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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Krieg und Frieden
Internationale Konferenz "NATO-Aggression – Never to forget – 1999-2019", Belgrad, 22.-23.03.2019
Nicht gegeneinander aufhetzen lassen
Von Wolfgang Effenberger

Anlässlich des völkerrechtswidrigen NATO-Angriffs auf die Bundesrepublik Jugoslawien vor 20 Jahren, der am 24. März 1999 begann, fand vom 22. bis 23. März 2019 in Belgrad eine internationale Konferenz statt. Sie stand unter dem Motto "NATO-Aggression - Niemals vergessen - 1999-2019 - Frieden und Fortschritt statt Krieg und Armut" (NATO-Aggression - Never to forget - 1999-2019 - Peace and Progress instead of Wars and Poverty). Veranstalter waren das "Belgrader Forum für eine Welt von Gleichberechtigten", der "Serbische Club der Generäle und Admiräle" und die "Serbische Gastgesellschaft" in Kooperation mit dem "Weltfriedensrat" (World Peace Council, WPC). Es sprachen Vertreter aus nahezu 50 Ländern - darunter der Publizist und ehem. Major d.R. Wolfgang Effenberger. Die NRhZ dokumentiert seinen Vortrag in deutscher und englischer Sprache.


Wolfgang Effenberger am 23.03.2019 in Belgrad (Foto: arbeiterfotografie.com)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, am Abend des 24. März 1999 hörte ich im Autoradio die mich schockierende und bestürzende Meldung vom Angriff auf Jugoslawien. Für mich unvorstellbar! Nach 1945 beteiligte sich die Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal an einem Krieg, und dann auch noch an einem völkerrechtswidrigen Angriff auf Jugoslawien!

Während des Kalten Krieges war ich Bundeswehr-Offizier und als atomarer Wirkungsberater mit dem möglichen Gefechtsfeld vertraut. Ich hatte damals schlaflose Nächte und war, als die Mauer fiel und später der Warschauer Pakt sich auflöste, ungeheuer erleichtert über das Ende dieser für Mitteleuropa existenzbedrohenden Kriegsgefahr.

Nun würde endlich wirklicher Frieden in Europa einkehren! Doch unsere Hoffnungen wurden enttäuscht. Anstatt Russland und die ehemaligen Sowjetstaaten beim Aufbau einer demokratischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu unterstützen und die Weichen für einen dauerhaften Frieden in Europa zu stellen, verfolgten die USA eine Politik der Ausplünderung und des Shareholder Value.

Die Bemühungen der KSZE/OSZE um eine fruchtbare Kooperation mit Russland wurden sabotiert, und ein Ex-Sowjetstaat nach dem anderen wurde in die NATO eingegliedert. Deutschland, das auf eine friedliche Zusammenarbeit gesetzt hatte, wurde brüskiert.

Schon bald begann die gezielte Zerschlagung Jugoslawiens, das als Pufferstaat ausgedient hatte und nun als Störfaktor im rückwärtigen Raum der geplanten NATO-Erweiterung gesehen wurde.

Der Vielvölkerstaat Jugoslawien wurde 1917 gegründet. Er war - wie der ehemalige deutsche Verteidigungsminister Rupert Scholz bemerkte - „Als Folge des ersten Weltkrieges eine sehr künstliche, mit dem Selbstbestimmungsrecht nie vereinbar gewesene Konstruktion“. So war es nach dem Zerfall der Sowjetunion ein leichtes, dort separatistische Bewegungen zu unterstützen und Konflikte so schüren.

In der Bundesrepublik Deutschland konnte sogar der Aufbau der UCK unverhohlen stattfinden, und die uniformierten Kämpfer konnten in Bussen ins Kampfgebiet transportiert werden. Höhepunkt dieser Entwicklung war die den Krieg begründende Lüge des deutschen Außenministers Josef Fischer, Milosevic habe das Abkommen von Rambouillet nicht unterzeichnet – er hatte seine Unterschrift unter den geheim gehaltenen Annex B, die Unterwerfung unter die NATO, verweigert. Das Verhalten der deutschen Regierung und die Tatsache, dass bis heute keine Aufklärung über diese Vorgänge stattgefunden hat, sind für mich als Deutschen äußerst beschämend.

Ebenso beschämend ist es, dass die am völkerrechtswidrigen Krieg beteiligten NATO-Länder bis heute eine Entschädigung generell ablehnen.

Leider ist Deutschland inzwischen zu einem unkritischen Erfüllungsgehilfen imperialistischer US-Politik geworden. Seit dem Krieg gegen Jugoslawien werden deutsche Soldaten unter dem Vorwand der Verteidigung der Menschenrechte an den illegalen Kriegen der NATO beteiligt. Und inzwischen läuft in den Medien nahezu unwidersprochen die vorbereitende Kriegspropaganda gegen Russland.

Vor Ihnen steht ein trauriger alter Mann. Die einzige Hoffnung ist aber, dass irgendwann einmal die Völker Europas erkennen, dass sie sich nicht gegeneinander aufhetzen lassen dürfen. Anlass zu dieser Hoffnung geben Veranstaltungen wie diese Konferenz.


Not getting incited against each other

Ladies and gentlemen, dear friends, in the evening of twentyfourth March nineteenninetynine, I heard on car-radio the shocking and disturbing news of the attack on Yugoslavia. Unimaginable to me! For the first time after 1945, the Federal Republic of Germany took part in a war, even in a war of aggression incompatible with international law!

During the Cold War I have been a german Officer and, as nuclear response consultant, familiar with the possible battlefield.

I had sleepless nights at that time and, when the wall came down and later the Warsaw Contract Organisation disintegrated, I was immensely relieved by the end of this danger of war threatening Central Europe existentially.

Now real peace would finally come to Europe! But our hopes were disappointed. Instead of supporting Russia and the former Soviet states in building a democratic economic and social order and setting the course for a lasting peace in Europe, the USA followed a policy of looting and “shareholder value”.

The efforts of the Commission on Security and Cooperation in Europe (CSCE) to cooperate fruitfully with Russia have been sabotaged, and one ex-Soviet state after the other has been incorporated into NATO.

Germany, which had bet on peaceful cooperation, was snubbed. Soon began the targeted dismantling of Yugoslavia, which was no longer needed as buffer state and was now seen as a disruptive factor in the backward space of the planned NATO expansion.

The multi-ethnic state of Yugoslavia was founded in 1917. As the former German defense minister Rupert Scholz noted in nineteenninetyone, it was "as a product of the First World War a very artificial construction not compatible with the right of self-determination." Thus, after the disintegration of the Soviet Union, it was easy to support separatist movements and foment conflict there.

In the Federal Republic of Germany, even the building of the albanic terror organization (Juscheka) UCK could take place blatantly, and the uniformed fighters could be transported on buses to the combat area. The culmination of this development was the war-inducing lie by German Foreign Minister Joseph Fischer that Milosevic had not signed the Rambouillet Agreement – he only refused his signature to the secret Annex B (submission to NATO). The behaviour of the German government and the fact that up to this day no clarification has taken place about these events are extremely shameful for me as a German.

Also shameful is the fact that the NATO countries involved in the war have so far generally refused compensation. Unfortunately, Germany has now become an uncritical agent of imperialist US policy.

Since the war against Yugoslavia German soldiers have been involved in NATO's illegal wars on the pretext of defending human rights. And in the meantime preparatory war propaganda against Russia is going on almost unopposed in the media.

I am standing here as a sad old man. Our only hope is that at some point the peoples of Europe realise that they must avoid getting incited against each other. Events such as this conference give reason to this hope.


Siehe auch:

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In Erinnerung an die NATO-Aggression gegen Jugoslawien vor 20 Jahren
Das imperiale Lügenkonstrukt zerbrechen
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NRhZ 698 vom 29.03.2019
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Fotogalerie
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NRhZ 699 vom 03.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25790

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Internationale Konferenz "NATO-Aggression – Never to forget – 1999-2019", Belgrad, 22.-23.03.2019
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NRhZ 699 vom 03.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25792

Internationale Konferenz "NATO-Aggression – Never to forget – 1999-2019", Belgrad, 22.-23.03.2019
Never to forget – Niemals vergessen: 1999-2019
Abschlusserklärung der Konferenz
NRhZ 698 vom 29.03.2019
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NRhZ 700 vom 10.04.2019
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Online-Flyer Nr. 698  vom 29.03.2019

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