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Kultur und Wissen
Kritische Würdigung eines Theaterstücks
Eine Polemik zu "Ich werde nicht hassen"
Von Markus und Eva Heizmann (Bündnis gegen den imperialistischen Krieg, Basel, Hamburg, Wien)
Dr. Izzeldin Abuelaish wurde in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen geboren. Er studierte Medizin und arbeitete als erster palästinensischer Arzt in einem israelischen Krankenhaus. Während der israelischen Angriffe gegen Gaza 2009 töteten israelische Bomben seine drei Töchter und seine Nichte. Trotzdem setzte er sich mit seinem Motto „Ich werde nicht hassen“ weiter für eine Verständigung und für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern ein. Seine Biografie wurde für die Bühne als Theaterstück bearbeitet. Es ist wohl kein Zufall, dass Dr. Abuelaish mit seiner Biografie und mit seinem Stück weltweit Furore macht und auch mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert wurde.
Sein Schicksal, der Tod seiner Frau, die an Leukämie starb, sowie die Ermordung seiner Töchter und seiner Nichte durch israelische Bomben ist gewiss tragisch. Indessen teilt Dr. Abuelaish dieses Schicksal mit Tausenden PalästinenserInnen. Damit soll diese persönliche Tragik und die Dramatik keinesfalls relativiert werden, vielmehr soll damit verdeutlicht werden, dass es sich bei den Opfern der Verbrechen der Israelis eben nicht um Einzelschicksale, sondern um ein planmäßiges Vorgehen des zionistischen Staates handelt. Israel kümmert sich bei der Durchsetzung seiner menschenverachtenden Politik weder um UNO Resolutionen, noch um Menschenrechte, sondern verletzt diese vor den Augen der ganzen Welt.
Diese Zerstörungspolitik, der Landraub, die anhaltenden Verbrechen Israels können adäquat nur in einem historischen und politischen Kontext beurteilt werden. Individuelles Leid, die individuelle Tragik dürfen bestimmt nicht außer acht gelassen werden; wenn sie jedoch zum ausschließlichen Parameter werden, wird dadurch eine klare Sicht auf die Situation Gazas und Palästinas erschwert, ja verunmöglicht.
Das Stück „Ich werde nicht hassen“, ausgehend von der Autobiografie des Dr. Izzeldin Abuelaish und für die Bühne von Silvia Armbruster und Ernst Konarek bearbeitet, gibt Anlass zu Kontroversen. Unbestritten ist die Tragik des Schicksals welches hier in äußerst berührender Weise gezeigt wird.
Im folgenden soll aufgezeigt werden, wie unterschiedliche Menschen aus der Palästina Solidarität das Stück, den Autor, seine Intuition und die Gesamtaussage des Stückes beurteilen. Grob kann gesagt werden, dass das Stück große Zustimmung fand. Kritik wurde ebenfalls geäußert, darauf soll hier eingegangen werden. Erst jedoch eine kurze Zusammenfassung des Stückes:
Izzeldin Abuelaish erlebt seine Kindheit und Jugend als Flüchtling im Gazastreifen. Früh erkennt er, dass ihn nur „Wissen und Lernen“ aus der Misere befreien kann. Während sein Bruder in der Ecke des Zimmers sitzt und Mahmoud Darwish liest, macht der kleine Izzeldin fleißig seine Hausaufgaben, er lernt und schafft schließlich das Medizinstudium. Er erkennt, „dass Juden auch Menschen sind“[sic!], er darf als erster und einziger Arzt in einem israelischen Krankenhaus praktizieren, während seine Familie im Gazastreifen zurückbleibt. Dr. Izzeldin Abuelaish beschreibt die Schikanen an den israelischen Checkpoints denen er ausgesetzt ist, die kleinen und grossen Freuden, die er mit seiner Familie erlebt. Dann der erste dramatische Höhepunkt: Die Frau von Dr. Abuelaish wird, an Leukämie erkrankt, in ein Krankenhaus gebracht. Dr. Abuelaish möchte sie gerne besuchen. Die vielen Schikanen an den Checkpoints, die er auf dem Weg zum Krankenhaus passieren muss, verhindern, dass er seine Frau noch lebend sieht. Dr. Abuelaish kommt zu spät, seine Frau ist bereits gestorben und er kann nur noch ihre Leiche sehen. Er trauert, aber er weigert sich zu hassen. Es folgt eine weitere dramatische Szene, nämlich die Beschreibung einer Hamas-Märtyrerin, die versuchte, mit einem Sprengstoffgürtel in ein israelisches Krankenhaus zu kommen und dabei erschossen wird. Dr. Abuelaish verfasst einen leidenschaftlichen offenen Brief an die Hamas, der in der „Jerusalem Post“ veröffentlicht wird. Darin verurteilt er die „Selbstmordattentate“ und den „Hass“ den er dahinter zu erkennen meint, vehement. Den Höhepunkt des Stückes bilden die Bombenangriffe der Israelis auf das dicht bevölkerte Gaza im Jahr 2009. Das Haus von Dr. Abuelaish und seiner Familie wird bombardiert. Er stürzt ans Telefon und versucht seine „Freunde“ in Israel zu erreichen, um sie davon abzuhalten sein Haus zu beschießen – vergeblich – seine drei Töchter und seine Nichte kommen während des Angriffs ums Leben, er selbst, sein Sohn und seine andere Tochter überleben. Dr. Abuelaish weigert sich zu hassen.
Der anwesende Autor, der brillante Schauspieler, die Regie und die Organisatoren nahmen die stehenden Ovationen des Publikums entgegen. Die BefürworterInnen des Stücks machten in der später folgenden Diskussion im Wesentlichen die folgenden Argumente geltend:
Verschleierung statt Aufklärung
Ohne jeden Zweifel handelt es sich bei „Ich werde nicht hassen“ um ein politisch bedenkliches Stück, welches unserer Meinung nach nicht ohne klare politische und historische Erläuterungen gezeigt werden sollte.
Wenn wir über Palästina sprechen, dann sprechen wir über ein besetztes Land. Widerstand gegen eine fremde Besatzungsmacht ist völkerrechtlich grundsätzlich zulässig. Das Stück „Ich werde nicht hassen“ unterminiert dieses Recht auf Widerstand. So wird zum Beispiel der Bruder des Protagonisten als jemand dargestellt, der „Darwish liest und später in den Libanon verschwindet um sich dort dem Widerstand anzuschließen“, dies, so vermittelt das Stück, habe seiner Mutter das Herz gebrochen. So wird suggeriert, es gäbe „gute Palästinenser“ (diejenigen die lernen und in Israel Karriere machen) und es gäbe „schlechte Palästinenser“ (diejenigen die Widerstand leisten.)
Damit wird in der Tat verschleiert, dass historisch jede koloniale Besatzung nur durch den erbitterten Widerstand der Kolonialisierten zurück gedrängt werden konnte. Die Diffamierung dieses Widerstandes ist also objektiv eine Entsolidarisierung, ob dies nun vom Autor so angestrebt wurde oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
Die so genannten „Selbstmordattentate“ sind ein Thema für sich und können durchaus kritisch diskutiert werden. Ganz bestimmt lassen sich diese Aktionen nicht in der Kausalität verurteilen, wie dies der Autor tut. Der offene Brief, den Dr. Abuelaish an die Jerusalem Post schreibt und der auch im Theaterstück vorkommt und der leidenschaftlich verlesen wird, ist einer der emotionalsten Momente des Abends. Tatsächlich ist es mehr als erstaunlich, dass zwar diese Märtyrer-Aktionen, hier der Hamas, verurteilt werden, die Brutalität, der Landraub, die Vertreibung durch die Zionisten wird nicht, oder nicht in dieser Schärfte verurteilt, wie die Widerstandsaktionen der Palästinenser verurteilt werden. Im Gegenteil werden die Besatzer oft freundlich, manchmal auch lustig geschildert. Die freundliche Siedlerfamilie aus dem Kibbuz zum Beispiel, die dem jungen Izzeldin Abuelaish Arbeit gibt und die ihren Hund Putzi nennt und ihn auf dem Sofa schlafen lässt, löst Gelächter im Publikum aus. So nett können Zionisten sein, so menschlich!
Wohl wird geschildert, wie Dr. Izzeldin Abuelaish an den Checkpoints schikaniert wird, so dass er zu spät ins Krankenhaus kommt und seine an Leukämie erkrankte Frau nicht mehr am Leben ist, als er endlich ankommt. Schließlich die schrecklich Szene der Bombenangriffe auf Gaza, in welcher die Töchter und die Nichte des Protagonisten von israelischen Bomben getötet werden.
All dies bleibt jedoch, so wahr und so schrecklich es auch ist, in der emotionalen Ebene stecken. Ein politischer Bezug wird nicht hergestellt, die Situation der Besatzung wird nur unzulänglich gezeigt. „Nicht zu hassen“, wird als Alternative, ja als Ausweg präsentiert und damit wird das Stück geradezu zu einem hochbrisanten zionistischen Propagandastück:
Wenn die Palästinenser endlich aufhören würden zu hassen und die andere Wange auch noch hinhalten würden, gemeint ist wohl, all ihr Land widerstandslos den Besatzern überlassen würden... würde dann nicht alles gut? Sie haben ja – so die Kernaussage des Stückes – die Möglichkeit zu lernen und etwas aus ihrem Leben zu machen, zum Beispiel in Israel zu arbeiten oder nach Kanada auszuwandern wie dies Dr. Izzeldin Abuelaish getan hat. Das ist reaktionär und unterminiert den legitimen Freiheitskampf des palästinensischen Volkes.
Soviel Frieden, soviel Toleranz, soviel Tränen, man mag gar nicht glauben, dass es auch handfeste imperialistische Interessen für die Zustände rund um den Zionistenstaat gibt. Kein Wort darüber, dass die Israelis mit Drohnen, weißem Phosphor und Atomwaffen bewaffnet sind und im Gegensatz dazu die Palästinenser mit Steinen und selbstgebastelten Raketen um ihre elementarsten Rechte kämpfen. Kein Wort darüber, dass Israel die Resultate zahlloser „Friedensprozesse“ (z.B. Camp David, Madrid, Oslo) ebenso ungestraft missachtet wie sämtliche UNO-Resolutionen. Stattdessen die Aufforderung an die Palästinenser: „Lest nicht Darwish, hört auf zu hassen und lernt!“ Das Absurde daran ist, dass der bekannte Poet Mahmoud Darwish für alle Palästinenser, ja mehr noch für alle Araber, eine Integrationsfigur ist. Aber ausgerechnet Darwish tritt in seinen Gedichten immer wieder für den Frieden ein – allerdings für einen Frieden in Gerechtigkeit, für ein gleichberechtigtes Leben aller, gegen Landraub, Besatzung und Ermordung am palästinensischen Volk. (2) Ausgerechnet diesen Darwish indirekt zu diffamieren, ist mehr als befremdend, passt jedoch in das Gesamtbild des Theaterstücks: Izzeldin Abuelaish plädiert dafür, dass die Palästinenser „friedlich“ bleiben sollen. Kein derartiger Appell geht während der 90-minütigen Vorstellung an die Israelis. Wer wundert sich da noch über den Erfolg von „Ich werde nicht hassen“, wer wundert sich darüber, dass Izzeldin Abuelaish mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert wurde? Würde er ihn tatsächlich kriegen, befände er sich in illusterer Gesellschaft: Henry Kissinger (Vietnam- und Chile-Kriegsverbrecher), Barack Obama (mehr Drohnenmorde als jeder andere US-Präsident) oder Jitzchak Rabin (der „Knochenbrecher“ genannt) sind ja ebenfalls Träger des Preises, Dr. Izzeldin Abuelaish zählt da mit seinem „Ich werde nicht hassen“ noch zu den unschuldigeren Anwärtern auf den Preis aus Stockholm.
„Ich werde nicht hassen“ stiftet Verwirrung statt zu klären, ja schlimmer, „Ich werde nicht hassen“ zeichnet ein symmetrisches Bild des „Konflikts“. Tatsache hingegen ist, dass Israel bis an die Zähne aufgerüstet, ungehindert mit der Ermordung, Vertreibung und Landraub fortfährt, während sich das palästinensische Volk mit Steinen verteidigt. Tatsache ist, dass Israel ungestraft sämtliche UNO-Resolutionen missachtet, während andere Länder beim geringsten Verstoß gegen eine UN-Resolution mit Sanktionen bis hin zum Krieg zu rechnen haben. Tatsache ist außerdem, dass Bürger- und Menschenrechte in Israel nur für jüdische Menschen gelten – Apartheid im wahrsten Sinn des Wortes also, wie damals die Buren in Südafrika.
All dies thematisiert „Ich werde nicht hassen“ nicht oder nur am Rand. Das vorwiegend deutsche Publikum darf gerührt und betroffen von so vielen Emotionen nach Hause gehen. Politisch bilden oder gar mobilisieren, kann man mit so einem Stück wohl niemanden.
Und wir?
Israel definiert sich selbst (seit Neustem per Gesetz!) als „reinen Judenstaat“. Israel ist damit also nicht „einzige Demokratie im Nahen Osten“ wie es von zionistischen Kreisen propagiert wird, sondern ein Apartheid-Staat (3), dessen Grundlage Rassismus ist. Dies und die oben erwähnten Verbrechen Israels führen uns zu der Frage, wie so etwas möglich sein kann?
Ohne die massive Unterstützung des Westens, also der USA, der EU, NATO und Vasallen wie den Öl-Oligarchien wäre Israel niemals in der Lage, all die (zum Teil oben erwähnten Verbrechen) zu begehen, deren Zeugen wir tagtäglich sind. „Unsere“ Regierungen, „unsere“ Konzerne arbeiten enger mit dem Zionistenstaat zusammen, als dies je mit dem Apartheidstaat in Südafrika der Fall war, vor allem im militärischen Bereich. (4)
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass „Der Judenstaat“ ebenso ein europäisches Projekt ist, wie die fälschlicherweise Antisemitismus genannte Verfolgung der Juden. Uns ist kein einziges arabisches Land bekannt, in dem es zu Pogromen gegen die dort ansässige jüdische Bevölkerung kam. Im Gegenteil lebten in der arabischen Welt (und leben zum Teil noch z.B. in Syrien) alle Glaubensgemeinschaften gleichberechtigt zusammen. Dies belegt der Dokumentarfilm „Forget Baghdad“ des Schweizer Filmemachers Samir eindrücklich am Beispiel des Irak. (5)
Was also schließen wir daraus? Stücke wie „Ich werde nicht hassen“ sollen uns auch dazu führen, das Palästina-Problem als das Problem der arabischen Region zu sehen. Diese Sichtweise ist für die gesamte Region im Allgemeinen falsch, und sie ist für Palästina im Speziellen falsch. Europa, die USA mischen sich in die Belange der arabischen Region ein, ökonomisch, politisch und vor allem militärisch. Dies geschieht nicht, um der Region oder den Menschen Gutes zu tun, sondern aus reinem Eigeninteresse und hat seinen Ursprung letztlich in einem rassistischen Menschenbild. Herzl, Nordau und Rothschild, die als die Gründerväter des Zionistenstaates gelten, waren Europäer. Die Balfour-Deklaration (6) wurde von einem Engländer verfasst. Deutschland liefert Atom-U-Boote und andere Waffen an Israel. Die Schweiz arbeitet mit Israel wirtschaftlich und militärisch eng zusammen. Die USA schließlich sind die eigentliche Schutzmacht Israels vor den Gremien der UNO. All dies führt uns zum Schluss: Ohne die massive Unterstützung des Westens, der NATO-Staaten und der USA hätte die israelische Politik der Vertreibung und der Unterdrückung gegen die Palästinenser keinen Bestand mehr. Israel wäre gezwungen, das geraubte Land zurückzugeben, sich an UNO-Resolutionen zu halten und das internationale Völkerrecht zu achten. Trotzdem wären dann die „Nicht-Juden“ noch immer benachteiligt, solange sich Israel als „reinen Judenstaat“ definiert.
Wir können nicht davon ausgehen, dass sich die Herrschenden in den NATO-Staaten dazu entschließen, ihre Politik zu ändern. Dafür ist Israel als militärische Bastion in der arabischen Region und als propagandistischer Brückenkopf zu wichtig. Kaum ein Tag vergeht, an dem israelische Politiker nicht gegen Syrien, andere arabische Länder oder Iran hetzen oder gar direkt militärisch angreifen. Es ist kein Zufall, dass der Westen seine Kriege genau gegen diese Länder führt oder führen will. Was also können wir tun?
Was tun?
In erster Linie müssen wir aufklären, aufklären über die wirklichen historischen und politischen Fakten. Ein Theaterstück wie „Ich werde nicht hassen“ leistet diese Aufgabe nicht. Nur ein historisch und politisch aufgeklärter Mensch ist jedoch in der Lage, die imperialistische und zionistische Propaganda zu durchschauen.
Handeln: Hier steht uns ein breites Spektrum offen: Wir können informieren, im Freundeskreis, bei Veranstaltungen, mittels LeserInnenbriefen, indem wir uns an Demos und Kundgebungen beteiligen, vielleicht mit eigenen Flugblättern oder Transparenten. Wichtig ist die Entlarvung Israels als rassistischen Apartheid-Staat und damit verbunden die Unterstützung der Boykottkampagne (BDS). (7) Wir können uns an Blogs beteiligen, unseren eigenen Blog oder unsere eigene Webseite eröffnen.
Erkundigt Euch bei Eurer Bank, Eurer Versicherung, Eurer Rentenkasse, ob diese ihr Kapital optimieren, indem sie in der Rüstungsindustrie investieren. Protestiert gegen diese Investitionen! Alles ist besser als die Ungerechtigkeit schweigend hinzunehmen. In jeder größeren europäischen Stadt arbeiten Palästina-Solidaritäts-Komitees. Das ist natürlich gut, jedoch ist hier Vorsicht geboten: Einige dieser Komitees dienen sich aus Furcht vor der „Antisemitismus-Keule“ der Zionisten oder aus anderen Gründen dem Mainstream an und vermeiden klare Stellungnahmen. Das ist bedauerlich, denn diese Menschen wollen eigentlich solidarisch sein, es gilt also, sie in ihrer Solidarität zu bestätigen und sie mit klaren Worten zu stärken.
Das Unrecht in Palästina, in der gesamten arabischen Welt, das Unrecht und die Unterdrückung weltweit haben ihren Ursprung genau hier, vor unserer Haustür. Es sind unsere Waffen, die töten, es sind unsere Banken, die das Töten finanzieren und es sind unsere gewählten PolitikerInnen, die zu Krieg und Zerstörung gegen unschuldige Völker aufrufen. Wir, die Bevölkerungen des imperialistischen Westens profitieren von den Kriegen des Imperialismus. Jedes Finanzinstitut vom IWF bis zur kleinen Sparkasse, über die Versicherungen bis zu den Pensionskassen, investieren in den Krieg. Dazu müssen wir klare Worte sprechen und uns entschieden von diesen Machenschaften der Kriegsgewinnler distanzieren und deren Politik ablehnen.
Der Krieg beginnt hier, der Krieg muss hier gestoppt werden!
Fußnoten:
1 https://www.theaterhaus.com/theaterhaus/index.php?id=1,3,17521
https://bergischerbote.de/2018/07/ich-werde-nicht-hassen/
2 Siehe dazu „Poesie des Widerstandes – die Geschichte Palästinas gesehen durch die Augen der palästinensischen Literaten Ghassan Kanafani und Mahmoud Darwish“ von Farid Darage und Markus Heizmann, TuP Verlag Hamburg
3 Siehe dazu https://www.freitag.de/autoren/jakob-reimann-justicenow/israel-ist-ein-apartheidstaat
4 http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-95-127_de.htm
https://www.jpost.com/Israel-News/Israel-Why-would-we-expect-NATO-to-help-us-in-an-Iran-war-55 h 9074
https://www.timesofisrael.com/topic/israel-nato-relations/
5 https://www.dschointventschr.ch/de/movies/documentaries/forget-baghdad
6 http://www.palaestina-portal.eu/texte/balfour_erklaerung.htm
7 http://www.bds-info.ch/index.php/de/bds-home
Online-Flyer Nr. 673 vom 12.09.2018
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Kultur und Wissen
Kritische Würdigung eines Theaterstücks
Eine Polemik zu "Ich werde nicht hassen"
Von Markus und Eva Heizmann (Bündnis gegen den imperialistischen Krieg, Basel, Hamburg, Wien)
Dr. Izzeldin Abuelaish wurde in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen geboren. Er studierte Medizin und arbeitete als erster palästinensischer Arzt in einem israelischen Krankenhaus. Während der israelischen Angriffe gegen Gaza 2009 töteten israelische Bomben seine drei Töchter und seine Nichte. Trotzdem setzte er sich mit seinem Motto „Ich werde nicht hassen“ weiter für eine Verständigung und für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern ein. Seine Biografie wurde für die Bühne als Theaterstück bearbeitet. Es ist wohl kein Zufall, dass Dr. Abuelaish mit seiner Biografie und mit seinem Stück weltweit Furore macht und auch mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert wurde.
Sein Schicksal, der Tod seiner Frau, die an Leukämie starb, sowie die Ermordung seiner Töchter und seiner Nichte durch israelische Bomben ist gewiss tragisch. Indessen teilt Dr. Abuelaish dieses Schicksal mit Tausenden PalästinenserInnen. Damit soll diese persönliche Tragik und die Dramatik keinesfalls relativiert werden, vielmehr soll damit verdeutlicht werden, dass es sich bei den Opfern der Verbrechen der Israelis eben nicht um Einzelschicksale, sondern um ein planmäßiges Vorgehen des zionistischen Staates handelt. Israel kümmert sich bei der Durchsetzung seiner menschenverachtenden Politik weder um UNO Resolutionen, noch um Menschenrechte, sondern verletzt diese vor den Augen der ganzen Welt.
Diese Zerstörungspolitik, der Landraub, die anhaltenden Verbrechen Israels können adäquat nur in einem historischen und politischen Kontext beurteilt werden. Individuelles Leid, die individuelle Tragik dürfen bestimmt nicht außer acht gelassen werden; wenn sie jedoch zum ausschließlichen Parameter werden, wird dadurch eine klare Sicht auf die Situation Gazas und Palästinas erschwert, ja verunmöglicht.
Das Stück „Ich werde nicht hassen“, ausgehend von der Autobiografie des Dr. Izzeldin Abuelaish und für die Bühne von Silvia Armbruster und Ernst Konarek bearbeitet, gibt Anlass zu Kontroversen. Unbestritten ist die Tragik des Schicksals welches hier in äußerst berührender Weise gezeigt wird.
Im folgenden soll aufgezeigt werden, wie unterschiedliche Menschen aus der Palästina Solidarität das Stück, den Autor, seine Intuition und die Gesamtaussage des Stückes beurteilen. Grob kann gesagt werden, dass das Stück große Zustimmung fand. Kritik wurde ebenfalls geäußert, darauf soll hier eingegangen werden. Erst jedoch eine kurze Zusammenfassung des Stückes:
Izzeldin Abuelaish erlebt seine Kindheit und Jugend als Flüchtling im Gazastreifen. Früh erkennt er, dass ihn nur „Wissen und Lernen“ aus der Misere befreien kann. Während sein Bruder in der Ecke des Zimmers sitzt und Mahmoud Darwish liest, macht der kleine Izzeldin fleißig seine Hausaufgaben, er lernt und schafft schließlich das Medizinstudium. Er erkennt, „dass Juden auch Menschen sind“[sic!], er darf als erster und einziger Arzt in einem israelischen Krankenhaus praktizieren, während seine Familie im Gazastreifen zurückbleibt. Dr. Izzeldin Abuelaish beschreibt die Schikanen an den israelischen Checkpoints denen er ausgesetzt ist, die kleinen und grossen Freuden, die er mit seiner Familie erlebt. Dann der erste dramatische Höhepunkt: Die Frau von Dr. Abuelaish wird, an Leukämie erkrankt, in ein Krankenhaus gebracht. Dr. Abuelaish möchte sie gerne besuchen. Die vielen Schikanen an den Checkpoints, die er auf dem Weg zum Krankenhaus passieren muss, verhindern, dass er seine Frau noch lebend sieht. Dr. Abuelaish kommt zu spät, seine Frau ist bereits gestorben und er kann nur noch ihre Leiche sehen. Er trauert, aber er weigert sich zu hassen. Es folgt eine weitere dramatische Szene, nämlich die Beschreibung einer Hamas-Märtyrerin, die versuchte, mit einem Sprengstoffgürtel in ein israelisches Krankenhaus zu kommen und dabei erschossen wird. Dr. Abuelaish verfasst einen leidenschaftlichen offenen Brief an die Hamas, der in der „Jerusalem Post“ veröffentlicht wird. Darin verurteilt er die „Selbstmordattentate“ und den „Hass“ den er dahinter zu erkennen meint, vehement. Den Höhepunkt des Stückes bilden die Bombenangriffe der Israelis auf das dicht bevölkerte Gaza im Jahr 2009. Das Haus von Dr. Abuelaish und seiner Familie wird bombardiert. Er stürzt ans Telefon und versucht seine „Freunde“ in Israel zu erreichen, um sie davon abzuhalten sein Haus zu beschießen – vergeblich – seine drei Töchter und seine Nichte kommen während des Angriffs ums Leben, er selbst, sein Sohn und seine andere Tochter überleben. Dr. Abuelaish weigert sich zu hassen.
Der anwesende Autor, der brillante Schauspieler, die Regie und die Organisatoren nahmen die stehenden Ovationen des Publikums entgegen. Die BefürworterInnen des Stücks machten in der später folgenden Diskussion im Wesentlichen die folgenden Argumente geltend:
- Die Friedensbereitschaft des Dr. Abuelaish sei beispielhaft und mit einem Mahatma Gandhi oder mit einem Martin Luther King vergleichbar.
- Menschen, die keine Ahnung vom Palästina Konflikt hätten, würden so auf eine konstruktive Art an die Thematik herangeführt.
- Damit könnten neue Menschen für Palästina interessiert werden.
- Es habe (im vorwiegend deutschen) Publikum fast durchwegs positive Reaktionen gegeben.
- Es sei ein emotionales und eben auch ein individuelles Stück der palästinensischen Realität und auch diese Facette müsse wahrgenommen werden.
Verschleierung statt Aufklärung
Ohne jeden Zweifel handelt es sich bei „Ich werde nicht hassen“ um ein politisch bedenkliches Stück, welches unserer Meinung nach nicht ohne klare politische und historische Erläuterungen gezeigt werden sollte.
Wenn wir über Palästina sprechen, dann sprechen wir über ein besetztes Land. Widerstand gegen eine fremde Besatzungsmacht ist völkerrechtlich grundsätzlich zulässig. Das Stück „Ich werde nicht hassen“ unterminiert dieses Recht auf Widerstand. So wird zum Beispiel der Bruder des Protagonisten als jemand dargestellt, der „Darwish liest und später in den Libanon verschwindet um sich dort dem Widerstand anzuschließen“, dies, so vermittelt das Stück, habe seiner Mutter das Herz gebrochen. So wird suggeriert, es gäbe „gute Palästinenser“ (diejenigen die lernen und in Israel Karriere machen) und es gäbe „schlechte Palästinenser“ (diejenigen die Widerstand leisten.)
Damit wird in der Tat verschleiert, dass historisch jede koloniale Besatzung nur durch den erbitterten Widerstand der Kolonialisierten zurück gedrängt werden konnte. Die Diffamierung dieses Widerstandes ist also objektiv eine Entsolidarisierung, ob dies nun vom Autor so angestrebt wurde oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
Die so genannten „Selbstmordattentate“ sind ein Thema für sich und können durchaus kritisch diskutiert werden. Ganz bestimmt lassen sich diese Aktionen nicht in der Kausalität verurteilen, wie dies der Autor tut. Der offene Brief, den Dr. Abuelaish an die Jerusalem Post schreibt und der auch im Theaterstück vorkommt und der leidenschaftlich verlesen wird, ist einer der emotionalsten Momente des Abends. Tatsächlich ist es mehr als erstaunlich, dass zwar diese Märtyrer-Aktionen, hier der Hamas, verurteilt werden, die Brutalität, der Landraub, die Vertreibung durch die Zionisten wird nicht, oder nicht in dieser Schärfte verurteilt, wie die Widerstandsaktionen der Palästinenser verurteilt werden. Im Gegenteil werden die Besatzer oft freundlich, manchmal auch lustig geschildert. Die freundliche Siedlerfamilie aus dem Kibbuz zum Beispiel, die dem jungen Izzeldin Abuelaish Arbeit gibt und die ihren Hund Putzi nennt und ihn auf dem Sofa schlafen lässt, löst Gelächter im Publikum aus. So nett können Zionisten sein, so menschlich!
Wohl wird geschildert, wie Dr. Izzeldin Abuelaish an den Checkpoints schikaniert wird, so dass er zu spät ins Krankenhaus kommt und seine an Leukämie erkrankte Frau nicht mehr am Leben ist, als er endlich ankommt. Schließlich die schrecklich Szene der Bombenangriffe auf Gaza, in welcher die Töchter und die Nichte des Protagonisten von israelischen Bomben getötet werden.
All dies bleibt jedoch, so wahr und so schrecklich es auch ist, in der emotionalen Ebene stecken. Ein politischer Bezug wird nicht hergestellt, die Situation der Besatzung wird nur unzulänglich gezeigt. „Nicht zu hassen“, wird als Alternative, ja als Ausweg präsentiert und damit wird das Stück geradezu zu einem hochbrisanten zionistischen Propagandastück:
Wenn die Palästinenser endlich aufhören würden zu hassen und die andere Wange auch noch hinhalten würden, gemeint ist wohl, all ihr Land widerstandslos den Besatzern überlassen würden... würde dann nicht alles gut? Sie haben ja – so die Kernaussage des Stückes – die Möglichkeit zu lernen und etwas aus ihrem Leben zu machen, zum Beispiel in Israel zu arbeiten oder nach Kanada auszuwandern wie dies Dr. Izzeldin Abuelaish getan hat. Das ist reaktionär und unterminiert den legitimen Freiheitskampf des palästinensischen Volkes.
Soviel Frieden, soviel Toleranz, soviel Tränen, man mag gar nicht glauben, dass es auch handfeste imperialistische Interessen für die Zustände rund um den Zionistenstaat gibt. Kein Wort darüber, dass die Israelis mit Drohnen, weißem Phosphor und Atomwaffen bewaffnet sind und im Gegensatz dazu die Palästinenser mit Steinen und selbstgebastelten Raketen um ihre elementarsten Rechte kämpfen. Kein Wort darüber, dass Israel die Resultate zahlloser „Friedensprozesse“ (z.B. Camp David, Madrid, Oslo) ebenso ungestraft missachtet wie sämtliche UNO-Resolutionen. Stattdessen die Aufforderung an die Palästinenser: „Lest nicht Darwish, hört auf zu hassen und lernt!“ Das Absurde daran ist, dass der bekannte Poet Mahmoud Darwish für alle Palästinenser, ja mehr noch für alle Araber, eine Integrationsfigur ist. Aber ausgerechnet Darwish tritt in seinen Gedichten immer wieder für den Frieden ein – allerdings für einen Frieden in Gerechtigkeit, für ein gleichberechtigtes Leben aller, gegen Landraub, Besatzung und Ermordung am palästinensischen Volk. (2) Ausgerechnet diesen Darwish indirekt zu diffamieren, ist mehr als befremdend, passt jedoch in das Gesamtbild des Theaterstücks: Izzeldin Abuelaish plädiert dafür, dass die Palästinenser „friedlich“ bleiben sollen. Kein derartiger Appell geht während der 90-minütigen Vorstellung an die Israelis. Wer wundert sich da noch über den Erfolg von „Ich werde nicht hassen“, wer wundert sich darüber, dass Izzeldin Abuelaish mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert wurde? Würde er ihn tatsächlich kriegen, befände er sich in illusterer Gesellschaft: Henry Kissinger (Vietnam- und Chile-Kriegsverbrecher), Barack Obama (mehr Drohnenmorde als jeder andere US-Präsident) oder Jitzchak Rabin (der „Knochenbrecher“ genannt) sind ja ebenfalls Träger des Preises, Dr. Izzeldin Abuelaish zählt da mit seinem „Ich werde nicht hassen“ noch zu den unschuldigeren Anwärtern auf den Preis aus Stockholm.
„Ich werde nicht hassen“ stiftet Verwirrung statt zu klären, ja schlimmer, „Ich werde nicht hassen“ zeichnet ein symmetrisches Bild des „Konflikts“. Tatsache hingegen ist, dass Israel bis an die Zähne aufgerüstet, ungehindert mit der Ermordung, Vertreibung und Landraub fortfährt, während sich das palästinensische Volk mit Steinen verteidigt. Tatsache ist, dass Israel ungestraft sämtliche UNO-Resolutionen missachtet, während andere Länder beim geringsten Verstoß gegen eine UN-Resolution mit Sanktionen bis hin zum Krieg zu rechnen haben. Tatsache ist außerdem, dass Bürger- und Menschenrechte in Israel nur für jüdische Menschen gelten – Apartheid im wahrsten Sinn des Wortes also, wie damals die Buren in Südafrika.
All dies thematisiert „Ich werde nicht hassen“ nicht oder nur am Rand. Das vorwiegend deutsche Publikum darf gerührt und betroffen von so vielen Emotionen nach Hause gehen. Politisch bilden oder gar mobilisieren, kann man mit so einem Stück wohl niemanden.
Und wir?
Israel definiert sich selbst (seit Neustem per Gesetz!) als „reinen Judenstaat“. Israel ist damit also nicht „einzige Demokratie im Nahen Osten“ wie es von zionistischen Kreisen propagiert wird, sondern ein Apartheid-Staat (3), dessen Grundlage Rassismus ist. Dies und die oben erwähnten Verbrechen Israels führen uns zu der Frage, wie so etwas möglich sein kann?
Ohne die massive Unterstützung des Westens, also der USA, der EU, NATO und Vasallen wie den Öl-Oligarchien wäre Israel niemals in der Lage, all die (zum Teil oben erwähnten Verbrechen) zu begehen, deren Zeugen wir tagtäglich sind. „Unsere“ Regierungen, „unsere“ Konzerne arbeiten enger mit dem Zionistenstaat zusammen, als dies je mit dem Apartheidstaat in Südafrika der Fall war, vor allem im militärischen Bereich. (4)
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass „Der Judenstaat“ ebenso ein europäisches Projekt ist, wie die fälschlicherweise Antisemitismus genannte Verfolgung der Juden. Uns ist kein einziges arabisches Land bekannt, in dem es zu Pogromen gegen die dort ansässige jüdische Bevölkerung kam. Im Gegenteil lebten in der arabischen Welt (und leben zum Teil noch z.B. in Syrien) alle Glaubensgemeinschaften gleichberechtigt zusammen. Dies belegt der Dokumentarfilm „Forget Baghdad“ des Schweizer Filmemachers Samir eindrücklich am Beispiel des Irak. (5)
Was also schließen wir daraus? Stücke wie „Ich werde nicht hassen“ sollen uns auch dazu führen, das Palästina-Problem als das Problem der arabischen Region zu sehen. Diese Sichtweise ist für die gesamte Region im Allgemeinen falsch, und sie ist für Palästina im Speziellen falsch. Europa, die USA mischen sich in die Belange der arabischen Region ein, ökonomisch, politisch und vor allem militärisch. Dies geschieht nicht, um der Region oder den Menschen Gutes zu tun, sondern aus reinem Eigeninteresse und hat seinen Ursprung letztlich in einem rassistischen Menschenbild. Herzl, Nordau und Rothschild, die als die Gründerväter des Zionistenstaates gelten, waren Europäer. Die Balfour-Deklaration (6) wurde von einem Engländer verfasst. Deutschland liefert Atom-U-Boote und andere Waffen an Israel. Die Schweiz arbeitet mit Israel wirtschaftlich und militärisch eng zusammen. Die USA schließlich sind die eigentliche Schutzmacht Israels vor den Gremien der UNO. All dies führt uns zum Schluss: Ohne die massive Unterstützung des Westens, der NATO-Staaten und der USA hätte die israelische Politik der Vertreibung und der Unterdrückung gegen die Palästinenser keinen Bestand mehr. Israel wäre gezwungen, das geraubte Land zurückzugeben, sich an UNO-Resolutionen zu halten und das internationale Völkerrecht zu achten. Trotzdem wären dann die „Nicht-Juden“ noch immer benachteiligt, solange sich Israel als „reinen Judenstaat“ definiert.
Wir können nicht davon ausgehen, dass sich die Herrschenden in den NATO-Staaten dazu entschließen, ihre Politik zu ändern. Dafür ist Israel als militärische Bastion in der arabischen Region und als propagandistischer Brückenkopf zu wichtig. Kaum ein Tag vergeht, an dem israelische Politiker nicht gegen Syrien, andere arabische Länder oder Iran hetzen oder gar direkt militärisch angreifen. Es ist kein Zufall, dass der Westen seine Kriege genau gegen diese Länder führt oder führen will. Was also können wir tun?
Was tun?
In erster Linie müssen wir aufklären, aufklären über die wirklichen historischen und politischen Fakten. Ein Theaterstück wie „Ich werde nicht hassen“ leistet diese Aufgabe nicht. Nur ein historisch und politisch aufgeklärter Mensch ist jedoch in der Lage, die imperialistische und zionistische Propaganda zu durchschauen.
Handeln: Hier steht uns ein breites Spektrum offen: Wir können informieren, im Freundeskreis, bei Veranstaltungen, mittels LeserInnenbriefen, indem wir uns an Demos und Kundgebungen beteiligen, vielleicht mit eigenen Flugblättern oder Transparenten. Wichtig ist die Entlarvung Israels als rassistischen Apartheid-Staat und damit verbunden die Unterstützung der Boykottkampagne (BDS). (7) Wir können uns an Blogs beteiligen, unseren eigenen Blog oder unsere eigene Webseite eröffnen.
Erkundigt Euch bei Eurer Bank, Eurer Versicherung, Eurer Rentenkasse, ob diese ihr Kapital optimieren, indem sie in der Rüstungsindustrie investieren. Protestiert gegen diese Investitionen! Alles ist besser als die Ungerechtigkeit schweigend hinzunehmen. In jeder größeren europäischen Stadt arbeiten Palästina-Solidaritäts-Komitees. Das ist natürlich gut, jedoch ist hier Vorsicht geboten: Einige dieser Komitees dienen sich aus Furcht vor der „Antisemitismus-Keule“ der Zionisten oder aus anderen Gründen dem Mainstream an und vermeiden klare Stellungnahmen. Das ist bedauerlich, denn diese Menschen wollen eigentlich solidarisch sein, es gilt also, sie in ihrer Solidarität zu bestätigen und sie mit klaren Worten zu stärken.
Das Unrecht in Palästina, in der gesamten arabischen Welt, das Unrecht und die Unterdrückung weltweit haben ihren Ursprung genau hier, vor unserer Haustür. Es sind unsere Waffen, die töten, es sind unsere Banken, die das Töten finanzieren und es sind unsere gewählten PolitikerInnen, die zu Krieg und Zerstörung gegen unschuldige Völker aufrufen. Wir, die Bevölkerungen des imperialistischen Westens profitieren von den Kriegen des Imperialismus. Jedes Finanzinstitut vom IWF bis zur kleinen Sparkasse, über die Versicherungen bis zu den Pensionskassen, investieren in den Krieg. Dazu müssen wir klare Worte sprechen und uns entschieden von diesen Machenschaften der Kriegsgewinnler distanzieren und deren Politik ablehnen.
Der Krieg beginnt hier, der Krieg muss hier gestoppt werden!
Fußnoten:
1 https://www.theaterhaus.com/theaterhaus/index.php?id=1,3,17521
https://bergischerbote.de/2018/07/ich-werde-nicht-hassen/
2 Siehe dazu „Poesie des Widerstandes – die Geschichte Palästinas gesehen durch die Augen der palästinensischen Literaten Ghassan Kanafani und Mahmoud Darwish“ von Farid Darage und Markus Heizmann, TuP Verlag Hamburg
3 Siehe dazu https://www.freitag.de/autoren/jakob-reimann-justicenow/israel-ist-ein-apartheidstaat
4 http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-95-127_de.htm
https://www.jpost.com/Israel-News/Israel-Why-would-we-expect-NATO-to-help-us-in-an-Iran-war-55 h 9074
https://www.timesofisrael.com/topic/israel-nato-relations/
5 https://www.dschointventschr.ch/de/movies/documentaries/forget-baghdad
6 http://www.palaestina-portal.eu/texte/balfour_erklaerung.htm
7 http://www.bds-info.ch/index.php/de/bds-home
Online-Flyer Nr. 673 vom 12.09.2018
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