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Lokales
137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme und neues Fußballstadion in Zürich?
Glückliche Hühner und Kinder in Wolkenkratzern?
Von Heinrich Frei
Viel wird jetzt diskutiert über die furchtbaren Hühnerbatterien, aber dennoch werden fast nur Poulets, Hühner aus Tierfabriken gekauft. Freude hat jedermann an glücklichen Hühnern die auf einer Wiese genügend Auslauf haben, aber trotzdem werden vor allem billige Eier aus industriellen Legebatterien gekauft. Im Zuge der verdichteten Bauweise werden heute in Zürich riesige Mietskasernen hochgezogen. Zwar sind diese Wohnungen in diesen Blöcken meist sehr komfortabel, aber es stellt sich doch die Frage bei dieser Wohnbatterie-Bauweise ob dabei der Mensch noch das Maß der Architektur bleibt, oder nicht der Profit durch die maximale Ausnützung der Grundstückfläche. Diese Frage stellt sich jetzt auch bei den beiden 137 Meter hohen Türmen mit rund 595 Wohnungen, die zusammen mit einem neuen Fußballstadion in Zürich gebaut werden sollen. Der Hauptinvestor bei diesem Projekt ist die Bank Crédit Suisse.
Glückliche Hühner auf einer Wiese auf dem städtischen Bauernhof Waidhof in Zürich-Seebach (Foto: Heinrich Frei)
Querfinanziertes Fußballstadion mit 595 Luxuswohnungen
Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich werden am 25. November 2018 entscheiden, ob die Fußballklubs FCZ und GC von Zürich auf dem Hardturm-Areal eine „neue Heimat“ erhalten sollen, wie es heißt. Das Projekt sieht auf dem rund 55.000 Quadratmeter großen Areal ein Stadion für rund 18.000 Zuschauer vor. Dazu sollen 174 Genossenschaftswohnungen und zwei 137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme mit rund 595 Wohnungen gebaut werden. Die gesamten Investitionen belaufen sich auf rund 570 Millionen Schweizer Franken. (500 Mio. Euro)
Der Investor, die Crédit Suisse, will mit den Wohntürmen das Stadion querfinanzieren. Dadurch müsste sich die Stadt weder am Bau noch am Betrieb finanziell beteiligen. Mit einem reduzierten Baurechtszins auf den Baufeldern, auf denen die Türme stehen werden, unterstützt sie das Projekt aber trotzdem: Der Einnahmeverzicht beläuft sich jährlich auf maximal 1,7 Millionen Franken. (1)
Nach einer Umfrage einen Monat vor der Abstimmung werden 54 Prozent der Stadtzürcher Stimmbevölkerung dem Projekt zustimmen. Stimmberechtigt sind nur Schweizer Bürger, sogar Frauen haben seit 1971 das Stimmrecht. Die Ausländer, die in der Stadt Zürich leben, und das sind 32,4 % der Wohnbevölkerung, sind nicht stimmberechtigt, aber dennoch gute Steuerzahler.
Kleine Kinder in den zwei Wolkenkratzern beim Fußballstadion?
Wie wird es kleinen Kindern gehen, die in Zukunft in den zwei 137 Meter hohen Wolkenkratzern beim Hardturm Fußballstadion in den 595 Wohnungen zu Hause sind? Muss dort die Mutter oder der Abwart die Kinder mit dem Lift auf den Spielplatz herunterbringen? Oder sollen sie oben im Appartement bleiben bei TV, PC-Games, Snacks und Coca-Cola, immer dicker werdend? Sie können nicht allein auf dem Hof oder auf die Wiese herunter und Fußball spielen wie Kinder in der Gartensiedlung in Zürich-Schwamendingen oder an der Goldküste am Zürichsee. Das Wohlbefinden der Kinder neben dem Fußballstadion in den Wolkenkratzern müsste auch Fußballfans, Bürgerliche, Sozialdemokraten, Grüne, Kommunisten und Alternative beschäftigen.
Die Crédit Suisse will zusammen mit dem Fußballstadion in Zürich-Altstetten zwei Türme mit Büros und 595 Wohnungen bauen (Screenshot aus der Tagesschau des Schweizer Fernsehens)
Hochhäuser sind kein Beitrag zum Energiesparen, zur 2000-Watt Gesellschaft
Die Mieten für diese nicht familien- und nicht kinderechten Turm-Wohnungen neben dem Hardturm Fußballstadion können nur wohlhabende Leute bezahlen. (4-Zimmerwohnung 4000 Schweizer Franken pro Monat, 3840 Euro) Diese Hochhäuser sind auch kein Beitrag zur 2000-Watt Gesellschaft die Zürich anstrebt. Die zum Bau investierte Primärenergie bei Hochhäusern ab 25 Metern steigt um 40 Prozent, stellte das Institut für Bauplanung und Neubauten der Eidgenössischen Hochschule (ETH) in Zürich fest. Kleine Wolkenkratzer sind zwar heute en vogue. Sie sind aber ökologisch gesehen nicht vertretbar.
Die andere Frage ist: Braucht die Stadt Zürich, mäßig fußballbegeistert, mit nicht wenigen armen Familien und alleinerziehenden Müttern am Rande des Existenzminimums wirklich zwei große Fußballstadien? Muss wirklich der Zuschauersport so stark gefördert werden?
Die Stadt Zürich hatte für die Europäische Fußballmeisterschaft EM 2008 bereits im Letzigrund ein neues Fußballstadion gebaut. Kosten: 125,2 Millionen Schweizer Franken. (109 Mio. Euro) Kapazität 30‘930 Zuschauer (2)
Stadion Letzigrund, Zürcher Fussball- und Leichtathletikstadion (Foto: Steffen Grocholl - gemeinfrei)
Fußnoten:
(1) https://www.swissinfo.ch/ger/umfrage-sieht-vorsprung-fuer-befuerworter-von-neuem-zuercher-stadion/44507932
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Letzigrund
Online-Flyer Nr. 682 vom 14.11.2018
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137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme und neues Fußballstadion in Zürich?
Glückliche Hühner und Kinder in Wolkenkratzern?
Von Heinrich Frei
Viel wird jetzt diskutiert über die furchtbaren Hühnerbatterien, aber dennoch werden fast nur Poulets, Hühner aus Tierfabriken gekauft. Freude hat jedermann an glücklichen Hühnern die auf einer Wiese genügend Auslauf haben, aber trotzdem werden vor allem billige Eier aus industriellen Legebatterien gekauft. Im Zuge der verdichteten Bauweise werden heute in Zürich riesige Mietskasernen hochgezogen. Zwar sind diese Wohnungen in diesen Blöcken meist sehr komfortabel, aber es stellt sich doch die Frage bei dieser Wohnbatterie-Bauweise ob dabei der Mensch noch das Maß der Architektur bleibt, oder nicht der Profit durch die maximale Ausnützung der Grundstückfläche. Diese Frage stellt sich jetzt auch bei den beiden 137 Meter hohen Türmen mit rund 595 Wohnungen, die zusammen mit einem neuen Fußballstadion in Zürich gebaut werden sollen. Der Hauptinvestor bei diesem Projekt ist die Bank Crédit Suisse.
Glückliche Hühner auf einer Wiese auf dem städtischen Bauernhof Waidhof in Zürich-Seebach (Foto: Heinrich Frei)
Querfinanziertes Fußballstadion mit 595 Luxuswohnungen
Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich werden am 25. November 2018 entscheiden, ob die Fußballklubs FCZ und GC von Zürich auf dem Hardturm-Areal eine „neue Heimat“ erhalten sollen, wie es heißt. Das Projekt sieht auf dem rund 55.000 Quadratmeter großen Areal ein Stadion für rund 18.000 Zuschauer vor. Dazu sollen 174 Genossenschaftswohnungen und zwei 137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme mit rund 595 Wohnungen gebaut werden. Die gesamten Investitionen belaufen sich auf rund 570 Millionen Schweizer Franken. (500 Mio. Euro)
Der Investor, die Crédit Suisse, will mit den Wohntürmen das Stadion querfinanzieren. Dadurch müsste sich die Stadt weder am Bau noch am Betrieb finanziell beteiligen. Mit einem reduzierten Baurechtszins auf den Baufeldern, auf denen die Türme stehen werden, unterstützt sie das Projekt aber trotzdem: Der Einnahmeverzicht beläuft sich jährlich auf maximal 1,7 Millionen Franken. (1)
Nach einer Umfrage einen Monat vor der Abstimmung werden 54 Prozent der Stadtzürcher Stimmbevölkerung dem Projekt zustimmen. Stimmberechtigt sind nur Schweizer Bürger, sogar Frauen haben seit 1971 das Stimmrecht. Die Ausländer, die in der Stadt Zürich leben, und das sind 32,4 % der Wohnbevölkerung, sind nicht stimmberechtigt, aber dennoch gute Steuerzahler.
Kleine Kinder in den zwei Wolkenkratzern beim Fußballstadion?
Wie wird es kleinen Kindern gehen, die in Zukunft in den zwei 137 Meter hohen Wolkenkratzern beim Hardturm Fußballstadion in den 595 Wohnungen zu Hause sind? Muss dort die Mutter oder der Abwart die Kinder mit dem Lift auf den Spielplatz herunterbringen? Oder sollen sie oben im Appartement bleiben bei TV, PC-Games, Snacks und Coca-Cola, immer dicker werdend? Sie können nicht allein auf dem Hof oder auf die Wiese herunter und Fußball spielen wie Kinder in der Gartensiedlung in Zürich-Schwamendingen oder an der Goldküste am Zürichsee. Das Wohlbefinden der Kinder neben dem Fußballstadion in den Wolkenkratzern müsste auch Fußballfans, Bürgerliche, Sozialdemokraten, Grüne, Kommunisten und Alternative beschäftigen.
Die Crédit Suisse will zusammen mit dem Fußballstadion in Zürich-Altstetten zwei Türme mit Büros und 595 Wohnungen bauen (Screenshot aus der Tagesschau des Schweizer Fernsehens)
Hochhäuser sind kein Beitrag zum Energiesparen, zur 2000-Watt Gesellschaft
Die Mieten für diese nicht familien- und nicht kinderechten Turm-Wohnungen neben dem Hardturm Fußballstadion können nur wohlhabende Leute bezahlen. (4-Zimmerwohnung 4000 Schweizer Franken pro Monat, 3840 Euro) Diese Hochhäuser sind auch kein Beitrag zur 2000-Watt Gesellschaft die Zürich anstrebt. Die zum Bau investierte Primärenergie bei Hochhäusern ab 25 Metern steigt um 40 Prozent, stellte das Institut für Bauplanung und Neubauten der Eidgenössischen Hochschule (ETH) in Zürich fest. Kleine Wolkenkratzer sind zwar heute en vogue. Sie sind aber ökologisch gesehen nicht vertretbar.
Die andere Frage ist: Braucht die Stadt Zürich, mäßig fußballbegeistert, mit nicht wenigen armen Familien und alleinerziehenden Müttern am Rande des Existenzminimums wirklich zwei große Fußballstadien? Muss wirklich der Zuschauersport so stark gefördert werden?
Die Stadt Zürich hatte für die Europäische Fußballmeisterschaft EM 2008 bereits im Letzigrund ein neues Fußballstadion gebaut. Kosten: 125,2 Millionen Schweizer Franken. (109 Mio. Euro) Kapazität 30‘930 Zuschauer (2)
Stadion Letzigrund, Zürcher Fussball- und Leichtathletikstadion (Foto: Steffen Grocholl - gemeinfrei)
Fußnoten:
(1) https://www.swissinfo.ch/ger/umfrage-sieht-vorsprung-fuer-befuerworter-von-neuem-zuercher-stadion/44507932
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Letzigrund
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