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Antifaschistische Hafentage in Hamburg, 19. bis 21. Mai 2017
Gegen Faschismus und Krieg gestern und heute
Von Arbeiterfotografie
Die Antifaschistischen Hafentage 2017 boten Veranstaltungen unterschiedlicher Art und Themen. Einigender Gedanke war der Kampf gegen Faschismus und Krieg gestern wie auch heute. Schwerpunkt war der 80. Jahrestag der Vernichtung der baskischen Stadt Gernika (Guernica). Daran wurde mit einer Antikriegskundgebung in der Innenstadt Hamburgs erinnert. Es gab eine Veranstaltung zum neu erschienenen Buch „Frauen im Spanischen Krieg“. Den Abschluss bildete die legendäre Hafenrundfahrt – in diesem Jahr zum Thema Widerstand und Spanischer Krieg.
80. Jahrestag der Bombardierung Gernikas - Antikriegsveranstaltung gegen die Kriege und Massaker von heute (alle Fotos und Text: Arbeiterfotografie/Steidinger)
Die Auftaktveranstaltung zu den 7. Antifaschistischen Hafentage in Hamburg bildete am Freitagabend, 19.05.2017, im Hamburger Gewerkschaftshaus, am Besenbinderhof, die Vorstellung des Buches von Ingrid Schiborowski und Anita Kochnowksi über "Frauen und der Spanische Krieg 1936-1939", in dem sie in mühevoller Kleinarbeit weit über 3.000 biographische Daten von Frauen aus Deutschland und vielen anderen Ländern gesammelt und aufgearbeitet haben. Der Abend wurde umrahmt mit Liedern gegen Faschismus, Krieg und Ausbeutung durch die Musikgruppe Sokugayu.
Für Samstagvormittag war eine „Demo mit Inszenierung aus Tanz, Gesang, Wort und Klang“ mit internationalen Teilnehmern aus Spanien, Belgien, Großbritannien, Irland, Niederlande und Dänemark angesagt.
Beginnend am „Deserteursdenkmal“ – die Demo wurde auf dem Weg zum Rathausmarkt begleitet von Geräuschen, die im Krieg alltäglich waren. Es handelte sich um Kriegsgeräusche, wie Maschinengewehrlärm, Kettenrasseln von Panzerketten und Geräusche von angreifenden Kriegsflugzeugen.
Schwerpunkt war der 80. Jahrestag der Vernichtung der baskischen Stadt Gernika (Guernica) und das Gedenken an all die Massaker weltweit, die danach noch gekommen sind (Kundus, Ramadi, Kobane, Mossul, Nimrud, Donezk, Aleppo u.a) – klar man hätte gar nicht so viele Schilder schleppen können, wie es Massaker gab, die die Welt nach der Massenvernichtung der Nazis erleben durfte.
Trotzdem – Alle vereinte ein Gedanke – der Kampf gegen Faschismus und Krieg, gestern wie auch heute.
Über den Jungfernstieg vorbei an der „shoppenden Meute“ und „sightseeing-geilen Turis“ zum „Heinedenkmal“ auf dem Rathausmarkt. Zufällig aufgeschnappter Kommentar von nem shoppenden lässig gekleideten Pärchen: „Und für so was werden unsere Steuergelder ausgegeben“ – dümmer geht’s nümmer!
Nachdem an der vorgesehenen Stelle die Inszenierung aus Tanz und Gesang nicht stattfinden konnte, da wohl die zuständige Behörde exakt da eine zweite Demo „Gegen die Gewalt und den Hunger in Venezuela“ genehmigt hatte, musste man improvisieren und weiterziehen.
Die baskische Gruppe Euskal Herriaren Lagunak (geführt von Isabel Marin Arrizabalaga, Hamburg) hatte die Choreografie erstellt, die aus vier Elementen in Form von Pantomimefiguren bestand und folgendes ausdrücken sollte: Angst (vor Krieg und Bomben) - Nein und Widerstand – Freiheit durch das Bild des Vogels als Metapher – Verwurzelung durch Darstellung eines Baums als Synonym.
Eine der vier Szenen: der Baum als Synonym für „Verwurzelung“ nimmt Bezug zum dem „Gernikako Arbola“, dem Baum von Gernika auf, der die traditionelle Freiheit des Baskenlandes symbolisiert. Dieser Baum, eine Eiche, wurde im 14. Jahrhundert gepflanzt und überdauerte 450 Jahre und wurde danach durch mehrere Generationen neu ersetzt. Der aktuelle Baum, die fünfte Generation, wurde im Alter von 14 Jahren im März 2015 gesetzt.
Der Baum der dritten Generation in der Erbfolge (1858-2004) wurde im Jahr 1860 neu gesetzt, überstand den Luftangriff auf Gernika im Jahre 1937 – starb jedoch an Pilzbefall. Die Gärtner der Verwaltung von Bizkaia hatten aber mehrere aus den Eicheln des Baumes gezüchtete Baumexemplare zum Neusetzen.
Die Bedeutung des Baumes wird durch einen Zwischenfall beschrieben, der sich kurz nach der Bombardierung Gernikas ereignete. Als die Franco -Truppen die Stadt einnahmen, bildeten Freiwillige aus Bizkaia bewaffnete Wachen um den Baum herum, um ihn gegen die Falangisten zu beschützen, die dieses Symbol des Baskischen Nationalismus fällen wollten.
Im Anschluss an das Programm vor dem „Heinedenkmal“ legte eine kleine Abordnung in Gedenken an die von den Nazis ermordeten Bürgerschaftsabgeordneten Blumen an den „Stolpersteinen“ vor dem Rathausportal ab.
Seit 2002 machen auch in Hamburg „Stolpersteine“ auf ermordete Menschen aus der Hansestadt aufmerksam. Bis heute wurden weit mehr als 5000 Stolpersteine in Hamburg verlegt.
20 Stolpersteine finden sich zum Beispiel neben dem Eingangsportal des Rathauses. Sie erinnern an Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft, die der nationalsozialistische Terror in der Zeit von 1931 bis 1945 das Leben kostete. Sie wurden ermordet, hingerichtet oder starben in Konzentrationslagern.
Die 20 Stolpersteine vor dem Rathaus erinnern an zwölf Kommunisten, fünf Sozialdemokraten und je einen Abgeordneten der Deutschen Staatspartei und der Wirtschaftspartei, darunter an den früheren KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann, an die führenden Köpfe des kommunistischen Widerstands, Bernhard Bästlein und Franz Jacob, und an den Sozialdemokrat Theodor Haubach, der zum Widerstandskreis vom 20. Juli 1944 gehörte.
Den Abschluss der „7.Antifaschistischen Hafentage“ bildete, wie könnte es anders sein, eine alternative Hafenrundfahrt – die „Antifaschtische Hafenrundfahrt“.
Die „Antifaschtische Hafenrundfahrt“ ging in die verschiedenen Teile des Hamburger Hafens, die in Verbindung standen mit dem „antifaschistischen Kampf“ und der Verfolgung durch das Nazi-Regime.
Was hätte man alles mit dem Geld machen können zum Wohle von Menschen – man darf gar nicht darüber nachdenken.
„NO PASARAN“ - „Sie werden nicht durchkommen!“ – der berühmte Ausspruch wird Dolores Ibárruri Gómez (genannt La Pasionaria ) zugesprochen. Geboren in der Region Bizkaya im Baskenland war sie eine spanische Revolutionärin und Politikerin der Arbeiterbewegung, Abgeordnete der Kommunistischen Partei (PCE) im spanischen Parlament und eine wichtige Protagonistin des Spanischen Bürgerkriegs 1936–1939.
Während der Barkassenfahrt wurden Zeitdokumente vorgelesen und berichtet, wie die Nazis nach der Machtübernahme versuchten, den Hamburger Hafen in ihre Gewalt zu bringen und wie von hier aus die Hitlersche Kriegsmaschinerie die Unterstützung der Falangisten und Francos vorangetrieben hat. Ebenso hörten die Teilnehmer, engagiert wider das Vergessen in ihren Heimatländern, wie auf mannigfache Art und Weise mutige und überzeugte Hafenarbeiter versuchten dem Nazi-Regimes Widerstand entgegenzusetzen – sei es durch Sabotage, sei es durch Verweigerung oder andere Formen des Widerstandes.
Während der Rundfahrt passierte die Barkasse die Stelle von der aus der Hapag-Dampfer „St.Louis“ am 13. Mai 1939 den Hamburger Hafen Richtung „Neue Welt“ verlies. (mehr dazu weiter unten)
An dieser „Ecke“ des Hafens wurde die „Antifaschistische Hafenrundfahrt“ kurz unterbrochen mit einer Gedenkminute für all die Hafenarbeiter und Zwangsarbeiter, die im Kampf gegen das menschenverachtende Naziregime ihr Leben auf Spiel gesetzt hatten oder umgebracht worden waren. Danach wurden zum Gedenken rote Nelken über Bord geworfen.
Neben all der Erinnerung und dem Gedenken darf natürlich auch ein kleiner Schluck nicht zu kurz kommen.
Sie können ’s nicht lassen – wer erinnert sich eigentlich noch der Worte „Nie wieder Krieg mit uns“ – heute heißt es wohl eher „Nie wieder Krieg ohne uns“ – und wenn wir schon nicht mitmachen dürfen, dann wollen wir wenigstens „Schiffchen“ bauen zum Kriegführen oder Waffen exportieren – „Sichert doch Arbeitsplätze!“
Vorbei an Dock 11 mit „Cape Maria“ – wie lange wird Hamburg wohl noch stolz seine Docks zeigen können.
Ein letzter Blick auf Hamburgs neuestes Lieblingskind – Objekt von naivem Stolz und kleinbürgerlichem Patriotismus bei zunehmender Verarmung in der Bevölkerung auf der einen Seite und verschwenderischem Egoismus auf der anderen Seite – manche allerdings sagen auch: Ort höchsten Kunstgenusses – naja.
Während der Hafenrundfahrt passierte die Barkasse die Stelle von der aus der Hapag-Dampfer „St.Louis“ am 13. Mai 1939 den Hamburger Hafen Richtung „Neue Welt“ verlies. Auf der Brücke stand damals der aus Schleswig-Holstein stammende Kapitän Gustav Schröder, als eine Musikkapelle vor dem Schuppen 76 zum Abschied "Muss i denn zum Städtele hinaus" spielte. Noch ahnten weder Crew noch Passagiere, dass aus dieser Reise eine Irrfahrt werden sollte.
Die „St.Louis“ war im Nordatlantikdienst von Hamburg nach Halifax und New York eingesetzt gewesen und unternahm ausserdem Kreuzfahrten von jeweils 16-17 Tagen Dauer zu den Kanarischen Inseln, nach Madeira und nach Marokko. Ab 1934 wurde sie im Sommer auch vom Amt für Reisen, Wandern und Urlaub (RWU) der NS-Organisation Kraft durch Freude (KdF) gechartert, um mit jeweils 900 Urlaubern an Bord "KdF-Reisen" nach Norwegen durchzuführen.
Der Weltöffentlichkeit wurde die St. Louis bekannt durch ihre Irrfahrt mit jüdischen Emigranten (ausnahmslos deutsche Juden, die nach den gewalttätigen Ausschreitungen der Reichspogromnacht aus dem nationalsozialistischen Deutschland auswandern wollten)
Das Schiff verließ am 13. Mai 1939 Hamburg zu einer Sonderfahrt mit Ziel Kuba. An Bord befanden sich 937 Passagiere. Am 27. Mai 1939 erreichte das Schiff Havanna, wo es in der Bucht ankerte, da die kubanische Regierung das Anlegen am Pier verweigerte (merke: nicht das sozialistische Kuba). Die kubanischen Visa-Bestimmungen waren kurz zuvor geändert worden, und die Behörden verweigerten die Einreise.
Nach einer qualvollen Wartezeit von Mitte Mai bis Mitte Juni 1939 musste die „St.Louis“ schließlich mit nahezu sämtlichen Passgieren wieder zurück nach Europa, wo die Regierungen von Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien zur Aufnahme der Emigranten bereit waren.
Mit der Besetzung Belgiens, der Niederlande und Frankreichs durch die Wehrmacht im Sommer 1940 geriet die Mehrzahl der in Belgien, den Niederlanden und Frankreich aufgenommenen Emigranten jedoch in den Herrschaftsbereich des NS-Regimes. Soweit bekannt wurden 254 von ihnen Opfer im Holocaust.
Nachtrag:
Unerwähnt blieben eine Veranstaltung am Samstagabend im Kölibri auf St. Pauli – von manchen als Highlight gesehen, bei der versucht wurde den Bogen vom historischen antifaschistischen Kampf bis heute zu spannen. Die Refugees Band "Lampedusa Moongroove", aktuelle Berichte junger antifaschistischer Kämpfer, Berichte der ausländischen Besucher usw., erzeugten neben Vorträgen eine „Aufbruchstimmung“ und Motivation für aktuelle und zukünftige „Kämpfe“.
Ebenso wurden die Besuche der Gedenkstätten Bullenhuser Damm und Ernst Thälmann am Sonntag nicht extra erwähnt. Beides Gedenkstätten mit unersetzlichem Wert und Symbolgehalt für die deutsche Arbeiterbewegung.
Veranstalter der Antifaschistischen Hafentage Hamburg „Wolf Hoffmann: Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V., Hamburg Inhaltliche Vorbereitung u.a. Hamburger Freundinnen und Freunde der XI. Internationalen Brigade in Kooperation mit dem Verein Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. (KFSR), der ArbeitsGemeinschaft Deutsch-Ausländische Zusammenarbeit e.V. (AGDAZ), sowie Antifaschistinnen und Antifaschisten nicht nur aus Hamburg.
Unterstützer: Deutscher Freidenker-Verband Landesverband Nord e.V., Wohn- und Ferienheim Heideruh e.V., Gedenkstätte Ernst Thälmann Hamburg, Freundeskreis „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ e.V., Ziegenhals, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesvereinigung Hamburg.
Online-Flyer Nr. 614 vom 24.05.2017
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Antifaschistische Hafentage in Hamburg, 19. bis 21. Mai 2017
Gegen Faschismus und Krieg gestern und heute
Von Arbeiterfotografie
Die Antifaschistischen Hafentage 2017 boten Veranstaltungen unterschiedlicher Art und Themen. Einigender Gedanke war der Kampf gegen Faschismus und Krieg gestern wie auch heute. Schwerpunkt war der 80. Jahrestag der Vernichtung der baskischen Stadt Gernika (Guernica). Daran wurde mit einer Antikriegskundgebung in der Innenstadt Hamburgs erinnert. Es gab eine Veranstaltung zum neu erschienenen Buch „Frauen im Spanischen Krieg“. Den Abschluss bildete die legendäre Hafenrundfahrt – in diesem Jahr zum Thema Widerstand und Spanischer Krieg.
80. Jahrestag der Bombardierung Gernikas - Antikriegsveranstaltung gegen die Kriege und Massaker von heute (alle Fotos und Text: Arbeiterfotografie/Steidinger)
Die Auftaktveranstaltung zu den 7. Antifaschistischen Hafentage in Hamburg bildete am Freitagabend, 19.05.2017, im Hamburger Gewerkschaftshaus, am Besenbinderhof, die Vorstellung des Buches von Ingrid Schiborowski und Anita Kochnowksi über "Frauen und der Spanische Krieg 1936-1939", in dem sie in mühevoller Kleinarbeit weit über 3.000 biographische Daten von Frauen aus Deutschland und vielen anderen Ländern gesammelt und aufgearbeitet haben. Der Abend wurde umrahmt mit Liedern gegen Faschismus, Krieg und Ausbeutung durch die Musikgruppe Sokugayu.
Für Samstagvormittag war eine „Demo mit Inszenierung aus Tanz, Gesang, Wort und Klang“ mit internationalen Teilnehmern aus Spanien, Belgien, Großbritannien, Irland, Niederlande und Dänemark angesagt.
Beginnend am „Deserteursdenkmal“ – die Demo wurde auf dem Weg zum Rathausmarkt begleitet von Geräuschen, die im Krieg alltäglich waren. Es handelte sich um Kriegsgeräusche, wie Maschinengewehrlärm, Kettenrasseln von Panzerketten und Geräusche von angreifenden Kriegsflugzeugen.
Schwerpunkt war der 80. Jahrestag der Vernichtung der baskischen Stadt Gernika (Guernica) und das Gedenken an all die Massaker weltweit, die danach noch gekommen sind (Kundus, Ramadi, Kobane, Mossul, Nimrud, Donezk, Aleppo u.a) – klar man hätte gar nicht so viele Schilder schleppen können, wie es Massaker gab, die die Welt nach der Massenvernichtung der Nazis erleben durfte.
Trotzdem – Alle vereinte ein Gedanke – der Kampf gegen Faschismus und Krieg, gestern wie auch heute.
Über den Jungfernstieg vorbei an der „shoppenden Meute“ und „sightseeing-geilen Turis“ zum „Heinedenkmal“ auf dem Rathausmarkt. Zufällig aufgeschnappter Kommentar von nem shoppenden lässig gekleideten Pärchen: „Und für so was werden unsere Steuergelder ausgegeben“ – dümmer geht’s nümmer!
Nachdem an der vorgesehenen Stelle die Inszenierung aus Tanz und Gesang nicht stattfinden konnte, da wohl die zuständige Behörde exakt da eine zweite Demo „Gegen die Gewalt und den Hunger in Venezuela“ genehmigt hatte, musste man improvisieren und weiterziehen.
Die baskische Gruppe Euskal Herriaren Lagunak (geführt von Isabel Marin Arrizabalaga, Hamburg) hatte die Choreografie erstellt, die aus vier Elementen in Form von Pantomimefiguren bestand und folgendes ausdrücken sollte: Angst (vor Krieg und Bomben) - Nein und Widerstand – Freiheit durch das Bild des Vogels als Metapher – Verwurzelung durch Darstellung eines Baums als Synonym.
Eine der vier Szenen: der Baum als Synonym für „Verwurzelung“ nimmt Bezug zum dem „Gernikako Arbola“, dem Baum von Gernika auf, der die traditionelle Freiheit des Baskenlandes symbolisiert. Dieser Baum, eine Eiche, wurde im 14. Jahrhundert gepflanzt und überdauerte 450 Jahre und wurde danach durch mehrere Generationen neu ersetzt. Der aktuelle Baum, die fünfte Generation, wurde im Alter von 14 Jahren im März 2015 gesetzt.
Der Baum der dritten Generation in der Erbfolge (1858-2004) wurde im Jahr 1860 neu gesetzt, überstand den Luftangriff auf Gernika im Jahre 1937 – starb jedoch an Pilzbefall. Die Gärtner der Verwaltung von Bizkaia hatten aber mehrere aus den Eicheln des Baumes gezüchtete Baumexemplare zum Neusetzen.
Die Bedeutung des Baumes wird durch einen Zwischenfall beschrieben, der sich kurz nach der Bombardierung Gernikas ereignete. Als die Franco -Truppen die Stadt einnahmen, bildeten Freiwillige aus Bizkaia bewaffnete Wachen um den Baum herum, um ihn gegen die Falangisten zu beschützen, die dieses Symbol des Baskischen Nationalismus fällen wollten.
Im Anschluss an das Programm vor dem „Heinedenkmal“ legte eine kleine Abordnung in Gedenken an die von den Nazis ermordeten Bürgerschaftsabgeordneten Blumen an den „Stolpersteinen“ vor dem Rathausportal ab.
Seit 2002 machen auch in Hamburg „Stolpersteine“ auf ermordete Menschen aus der Hansestadt aufmerksam. Bis heute wurden weit mehr als 5000 Stolpersteine in Hamburg verlegt.
20 Stolpersteine finden sich zum Beispiel neben dem Eingangsportal des Rathauses. Sie erinnern an Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft, die der nationalsozialistische Terror in der Zeit von 1931 bis 1945 das Leben kostete. Sie wurden ermordet, hingerichtet oder starben in Konzentrationslagern.
Die 20 Stolpersteine vor dem Rathaus erinnern an zwölf Kommunisten, fünf Sozialdemokraten und je einen Abgeordneten der Deutschen Staatspartei und der Wirtschaftspartei, darunter an den früheren KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann, an die führenden Köpfe des kommunistischen Widerstands, Bernhard Bästlein und Franz Jacob, und an den Sozialdemokrat Theodor Haubach, der zum Widerstandskreis vom 20. Juli 1944 gehörte.
Den Abschluss der „7.Antifaschistischen Hafentage“ bildete, wie könnte es anders sein, eine alternative Hafenrundfahrt – die „Antifaschtische Hafenrundfahrt“.
Die „Antifaschtische Hafenrundfahrt“ ging in die verschiedenen Teile des Hamburger Hafens, die in Verbindung standen mit dem „antifaschistischen Kampf“ und der Verfolgung durch das Nazi-Regime.
Was hätte man alles mit dem Geld machen können zum Wohle von Menschen – man darf gar nicht darüber nachdenken.
„NO PASARAN“ - „Sie werden nicht durchkommen!“ – der berühmte Ausspruch wird Dolores Ibárruri Gómez (genannt La Pasionaria ) zugesprochen. Geboren in der Region Bizkaya im Baskenland war sie eine spanische Revolutionärin und Politikerin der Arbeiterbewegung, Abgeordnete der Kommunistischen Partei (PCE) im spanischen Parlament und eine wichtige Protagonistin des Spanischen Bürgerkriegs 1936–1939.
Während der Barkassenfahrt wurden Zeitdokumente vorgelesen und berichtet, wie die Nazis nach der Machtübernahme versuchten, den Hamburger Hafen in ihre Gewalt zu bringen und wie von hier aus die Hitlersche Kriegsmaschinerie die Unterstützung der Falangisten und Francos vorangetrieben hat. Ebenso hörten die Teilnehmer, engagiert wider das Vergessen in ihren Heimatländern, wie auf mannigfache Art und Weise mutige und überzeugte Hafenarbeiter versuchten dem Nazi-Regimes Widerstand entgegenzusetzen – sei es durch Sabotage, sei es durch Verweigerung oder andere Formen des Widerstandes.
Während der Rundfahrt passierte die Barkasse die Stelle von der aus der Hapag-Dampfer „St.Louis“ am 13. Mai 1939 den Hamburger Hafen Richtung „Neue Welt“ verlies. (mehr dazu weiter unten)
An dieser „Ecke“ des Hafens wurde die „Antifaschistische Hafenrundfahrt“ kurz unterbrochen mit einer Gedenkminute für all die Hafenarbeiter und Zwangsarbeiter, die im Kampf gegen das menschenverachtende Naziregime ihr Leben auf Spiel gesetzt hatten oder umgebracht worden waren. Danach wurden zum Gedenken rote Nelken über Bord geworfen.
Neben all der Erinnerung und dem Gedenken darf natürlich auch ein kleiner Schluck nicht zu kurz kommen.
Sie können ’s nicht lassen – wer erinnert sich eigentlich noch der Worte „Nie wieder Krieg mit uns“ – heute heißt es wohl eher „Nie wieder Krieg ohne uns“ – und wenn wir schon nicht mitmachen dürfen, dann wollen wir wenigstens „Schiffchen“ bauen zum Kriegführen oder Waffen exportieren – „Sichert doch Arbeitsplätze!“
Vorbei an Dock 11 mit „Cape Maria“ – wie lange wird Hamburg wohl noch stolz seine Docks zeigen können.
Ein letzter Blick auf Hamburgs neuestes Lieblingskind – Objekt von naivem Stolz und kleinbürgerlichem Patriotismus bei zunehmender Verarmung in der Bevölkerung auf der einen Seite und verschwenderischem Egoismus auf der anderen Seite – manche allerdings sagen auch: Ort höchsten Kunstgenusses – naja.
Während der Hafenrundfahrt passierte die Barkasse die Stelle von der aus der Hapag-Dampfer „St.Louis“ am 13. Mai 1939 den Hamburger Hafen Richtung „Neue Welt“ verlies. Auf der Brücke stand damals der aus Schleswig-Holstein stammende Kapitän Gustav Schröder, als eine Musikkapelle vor dem Schuppen 76 zum Abschied "Muss i denn zum Städtele hinaus" spielte. Noch ahnten weder Crew noch Passagiere, dass aus dieser Reise eine Irrfahrt werden sollte.
Die „St.Louis“ war im Nordatlantikdienst von Hamburg nach Halifax und New York eingesetzt gewesen und unternahm ausserdem Kreuzfahrten von jeweils 16-17 Tagen Dauer zu den Kanarischen Inseln, nach Madeira und nach Marokko. Ab 1934 wurde sie im Sommer auch vom Amt für Reisen, Wandern und Urlaub (RWU) der NS-Organisation Kraft durch Freude (KdF) gechartert, um mit jeweils 900 Urlaubern an Bord "KdF-Reisen" nach Norwegen durchzuführen.
Der Weltöffentlichkeit wurde die St. Louis bekannt durch ihre Irrfahrt mit jüdischen Emigranten (ausnahmslos deutsche Juden, die nach den gewalttätigen Ausschreitungen der Reichspogromnacht aus dem nationalsozialistischen Deutschland auswandern wollten)
Das Schiff verließ am 13. Mai 1939 Hamburg zu einer Sonderfahrt mit Ziel Kuba. An Bord befanden sich 937 Passagiere. Am 27. Mai 1939 erreichte das Schiff Havanna, wo es in der Bucht ankerte, da die kubanische Regierung das Anlegen am Pier verweigerte (merke: nicht das sozialistische Kuba). Die kubanischen Visa-Bestimmungen waren kurz zuvor geändert worden, und die Behörden verweigerten die Einreise.
Nach einer qualvollen Wartezeit von Mitte Mai bis Mitte Juni 1939 musste die „St.Louis“ schließlich mit nahezu sämtlichen Passgieren wieder zurück nach Europa, wo die Regierungen von Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien zur Aufnahme der Emigranten bereit waren.
Mit der Besetzung Belgiens, der Niederlande und Frankreichs durch die Wehrmacht im Sommer 1940 geriet die Mehrzahl der in Belgien, den Niederlanden und Frankreich aufgenommenen Emigranten jedoch in den Herrschaftsbereich des NS-Regimes. Soweit bekannt wurden 254 von ihnen Opfer im Holocaust.
Nachtrag:
Unerwähnt blieben eine Veranstaltung am Samstagabend im Kölibri auf St. Pauli – von manchen als Highlight gesehen, bei der versucht wurde den Bogen vom historischen antifaschistischen Kampf bis heute zu spannen. Die Refugees Band "Lampedusa Moongroove", aktuelle Berichte junger antifaschistischer Kämpfer, Berichte der ausländischen Besucher usw., erzeugten neben Vorträgen eine „Aufbruchstimmung“ und Motivation für aktuelle und zukünftige „Kämpfe“.
Ebenso wurden die Besuche der Gedenkstätten Bullenhuser Damm und Ernst Thälmann am Sonntag nicht extra erwähnt. Beides Gedenkstätten mit unersetzlichem Wert und Symbolgehalt für die deutsche Arbeiterbewegung.
Veranstalter der Antifaschistischen Hafentage Hamburg „Wolf Hoffmann: Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V., Hamburg Inhaltliche Vorbereitung u.a. Hamburger Freundinnen und Freunde der XI. Internationalen Brigade in Kooperation mit dem Verein Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. (KFSR), der ArbeitsGemeinschaft Deutsch-Ausländische Zusammenarbeit e.V. (AGDAZ), sowie Antifaschistinnen und Antifaschisten nicht nur aus Hamburg.
Unterstützer: Deutscher Freidenker-Verband Landesverband Nord e.V., Wohn- und Ferienheim Heideruh e.V., Gedenkstätte Ernst Thälmann Hamburg, Freundeskreis „Ernst-Thälmann-Gedenkstätte“ e.V., Ziegenhals, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesvereinigung Hamburg.
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