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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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72 Jahre nach dem Tag des Sieges über den Faschismus
Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit
Von Andreas Maluga (Fotos und Text)

April 1945. In der Uniform eines sowjetischen Leutnants kommt der 19-jährige Deutsche Gregor Hecker in seine Heimat zurück. Er war acht, als seine Eltern mit ihm nach Moskau emigrieren mussten. Vom 16. April bis 2. Mai fährt er im sowjetischen Militärfahrzeug auf dem Weg der 48. Armee von der Oder nördlich an Berlin vorbei. Mit einem Lautsprecher fordert Gregor die noch vereinzelt kämpfenden Soldaten zur Kapitulation auf. Einige zeigen Einsicht in die aussichtslose Lage und ergeben sich, andere antworten mit Schüssen. Täglich begegnet Gregor Menschen unterschiedlicher Art, hoffnungsvollen, verwirrten, verzweifelten. Bei seinen russischen Freunden fühlt er sich zu Hause, viele der Deutschen geben ihm Rätsel auf. Langsam begreift er, dass es „die Deutschen“ nicht gibt. Er trifft einfache Leute, Mitläufer, Rückversicherer, Überläufer, Durchhaltefanatiker, eingefleischte Faschisten. Die erste Begegnung mit aus dem Konzentrationslager befreiten Antifaschisten wird für ihn zu einem bewegenden Erlebnis. Und als sein Freund Sascha bei einem letzten Kampfeinsatz fällt, steht für den erschütterten Gregor fest, dass er hier am Aufbau eines anderen, besseren Deutschlands wirken wird.


Am sowjetischen Ehrenmal Berlin-Treptow am 9. Mai 2017 – Kränze der offiziellen Delegationen aus den ehemals sowjetischen Teilrepubliken (alle Fotos: Andreas Maluga)


Tausende Menschen gedachten den ganzen Tag an den Sieg über den Faschismus im Treptower Park


Über 200 russische Biker schafften den Weg zum sowjetischen Ehrenmal in Treptow, um Kränze in der Gedenkhalle des Mahnmals nieder zu legen. Unterstützer des russischen Motorradclubs „Nachtwölfe“ waren u.a. aus Polen, Serbien, Slowenien, Bulgarien und Mazedonien angereist


Die Installation des großen Transparentes „Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten!“ durch das DDR-Kabinett-Bochum


Tausende Menschen gedachten den ganzen Tag an den Sieg über den Faschismus im Treptower Park


Andreas Maluga, Vorsitzender DDR-Kabinett-Bochum e.V. zeigt Solidarität mit dem antifaschistischen Widerstand in den Volksrepubliken im Donbass


Erinnerung an gefallene Rotarmisten im Kampf um die Befreiung Berlins


Das Banner des Sieges am Fuße des sowjetischen Ehrenmals


Über 200 russische Biker und Unterstützer des russischen Motorradclubs „Nachtwölfe“ u.a. aus Polen, Serbien, Slowenien, Bulgarien und Mazedonien


Am sowjetischen Ehrenmal Berlin-Treptow am 9. Mai 2017


Über 200 russische Biker und Unterstützer des russischen Motorradclubs „Nachtwölfe“ u.a. aus Polen, Serbien, Slowenien, Bulgarien und Mazedonien


Die Installation des großen Transparentes „Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten!“ durch das DDR-Kabinett-Bochum fand große Zustimmung…


Am sowjetischen Ehrenmal Berlin-Treptow am 9. Mai 2017


Am sowjetischen Ehrenmal Berlin-Treptow am 9. Mai 2017


„Sowjetfahnen sieht man besser“ – Aktion des DDR-Kabinett-Bochum


Sowjetisches Ehrenmal Berlin-Treptow am 9. Mai 2017


„Sowjetfahnen sieht man besser“ – Aktion des DDR-Kabinett-Bochum


Sowjetisches Ehrenmal Berlin-Treptow am 9. Mai 2017


Nicht Militarismus, sondern Hochachtung für die sowjetischen Soldaten um die Befreiung vom Faschismus


Gregor Hecker leistet eine Arbeit, die ungezählte deutsche Kommunisten an allen Fronten des Krieges leisteten: sie versuchten wie der junge „deutsche Rotarmist“ im Film „Ich war 19“ von Konrad Wolf die in aussichtsloser Lage befindlichen deutschen Soldaten zum Aufgeben zu bewegen.

Auch Heinz Keßler war einer, der diese Aufgabe an der Seite der Roten Armee erfüllte. Heinz Keßler ist am 2. Mai 2017 im Alter von 97 verstorben. Mit Heinz verlieren wir einen schwer zu ersetzenden, treuen Kämpfer. Seine Lebensleistungen im Kampf gegen den Hitlerfaschismus, dem Aufbau eines besseren Deutschland, seine vielzähligen Funktionen in der Staats- und Parteiführung der Deutschen Demokratischen Republik - zuletzt als Armeegeneral und Minister für Nationale Verteidigung - verdienen hohe Anerkennung und Hochachtung.

Seine bis ins hohe Alter scharfsinnige und sachkundige Analyse der politischen Lage in Deutschland und in der Welt wird uns auch in Zukunft in Erinnerung bleiben. In den vergangenen 28 Jahren nach der Konterrevolution in der DDR hat er sich konsequent mit dem herrschenden Zeitgeist auseinandergesetzt. Der gewollten Delegitimierung der DDR ist er mit seiner beeindruckenden Rede vor dem Gericht der Klassenjustiz offensiv entgegengetreten. Heinz war ein unbeugsamer Kämpfer für Frieden und Antifaschismus und standhafter Kommunist.

Mit unserer Arbeit im DDR-Kabinett-Bochum war Heinz Keßler von Beginn an solidarisch verbunden und jede einzelne Begegnung mit ihm wird uns tief im Gedächtnis bleiben. Wir verneigen uns mit größter Hochachtung vor ihm und werden Heinz stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Ich habe das Glück, in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der ich als Kind bereits von meinen christlich-humanistischen Eltern vermittelt bekommen habe, dass der 8. Mai 1945, dass die vollständige militärische Niederlage des Deutschen Reichs im 2. Weltkrieg nichts ist, was wir bedauern müssen.

Egal ob die Menschen dies damals bereits so verstanden, weil sie die Herrschaft des deutschen Faschismus ablehnten oder ob sie 1945 noch verblendet waren von 12 Jahren Propaganda und noch mehr Jahren Militarismus, Antikommunismus und Demokratiefeindlichkeit – nach 1945 hätten alle Menschen sehen können und verstehen können, was der Faschismus an der Macht in Deutschland und Europa bedeutete. Nach 1945 gab es keine Entschuldigung mehr, betrübt zu sein, über das Ende der Verbrechen, über das Ende des von Deutschen begonnen Angriffskriegs, über das Ende des Völkermords an den in Europa lebenden Juden, über das Ende der Verschleppung und Versklavung zigtausender Zwangsarbeiter – also über das Ende der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Für jeden, der nicht selbst von solchen Verbrechen profitieren wollte – das haben mir meine Eltern vermittelt – wäre zumindest nach 1945 begreifbar gewesen, dass der 8. Mai ein Tag der Befreiung war.

Wir wissen, dass diese Tatsache und im grundsätzlichen Gegensatz zur DDR, es für Viele in der Bundesrepublik nicht so war.

Während in der Bundesrepublik die Vertreter der großen Konzerne - Siemens, Krupp, Flick, Deutsche Bank, IG Farben - von ihrer Kriegsschuld freigesprochen wurden, alte und neue Faschisten in höchste Ämter des Staats einziehen konnten und das Kommando über die Bundeswehr führten, wurden in der DDR die preußischen Junker und die Monopole enteignet und die Arbeiterbewegung wiedervereinigt. Kommunisten, Sozialdemokraten, Antifaschisten und Widerstandskämpfer übernahmen das Land und begannen aufzuräumen in den Ämtern, Betrieben und in den deutschen Köpfen.

Während die westlichen Alliierten eine Zerstückelung Deutschlands planten, verteidigte die Führung der Sowjetunion die Einheit Deutschlands.

Während die Sowjetunion schon 1943 in Jalta eine Friedensordnung vorstellte, begann spätestens mit Gründung der Bundesrepublik, der Kalte Krieg gegen die Sowjetunion und die im Entstehen begriffenen Sozialistischen Staaten.

So dauerte es vierzig Jahre, bis erstmals 1985 mit dem damaligen Bundespräsidenten Weizsäcker, ein offizieller Repräsentant dieses Staats sich öffentlich zum 8. Mai als einen Tag der Befreiung bekannte.

Für mich, aber auch für das DDR-Kabinett-Bochum e.V. , ist es eine Selbstverständlichkeit, den 8. Mai, als Tag der Befreiung vom Faschismus und den 9. Mai, als Tag des Sieges über den Faschismus zu würdigen und zu gedenken.

Als Tag, der das Ende der faschistischen Barbarei in Deutschland und Europa markiert.

Als Tag, an dem leider nicht die deutsche Bevölkerung selber sich vom Faschismus befreite – sondern es bedurfte- insbesondere die Anstrengungen der Sowjetunion und ihrer ruhmreichen Roten Armee.

So werden wir auch in diesem Jahr am 9. Mai am sowjetischen Ehrenmal in Treptow sein. Die Fahne der Sowjetunion ist für uns ein Symbol der Befreiung vom Faschismus. Mit ihr wollen wir nicht nur unseren Dank dafür zum Ausdruck bringen. Ebenso gedenken wir der unermesslichen Opfer, die den Völkern der Sowjetunion dieser Kampf gekostet hat, um weite Teile Europas und auch Deutschland von der Unterdrückung und Ausplünderung durch den deutschen Imperialismus und seinem Mordregime zu befreien.

Wir tun es nicht aus rückwärtsgewandter Nostalgie, sondern weil wir als Kommunisten, Sozialisten und Demokraten einstehen für eine Welt ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, ohne profitgierige Ausplünderung der Natur und für eine Welt, in der jeder jeden unabhängig von seiner Hautfarbe und sozialen Herkunft achtet. Dafür braucht es den Frieden weltweit. Hier in Europa gibt es nur eine Chance, ihn zu erhalten: die Solidarität mit den Völkern der Russischen Föderation.

Doch der deutsche Imperialismus reißt sein bluttriefendes Maul wieder weit auf, weil es die nicht mehr gibt, die es ihm einst schlossen und ihn zumindest zeitweilig an die Kette legen konnten. Wieder rüstet er sich gegen Russland, im Verein mit den ehemaligen westlichen Siegermächten, die ihn erst geschützt und dann gestärkt haben. Nun stehen sie wieder aggressiv vor den Grenzen Russlands.

In der Ukraine erleben wir in unseren Tagen die Wiederauferstehung des Faschismus als staatliches System, in dem rassistische, nationalistische und faschistische Bewegungen geduldet und gefördert werden. Unterstützt durch die Regierungen des so genannten „demokratischen“ Europa.

Lasst uns nicht schweigend zusehen. Lasst uns gemeinsam das scheinbar Unmögliche versuchen, dem Treiben des Imperialismus ein Ende zu setzen und damit den Krieg, den Hunger und die Not, als Wurzel des Faschismus, von dieser Erde zu verbannen.

Erinnern wir uns dabei was die Gefangenen des KZ Buchenwalds nach ihrer Selbstbefreiung im April 1945 geschworen haben:

Wir Buchenwalder,
Russen, Franzosen, Polen, Tschechen, Slovaken und Deutsche, Spanier, Italiener und Österreicher, Belgier und Holländer, Engländer, Luxemburger, Rumänen, Jugoslaven und Ungarn kämpften gemeinsam gegen die SS, gegen die nazistischen Verbrecher, für unsere eigene Befreiung.
Uns beseelte eine Idee: Unsere Sache ist gerecht – Der Sieg muß unser sein!
Wir führten in vielen Sprachen den gleichen, harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende.
Noch wehen Hitlerfahnen!
Noch leben die Mörder unserer Kameraden!
Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!
Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens:
Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.


Der hier wiedergegebene Text entstammt einer Rede, die Andreas Maluga, Vorsitzender des DDR-Kabinett-Bochum e.V., bei einer Veranstaltung der BüSGM am 7. Mai 2017 in Berlin gehalten hat.


Siehe auch:

Ansprache zum Tag des Sieges, 9. Mai 2017
Frieden, Zusammenarbeit und Freundschaft mit Russland!
Von Klaus Hartmann
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23810

Aus den "Kalendergeschichten des rheinischen Widerstandsforschers"
Die kluge Mutter
Von Erasmus Schöfer
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23806

Online-Flyer Nr. 613  vom 17.05.2017

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