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Globales
Vorwort aus dem Buch "Über Medien, Krieg und Terror - Politische Reflexionen"
Viele verstehen unsere Welt nicht mehr
Von Georg Meggle
Wie kommt es, dass für das unbezahlte Mitnehmen eines Brötchens, das ohnehin entsorgt werden würde, eine Verkäuferin bestraft wird, hingegen im politischen Bereich tätige Persönlichkeiten, die für den gewaltsamen Tod von Hunderttausenden verantwortlich sind, für ihr Tun – wie z.B. im Fall Henry Kissinger – sogar mit dem Friedensnobelpreis belohnt werden? Warum interessieren sich, während im Jemen und anderswo durch den Einsatz unserer Waffen Millionen vom Hungertod bedroht werden, viele von uns lieber dafür, ob auch für ihren Hund vegane Ernährung bekömmlich sei? Wie kommt es, dass wir, sobald vom Terrorismus die Rede ist, automatisch an „militante Palästinenser“ und andere „Islamisten“ denken, aber so gut wie nie an Hiroshima, die „christliche“ Falange oder Falludscha? Was ist das für eine Welt? Das sind politische Fragen.
Viele verstehen unsere Welt nicht mehr. Wie sollten sie auch – wenn schon allein das Aufwerfen solcher Fragen bei uns durchweg als Mangel an Klugheit gilt, wenn nicht gar schon als Straftat. Richtig: Politisch korrektes Denken, wie es in unseren Erziehungssystemen, im medial-öffentlich-staatlichen Politik-Diskurs und weitgehend auch in den einschlägigen Wissenschaften implantiert und gepflegt wird, stellt solche Fragen erst gar nicht.
Echte politische Fragen tun unweigerlich weh. Denn die Probleme, an die diese Fragen rühren, sind unsere eigenen. Und wer von uns will schon beim Blick in den Spiegel erkennen, wie hässlich und böse man/frau selbst ist? Das Böse der Anderen ist für unsere eigene empfindsame Seele dagegen wie Balsam.
Kein Wunder also: Wer echte politische Fragen aufwirft, macht sich – speziell im eigenen Lager – unweigerlich Feinde. Je tiefer die Fragen gehen, desto mehr.
Dass ich mir, wie von meinem verehrten akademischen Lehrer prognostiziert, mit meinen „Politischen Reflexionen“ zahlreiche und mächtige Feinde machen würde, das hat mich nicht überrascht. (Was freilich nicht heißt, dass mir die über mich ergossenen Tiraden an Gift, Galle und Gülle nichts ausmachen.) Trotzdem: Der Lebenskontext von Politischen Reflexionen kann auch eine Quelle von Glück sein – nämlich des, wie es so schön heißt, auf Erden größtmöglichen: des Gewinns echter Freunde. Ich will hier nur die nennen, deren Freundschaft ich selber primär eben diesem Polit-Kontext verdanke: Uri Avnery, Dan Bar-On, Marcel Baumann, Helga Baumgarten, Noam Chomsky, Anneliese Fikentscher, Evelyn Hecht-Galinski, Johan Galtung, Diana Al Jumaili, Abi Melzer, Hajo Meyer, Andreas Neumann, Günter Schenk, Hajo Schmidt, Ekkehard Schulz, Reiner Steinweg, Rolf Verleger, Peter Vonname, Moshe Zuckermann – und, last but not least, Florian Rötzer.
Eigentlich sind Fragen wie die oben gestellten solche, die sich doch jedem offenen Mitmenschen von selbst stellen müssten, jedem durch Erziehung, Medien und öffentliche Kontrolle noch nicht völlig Verbildeten – also insbesondere jedem noch nicht karriere-präemptiv angepassten Jugendlichen. Jedem aufgeweckten bzw. von selbst aufgewachten Mädchen & Jungen also.
Doch wie kommt es, dass selbst so ein alter Mensch wie ich trotz seines langen akademischen Werdegangs solcherart Fragen immer noch stellt? Das hängt, glaube ich, außer mit dem Vorbild meines Vaters, auch mit der von mir erlernten Art des Philosophierens zusammen. Bzw. mit dem Lieblingsbild, mit dem dieses Denken für mich immer verbunden ist. Die nette Geschichte von den Kaisers neuen Kleidern – jeder dürfte und sollte sie kennen: Der ganze Hofstaat begleitet die angeblichen Gewandungen des Kaisers mit „Ohhhs“ und „Ahhhs“, die Hofbeamten schreiben zu des Kaisers Ruhm und Ehre ganze Bibliotheken prächtigster Eulogen. Nur das kleine Kind ist naiv genug – und sagt die Wahrheit. Dass der Kaiser nackt ist (= Dass ganze Welt-Entwürfe nichts als Luftschablonen sind), das auch klar und deutlich öffentlich zu sagen – diese echte wie fiktive Kinderrolle beherrscht von allen mir bekannten Philosophien die Analytische am besten. Meine politischen Fragen und Reflexionen sind nicht der Überbau einer mehr oder weniger großartigen Ideologie. Ich sage, was ich denke. Punktum.
Ich will einfach verstehen, was auf der Erde los ist. Insbesondere, was mit uns geschieht. Was wir mit uns geschehen lassen. Und möchte mir ein klares Urteil darüber bilden können, was daran gut und was schlecht ist.
Mein eigener Schwerpunkt in der Philosophie sind die Logiken der Kommunikation und der sprachlichen Bedeutung. Dass „Sprache unser wichtigstes Denk- und Macht-Instrument“ ist, an diesem Kernsatz meiner Sprachphilosophie messe ich nicht nur alle anderen Sprach-Theorien – der Satz benennt auch die Perspektive, von der her ich untersuche, was politischer Sprachgebrauch in der Praxis bewirkt und verhindert. Und das ist sehr viel. Die Regulierung unserer politischen Sprache ist der bedeutsamste Faktor dessen, was einmal Propaganda hieß und heute eher unter Psychologischer Kriegsführung – Psy-Ops u.a. – läuft. Ein wichtiger Teil meiner Politischen Reflexionen ist – typisch für einen Analytischen Philosophen – der Dechiffrierung dieser politischen Sprachregelungen gewidmet. Am deutlichsten lassen sich diese Dechiffrierungen anhand meiner Beiträge zum Terrorismus (bzw. zu T-Akten) verfolgen.
Aber natürlich bestehen meine Reflexionen nicht nur aus semantischen (die zentralen Begriffe erklärenden) Betrachtungen; ich will schließlich nicht nur die Sprache bzw. unsere Sprach-Handlungen verstehen, ich will auch den weiten Rest unseres menschlichen Handelns verstehen. Auch solche unmenschlichen Aktionen wie Kriege und andere Mittel massenhafter Vernichtung von Menschen. Warum tun Menschen bzw. deren Institutionen (Staaten, Staatenbündnisse, staatliche wie nicht-staatliche Kleingruppen) derartiges überhaupt? Oft aus höchst ‚humanitären‘ Motiven. Diese Kriegsmotivation ist m.E. die allergefährlichste. Und schon sind wir mitten im Herz der Finsternis, der so genannten Kriegs- und Terror-Ethik. Von dieser Ethik halte ich, trotz tausenderlei Einwänden, den Ansatz der Theorie des Gerechten Krieges immer noch für den brauchbarsten.
Doch jedem Bewerten sollte ein Verstehen vorangegangen sein, d.h., so eine meiner Arbeitsprämissen, eine rationale Erklärung dessen, warum – aufgrund welcher Interessenlage – die jeweiligen Akteure überhaupt tun, was sie tun. Ich finde es höchst erstaunlich, dass es gerade dieser jedweder Ethik vorgeschaltete Bereich des Verstehens bzw. auch nur des Verstehen-Wollens ist, der gerade beim größten aller Verbrechen gegen die Menschlichkeit – dem Einsatz von Kriegen als Mittel der Politik – immer wieder ausgeblendet wird. Genau aus diesem Grund steht die Frage nach dem eigentlichen Sinn dieses oder jenes unserer Kriege in meinen Politischen Reflexionen immer wieder im Fokus.
*
Einige wenige der mit diesem ebook nun erfreulicherweise noch leichter zugänglich gemachten telepolis-Beiträge (die Kapitel 9, 10, 11, 13, 14) sind dank der Erlaubnis des Heise-Verlags auch in dem bei mentis 2011 publizierten Band Philosophische Interventionen abgedruckt, wobei diese Interventionen darüber hinaus noch eine Reihe weiterer Philosophischer Reflexionen im engeren Sinne enthalten. Darüber hinaus möchte ich an dieser Stelle auch auf meine Dechiffrierung des Begriffs Kollateral-Schaden aufmerksam machen (in dem ebenfalls bei mentis erschienenen Band: Christoph Lumer / Uwe Meyer (Hrsg.), Geist und Moral. Analytische Reflexionen für Wolfgang Lenzen, Paderborn, 2011, 257-275.), also jenes Begriffs, der seit dem Kosovo-Krieg zur Entlastung bzw. Entschuldigung primär der von ‚unserer‘ (westlichen) Seite verursachten ‚Schädigungen‘ (in der Regel: Tötungen von in die Kämpfe nicht involvierter Zivilisten) verwendet wird. Was sich an diesem Begriff besonders gut verdeutlichen lässt: Auch politische Begriffe sind keine Naturprodukte, vielmehr wie alles Sprachliche etwas Konventionales, also auch durch mediale Dauerberieselung Herstell- und Veränderbares. Und man glaube ja nicht, dass die Entwicklung einer solchen Kriegs-relevanten Software dem Zufall überlassen wird. Wozu gibt es denn akademische wie nicht so akademische Think-Tanks?
Was für die „Kollateral-Schäden“ gilt, gilt cum grano salis auch für den „Terrorismus“, sowie – für das politische Deutsch verständlicherweise speziell wichtig – für den wirksamsten aller Totschlag-Begriffe, für den des „Anti-Semitismus“.
*
Freies Denken ist nicht im luftleeren Raum möglich. Klar, dass die nötigen Räume ihrerseits höchst umstrittene sind. Die zentralen - und allzu oft auch die einzigen – Orte, in denen freies Denken noch garantiert ist (sein sollte), sind leicht benannt. Universitäten; einige Verlage; und ein paar Nischen in unseren Medien. Ich danke der Universität Leipzig, sowie den Verlagen mentis und Heise, dass sie mir den Raum für diese Politischen Reflexionen frei gehalten haben.
Kairo, November 2018
In memoriam
Georg Meggle (1900-1963)
patris mei
Georg Meggle: Über Medien, Krieg und Terror - Politische Reflexionen
eBook, Heise Medien, November 2018, ISBN (epub) 978-3-95788-175-5, ca. 280 Seiten, 7,99 Euro
https://www.heise.de/tp/buch/telepolis_buch_4228812.html
Inhalt
Siehe auch:
Was steckt wirklich hinter diesem Krieg: gewaltige Öl-Reserven
Der wahre Grund des Jemen-Kriegs?
Von Georg Meggle
NRhZ 680 vom 31.10.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25341
Zweiter Versuch
Jemens Reichtum als Kriegsgrund?
Von Georg Meggle
NRhZ 682 vom 14.11.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25378
Online-Flyer Nr. 685 vom 05.12.2018
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Globales
Vorwort aus dem Buch "Über Medien, Krieg und Terror - Politische Reflexionen"
Viele verstehen unsere Welt nicht mehr
Von Georg Meggle
Wie kommt es, dass für das unbezahlte Mitnehmen eines Brötchens, das ohnehin entsorgt werden würde, eine Verkäuferin bestraft wird, hingegen im politischen Bereich tätige Persönlichkeiten, die für den gewaltsamen Tod von Hunderttausenden verantwortlich sind, für ihr Tun – wie z.B. im Fall Henry Kissinger – sogar mit dem Friedensnobelpreis belohnt werden? Warum interessieren sich, während im Jemen und anderswo durch den Einsatz unserer Waffen Millionen vom Hungertod bedroht werden, viele von uns lieber dafür, ob auch für ihren Hund vegane Ernährung bekömmlich sei? Wie kommt es, dass wir, sobald vom Terrorismus die Rede ist, automatisch an „militante Palästinenser“ und andere „Islamisten“ denken, aber so gut wie nie an Hiroshima, die „christliche“ Falange oder Falludscha? Was ist das für eine Welt? Das sind politische Fragen.
Viele verstehen unsere Welt nicht mehr. Wie sollten sie auch – wenn schon allein das Aufwerfen solcher Fragen bei uns durchweg als Mangel an Klugheit gilt, wenn nicht gar schon als Straftat. Richtig: Politisch korrektes Denken, wie es in unseren Erziehungssystemen, im medial-öffentlich-staatlichen Politik-Diskurs und weitgehend auch in den einschlägigen Wissenschaften implantiert und gepflegt wird, stellt solche Fragen erst gar nicht.
Echte politische Fragen tun unweigerlich weh. Denn die Probleme, an die diese Fragen rühren, sind unsere eigenen. Und wer von uns will schon beim Blick in den Spiegel erkennen, wie hässlich und böse man/frau selbst ist? Das Böse der Anderen ist für unsere eigene empfindsame Seele dagegen wie Balsam.
Kein Wunder also: Wer echte politische Fragen aufwirft, macht sich – speziell im eigenen Lager – unweigerlich Feinde. Je tiefer die Fragen gehen, desto mehr.
Dass ich mir, wie von meinem verehrten akademischen Lehrer prognostiziert, mit meinen „Politischen Reflexionen“ zahlreiche und mächtige Feinde machen würde, das hat mich nicht überrascht. (Was freilich nicht heißt, dass mir die über mich ergossenen Tiraden an Gift, Galle und Gülle nichts ausmachen.) Trotzdem: Der Lebenskontext von Politischen Reflexionen kann auch eine Quelle von Glück sein – nämlich des, wie es so schön heißt, auf Erden größtmöglichen: des Gewinns echter Freunde. Ich will hier nur die nennen, deren Freundschaft ich selber primär eben diesem Polit-Kontext verdanke: Uri Avnery, Dan Bar-On, Marcel Baumann, Helga Baumgarten, Noam Chomsky, Anneliese Fikentscher, Evelyn Hecht-Galinski, Johan Galtung, Diana Al Jumaili, Abi Melzer, Hajo Meyer, Andreas Neumann, Günter Schenk, Hajo Schmidt, Ekkehard Schulz, Reiner Steinweg, Rolf Verleger, Peter Vonname, Moshe Zuckermann – und, last but not least, Florian Rötzer.
Eigentlich sind Fragen wie die oben gestellten solche, die sich doch jedem offenen Mitmenschen von selbst stellen müssten, jedem durch Erziehung, Medien und öffentliche Kontrolle noch nicht völlig Verbildeten – also insbesondere jedem noch nicht karriere-präemptiv angepassten Jugendlichen. Jedem aufgeweckten bzw. von selbst aufgewachten Mädchen & Jungen also.
Doch wie kommt es, dass selbst so ein alter Mensch wie ich trotz seines langen akademischen Werdegangs solcherart Fragen immer noch stellt? Das hängt, glaube ich, außer mit dem Vorbild meines Vaters, auch mit der von mir erlernten Art des Philosophierens zusammen. Bzw. mit dem Lieblingsbild, mit dem dieses Denken für mich immer verbunden ist. Die nette Geschichte von den Kaisers neuen Kleidern – jeder dürfte und sollte sie kennen: Der ganze Hofstaat begleitet die angeblichen Gewandungen des Kaisers mit „Ohhhs“ und „Ahhhs“, die Hofbeamten schreiben zu des Kaisers Ruhm und Ehre ganze Bibliotheken prächtigster Eulogen. Nur das kleine Kind ist naiv genug – und sagt die Wahrheit. Dass der Kaiser nackt ist (= Dass ganze Welt-Entwürfe nichts als Luftschablonen sind), das auch klar und deutlich öffentlich zu sagen – diese echte wie fiktive Kinderrolle beherrscht von allen mir bekannten Philosophien die Analytische am besten. Meine politischen Fragen und Reflexionen sind nicht der Überbau einer mehr oder weniger großartigen Ideologie. Ich sage, was ich denke. Punktum.
Ich will einfach verstehen, was auf der Erde los ist. Insbesondere, was mit uns geschieht. Was wir mit uns geschehen lassen. Und möchte mir ein klares Urteil darüber bilden können, was daran gut und was schlecht ist.
Mein eigener Schwerpunkt in der Philosophie sind die Logiken der Kommunikation und der sprachlichen Bedeutung. Dass „Sprache unser wichtigstes Denk- und Macht-Instrument“ ist, an diesem Kernsatz meiner Sprachphilosophie messe ich nicht nur alle anderen Sprach-Theorien – der Satz benennt auch die Perspektive, von der her ich untersuche, was politischer Sprachgebrauch in der Praxis bewirkt und verhindert. Und das ist sehr viel. Die Regulierung unserer politischen Sprache ist der bedeutsamste Faktor dessen, was einmal Propaganda hieß und heute eher unter Psychologischer Kriegsführung – Psy-Ops u.a. – läuft. Ein wichtiger Teil meiner Politischen Reflexionen ist – typisch für einen Analytischen Philosophen – der Dechiffrierung dieser politischen Sprachregelungen gewidmet. Am deutlichsten lassen sich diese Dechiffrierungen anhand meiner Beiträge zum Terrorismus (bzw. zu T-Akten) verfolgen.
Aber natürlich bestehen meine Reflexionen nicht nur aus semantischen (die zentralen Begriffe erklärenden) Betrachtungen; ich will schließlich nicht nur die Sprache bzw. unsere Sprach-Handlungen verstehen, ich will auch den weiten Rest unseres menschlichen Handelns verstehen. Auch solche unmenschlichen Aktionen wie Kriege und andere Mittel massenhafter Vernichtung von Menschen. Warum tun Menschen bzw. deren Institutionen (Staaten, Staatenbündnisse, staatliche wie nicht-staatliche Kleingruppen) derartiges überhaupt? Oft aus höchst ‚humanitären‘ Motiven. Diese Kriegsmotivation ist m.E. die allergefährlichste. Und schon sind wir mitten im Herz der Finsternis, der so genannten Kriegs- und Terror-Ethik. Von dieser Ethik halte ich, trotz tausenderlei Einwänden, den Ansatz der Theorie des Gerechten Krieges immer noch für den brauchbarsten.
Doch jedem Bewerten sollte ein Verstehen vorangegangen sein, d.h., so eine meiner Arbeitsprämissen, eine rationale Erklärung dessen, warum – aufgrund welcher Interessenlage – die jeweiligen Akteure überhaupt tun, was sie tun. Ich finde es höchst erstaunlich, dass es gerade dieser jedweder Ethik vorgeschaltete Bereich des Verstehens bzw. auch nur des Verstehen-Wollens ist, der gerade beim größten aller Verbrechen gegen die Menschlichkeit – dem Einsatz von Kriegen als Mittel der Politik – immer wieder ausgeblendet wird. Genau aus diesem Grund steht die Frage nach dem eigentlichen Sinn dieses oder jenes unserer Kriege in meinen Politischen Reflexionen immer wieder im Fokus.
*
Einige wenige der mit diesem ebook nun erfreulicherweise noch leichter zugänglich gemachten telepolis-Beiträge (die Kapitel 9, 10, 11, 13, 14) sind dank der Erlaubnis des Heise-Verlags auch in dem bei mentis 2011 publizierten Band Philosophische Interventionen abgedruckt, wobei diese Interventionen darüber hinaus noch eine Reihe weiterer Philosophischer Reflexionen im engeren Sinne enthalten. Darüber hinaus möchte ich an dieser Stelle auch auf meine Dechiffrierung des Begriffs Kollateral-Schaden aufmerksam machen (in dem ebenfalls bei mentis erschienenen Band: Christoph Lumer / Uwe Meyer (Hrsg.), Geist und Moral. Analytische Reflexionen für Wolfgang Lenzen, Paderborn, 2011, 257-275.), also jenes Begriffs, der seit dem Kosovo-Krieg zur Entlastung bzw. Entschuldigung primär der von ‚unserer‘ (westlichen) Seite verursachten ‚Schädigungen‘ (in der Regel: Tötungen von in die Kämpfe nicht involvierter Zivilisten) verwendet wird. Was sich an diesem Begriff besonders gut verdeutlichen lässt: Auch politische Begriffe sind keine Naturprodukte, vielmehr wie alles Sprachliche etwas Konventionales, also auch durch mediale Dauerberieselung Herstell- und Veränderbares. Und man glaube ja nicht, dass die Entwicklung einer solchen Kriegs-relevanten Software dem Zufall überlassen wird. Wozu gibt es denn akademische wie nicht so akademische Think-Tanks?
Was für die „Kollateral-Schäden“ gilt, gilt cum grano salis auch für den „Terrorismus“, sowie – für das politische Deutsch verständlicherweise speziell wichtig – für den wirksamsten aller Totschlag-Begriffe, für den des „Anti-Semitismus“.
*
Freies Denken ist nicht im luftleeren Raum möglich. Klar, dass die nötigen Räume ihrerseits höchst umstrittene sind. Die zentralen - und allzu oft auch die einzigen – Orte, in denen freies Denken noch garantiert ist (sein sollte), sind leicht benannt. Universitäten; einige Verlage; und ein paar Nischen in unseren Medien. Ich danke der Universität Leipzig, sowie den Verlagen mentis und Heise, dass sie mir den Raum für diese Politischen Reflexionen frei gehalten haben.
Kairo, November 2018
In memoriam
Georg Meggle (1900-1963)
patris mei
Georg Meggle: Über Medien, Krieg und Terror - Politische Reflexionen
eBook, Heise Medien, November 2018, ISBN (epub) 978-3-95788-175-5, ca. 280 Seiten, 7,99 Euro
https://www.heise.de/tp/buch/telepolis_buch_4228812.html
Inhalt
- Schwierigkeiten der Medien mit der Philosophie
- Kollektive Identität - in Zeiten des Umbruchs
- Soll die Türkei in die EU?
- Was gehen uns die Armenier an?
- Deutschland/Israel/Palästina
- Was steckt hinter dem Libanonkrieg?
- Israels Desaster = Israels Sieg?
- Militärische Macht oder Internationales Recht?
- Jüdisches Gaza-Boot
- Wer ist Antisemit?
- Was ist Terrorismus?
- Gerechter Terror?
- Unser Terrorismus-Tabu
- Gedanken zum Irak-Krieg
- Bomben auf den Iran?
- Nasrallahs Abrechnung mit den Saudis
- Warum Krieg gegen den Jemen jetzt?
- Der wahre Grund des Jemen-Kriegs?
- Jemens Reichtum als Kriegsgrund? Zweiter Versuch
Siehe auch:
Was steckt wirklich hinter diesem Krieg: gewaltige Öl-Reserven
Der wahre Grund des Jemen-Kriegs?
Von Georg Meggle
NRhZ 680 vom 31.10.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25341
Zweiter Versuch
Jemens Reichtum als Kriegsgrund?
Von Georg Meggle
NRhZ 682 vom 14.11.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25378
Online-Flyer Nr. 685 vom 05.12.2018
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