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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Der Beginn der groß angelegten zionistischen Kriegsstrategien
Von Evelyn Hecht-Galinski

Als der deutsche Dichter und Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass 2012 sein Gedicht "Was gesagt werden muss" veröffentlichte, war die Schelte groß. Von allen maßgeblichen Feuilleton-Seiten der "Leitmedien" wurde er angegriffen und diffamiert. Mit Wehmut denke ich an Grass zurück. Der fehlt wie nie zuvor. Tatsächlich hatte es Grass gewagt zu fordern, dass Israel keine deutschen U-Boote mehr bekommen sollte, und prophezeit, dass Israel eine Gefahr darstelle, dass die Atommacht Israel den ohnehin gefährdeten Weltfrieden gefährdet. Er, Grass, wollte nicht mehr schweigen, weil er der "Heuchelei des Westens überdrüssig war". (1)

Grass als "Kreuzritter gegen das jüdische Volk" verunglimpft

Als Grass noch einmal mit "frischer Tinte" in seinem Gedichtband "Eintagsfliegen" nachlegte und ein wunderbares Gedicht über den Atomspion Mordechai Vanunu verfasste, da wurde Grass gar als "Kreuzritter gegen das jüdische Volk" verunglimpft. Günter Grass als Literaturnobelpreisträger und Mordechai Vanunu als Träger des Alternativen Nobelpreises waren ein gutes Team. Waren beide doch dem Frieden verpflichtet und wollten nicht mehr schweigen. Beide waren auch verbunden mit den Repressalien des "Jüdischen Staates", Grass bekam ein Einreiseverbot nach Israel verordnet und Vanunu darf bis zum heutigen Tag nicht aus dem "Jüdischen Staat" ausreisen. (2)

Warum ich soweit aushole, weil alles das was Grass schon 2012 voraussagte, immer wahrscheinlicher wird. Jacob Augstein war damals einer der wenigen deutschen Journalisten, der Grass beisprang und das Verhältnis zu Israel gnadenlos analysierte, "Es musste gesagt werden". (3)

Schreckliches Schweigen zu Kriegsverbrechen und Massakern

Heute 2018 erleben wir ein schreckliches Schweigen zu den Kriegsverbrechen und Massakern des "Jüdischen Staates". Wir erleben, wie sich deutsche "christliche Werteheuchler" verbünden mit den Israel-Lobbyisten, die alles was das Netanjahu-Staatsterror-Regime veranlasst, unterstützen und damit alles verraten, was das deutsche Grundgesetz beinhaltet.

Es ist unfassbar, dass die "moralischste" aller Armeen, die "jüdische Verteidigungsarmee", ungestraft Luftangriffe auf die syrische Flugfeld Al Tyas T4 nahe bei Homs ausführen kann, dass zwei israelische "F-15-Davidstern-Kampfbomber" über dem Luftraum von Libanon aus Raketen ungestraft abwerfen, von denen drei ihr Ziel erreichten, während fünf von der syrischen Luftabwehr abgefangen wurden. Dieser Angriff auf den syrischen Stützpunkt, wo Syrer, Russen und Iraner gemeinsam operieren, war schon zweimal zuvor von den Israelis angegriffen worden – abgesehen von den mehr als 100 völkerrechtswidrigen Angriffen auf syrisches Gebiet. Diesmal waren bei dem Angriff mehr als 14 Ermordete zu beklagen, darunter auch Iraner.

Nachdem US-Präsident Trump angekündigt hatte, US-Truppen aus Syrien abzuziehen, war es nach Berichten israelischer Fernsehstationen Netanjahu nicht gelungen, Trump zu überzeugen, von diesem Entschluss Abstand zu nehmen. So ist stark zu vermuten, dass Netanjahu im Auftrag von Trump Rache für den angeblich von Assad durchgeführten Giftgas-Angriff  in Ost-Ghouta mit mehr als 150 Toten nahm.

Deutet dieser angebliche Giftgas-Angriff, der sofort dem Assad-Regime in die Schuhe geschoben wurde, nicht vielmehr darauf, dass Rebellen-Dschihadisten den Anschlag verübten? Wo bleiben die Beweise für Chemie Waffen, die Syrien unter internationaler Kontrolle vernichtet hat? Während die USA und Israel über Chemiewaffen und Massenvernichtungsmittel verfügen und sich nicht scheuen, diese auch einzusetzen.

Von Propaganda-Lüge zu Propagandalüge

Ebenso unbewiesen und unwahrscheinlich sind die unhaltbaren Anschuldigungen in der so genannten "Skripal Affäre“ gegen Russland. Inzwischen verwickelte sich die britische Regierung immer stärker in Widersprüche. Aber standfeste Beweise, die Russland belasten könnten, bleiben aus. Sogar die eigenen Chemiewaffenexperten fanden keine verwertbare Spur, die nach Russland führt. Während die britische Regierung angeführt von Premierministerin May und Außenminister Johnson weigern sich weiter, Russland in die Ermittlungen einzubeziehen und damit die Regeln der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) einzuhalten. Seit an Seit mit den Verbündeten der EU, in Nibelungentreue verbunden, führen uns die "Mitläufer" von AA Maas bis zu Kanzlerin Merkel von Propaganda-Lüge zu Propagandalüge.

Besonders deutlich entwickelt sich die deutsche Konfrontationspolitik, vertreten durch den Gabriel-Nachfolger Außenminister Maas, der sich schon ganz in seiner "Familientradition", auch bei seinem letzten Besuch im "Jüdischen Staat" als Netanjahu-Mitläufer entpuppte. Wurde Maas damals schon in die Pläne des Netanjahu-Regimes gegen Iran eingeweiht?

Der russische Außenminister Segej Lawrow nannte den Israelischen(?) Luftangriff auf das Flugfeld "T4" zu Recht "eine gefährliche Entwicklung". Während Russland die Israelis für den Luftangriff verantwortlich machte, nach Faktenlage eine mehr als wahrscheinliche Tatsache, kann man sicher davon ausgehen, dass Deutschland und die EU noch Solidarität für die jüdischen "Selbstverteidiger" zeigen werden, und das wäre in der Tat, eine mehr als gefährliche Entwicklung, die uns alle gefährdet und die Kriegs- und Terror-Gefahr weltweit fördert.

Saudi-Arabien "verlässlicher" Partner für Europa und Deutschland?


Besonderes Verständnis zeigen deutsche CDU- und SPD-Außenpolitiker immer wieder, wenn es um den "Jüdischen Staat" geht. In der FAZ vom 9.April schrieb der MDB und stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU Fraktion Johann David Wadephul in der Kolumne "Fremde Federn" unter dem Titel "Warum wir Riad brauchen" doch allen Ernstes, dass Saudi-Arabien als Regionalmacht für die Lösung von Krisen und Konflikten gebraucht wird, nach "verlässlichen" Partnern in Europa sucht und dass Deutschland diese Rolle übernehmen sollte. Dazu sollten wir saudische Sicherheitsbedürfnisse im Persischen Golf erkennen und in "unsere" Politik einbeziehen. Der saudische Völkermord im Jemen wird von Wadephul als "Achillesferse" der Saudis klein geredet. Deutschland sollte die Sicherheitsbedenken der Saudis gegenüber dem Jemen und Iran ernst nehmen und "Friedensgespräche“ zwischen den Konfliktparteien anstoßen, wofür wir das saudische Vertrauen brauchen.

Das erinnert mich stark an die „Friedensgespräche“ zwischen Israel und den Palästinensern „ohne Vorbedingungen“, die Deutschland immer wieder verlangt und die eine traurige Illusion sind, solange die jüdischen Besatzer hemmungslos illegal siedeln und das Völkerrecht brechen sowie kriegerische Angriffe und Massaker vorantreiben.

Das stört den MDB und CDU-Politiker Wadephul nicht wirklich, denkt er doch nur an die Sicherheit des Staates Israel als eine zentrale Säule deutscher Außenpolitik, in deren Interesse es liegt, wenn sich der saudische Kronprinz Muhammad Bin Salman für das Recht von Israel auf ein friedliches Leben im eigenen Land ausgesprochen hat. Habe ich mich da verlesen, "Leben im eigenen" Land? Dieser "Jüdische Staat", bis heute ohne Grenzen und Verfassung, der im Mai seinen 70. Geburtstag feiern wird, aufgebaut auf Vertreibung und Landraub, der Nakba, der Katastrophe des palästinensischen Volkes! Wenn Wadephul also anregt, dass Deutschland Saudi-Arabien darin unterstützen sollte, eine Friedenslösung zu finden, das Existenzrecht Israels zu sichern und eine Zwei-Staatenlösung zu fördern, dann ist das ein Hohn. Schließlich verweigerte sich Israel schon 2002, als Saudi-Arabien einen Friedensplan mit Anerkennung Israels vorlegte, indem sich Israel auf die Grenzen von 1967 zurückziehen sollte und einen unabhängigen Palästinenserstaat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt anerkennen sollte. Von diesem Ziel sind wir heute weiter entfernt als je zuvor – und das nicht ohne Schuld von Deutschland, Saudi-Arabien und den USA. Wie schrieb ich in meinem Buch: "Das elfte Gebot", Israel darf alles!

Israel: der Staat mit dem gefährlichsten Einfluss in der Region

Wenn Wadphul tatsächlich meint, dass wir gemeinsam mit den Saudis ein Interesse haben, dass sich der militärische Einfluss Irans in der Region nicht weiter ausweitet, und das ebenso für den Irak, Syrien, den Libanon und Jemen gelte, dann vergisst er in der Aufzählung die Saudis und die Israelis. Deren Einfluss in der Region ist der gefährlichste und sollte von Deutschland nicht weiter gefördert werden. Wadephul sieht sehr richtig die Bedeutung des Iran Abkommens und will zusammen mit EU-Partnern auf eine "vorsichtige" Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Iran hinarbeiten. Was für eine deutsche Naivität! Das zeigt auch das Vertrauen, dass er in die Saudis hat, zwecks der "Selbstverpflichtung", sich in "jeder" Hinsicht der Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus verpflichtet zu fühlen. Das klingt wie eine traurige Satire angesichts der saudischen Politik! Wenn das die deutschen Ideen der Außenpolitik-Strategen sind, dann erleben wir einmal mehr die intellektuelle und gefährliche Hilflosigkeit dieser Politik!

In das gleiche Horn blies der Obmann der Union im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages Roderich Kiesewetter, der all die unbewiesenen Beschuldigungen gegen Syrien und Russland und die Türkei wiederholte. Wenn es um Bruch des Völkerrechts geht, dann vergessen deutsche Politiker leider immer den „Jüdischen Staat“ zu erwähnen, geschweige denn Sanktionen gegen die „jüdischen“ Freunde zu fordern. Natürlich vergaß Kiesewetter nicht darauf hinzuweisen, dass die Europäer ein großes Interesse haben, den Schutz von Israel zu sichern. Er verteidigte auch den möglichen israelischen Militärschlag, der doch nur zeigen würde, wie prekär die Sicherheitslage für Israel ist, unserem Verbündeten in der Region. Es war ein Interview, dass vor aggressiver „Kriegsrhetorik“ nur so strotzte, sowie die typisch deutsche Israel-Politik verdeutlichte, die voll und ganz hinter dem „Jüdischen Staat“ steht. Nach dem Motto: der „Holocaust heiligt alle Mittel. (4)

Kein Wort in diesem Zusammenhang über das Karfreitags-Massaker und die Massaker, die das Netanjahu-Regime täglich anrichtet, das mörderische Besatzer-Spiel, das die deutsche Regierung unter Verweis auf das Recht auf Selbstverteidigung laufen lässt. Nicht die deutsche Staatsräson für die jüdischen Besatzer ist gefragt, sondern die deutsche und internationale Hilfe, um die völkerrechtswidrige Blockade zu beenden.

Verzweifelte Hoffnungslosigkeit im Konzentrationslager Gaza

Die katastrophale Lage der Eingesperrten von Gaza, die aufbrachen, um ihrer Gefangenschaft und dem Elend zu entkommen, die versuchen mit ihrem "Marsch der Rückkehr" auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam zu machen, wird von der "christlichen Wertegemeinschaft“ ignoriert bzw. mit der Schuldzuweisung an die Hamas quittiert. Nein, es ist nicht die Schuld der Hamas. Sie unterstützen den legitimen Widerstand und die legale Rückkehrrecht der Palästinenser, das ihnen seit 70 Jahren vorenthalten wird. Es ist die Schuld der jüdischen Besatzer, die mithilfe von Ägypten, sowie dem Palästinenser-Präsidenten Abbas, der tatkräftig dabei geholfen hat, die Not durch Verknappung noch zu vergrößern, um die Macht in Gaza zu übernehmen und die Hamas zu eliminieren – was ganz im Sinne des "Jüdischen Staates" ist. Immer wieder wurden die UN-Berichte negiert, die vor der zukünftigen Unbewohnbarkeit von Gaza warnten und Änderungen forderten. Bis heute geschah nichts in Gaza. Für den Aufbau versprochene Hilfsgelder blieben aus. Die Arbeitslosigkeit der Jugend liegt bei etwa 60 Prozent. Es sind unvorstellbare Zustände, die den Alltag in Gaza bestimmen. Die Trinkwasserversorgung wurde gekappt, die Klärwerke funktionieren nicht mehr, die Strom- und medizinische Versorgung ist fast zusammengebrochen, und die verzweifelte Hoffnungslosigkeit der über zwei Millionen Palästinenser im Konzentrationslager Gaza ist unerträglich. So sind die Demonstranten auf sich gestellt und werden ohne Rücksicht durch die "moralischsten" aller "Verteidigungsarmeen" brutal von Scharfschützen abgeknallt, die auch vor Presse Fotografen und Kindern nicht Halt machen. Eine unabhängige Untersuchung des Massakers wird vom israelischen Kriegsminister Avigdor Lieberman abgelehnt. Die momentane mörderische Bilanz: über 30 ermordete Palästinenser und mehr als 2800 Verletzte, wie es Dr. Abed Schokry aus Gaza schrieb. Ein Hilferuf, der uns das Blut in den Adern gerinnen lässt und unser aller Mitgefühl erhalten sollte und weit verbreitet werden sollte. (5)

Wir, als deutsche Zivilgesellschaft sollten endlich einmal mit Massenprotesten und Demonstrationen für Gaza und ein freies Palästina eintreten. Das sollte unser aller deutsche Verantwortung sein und deutsche Staatsräson werden!

Das Netanjahu-Regime vor den Internationalen Gerichtshof stellen!

Es sind nicht die Palästinenser, die den jüdischen Besatzern das Leben zur Hölle machen. Es ist umgekehrt. Diese Menschen haben nur ein Streben, dass sie in Freiheit und Würde leben können in ihrem Palästina, das ihnen vor 70 Jahren genommen wurde. Die Staatengemeinschaft muss endlich dieses Recht auf ein menschenwürdiges Leben anerkennen und aufhören die jüdischen Besatzer als ewige Opfer nach dem Holocaust auf ein philosemitisches Podest zu setzen – besonders und gerade auch in Deutschland. Gaza braucht sofortige Hilfe, von Lazarettschiffen, bis zu Care-Paketen, Sanktionen gegen die zionistischen Besatzer, sowie ein Ende der falschen Aufrufe und Beschuldigungen. Die Schuldigen des Netanjahu-Regimes, die Verantwortlichen der Massaker, gehören vor den Internationalen Gerichtshof gestellt. Genug der Worte, es müssen endlich Taten folgen, bevor mit der Umsetzung der groß angelegten zionistischen Kriegsstrategien begonnen wird!


Fussnoten:

1 http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809
2 http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-09/grass-gedicht-israel
3 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-guenter-grass-israel-gedicht-a-826163.html
4 http://www.deutschlandfunk.de/giftgas-einsatz-in-syrien-kiesewetter-cdu-appelliert-an.694.de.html?dram:article_id=415182
5 https://faresfalastin.files.wordpress.com/2018/04/dr_abed_schokry.pdf


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. () 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienhttp://sicht-vom-hochblauen.de/en im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.

Top-Foto:
Evelyn Hecht-Galinski (sicht-vom-hochblauen.de)


Online-Flyer Nr. 654  vom 11.04.2018

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