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Wirtschaft und Umwelt
Textilien mit weltweit schlechtesten Löhnen
Tchibo aus Äthiopien
Von Georges Hallermayer

Für Tchibo nähen sechstausend Arbeiterinnen beim Subunternehmen "Ayka Addis Textile" in Äthiopien für einen Hungerlohn. Im von den Chinesen hingestellten Industriepark Hawassa (Süd), ein Schlüsselprojekt für die Industrialisierung des Landes, wird auch für Modemarken wie Guess, H&M oder Calvin Klein geschafft. In Hawasse, einem der fünf Industriezonen, sind 25.000 junge Leute in vor allem chinesischen, indischen und srilankischen Unternehmen beschäftigt. Im Endausbau sollen dort 60.000 Personen arbeiten. Froh eine Arbeit gefunden zu haben und ohne gewerkschaftliche Erfahrung, arbeiten die Frauen, aber auch Männer für einen Lohn, der sogar die Konkurrenz in Bangladesh unterbietet.

Das "Stern Center for Business and Human Rights" an der New Yorker Universität veröffentlichte in ihrer Studie, dass die äthiopische Textilbranche mit 26 Dollar pro Monat die in der Welt schlechtesten Löhne bezahlt. Im Vergleich dazu bekommen die Textilarbeiterinnen in Bangladesch 95 Dollar, in Kenya 207 und in China 326 Dollar.

Äthiopien strebt an, Hauptzentrum der afrikanischen Textilproduktion zu werden. Und es gibt dort (noch) keinen Mindestlohn. Paul Barrett, der Vizechef des Stern-Centers berichtet über Beschäftigte, „die über ihre Löhne und Lebensbedingungen unglücklich sind und mehr und mehr protestieren wollen, indem sie die Arbeit einstellen oder sogar zurücktreten“ (jeune afrique). Um den Lohn gedrückt zu halten und die Solidarität in der Belegschaft auszuhebeln, beschäftigen die Fabrikherren die gesamte Belegschaft nur für ein Jahr, um sie danach komplett auszutauschen.

Die Regierung in Addis Abeba, die die Marke "Made in Ethiopia" auf den Weltmarkt bringen will, exportiert aktuell jährlich Textilien im Wert von 145 Mio. Dollar und zielt auf 30 Mrd. Dollar in den nächsten Jahren. Das Stern-Center fordert die äthiopische Regierung auf, einen angemessenen Mindestlohn festzusetzen, was nicht nur die Kunden von Tchibo unterstützen sollten. So meldete das in Dhaka erscheinende Magazin "Textile Today" am Montag, dass nach Straßenaktionen in zahlreichen Ländern auf der Jahreshauptversammlung von H&M Anteilseigner von "Clean Clothes Campaign" den Antrag stellen, einen speziellen Mindestlohn-Fonds einzurichten.

Online-Flyer Nr. 705  vom 15.05.2019

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