NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 24. November 2024  

zurück  
Druckversion

Literatur
Rechtfertigung militärischer Angriffe
Begründungen
Von Krysztof Daletski

Meinem Urgroßvater erzählten sie, dass der Feind
Mitten im Frieden das Land überfiel
Und es sei vaterländische Pflicht
Zu kämpfen.

Meinem Großvater sagten Sie, dass der Pole
überfallen habe den Sender Gleiwitz
Und dass die Heimat geschützt werden müsse
Vor Bolschewisten.

Meinem Vater erzählten Sie, der Vietnamese
Habe geschossen im Golf von Tonkin
Und dass die Freiheit bedroht sei
Durch Rote Gefahr.

Mir selbst sagten sie, der Iraker
Risse aus Brutkästen Babys heraus, und der Serbe
Plane ein neues Auschwitz. Da dürfe man
Doch nicht zusehn.

Jetzt sagen Sie meinen Kindern erneut,
Dass die anderen unmenschlich sind,
Damit es gerecht erscheint,
Wenn die Bomben fallen.

Ich aber wundere mich,
Dass das jedes mal wieder
So viele glauben.


Dieser Text ist zuvor in gesungener Form auf YouTube veröffentlicht worden:
https://www.youtube.com/watch?v=VVh1zgKSmKo




Collage: Krysztof Daletski


Erläuterungen

Schon seit der Antike ist die angreifende Seite bemüht, einen Krieg als gerecht erscheinen zu lassen („bellum justum“). Der Text greift ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit heraus:

1914
Der deutsche Kaiser erklärte: "Mitten im Frieden überfällt uns der Feind". Dazu notierte der Admiral G. von Müller: "Stimmung glänzend. Die Regierung hat eine glückliche Hand gehabt, uns als die Angegriffenen hinzustellen". (Wette: "1914: Deutscher Wille zum Zukunftskrieg." Blätter 1'14, pp. 41-53, 2014)

1939
Als polnische Soldaten verkleidet überfielen SS-Männer den Sender Gleiwitz. Kurz darauf erklärte Hitler Polen den Krieg und sagte im Reichstag: "Polen hat heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!" Zuvor hatte er geäußert: „Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht.“ (Grobe: "Der Überfall auf den Sender Gleiwitz 1939." aixpaix.de, 2014)

1964
Angeblich wurde der US-Zerstörer „Maddox“ im Golf von Tonkin von Nordvietnam beschossen, woraufhin die USA umgehend mit der „Tonkin-Resolution“ den Vietnam-Krieg eröffneten. Nach Auswertung historischer Dokumente schrieb dazu das Naval History Magazine (vol. 22/1, 2008): "High government officials distorted facts and deceived the American public about events that led to full U.S. involvement in the Vietnam War." Im Deutschlandfunk sagte Otto Langels dazu: „Der vermeintliche Beschuss der US-Marine im Golf von Tonkin 1964 durch Nordvietnamesen war reine Inszenierung. Die USA suchten einen Vorwand eine strategische Offensive zu beginnen.“ (DLF 02.08.2014)

1990
Die Tochter des kuwaitischen Botschafters behauptete als angebliche "Krankenschwester  Nayirah" vor dem US-Kongress, irakische Soldaten hätten in Kuwait Babys aus Brutkästen gerissen und auf dem Boden sterben lassen. Durch diese von der Marketingfirma Hill & Knowlton organisierte PR-Maßnahme wurde die US-Öffentlichkeit für den Angriff der USA auf den Irak gewonnen.(MacArthur: "Die Schlacht der Lügen: wie die USA den Golfkrieg verkauften." dtv 1993)

1999
Verteidigungsminister Scharping behauptete, die Serben würden "in Pristina ein Konzentrationslager einrichten". Außenminister Fischer sagte auf dem Parteitag der Grünen, gegen Jugoslawien sei ein Militärschlag erforderlich, weil er "gelernt habe: nie wieder Auschwitz". Dazu bemerkte NATO-Sprecher J. Shea gegenüber dem WDR: "Nicht nur Minister Scharping, auch Kanzler Schröder und Minister Fischer waren ein großartiges Beispiel für politische Führer, die nicht der öffentlichen Meinung hinterher rennen, sondern diese zu formen verstehen." (Angerer, Werth: "Es begann mit einer Lüge." WDR 2001)

heute
Einen Ausblick in Gegenwart und Zukunft bot eine Konferenz der NATO 2015 in Essen. Die Konferenzunterlagen empfehlen, zur Rechtfertigung von Militäroffensiven auf die mediale Verbreitung von Gräueltaten („atrocities“) des designierten Feindes zu setzen, weil sich andere Formen der „strategic communication“ nicht bewährt hätten. Wörtlich heißt es dazu, ein "Key Principle for NATO Strategic Communications" sei: "Emphasize the human rights aspects of the conflict. [...] In all future conflicts NATO should deploy sizable media teams to record and publicize the human rights abuses of the enemy and should bring evidence before the public immediately and continually." (JAPCC Read Ahead, Essen, 2015)


Siehe auch:

False Flag Terror
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zum 10. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001
NRhZ 318 vom 07.09.2011
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16904

16 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001
Ungereimtheiten der Terroranschläge vom 11. September 2001 aufklären
Von Heinrich Frei
NRhZ 628 vom 13.09.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24135

"Kein Mensch mit Gehirn glaubt der offiziellen Darstellung zu 9/11"
Paul Craig Roberts - interviewt von Torsten Engelbrecht
NRhZ 628 vom 13.09.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24136

Online-Flyer Nr. 628  vom 13.09.2017

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE