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Hill & Knowlton nimmt Stellung zur "Brutkastenlüge" beim Irak-Krieg 1991
Verblüffend: Richtigstellung durch Bestätigung
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
In seinem Vortrag, den Klaus Hartmann am 2. September 2017 im Rahmen des Kolloquiums der Weltunion der Freidenker zum Thema Fake-News gehalten hat, kam er auch auf den Irak-Krieg 1991, den so genannten Golfkrieg, zu sprechen und darauf, wie er vorbereitet wurde – nämlich u.a. mittels der so genannten "Brutkastenlüge". Dabei erwähnte er die Rolle der PR-Agentur Hill & Knowlton. Die NRhZ hat diesen Vortrag am 27. September 2017 veröffentlicht. Und noch am selben Tag gab es eine "Richtigstellung" durch einen Vertreter des Düsseldorfer Büros von Hill & Knowlton – aber was für eine!
Videoaufzeichnung des Auftritts von Nayirah Al Sabah, der Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses am 10. Oktober 1990, bei dem sie unter Tränen die Brutkasten-Geschichte präsentiert (Quelle: WDR-Fernsehen, 24.9.2001)
Was Klaus Hartmann ausführte
Folgende Aussagen machte Klaus Hartmann: „Die Brutkastenlüge: Zur Einstimmung auf den Irak-Krieg 1991 sprach im Oktober 1990 eine 15-jährige Kuwaiterin vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses. Unter Tränen berichtete sie über Gräueltaten irakischer Soldaten die in einem kuwaitischen Krankenhaus 15 Babys aus Brutkästen gerissen, auf den Boden geworfen und dort sterben gelassen hätten. Ein Jahr später wird die 15-jährige als Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA identifiziert. Die ganze Inszenierung war eine Auftragsarbeit der PR-Agentur Hill & Knowlton, die vorher in Umfragen ermittelt hatte, dass die US-Bürger Grausamkeit gegen hilflose Kleinkinder am entschiedensten verabscheuten. Fake News als Ergebnis von spin doctoring, auch 'professionelle strategische Kommunikation' genannt.“
Gibt es daran etwas richtig zu stellen? Hill & Knowlton sieht das so. Gerichtet an Klaus Hartmann und die NRhZ kam ein Schreiben von "Executive Chairman" Ernst Primosch, der seit 2010 bei Hill & Knowlton tätig ist. Aber siehe da: was sich als Richtigstellung ausgibt, ist in wesentlichen Punkten eine Bestätigung.
Was die New York Times schrieb
Aber betrachten wir zunächst Veröffentlichungen in den Medien – als Erstes einen Artikel in einer Zeitung, auf die sich Hill & Knowlton positiv bezieht. Er trägt den Titel "Betrug auf dem Kapitol-Hügel" und ist in der New York Times vom 15. Januar 1992 erschienen. Darin heißt es: „Wie kam die Zeugenaussage des Mädchens zustande? Sie war arrangiert durch die große Public-Relation-Firma Hill & Knowlton – auf Betreiben eines Kunden, der von Kuwaitischer Seite finanzierten 'Citizens For A Free Kuwait', die den US-Kongress zu einer militärischen Intervention gedrängt haben.“ (1) So ist es in etwa auch bei wikipedia zu lesen. Mit der Operation "Citizens for a Free Kuwait" (CFK) sollte die amerikanische Öffentlichkeit für die Unterstützung der US-Militäroperation, die "Operation Wüstensturm", gewonnen werden. (2)
Was vom WDR-Fernsehen zu erfahren war
Und vom WDR-Fernsehen ist in Zusammenhang mit einer Sendung vom 24. September 2001 folgendes zu erfahren: „Die Brutkastenlüge: Zum Symbolbild der Lüge im Golfkrieg wurde 1990 der Auftritt einer 15jährigen Kuwaiterin vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses, die mit tränenerstickter Stimme über angebliche Gräueltaten irakischer Soldaten berichtete – sie seien in ein kuwaitisches Krankenhaus eingedrungen und hätten Babys aus den Brutkästen geworfen. Die Nachricht ging um die Welt, wurde erst ein Jahr später widerrufen – und war komplett erfunden und erlogen: und zwar von einer professionellen PR-Agentur. Die hatte die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA engagiert und mit ihr den Augenzeugenbericht einstudiert.“ (3)
An anderer Stelle heißt es in Zusammenhang mit der Sendung: „Golfkrieg, 10. Oktober 1990: Vor dem US-Kongreß schildert ein fünfzehnjähriges kuwaitisches Mädchen die Greuel der irakischen Soldaten in ihrer Heimat: 'Ich sah die irakischen Soldaten ins Krankenhaus kommen', erzählt sie. 'Sie nahmen Babys aus den Brutkästen, nahmen die Brutkästen mit und ließen die Babys auf dem kalten Fußboden sterben.' Die Abgeordneten sind erschüttert. Präsident Bush verweist bei öffentlichen Auftritten immer wieder auf die Brutkastengeschichte. Am 16. Jan. 1991 wird Bagdad bombardiert. Der Beginn des Golfkriegs. Der US-Kongreß hat kurz zuvor Präsident Bush zum Einsatz aller Mittel ermächtigt, nicht zuletzt wegen der Brutkastengeschichte. Doch ein Jahr später ist erwiesen: die Geschichte war frei erfunden – und die angebliche Zeugin die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Eine Pressekampagne der PR-Agentur 'Hill and Knowlton', von der kuwaitischen Regierung mit mehr als 10 Mio. Dollar finanziert. Eine Propagandalüge, um die US-Öffentlichkeit für den Krieg am Golf zu mobilisieren.“ (3)
Was nun Hill & Knowlton "richtig stellt":
Doch nun kommt Hill & Knowlton und scheint das alles bestreiten zu wollen. Doch was wie eine Richtigstellung daher kommt, ist in wesentlichen Punkten keine. Vielmehr bestätigen die Ausführungen von "Executive Chairman" im Düsseldorfer Büro von Hill & Knowlton, Ernst Primosch, folgendes:
Anhang:
Schreiben von Hill&Knowlton-Executive-Chairman Ernst Primosch mit dem Betreff "Ihr Beitrag in der NRHZ" vom 27.9.2017:
Sehr geehrter Herr Hartmann,
wir schreiben Ihnen bezüglich Ihres Beitrages, der in der Neue Rheinische Zeitung veröffentlicht wurde: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24182
Gerne möchten wir Ihnen dazu die folgende Information zukommen lassen:
Die Geschichte, dass Hill+Knowlton Strategies den Auftritt eines jungen Mädchens inszeniert hätte, um bei der amerikanischen Bevölkerung für ein militärisches Eingreifen der USA zugunsten Kuwaits zu werben, ist zu unserem allergrößten Bedauern eine sich hartnäckig haltende Mär. Und wie Sie wissen, ist es in Zeiten sozialer Netzwerke fast unmöglich, eine solche Geschichte aus der Welt zu schaffen.
Richtig ist, dass Hill+Knowlton 1990 in den USA von einer Gruppe dort lebender kuwaitischer Bürger – „Citizens For A Free Kuwait“ – beauftragt wurde. Einige von ihnen hatten der früheren kuwaitischen Nationalversammlung angehört und/oder waren als Minister der früheren Regierung tätig. Wir wurden weder von der Königlichen Familie Kuwaits noch von der Kuwaitischen Regierung engagiert.
Der Auftrag der amerikanischen Kolleginnen und Kollegen von August bis Dezember 1990 war, amerikanische Bürger über das Land Kuwait zu informieren: über seine Einwohner, die Fakten der irakischen Invasion und die Besetzung. Auf Wunsch von Thomas Lantos, U.S. Kongressabgeordneter und Vorsitzender der Anhörungskommission, haben wir auch mögliche amerikanische und kuwaitische Zeugen identifiziert, die nach der Invasion durch den Irak in Kuwait gewesen sind und Menschenrechtsverletzungen beobachtet haben.
Eine dieser Zeugen war Nayirah Al Sabah. Ihre Identität wurde auf allen Zeugenlisten für eine Kongressanhörung, deren Vorsitz der Kongressabgeordnete Tom Lantos hatte, vollständig offengelegt. Zum Schutz ihrer noch in Kuwait lebenden Verwandten wurde Nayirah Al Sabah bei ihrer Vorstellung vor ihrer Zeugenaussage in der Anhörung nicht als Tochter des kuwaitischen Botschafters identifiziert. Jedoch wurde ihre verwandtschaftliche Beziehung zu dem Botschafter weder vor den Kongressmitgliedern noch vor den Medien geheim gehalten. Außerdem wurde sie auf allen Zeugenlisten des Kongresses vermerkt. Dies ist übliche Praxis bei Anhörungen vor dem Amerikanischen Kongress, insbesondere, wenn der Zeuge/die Zeugin Angst vor Vergeltung fürchten muss.
Die Zeugin steht bis heute zu ihrer Aussage, dass sie gesehen hat, wie Babys aus Brutkästen entfernt wurden, auch wenn sie dies nur ein einziges Mal selbst beobachtet hatte. Die Kanzlei „Kroll and Associates“, die von der Kuwaitischen Regierung beauftragt wurde, die Gräueltaten seitens des Irak zu untersuchen, glaubt, dass Frau Al Sabah einen flüchtigen Blick auf ein einzelnes Ereignis werfen konnte oder einen Momenteindruck von diesem erhalten hat, woraus sich bei ihr nachträglich ein größerer Eindruck entwickelte. Doch auch der Abschlussbericht von „Kroll and Associates“ stellt fest: „Aufgrund der Untersuchung kommt Kroll zu dem Ergebnis, dass kein Zweifel daran besteht, dass die Vergehen der Iraker während der Besetzung den Tod von Kindern nach sich zogen, wobei verschiedene Ursachen dafür verantwortlich waren – einschließlich der Entfernung von Babys aus Brutkästen.“
Ein weiteres Missverständnis liegt darin, dass Frau Al Sabah die Urheberin der Behauptungen bezüglich der Brutkästen sei. Gemäß Kroll stimmt dies nachweislich nicht: Diese Behauptungen kursierten mündlich und erschienen am 5. September 1990 erstmals in der Presse im London Daily Telegraph. Insgesamt gingen über 40 entsprechende Artikel durch die Nachrichtenagenturen und erschienen in Zeitungen, einschließlich der New York Times und der Washington Post, bevor Frau Al Sabah ihre Aussage machte.
Unsere amerikanischen Kolleginnen und Kollegen haben damals einen nach unserem Ermessen rechtschaffenen Klienten vertreten und ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Wir haben niemals die Entscheidung beeinflusst, ob die USA militärisch in Kuwait eingreifen sollten, und uns nie an Propaganda gleich welcher Art beteiligt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind verpflichtet, die hohen moralischen und ethischen Grundsätze unseres Unternehmens zu achten und würden weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene die jeweiligen Gepflogenheiten der Öffentlichkeitsarbeit oder des Presse- und Informationsrechts bzw. eines anderen Rechts missachten.
Wir möchten Sie daher bitten, die Geschichte wie oben beschrieben richtigzustellen, damit Ihr Beitrag nicht als ein weiterer Beleg für die Richtigkeit all dieser Behauptungen gilt.
Mit besten Grüßen
Ernst Primosch
Executive Chairman
Hill+Knowlton Strategies GmbH
Bezug:
Teil 2 des Vortrags "Gegen 'Fake News' – nicht immer ein Kampf für die Wahrheit" von Klaus Hartmann (zum Thema Krieg)
NRhZ 630 vom 27.09.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24182
Quellen:
1 "Deception on Capitol Hill"
in "The New York Times" vom 15.1.2002
http://www.nytimes.com/1992/01/15/opinion/deception-on-capitol-hill.html
2 Wikipedia zu "Citizens for a Free Kuwait"
https://en.wikipedia.org/wiki/Citizens_for_a_Free_Kuwait
Material aus und zu einer Sendung im WDR-Fernsehen am 24. September 2001
(aus der nicht mehr verfügbaren Seite http://www.wdr.de/online/polis/themen/20010924/facts/facts05.phtml)
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-manipulation-9-11-0001.html
Online-Flyer Nr. 632 vom 11.10.2017
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Globales
Hill & Knowlton nimmt Stellung zur "Brutkastenlüge" beim Irak-Krieg 1991
Verblüffend: Richtigstellung durch Bestätigung
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
In seinem Vortrag, den Klaus Hartmann am 2. September 2017 im Rahmen des Kolloquiums der Weltunion der Freidenker zum Thema Fake-News gehalten hat, kam er auch auf den Irak-Krieg 1991, den so genannten Golfkrieg, zu sprechen und darauf, wie er vorbereitet wurde – nämlich u.a. mittels der so genannten "Brutkastenlüge". Dabei erwähnte er die Rolle der PR-Agentur Hill & Knowlton. Die NRhZ hat diesen Vortrag am 27. September 2017 veröffentlicht. Und noch am selben Tag gab es eine "Richtigstellung" durch einen Vertreter des Düsseldorfer Büros von Hill & Knowlton – aber was für eine!
Videoaufzeichnung des Auftritts von Nayirah Al Sabah, der Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses am 10. Oktober 1990, bei dem sie unter Tränen die Brutkasten-Geschichte präsentiert (Quelle: WDR-Fernsehen, 24.9.2001)
Was Klaus Hartmann ausführte
Folgende Aussagen machte Klaus Hartmann: „Die Brutkastenlüge: Zur Einstimmung auf den Irak-Krieg 1991 sprach im Oktober 1990 eine 15-jährige Kuwaiterin vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses. Unter Tränen berichtete sie über Gräueltaten irakischer Soldaten die in einem kuwaitischen Krankenhaus 15 Babys aus Brutkästen gerissen, auf den Boden geworfen und dort sterben gelassen hätten. Ein Jahr später wird die 15-jährige als Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA identifiziert. Die ganze Inszenierung war eine Auftragsarbeit der PR-Agentur Hill & Knowlton, die vorher in Umfragen ermittelt hatte, dass die US-Bürger Grausamkeit gegen hilflose Kleinkinder am entschiedensten verabscheuten. Fake News als Ergebnis von spin doctoring, auch 'professionelle strategische Kommunikation' genannt.“
Gibt es daran etwas richtig zu stellen? Hill & Knowlton sieht das so. Gerichtet an Klaus Hartmann und die NRhZ kam ein Schreiben von "Executive Chairman" Ernst Primosch, der seit 2010 bei Hill & Knowlton tätig ist. Aber siehe da: was sich als Richtigstellung ausgibt, ist in wesentlichen Punkten eine Bestätigung.
Was die New York Times schrieb
Aber betrachten wir zunächst Veröffentlichungen in den Medien – als Erstes einen Artikel in einer Zeitung, auf die sich Hill & Knowlton positiv bezieht. Er trägt den Titel "Betrug auf dem Kapitol-Hügel" und ist in der New York Times vom 15. Januar 1992 erschienen. Darin heißt es: „Wie kam die Zeugenaussage des Mädchens zustande? Sie war arrangiert durch die große Public-Relation-Firma Hill & Knowlton – auf Betreiben eines Kunden, der von Kuwaitischer Seite finanzierten 'Citizens For A Free Kuwait', die den US-Kongress zu einer militärischen Intervention gedrängt haben.“ (1) So ist es in etwa auch bei wikipedia zu lesen. Mit der Operation "Citizens for a Free Kuwait" (CFK) sollte die amerikanische Öffentlichkeit für die Unterstützung der US-Militäroperation, die "Operation Wüstensturm", gewonnen werden. (2)
Was vom WDR-Fernsehen zu erfahren war
Und vom WDR-Fernsehen ist in Zusammenhang mit einer Sendung vom 24. September 2001 folgendes zu erfahren: „Die Brutkastenlüge: Zum Symbolbild der Lüge im Golfkrieg wurde 1990 der Auftritt einer 15jährigen Kuwaiterin vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses, die mit tränenerstickter Stimme über angebliche Gräueltaten irakischer Soldaten berichtete – sie seien in ein kuwaitisches Krankenhaus eingedrungen und hätten Babys aus den Brutkästen geworfen. Die Nachricht ging um die Welt, wurde erst ein Jahr später widerrufen – und war komplett erfunden und erlogen: und zwar von einer professionellen PR-Agentur. Die hatte die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA engagiert und mit ihr den Augenzeugenbericht einstudiert.“ (3)
An anderer Stelle heißt es in Zusammenhang mit der Sendung: „Golfkrieg, 10. Oktober 1990: Vor dem US-Kongreß schildert ein fünfzehnjähriges kuwaitisches Mädchen die Greuel der irakischen Soldaten in ihrer Heimat: 'Ich sah die irakischen Soldaten ins Krankenhaus kommen', erzählt sie. 'Sie nahmen Babys aus den Brutkästen, nahmen die Brutkästen mit und ließen die Babys auf dem kalten Fußboden sterben.' Die Abgeordneten sind erschüttert. Präsident Bush verweist bei öffentlichen Auftritten immer wieder auf die Brutkastengeschichte. Am 16. Jan. 1991 wird Bagdad bombardiert. Der Beginn des Golfkriegs. Der US-Kongreß hat kurz zuvor Präsident Bush zum Einsatz aller Mittel ermächtigt, nicht zuletzt wegen der Brutkastengeschichte. Doch ein Jahr später ist erwiesen: die Geschichte war frei erfunden – und die angebliche Zeugin die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Eine Pressekampagne der PR-Agentur 'Hill and Knowlton', von der kuwaitischen Regierung mit mehr als 10 Mio. Dollar finanziert. Eine Propagandalüge, um die US-Öffentlichkeit für den Krieg am Golf zu mobilisieren.“ (3)
Was nun Hill & Knowlton "richtig stellt":
Doch nun kommt Hill & Knowlton und scheint das alles bestreiten zu wollen. Doch was wie eine Richtigstellung daher kommt, ist in wesentlichen Punkten keine. Vielmehr bestätigen die Ausführungen von "Executive Chairman" im Düsseldorfer Büro von Hill & Knowlton, Ernst Primosch, folgendes:
- Hill & Knowlton wurde „1990 in den USA von einer Gruppe dort lebender kuwaitischer Bürger – "Citizens For A Free Kuwait" – beauftragt“.
- Hill & Knowlton hat „auf Wunsch von Thomas Lantos, US-Kongressabgeordneter und Vorsitzender der Anhörungskommission, […] mögliche amerikanische und kuwaitische Zeugen identifiziert, die nach der Invasion durch den Irak in Kuwait gewesen sind und Menschenrechtsverletzungen beobachtet haben“.
- Eine dieser Zeugen war Nayirah Al Sabah, Tochter des kuwaitischen Botschafters.
- Einbezogen war eine weitere Agentur, die „glaubt [wohlgemerkt: glaubt], dass Frau Al Sabah einen flüchtigen Blick auf ein einzelnes Ereignis werfen konnte oder einen Momenteindruck von diesem erhalten hat, woraus sich bei ihr nachträglich ein größerer Eindruck entwickelte.“
- Die Zeugin Nayirah Al Sabah stehe „bis heute zu ihrer Aussage, dass sie gesehen hat, wie Babys aus Brutkästen entfernt wurden, auch wenn sie dies nur ein einziges Mal selbst beobachtet“ habe.
- Doch Frau Al Sabah ist gar nicht die „Urheberin der Behauptungen bezüglich der Brutkästen“. Diese „kursierten mündlich und erschienen am 5. September 1990 erstmals in der Presse im London Daily Telegraph. Insgesamt gingen über 40 entsprechende Artikel durch die Nachrichtenagenturen und erschienen in Zeitungen, einschließlich der New York Times und der Washington Post, bevor Frau Al Sabah ihre Aussage machte.“
Anhang:
Schreiben von Hill&Knowlton-Executive-Chairman Ernst Primosch mit dem Betreff "Ihr Beitrag in der NRHZ" vom 27.9.2017:
Sehr geehrter Herr Hartmann,
wir schreiben Ihnen bezüglich Ihres Beitrages, der in der Neue Rheinische Zeitung veröffentlicht wurde: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24182
Gerne möchten wir Ihnen dazu die folgende Information zukommen lassen:
Die Geschichte, dass Hill+Knowlton Strategies den Auftritt eines jungen Mädchens inszeniert hätte, um bei der amerikanischen Bevölkerung für ein militärisches Eingreifen der USA zugunsten Kuwaits zu werben, ist zu unserem allergrößten Bedauern eine sich hartnäckig haltende Mär. Und wie Sie wissen, ist es in Zeiten sozialer Netzwerke fast unmöglich, eine solche Geschichte aus der Welt zu schaffen.
Richtig ist, dass Hill+Knowlton 1990 in den USA von einer Gruppe dort lebender kuwaitischer Bürger – „Citizens For A Free Kuwait“ – beauftragt wurde. Einige von ihnen hatten der früheren kuwaitischen Nationalversammlung angehört und/oder waren als Minister der früheren Regierung tätig. Wir wurden weder von der Königlichen Familie Kuwaits noch von der Kuwaitischen Regierung engagiert.
Der Auftrag der amerikanischen Kolleginnen und Kollegen von August bis Dezember 1990 war, amerikanische Bürger über das Land Kuwait zu informieren: über seine Einwohner, die Fakten der irakischen Invasion und die Besetzung. Auf Wunsch von Thomas Lantos, U.S. Kongressabgeordneter und Vorsitzender der Anhörungskommission, haben wir auch mögliche amerikanische und kuwaitische Zeugen identifiziert, die nach der Invasion durch den Irak in Kuwait gewesen sind und Menschenrechtsverletzungen beobachtet haben.
Eine dieser Zeugen war Nayirah Al Sabah. Ihre Identität wurde auf allen Zeugenlisten für eine Kongressanhörung, deren Vorsitz der Kongressabgeordnete Tom Lantos hatte, vollständig offengelegt. Zum Schutz ihrer noch in Kuwait lebenden Verwandten wurde Nayirah Al Sabah bei ihrer Vorstellung vor ihrer Zeugenaussage in der Anhörung nicht als Tochter des kuwaitischen Botschafters identifiziert. Jedoch wurde ihre verwandtschaftliche Beziehung zu dem Botschafter weder vor den Kongressmitgliedern noch vor den Medien geheim gehalten. Außerdem wurde sie auf allen Zeugenlisten des Kongresses vermerkt. Dies ist übliche Praxis bei Anhörungen vor dem Amerikanischen Kongress, insbesondere, wenn der Zeuge/die Zeugin Angst vor Vergeltung fürchten muss.
Die Zeugin steht bis heute zu ihrer Aussage, dass sie gesehen hat, wie Babys aus Brutkästen entfernt wurden, auch wenn sie dies nur ein einziges Mal selbst beobachtet hatte. Die Kanzlei „Kroll and Associates“, die von der Kuwaitischen Regierung beauftragt wurde, die Gräueltaten seitens des Irak zu untersuchen, glaubt, dass Frau Al Sabah einen flüchtigen Blick auf ein einzelnes Ereignis werfen konnte oder einen Momenteindruck von diesem erhalten hat, woraus sich bei ihr nachträglich ein größerer Eindruck entwickelte. Doch auch der Abschlussbericht von „Kroll and Associates“ stellt fest: „Aufgrund der Untersuchung kommt Kroll zu dem Ergebnis, dass kein Zweifel daran besteht, dass die Vergehen der Iraker während der Besetzung den Tod von Kindern nach sich zogen, wobei verschiedene Ursachen dafür verantwortlich waren – einschließlich der Entfernung von Babys aus Brutkästen.“
Ein weiteres Missverständnis liegt darin, dass Frau Al Sabah die Urheberin der Behauptungen bezüglich der Brutkästen sei. Gemäß Kroll stimmt dies nachweislich nicht: Diese Behauptungen kursierten mündlich und erschienen am 5. September 1990 erstmals in der Presse im London Daily Telegraph. Insgesamt gingen über 40 entsprechende Artikel durch die Nachrichtenagenturen und erschienen in Zeitungen, einschließlich der New York Times und der Washington Post, bevor Frau Al Sabah ihre Aussage machte.
Unsere amerikanischen Kolleginnen und Kollegen haben damals einen nach unserem Ermessen rechtschaffenen Klienten vertreten und ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Wir haben niemals die Entscheidung beeinflusst, ob die USA militärisch in Kuwait eingreifen sollten, und uns nie an Propaganda gleich welcher Art beteiligt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind verpflichtet, die hohen moralischen und ethischen Grundsätze unseres Unternehmens zu achten und würden weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene die jeweiligen Gepflogenheiten der Öffentlichkeitsarbeit oder des Presse- und Informationsrechts bzw. eines anderen Rechts missachten.
Wir möchten Sie daher bitten, die Geschichte wie oben beschrieben richtigzustellen, damit Ihr Beitrag nicht als ein weiterer Beleg für die Richtigkeit all dieser Behauptungen gilt.
Mit besten Grüßen
Ernst Primosch
Executive Chairman
Hill+Knowlton Strategies GmbH
Bezug:
Teil 2 des Vortrags "Gegen 'Fake News' – nicht immer ein Kampf für die Wahrheit" von Klaus Hartmann (zum Thema Krieg)
NRhZ 630 vom 27.09.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24182
Quellen:
1 "Deception on Capitol Hill"
in "The New York Times" vom 15.1.2002
http://www.nytimes.com/1992/01/15/opinion/deception-on-capitol-hill.html
2 Wikipedia zu "Citizens for a Free Kuwait"
https://en.wikipedia.org/wiki/Citizens_for_a_Free_Kuwait
Material aus und zu einer Sendung im WDR-Fernsehen am 24. September 2001
(aus der nicht mehr verfügbaren Seite http://www.wdr.de/online/polis/themen/20010924/facts/facts05.phtml)
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-manipulation-9-11-0001.html
Online-Flyer Nr. 632 vom 11.10.2017
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