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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Krieg und Frieden
Aktionskonferenz "abrüsten statt aufrüsten", Frankfurt/Main, 10.2.2019
Das Loch von Frankfurt
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Knapp drei Wochen nach der Aktionskonferenz "abrüsten statt aufrüsten", die am Sonntag, dem 10. Februar, in Frankfurt am Main stattgefunden hat, ist es am 2. März 2019 soweit. Die Organisatoren der Kampagne "abrüsten statt aufrüsten" verschicken einen Newsletter. Darin heißt es: "Liebe Freundinnen und Freunde, dieser Newsletter steht ganz im Zeichen der Dokumentation unserer Aktionskonferenz vom 10. Februar 2019 in Frankfurt/Main. Neben den Videos von den Redebeiträgen gibt es auch eine kleine Presseschau." Es folgt dann der Hinweis auf die bereits am 12. Februar verschickte Pressemitteilung. Und dann kommt auch bald die Presseschau. Vier Artikel sind hier aufgeführt. Doch siehe da: einer der umfangreichsten, detailreichsten Artikel fehlt. Wie das? Wo ist er geblieben?

Bevor wir der Frage nachgehen, was da genau fehlt und wo das Fehlende geblieben ist, betrachten wir das Vorhandene. Und wir sehen uns an, was die Leserschaft über die Konferenz vom 10. Februar hier erfährt. Da ist zunächst ein Interview, das zwei Tage nach der Konferenz in der marxistischen Tageszeitung "junge Welt" erschienen ist. Was in diesem Interview über die Konferenz zu erfahren ist? Eigentlich nichts! Zumindest nichts Konkretes! Es ist ein Interview, das auch an jedem anderen Tag hätte geführt werden können.

Dann findet sich in der Presseschau – bezeichnet mit "Pressenza berichtet" – ein Beitrag mit dem Titel "Friedensbewegung in Aktion: Mehr Aktionen für Abrüsten sind die Alternative!". Darin geht es um eine Konferenz, die "am letzten Montag" stattgefunden haben soll. Der Artikel beginnt mit dem Satz "Am letzten Montag trafen sich 140 Aktive der Friedensbewegung im Frankfurter Gewerkschaftshaus und sprachen sich deutlich für weitere Aktionen der Initiative 'abrüsten statt aufrüsten' aus." Als Autor dieses Artikels ist "Pressenza Berlin" ausgewiesen. Doch es kommt ein vager Verdacht auf. Die von "abrüsten statt aufrüsten" verfasste Pressemitteilung vom 11. Februar trägt denselben Titel und beginnt mit fast demselben Satz "Vorgestern trafen sich 140 Aktive der Friedensbewegung im Frankfurter Gewerkschaftshaus und sprachen sich deutlich für weitere Aktionen der Initiative 'abrüsten statt aufrüsten' aus. "

Nun sind wir gespannt, was der nächste Beitrag uns zu bieten hat. Er ist veröffentlich von "Schattenblick". Die Presseschau präsentiert ihn mit: "Schattenblick berichtet über die Aktionskonferenz in Frankfurt/M. am 10.02.2019". Es ist die von "Schattenblick" veröffentlichte "MELDUNG/980". Sie trägt den Titel: "Friedensbewegung in Aktion – Mehr Aktionen für Abrüsten sind die Alternative (abrüsten statt aufrüsten)" und beginnt mit dem Satz "Gestern trafen sich 140 Aktive der Friedensbewegung im Frankfurter Gewerkschaftshaus und sprachen sich deutlich für weitere Aktionen der Initiative 'abrüsten statt aufrüsten' aus." Am Fuß der Meldung erfahren wir, was die Quelle dieses Beitrags ist. Dort heißt es: "Quelle: abrüsten statt aufrüsten, Marienstr. 19/20, 10117 Berlin".

Nun ist alles klar. Die Ankündigungen in der Presseschau ("Pressenza berichtet" und "Schattenblick berichtet...") führen in die Irre. Es handelt sich nicht um Berichte sondern um die am Tag nach der Konferenz verfasste Pressemitteilung von "abrüsten statt aufrüsten" - teils fehlerhaft wiedergegeben. Somit können wir feststellen: bis hierhin haben wir noch keinen Artikel gefunden, in dem über die Konferenz berichtet würde. Doch es gibt noch einen letzten Beitrag in der Presseschau, den wir noch nicht betrachtet haben. Es stammt aus der renommierten "Frankfurter Rundschau".

Die "Frankfurter Rundschau" weiß zu berichten: "Die Friedenstaube auf einer Fahne am Rednerpult und Regenbogenfahnen schmückten den Raum. Mit den Worten 'Noch jemand raus aus der Nato?' verkaufte ein Mann vor Beginn der Konferenz für ein paar symbolische Groschen hellblaue Buttons, auf die die Forderung eines Ausstiegs aus der 'North Atlantic Treaty Organization' (Nordatlantikpakt-Organisation), kurz Nato, gedruckt war." Das stimmt nicht so ganz. Der Button trägt die Aufschrift "raus aus der NATO – NATO raus" und nimmt Bezug auf die Möglichkeit, mit Jahresfrist aus der NATO auszutreten und mit Zwei-Jahresfrist den Truppenstationierungsvertrag zu kündigen und damit die militärischen Einrichtungen von USA und NATO aus Deutschland zu verbannen. Aber das will die "Frankfurter Rundschau" so genau lieber nicht darstellen. Sie ergänzt stattdessen – damit niemand auf dumme Gedanken kommt: "Das transatlantische Militärbündnis war vor 70 Jahren, aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, zwischen europäischen Staaten, den USA und Kanada geschlossen worden, um Sicherheit und Stabilität weltweit zu gewährleisten."

Nun gut! Nun wissen wir es: der einzige in der Presseschau aufgeführte Artikel, der über die Konferenz berichtet, ist der aus dem Spektrum der Herrschaftsmedien. Damit können wir jetzt zu der Frage kommen, was das für ein umfangreicher, detailreicher Artikel ist, der in der Presseschau keinen Platz findet. Die Frage ist schnell beantwortet. Es ist der Artikel mit dem Titel "Kündigung des Truppenstationierungsvertrags und NATO-Austritt gegen erbitterten Widerstand in die Diskussion gebracht" aus der NRhZ vom 13.02.2019. Er ist offensichtlich unerwünscht und damit in einem großen, schwarzen Loch verschwunden – möglicherweise im großen Frankfurter Loch. Oder befindet sich dieses Loch eher in Berlin? In der Marienstraße? Die Quellenangabe der Pressemeldung legt diese Vermutung nahe.


Der ins Loch gefallene NRhZ-Artikel:

Aktionskonferenz von „abrüsten statt aufrüsten“, Frankfurt/Main, 10.2.2019
Kündigung des Truppenstationierungsvertrags und NATO-Austritt gegen erbitterten Widerstand in die Diskussion gebracht
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 692 vom 13.02.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25620


Und hier wird dargelegt, was aus Sicht der Herrschenden ausgeblendet werden soll:


NATO raus – raus aus der NATO
Initialzündung für eine Kampagne der Friedensbewegung
NRhZ 551 vom 02.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22582


Banner der von Freidenkern und Arbeiterfotografie propagierten Initiative "NATO raus – raus aus der NATO"

Online-Flyer Nr. 695  vom 06.03.2019

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