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Kultur und Wissen
Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP), Berlin, 7. bis 10.3.2019
Wie organisierte Propaganda kritische Intellektuelle diffamiert – und etablierte Intellektuelle als Lakaien für den Krieg nach innen und nach außen dienen
Von Felicitas Rabe

Vom 7. bis 10. März organisierte die Neue Gesellschaft für Psychologie in Berlin ihren diesjährigen Kongress zum Thema „Krieg nach innen, Krieg nach außen – die Intellektuellen als Stützen der Gesellschaft?“ Bei der jährlichen interdisziplinären Tagung kommen Wissenschaftler zu Wort, die man in Deutschland in dieser Bandbreite sonst nirgendwo antreffen kann. 160 Teilnehmer/innen nahmen das vielfältige Programm mit 35 Vorträgen, Workshops und Diskussionen wahr. Jeweils wurde die Rolle der Intellektuellen im Bezug auf das herrschende Wirtschaftssystem mit seiner neoliberalen Doktrin und ihre Verwendung bei der Rechtfertigung von Kriegen nach innen und nach außen unter vielen Aspekten kritisch beleuchtet. Eine kleine Auswahl der inspirierenden Veranstaltungen wird im Folgenden vorgestellt.


Georg Rammer: „Schlafwandler oder Kriegstreiber? Die Eigendynamik imperialer Interessen“


In seinem Vortrag „Schlafwandler oder Kriegstreiber? Die Eigendynamik imperialer Interessen“ erläuterte der Kinderpsychologe Georg Rammer die Auswirkungen eines neoliberalen Wirtschaftssystems, das permanente Konflikte und Gefahren produziert. Für den Profit einer finanziellen Elite werden drohende Klimakatastrophen, eskalierende Kriege und Hungersnöte in Kauf genommen.

Die neoliberale Politik führt zu einer Entsolidarisierung zwischen den Menschen, die in einem Konkurrenzkampf verrohen und sich gegenseitig anfeinden. Geförderte Spaltungen innerhalb der Gesellschaft erzeugen wachsende Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Zur Ablenkung und zur Beförderung von Kriegsbereitschaft werden Feindbilder nach außen geschaffen, die die Köpfe und Herzen der Menschen besetzen sollen.

So sind seit 2015 durch den Krieg im Jemen laut UN-Organisationen 85.000 Kinder verhungert und 14 Millionen Menschen leiden Hunger. In dieser Situation besteht die Sorge der Bundesregierung zynischerweise darin, wie sie ein Waffenexport-Verbot mittels einem Geheimvertrag mit Frankreich umgehen kann. Dabei ignoriert die westliche „Werte-Gemeinschaft“ das UN-Gewaltverbot und die Beachtung der Souveränität sowie der territorialen Unversehrtheit zwischen den Staaten.

Dem Weißbuch der Bundeswehr kann man offiziell entnehmen, dass das deutsche Militär sichere Handels- und Seewege mit militärischen Mitteln durchsetzen soll, weil die Bundesrepublik Rohstoffe benötigt. Das nennt Wirtschaftsminister Peter Altmaier „Frieden, Menschenrechte und Stabilität schaffen“.

Im neokolonialistischen Zeitalter schließt die deutsche Regierung mit afrikanischen Ländern einseitig begünstigende Verträge für den Raubbau durch westliche Konzerne.

Zur Manipulation der Öffentlichkeit, der die Auswirkungen der neoliberalen Ausbeutung im Inneren und im Außen als alternativlos vermittelt werden sollen, hat beispielsweise die US-Administration das Militär in eine globale Propaganda-Maschinerie umgewandelt. Nach AP-Recherchen verfügte allein das Pentagon im Jahr 2009 über 27.000 Mitarbeiter zur Beeinflussung der Öffentlichkeit.

Gleichzeitig wird auf Intellektuelle, die bei diesem Propagandafeldzug nicht mitmachen, existenzieller Druck ausgeübt. In Forschung, Wissenschaft und in den Medien werden sie verleumdet, ihre Karrieren werden verhindert, oder sie finden im öffentlichen Diskurs nicht mehr statt.


Kurt Gritsch: „(K)ein Mann des Friedens? Peter Handke und `Gerechtigkeit für Serbien´: Die Diffamierung eines Intellektuellen als Kriegsgegner“

So erging es auch dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke, über dessen Verunglimpfung der Historiker Dr. Kurt Gritsch in seinem Referat „(K)ein Mann des Friedens? Peter Handke und `Gerechtigkeit für Serbien´: Die Diffamierung eines Intellektuellen als Kriegsgegner“ berichtete. Nach seiner Balkanreise hatte Peter Handke einen Reisebericht unter dem Titel „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Dina – Gerechtigkeit für Serbien“ veröffentlicht. Darin greift er das offizielle Narrativ an, wonach die Serben die Hauptschuldigen am Krieg in Jugoslawien sind.

Mit Lügen, Propaganda und manipulierten Fotos sollte die Öffentlichkeit davon überzeugt werden, dass die Serben Konzentrationslager für bosnische Muslime betrieben, Genozid an ihnen verübten und der serbische Präsident Slobodan Milosevic der neue Hitler wäre. Insbesondere die deutsche Bevölkerung sollte davon überzeugt werden, dass man diese neuen Nazis nur mit der Bombardierung Serbiens aufhalten könnte. Durch Ausschwitz-Vergleiche wurde eine so genannte „humanitäre Intervention“ gerechtfertigt, die ab dieser Zeit als Begründung für weitere Angriffskriege herhalten konnte. Unter diesem Vorwand, der nicht durch das Völkerrecht legitimiert ist, konnte sich das deutsche Militär erstmals nach dem 2.Weltkrieg wieder aktiv an einem Krieg beteiligen.

Auf seiner Balkanreise erkannte Peter Handke die Verlogenheit der Schuldzuweisung gegenüber den Serben, die Manipulation der Bilder und Berichte in den Medien, einschließlich der offensichtlich gefälschten Fotos über angebliche serbische Konzentrationslager und der Verfälschungen von Milosevic´s Aussagen.

In Bezug auf Serbien wurde der Holocaust als Metapher für das „absolute Böse“ verwendet. Daher wurde Handke nach seiner Kritik an der Darstellung der Serben in deutschen Feuilletons als Revisionist bezeichnet. Weil er die Schuld der Serben nicht anerkannte und nach Wegen der Versöhnung suchte, wurde er als „Holocaust-Leugner“ diffamiert.

Kurt Gritsch berichtete wie Handke von den Medien zur Persona non grata erklärt wurde und damit auch die wenigen zum Verstummen gebracht wurden, die es ebenfalls gewagt hatten, die Lügen im offiziellen Narrativ zu kritisieren.

In seinem Buch „Gerechtigkeit für Serbien – eine Rezeptionsgeschichte“ arbeitete Gritsch die Verleumdung von Peter Handke auf. Am Beispiel des Jugoslawienkriegs legte er dar, wie PR-Agenturen zur Erzeugung eines öffentlichen „Konsens“ eingesetzt werden. So erklärte die US-amerikanische PR-Agentur Ruder Finn bereits im Jahr 1992 die Serben zu Nazis. Nach Gritsch fiel die Wahl auf die Serben rein zufällig, weil man bei der Zerschlagung des letzten sozialistischen Landes ein Feindbild benötigte. Zeitnah erhielt der US-amerikanische Journalist Roy Gutman für seine Veröffentlichung `A Witness to Genocide´ (Zeuge des Genozids), den renommierten Pulitzerpreis. Damit wurden die Serben als Feindbild international vermarktet.

Zusätzlich ging 1992 ein inzwischen nachweislich gefälschtes Foto der britischen Journalistin Penny Marshall von Menschen mit teilweise nackten Oberkörpern hinter einem Stacheldrahtzaun um die Welt. Mit entsprechender Untertitelung suggeriert es die Vorstellung von serbischen Konzentrationslagern. Mit dieser Foto-Lüge wurden die letzten Zweifel an der beabsichtigten Illusion von Ruder Finn beseitigt.

Seither ist der Nazi-Vergleich von sich der westlichen „Werte-Gemeinschaft“ widersetzenden Regierungschefs ein wiederkehrendes Propaganda-Instrument zur Rechtfertigung von Angriffskriegen geworden. Mit dem Anti-Semitismus-Vorwurf und Nazi-Vergleichen wird inzwischen jegliche Art von Kritik an neoliberaler Wirtschaft und Politik mundtot gemacht.

Eine weitere Diffamierung besteht darin, Menschen, die dem offiziellen Narrativ widersprechen als Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen. Dabei wird der Begriff Verschwörungstheorie in abwertender Absicht für Erklärungen genutzt, die pauschal lächerlich gemacht werden sollen, ohne dass klare Gegenargumente vorgebracht werden.


Ansgar Schneider: „Wissenschaft, Medien und der 11.September“

Diese Instrumentalisierung des Wortes Verschwörungstheorie, welches sachlich zunächst nur `Vermutung über ein Ereignis´ bedeutet, erläuterte der Physiker Dr. Ansgar Schneider zu Beginn seines Vortrags „Wissenschaft, Medien und der 11.September“.

In seinem Buch „Stigmatisierung statt Aufklärung“ bewertete er die Einstürze der World Trage Hochhäuser am 11.September 2001 anhand von physikalischen Gesetzmäßigkeiten neu. Zur Anwendung kommen dabei geltende naturwissenschaftliche Grundsätze. So haben Physiker anhand von Videomaterial berechnet, dass sowohl die beiden WTC-Türme, als auch das eher weniger bekannte Gebäude Nr. 7 des World Trade Center im Tempo des freien Falls einstürzten. Dies lässt sich nicht mit Bränden erklären, die durch einschlagende Flugzeuge ausgelöst werden. Die Materie von brennenden Gebäuden erzeugt zuviel Widerstand um das Tempo des freien Falls zu erreichen.

Es musste logischerweise einen anderen Grund für das Zusammenbrechen der Hochhäuser geben. Das Tempo des freien Falls von Materie wird bei professionell durchgeführten Sprengungen erreicht. Dies kann bei vielen offiziellen Gebäudesprengungen jederzeit nachgewiesen werden.

Bei den WTC-Türmen kann auch das Flugverhalten von großen Stahlträgerteilen, die seitlich bis zu 120 Meter weit vom Gebäude weggeschleudert wurden, nur durch eine Sprengung erklärt werden. Die reine Gebäudematerie bringt beim bloßen Zusammenfall nicht die Energie auf, um dies in Videos festgehaltenen Kurven-Flugverhalten von massiven Stahlträgerteilen wissenschaftlich zu erklären.

Auch das Staubvorkommen lässt sich nur durch eine beabsichtigte Sprengung erklären. Bis auf Stahlträgerteile wurde alle Materie der Hochhäuser komplett pulverisiert. Die physikalische Leistung von kompletter Material-Zermalmung kann nach den geltenden Naturgesetzen bei einem Zusammensturz durch Brand auch nicht erreicht werden. Dafür wird viel zusätzliche Energie benötigt. Der Staub enthielt zudem chemische Hochtemperaturrückstände, die eine Materialerhitzung bis auf 2600 Grad Celsius indizieren. Bei Hochhausbränden ohne chemische Katalysatoren kann aber nur eine Temperatur von höchstens 1000 Grad erreicht werden. So fand man im Staub kugelförmig zusammengesetzte Eisenrückstände, die erst bei einer Abkühlung von geschmolzenem Eisen entstehen, dessen Schmelzpunkt bei 1500 Grad liegt.

Sowohl die Fallgeschwindigkeit als auch die Staubzusammensetzung lassen wissenschaftlich nur den Schluss zu, dass eine Detonation mit einem extreme Hitze erzeugenden Spezialsprengstoff die Hochhäuser des World Trade Center zu Fall gebracht haben. Es gibt keine andere mögliche wissenschaftliche Erklärung für die Befunde.

Diese Datenlage (Fallgeschwindigkeit und chemische Staubzusammensetzung) wird bei der offiziellen Erklärung komplett ignoriert. Bei genauer Analyse liefern die offiziellen Berichte: FEMA 2002, NIST 2005 und NIST 2008 überhaupt keine Erklärung für die Einstürze der Hochhäuser. Die Untersuchung endet bei der Bewertung der Flugzeugeinschläge. Für den offiziellen Abschlussbericht mit 10.000 Seiten wurden 16 Millionen Dollar ausgegeben.

Schließlich stellt Ansgar Schneider fest, wie auf das Versagen der eingesetzten Wissenschaftler das Versagen der Medien folgte. Sie stigmatisieren an der offiziellen Version zweifelnde Wissenschaftler reflexartig zu „Verschwörungstheoretikern“ wie zum Beispiel die FAZ in ihrem Artikel „Die Märchen der Verschwörungstheoretiker“.

Seriöse naturwissenschaftliche Berechnungen und Bewertungen kommen nicht in die Öffentlichkeit und werden pathologisiert. Die Reputation von seriösen Wissenschaftlern wird zerstört.

In den Berichten über diese 3 Vortragsveranstaltungen wird die interdisziplinäre Breite des NGfP-Kongresses deutlich. Im neoliberalen Dogma werden alle wissenschaftlichen Bereiche dem Diktat des Markts und den neokolonialen Eroberungskämpfen untergeordnet.

Vor der Aufklärung konnten nur die Wissenschaftler bestehen, die sich dem Weltbild und Paradigma der römisch-katholischen Kirche unterordneten. Sonst drohten Inquisition, Ex-Kommunikation, gesellschaftliche Isolierung und Armut.

Wer sich im heutigen Wissenschaftsbetrieb etablieren will, muss sich an Bedingungen einer „marktgerechten“ Wissenschaft anpassen. Längst haben wir es mit einer neuen Priesterschaft und einer neuen Inquisition zu tun. Wissenschaft und Forschung werden heute von der Inquisition des räuberischen Kapitals kontrolliert.


Siehe auch:
Zum Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP), Berlin, 7. bis 10.3.2019
Der 11. September 2001: Für manche ist die Realität nur schwer zu verdauen
Ansgar Schneider – interviewt von Anneliese Fikentscher
NRhZ 695 vom 06.03.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25708

Zum Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP), Berlin, 7. bis 10.3.2019
Muth haben... um des Überlebens willen
Klaus-Jürgen Bruder – interviewt von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 694 vom 27.02.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25687

Online-Flyer Nr. 697  vom 20.03.2019

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