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Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ernesto Cardenal
Von Arbeiterfotografie
https://youtu.be/aWtbBGCalr0aWtbBGCalr0
Der Revolutionär, Dichter und ehemalige Kulturminister von Nicaragua, Ernesto Cardenal, hat am 4. März 2017 die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal erhalten. Die Fakultät würdigt Cardenals Beitrag zur Weltliteratur und sein Engagement für den kulturellen Austausch zwischen Nicaragua und Deutschland. Ernesto Cardenal dankte mit seinem Wuppertal-Gedicht:
- In Wuppertal, der Stadt von Engels
wünscht Dieter Rosenkranz, Millionär wie Engels
und Besitzer von Textilfabriken in mehreren Ländern,
den Sozialismus herbei. Er will seine Fabriken loswerden.
Geld interessiert ihn nicht.
Er holt linke Leute in seine Fabriken
damit sie Kritik üben
und ihm sagen, was er noch besser machen kann für die Arbeiter.
Beim Abendessen in seiner Wohnung voller Gemälde
erzählt er mir von seinem Besuch beim Dalai Lama.
Meditation und Revolution
das sind seine Interessen.
Und als ich in einem Saal in Wuppertal sprach
unterbrach mich schimpfend ein alter bärtiger
Nazi (ein Irrer, erklärte man mir).
Zwei Brüder, Nachkommen von Engels,
achtzigjährig, evangelische Pfarrer
und wichtige Theologen alle beide.
Moselwein lieblich wie Limonade
kalt und golden, Pfirsichkuchen.
Hinter den Fenstern: die alten, steilen Dächer von Wuppertal
im Herbstnachmittag, und der Park.
Engels' Großvater, ein Kaufmann, ging Pleite
zur Zeit Napoleons
und zeigte seinen Arbeitern die Rechnungsbücher
damit sie sähen, dass er sie nicht betrog.
Einmal stahl ihm ein Arbeiter Kohlen,
da brachte er ihm eine Karre Kohlen ins Haus.
Friedrichs Vater hatte an die 50 Häuser.
Und es gibt ein Gedicht von Engels
geschrieben kurz vor seiner Konfirmation,
in dem es heißt: »Christus, wie sehr ich dich liebe«.
Doch dann sah er die Ausbeutung der Arbeiter
und kehrte dem Christentum den Rücken.
Marx wählte freiwillig die Armut
aus Liebe zu den Armen. Und litt Verfolgung.
Engels genauso.
»Ich hoffe, ihm im Himmel zu begegnen«,
sagt der ältere der beiden
in seinem Rollstuhl, eine Hand ist lahm.
Und als ich vom Leben nach dem Tode sprach,
an das ich glaube,
verbarg seine Frau
die Tränen.
(aus "Deutschlandreise 1973", veröffentlicht in deutsch in: Ernesto Cardenal, Aus Sternen geboren, Das Poetische Werk I, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2012)
Siehe auch:
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Uni Wuppertal an Ernesto Cardenal
„Türme Gottes! Dichter!“
Laudatio von Ottmar Ette in NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23614
Aus dem Buch von der Liebe
Leidenschaft, unendlich
Von Ernesto Cardenal
NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23607
Fotogalerie
Ernesto Cardenal auf Lesereise durch Deutschland
Die Liebe zu Gott brachte mich zur Revolution
NRhZ 604 vom 15.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23625
Aus dem poetischen Werk "Aus Sternen geboren"
Gebet für Marilyn Monroe
Von Ernesto Cardenal
NRhZ 604 vom 15.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23630
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