Herz findet keine Ruhe, bis die ganze Schöpfung, wie der verlorene Sohn, in Seinen Schoß zurückgekehrt ist. Wir sind der Gegenstand einer unendlichen Sehnsucht des Vaters, und der Heilige Geist ist der Seufzer dieser Sehnsucht.
Aus Liebe zu uns und aus Liebe zu Gott – wurde das Wort Fleisch, um in uns den Vater zu lieben, damit Gott Gott lieben möge in Millionen von Seelen und Millionen von Leben.
Der Mensch ist eine Erfindung der Liebe und wurde geschaffen zum Lieben. Wir sind wie Drähte einer Hochspannungsleitung der Liebe, und es darf keine Eigenliebe in uns geben, weil der Egoismus die Isolierschicht der Liebe ist. Wir sollen unseren Nächsten mehr lieben als uns selbst, weil die egoistische Liebe den Liebesstrom unterbricht. Wenn wir uns aber ganz der Liebe hingeben, einfach zulassen, daß der Strom durch uns hindurch geht, werden wir zu Sendern der Liebe.
Alle geschaffenen Wesen stehen allein dadurch, daß sie leben mit dem Leben Gottes in Verbindung, jedoch ist diese Verbindung bei der unvernünftigen Kreatur unvollkommen und begrenzt. Der Mensch ist das einzige Wesen im ganzen Universum, das lieben kann. Jeder Mensch wird mit einem unerschöpflichen Vorrat an Liebe geboren. Der Mensch ist keine »Leidenschaft ohne Sinn« wie Sartre sagt, sondern eine Leidenschaft, deren Sinn Gott ist.
Ernesto Cardenal
Das Buch von der Liebe
Aus dem Spanischen von Anneliese Schwarzer de Ruiz
Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 1971
Neuausgabe 2004, 5. Auflage (2016)
broschiert, 160 Seiten, 14,90 Euro
ISBN: 978-3-7795-0014-8
Ernesto Cardenal schrieb im Kloster Gethsemani/Kentucky diese Meditationen, die zu seinen schönsten Texten gehören. Übersetzt in 18 Sprachen wurde das Buch zu einem Klassiker der modernen Meditationsliteratur.
http://www.peter-hammer-verlag.de/buchdetails/das-buch-von-der-liebe/
Siehe auch:
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Uni Wuppertal an Ernesto Cardenal
„Türme Gottes! Dichter!“
Laudatio von Ottmar Ette in NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23614
Filmclip: Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ernesto Cardenal durch die Bergische Universität Wuppertal
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23620
Fotogalerie
Ernesto Cardenal auf Lesereise durch Deutschland
Die Liebe zu Gott brachte mich zur Revolution
NRhZ 604 vom 15.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23625
Aus dem poetischen Werk "Aus Sternen geboren"
Gebet für Marilyn Monroe
Von Ernesto Cardenal
NRhZ 604 vom 15.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23630
Online-Flyer Nr. 603 vom 08.03.2017
Druckversion
Literatur
Aus dem Buch von der Liebe
Leidenschaft, unendlich
Von Ernesto Cardenal
Gott ist die Liebe. Und der Mensch ist auch die Liebe, weil er nach Seinem Bild und Gleichnis gemacht ist. Gott ist die Liebe. Und da Er ein unendlich einfaches Wesen ist, kann Er, wenn Er die Liebe ist, nichts anderes als die Liebe sein. Wenn Er das unendlich Gute, die unendliche Weisheit, die unendliche Wahrheit, die unendliche Schönheit und die unendliche Gerechtigkeit genannt wird, will das nichts anderes heißen, als daß Er eine unendlich weise, unendlich wahre, unendlich schöne und unendlich gerechte Liebe ist, aber Er ist nichts anderes als nur Liebe. Und auch der Mensch, nach Seinem Ebenbild geschaffen, ist nichts als Liebe. Im gleichen Augenblick, in dem der Mensch zu einem vernunftbegabten Leben erwacht, merkt er, daß sein ganzes Leben nichts als Wunsch, Leidenschaft, Hunger und Durst nach Liebe ist.
Die unverfälschte Substanz unseres Wesens ist Liebe. Wir sind ontologisch Liebe. Und auch Gott ist wie ein einziger Liebesschrei, eine unendliche Leidenschaft und ein unendlicher Durst nach Liebe. Unsere einzige Daseinsberechtigung ist diese Liebe.
Gottes und unsere Liebe ist gleich. Sie bedrängt uns wie ein Durst, den wir nie stillen können, soviel wir auch trinken, weil es uns nach immer mehr und mehr verlangt. Sogar fern von Gott bewahren wir in unserem Wesen und in allen unseren Bewegungen eine Erinnerung an Ihn, von dem wir ausgegangen sind. Wir sind wie die Fische, die im Aquarium noch immer eine Erinnerung ans Meer bewahren und sich jeden Tag im gleichen Rhythmus mit Ebbe und Flut bewegen, auch wenn sie meilenweit vom Meer entfernt sind.
Gottes Herz findet keine Ruhe, bis die ganze Schöpfung, wie der verlorene Sohn, in Seinen Schoß zurückgekehrt ist. Wir sind der Gegenstand einer unendlichen Sehnsucht des Vaters, und der Heilige Geist ist der Seufzer dieser Sehnsucht.
Aus Liebe zu uns und aus Liebe zu Gott – wurde das Wort Fleisch, um in uns den Vater zu lieben, damit Gott Gott lieben möge in Millionen von Seelen und Millionen von Leben.
Der Mensch ist eine Erfindung der Liebe und wurde geschaffen zum Lieben. Wir sind wie Drähte einer Hochspannungsleitung der Liebe, und es darf keine Eigenliebe in uns geben, weil der Egoismus die Isolierschicht der Liebe ist. Wir sollen unseren Nächsten mehr lieben als uns selbst, weil die egoistische Liebe den Liebesstrom unterbricht. Wenn wir uns aber ganz der Liebe hingeben, einfach zulassen, daß der Strom durch uns hindurch geht, werden wir zu Sendern der Liebe.
Alle geschaffenen Wesen stehen allein dadurch, daß sie leben mit dem Leben Gottes in Verbindung, jedoch ist diese Verbindung bei der unvernünftigen Kreatur unvollkommen und begrenzt. Der Mensch ist das einzige Wesen im ganzen Universum, das lieben kann. Jeder Mensch wird mit einem unerschöpflichen Vorrat an Liebe geboren. Der Mensch ist keine »Leidenschaft ohne Sinn« wie Sartre sagt, sondern eine Leidenschaft, deren Sinn Gott ist.
Ernesto Cardenal
Das Buch von der Liebe
Aus dem Spanischen von Anneliese Schwarzer de Ruiz
Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 1971
Neuausgabe 2004, 5. Auflage (2016)
broschiert, 160 Seiten, 14,90 Euro
ISBN: 978-3-7795-0014-8
Ernesto Cardenal schrieb im Kloster Gethsemani/Kentucky diese Meditationen, die zu seinen schönsten Texten gehören. Übersetzt in 18 Sprachen wurde das Buch zu einem Klassiker der modernen Meditationsliteratur.
http://www.peter-hammer-verlag.de/buchdetails/das-buch-von-der-liebe/
Siehe auch:
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Uni Wuppertal an Ernesto Cardenal
„Türme Gottes! Dichter!“
Laudatio von Ottmar Ette in NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23614
Filmclip: Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ernesto Cardenal durch die Bergische Universität Wuppertal
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23620
Fotogalerie
Ernesto Cardenal auf Lesereise durch Deutschland
Die Liebe zu Gott brachte mich zur Revolution
NRhZ 604 vom 15.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23625
Aus dem poetischen Werk "Aus Sternen geboren"
Gebet für Marilyn Monroe
Von Ernesto Cardenal
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