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Krieg und Frieden
Zur Diskussion gestellt
Das Diktat von Versailles: Krönung der antideutschen Strategie
Von Wolfgang Effenberger

Am 28. Mai 2019 erschien von Willy Wimmer und Alexander Sosnowski das Buch „Und immer wieder Versailles“. Versailles wirkt bis heute fort und hat eine lange Vorgeschichte. Hier einige Schlaglichter: 1895 konstatierte der junge britische stellvertretende Außenminister Edward Grey: „Ich fürchte, wir werden früher oder später kämpfen müssen, es sei denn, ein europäischer Zankapfel fällt unter die kontinentalen Mächte, aber wir haben eine gute Karte zur Hand, und ich denke, ein mutiger und geschickter Außenminister könnte Russland aus der Anzahl unserer aktiven Feinde herauslösen, ohne dabei sehr wesentliche britische Interessen zu gefährden.“ (1) Im Vorfeld des 1. Weltkrieges hatte sich Grey als ein entsprechend mutiger und geschickter Außenminister erwiesen. Mit Genugtuung stellte er am 28. März 1914 fest: „in ein paar Wochen wird der Weltkrieg ausbrechen. Für England bedeutet er einen erwünschten Ausweg aus den inneren Schwierigkeiten.“ (2) In der Woche vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nannte der Erzbischof von New York, Kardinal John Murphy Farley Ross und Reiter: „Der Krieg, der in Vorbereitung ist, wird ein Kampf zwischen dem internationalen Kapital und den regierenden Dynastien sein. Das Kapital wünscht niemanden über sich zu haben, kennt keinen Gott oder Herrn und möchte alle Staaten als großes Bankgeschäft regieren lassen. Ihr Gewinn soll zur alleinigen Richtschnur der Regierenden werden ... Business ... einzig und allein.“ (3)


Unterzeichnung des Versailler Vertrags im Spiegelsaal am 28. Juni 1919 (Foto: aus den US National Archives, gemeinfrei)

In Frankreich äußerte sich der Sozialist Jean Jaurès am 30. Juli 1914 ähnlich: „hier in Frankreich arbeiten wir mit allen Gewaltmitteln für einen Krieg, der ausgefochten werden muß, um ekelhafte Begierden zu befriedigen, und weil die Pariser und Londoner Börsen in Petersburg spekuliert haben … Es liegt an der Macht der französischen Regierung, Rußland am Kriege zu hindern, aber man sucht den Krieg, den man schon lange schürt.“ (4)

Am 4. August 1914 um 23:30 wurde dem deutschen Botschafter in London die britische Kriegserklärung übergeben. Und bereits in den frühen Morgenstunden des 5. August hob die britische Navy vor Emden das deutsche Atlantikkabel und schnitt ein längeres Stück heraus.

Noch am gleichen Morgen publizierte die New Yorker Times eine Kolumne des englischen Schriftstellers und Soziologen H. G. Wells, in der er den britischen Kriegseintritt begrüßte: „Dieses Trampeln, Dröhnen im Herzen Europas, das die Zivilisation in Ketten legt und die Hoffnungen der Menschheit seit vierzig Jahren verdunkelt hat - hat zum unvermeidlichen Schlag ausgeholt. Nie war ein Krieg so gerecht, wie der Krieg jetzt gegen Deutschland. [Das militärische Ergebnis] wird innerhalb der nächsten zwei oder drei Monate mehr oder weniger endgültig entschieden. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt wird der deutsche Imperialismus zerstört sein, und es ist möglich, das Ende der Rüstungsphase der europäischen Geschichte vorwegzunehmen. Russland wird zu erschöpft sein für weitere 'Abenteuer' Das zerschlagene Deutschland wird revolutionär sein. Jetzt ist das Schwert für den Frieden gezogen.“ (5)

Nach 51 leidvollen Kriegsmonaten brach Anfang November in Deutschland die Revolution aus. Am 8. November – gerade als die Waffenstillstandsverhandlungen aufgenommen wurden – siegte unter Kurt Eisner die Revolution in Bayern – einen Tag später in Berlin.

Am 10. November meldete der französische Leutnant Desgranges – als Nachrichtenoffizier in Deutschland eingesetzt - zufrieden an seinen Vorgesetzten, General Boucabeille: „Die Ereignisse, die sich im Augenblick überstürzen, beweisen, dass wir recht hatten.

Die deutsche Revolution ist in dem Augenblick ausgebrochen, den wir vorausgesehen hatten, ... Diese Revolution geht von den Leuten aus, die wir kennen, und wird, wie wir vorhergesagt haben, bis zum Äußersten gehen.“ (6)

Als am 11. November 1918 morgens kurz nach 5 Uhr im Wald von Compiègne Erzberger der Waffenstillstandsvertrag zur Unterschrift vorgelegt wurde, erreichten amerikanische Angriffsspitzen Sedan. Sechs Stunden später war der Kampf zu Ende.

Wilson war am Ziel. Er hatte die seit mehr als einen Monat friedensbereiten Deutschen erfolgreich hingehalten. Österreich-Ungarn war zerbrochen und Deutschland lag in den Krämpfen einer Revolution. (7)

Der seit 1917 in der Schweiz tätige US-Agent George D. Herron forderte am 17. November Eisner dringend auf, „die ersten Schritte zu einem vollen und offenen Bekenntnis der Schuld und Untaten der deutschen Regierung am Anfang des Krieges und an den Grausamkeiten der Kriegführung zu unternehmen. Die moralische Wirkung einer solchen Handlung wäre gewaltig und entscheidend.“ (8)

Prompt legte Eisner bereits am 23. November 1918 zum Beweis der deutschen Schuld „die bayerischen Gesandtschaftsberichte zum Kriegsausbruch in einer gekürzten Form“ (9) vor, heißt es lapidar in der Online-Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Gekürzt“ ist ein absoluter Euphemismus. Eisner manipulierte für seine so genannte "Enthüllung" den Originalbericht des Geheimrats v. Schön dermaßen, dass es so aussah, als habe Deutschland den Krieg gewollt. Die Westminster Gazette dankte Herrn Eisner höhnisch für seine Aufrichtigkeit, und die Morning Post erkannte in den Enthüllungen Eisners eine genaue Aufdeckung der Schuldfrage und forderte, die Urheber des Verbrechens der Gerechtigkeit zu überantworten.

Nach Lord Ponsonby entstand durch Eisners Kürzungen der Eindruck, die deutsche Regierung habe einen Weltkrieg entfachen wollen. Der Vorfall führte zu einem Prozess. Zwölf ausländische Sachverständige prüften das Schriftstück, und alle kamen zu der Schlussfolgerung, dass eine Fälschung vorliege.“ (10)

Auch der Pariser Professor, M. Edouard Dujardin, erklärte: „Es ist meine Ansicht, dass der Text, so wie ihn die Bayerische Staatszeitung veröffentlicht hat, eine der offenkundigsten und ruchlosesten Fälschungen der Geschichte ist.“ (11) Aus dem vollständigen Text geht klar hervor, daß die deutsche Regierung im Höchstfall mit einen lokalisierten Krieg zwischen Österreich und Serbien rechnete. Eisners naive Rechnung auf das Wohlwollen der Siegermächte stieß natürlich überall auf heftigen Widerstand. Nur einige deutsch-jüdische Intellektuelle des linken Flügels (12) begrüßten die Weltkriegsniederlage als Vorbedingung radikaler gesellschaftlicher Umwälzungen. Die Mehrheit der jüdischen Mitbürger war von der Friedensabsicht des Kaisers überzeugt. Für den Herausgeber der jüdischen Monatsschrift Jeschurun, Joseph Wohlgemuth, stand bei Kriegsende fest: „Noch immer steht uns die Gerechtigkeit der deutschen Sache beim Ausbruch des Krieges außer Zweifel.“ (13)

Frieden in Versailles?

Die Versailler Friedenskonferenz dauerte vom 18. Januar 1919 bis zum 21. Januar 1920. Es ging um die Aufteilung der Welt zwischen den imperialistischen Siegerstaaten aufgrund der Kriegsergebnisse. Erst als die Dokumente für die Friedensverträge ausgefertigt waren, durften Deutschland und seine ehemaligen Verbündeten teilnehmen. Sowjetrussland war komplett ausgeschlossen.

Das aus David Lloyd George (GB), Georges Clemenceau (F) und Woodrow Wilson (USA) bestehende Entscheidungstrio setzte sich in den Geheimkonferenzen souverän durch. In den Waffenstillstandsbedingungen für Deutschland vom 11. November 1918 war bereits festgeschrieben: Räumung des linken Rheinufers, Bildung einer entmilitarisierten Zone auf dem rechten Rheinufer sowie Auslieferung von 5.000 Lokomotiven, 150.000 Waggons und 5.000 Lkw an die Alliierten.

Frankreich zielte auf die größtmögliche Schwächung Deutschlands und hätte gern das linksrheinische Ufer annektiert bzw. auf diesem und dem rechtsrheinischen Gebiet Pufferstaaten gebildet. Die USA und Großbritannien widersetzten sich jedoch diesen hegemonialen Forderungen. Deutschland sollte als Schranke gegen Frankreich und Sowjetrussland erhalten bleiben. Auch wollte man unbedingt die weitere Revolution in Deutschland und ein revolutionäres Bündnis des deutschen mit dem russischen Proletariat verhindern. 

Friedenskonferenz

Mit den Worten „Die Stunde hat geschlagen, da ihr eure Rechnung vollständig begleichen müsst“ (14) überreichte der französische Präsident Georges Clemenceau zusammen mit US-Präsident Wilson am 7. Mai 1919 dem deutschen Reichsaußenminister Graf von Brockdorff-Rantzau die von den Siegern diktierten Bedingungen. Ohne seine Enttäuschung erkennen zu lassen richtete Brockdorff-Rantzau das Wort an die Alliierten: „wir kennen die Wucht des Hasses, die uns hier entgegentritt, und wir haben die leidenschaftliche Forderung gehört, dass die Sieger uns zugleich als Überwundene zahlen lassen und als Schuldige bestrafen wollen.“ (15)

Vehement verweigerte er das Bekenntnis der Alleinschuld, welches in seinem Mund eine Lüge sei. Er verwies auf die letzten 50 Jahre, in denen der Imperialismus aller europäischen Staaten die internationale Lage chronisch vergiftet hatte. Brockdorff-Rantzau erinnerte die Siegermächte an die unerträglichen sechs Wochen der Waffenstillstandsverhandlungen sowie an die Hunderttausende von Nichtkämpfern, die seit dem 11. November an der Blockade gestorben waren. „Sie wurden mit kalter Überlegung getötet, nachdem für unsere Gegner der Sieg errungen und verbürgt war. Daran denken Sie, wenn Sie von Schuld und Sühne sprechen.“ (16)

Im Reichstag lehnten die Parteien zunächst die Friedensbedingungen geschlossen ab; Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) stellte unverrückbar fest, dass das deutsche Volk im Vertrauen auf die in der Note vom 5. November von den Alliierten gegebene Zusage, der Friede würde ein Friede des Rechts auf der Grundlage der 14 Punkte Wilsons sein, die Waffen niedergelegt habe.

Als Druckmittel sei die Hungerblockade (17) bereits sechs Monate fortgesetzt worden; die Friedensbedingungen widersprächen den gegebenen Zusagen und seien für das deutsche Volk nicht nur unerträglich, sondern auch bei Aufbietung aller Kräfte unerfüllbar. „Gewalt ohne Maß und Grenzen soll dem deutschen Volk angetan werden. Aus solchem aufgezwungenen Frieden muß neuer Hass zwischen den Völkern und im Verlauf der Geschichte neues Morden erwachsen.“ (18) Mit diesem Urteil stand Ebert nicht allein da.

Sogar Robert M. Lansing, dem US-Außenminister, erschienen die Friedensbedingungen unsagbar hart und demütigend sowie in großen Teilen nicht erfüllbar. In seiner Aktennotiz zum Vertrag vom 8. Mai 1919 stellte er nüchtern fest: „Wir haben einen Friedensvertrag, aber er wird keinen dauernden Frieden bringen, weil er auf dem Treibsand des Eigennutzes begründet ist.“ (19)

William Bullitt, ehemaliger US-Botschafter in Paris und Mitglied der amerikanischen Delegation in Versailles, bat Wilson am 17. Mai 1919 schriftlich um Abberufung von der Konferenz: „Die ungerechten Beschlüsse der Versailler Konferenz über Shantung, Tirol, Thrazien, Ungarn, Ostpreußen, Danzig und das Saarland, sowie die Aufgabe des Prinzips der Freiheit der Meere machen neue Konflikte sicher. Daher halte ich es für meine Pflicht der eigenen Regierung und dem eigenen Volk gegenüber, zu raten, diesen ungerechten Vertrag weder zu unterschreiben noch zu ratifizieren.“ (20)

Der britische Nationalökonom und Delegierte an der Pariser Konferenz, John M. Keynes, (21) wertete den Vertrag als „einen Versuch, Deutschland der Versklavung zuzuführen und als ein Gewebe von jesuitischen Auslegungen zur Bemäntelung von Ausraubungs- und Unterdrückungsabsichten.“ (22) Als Keynes erkannte, dass „wesentliche Änderungen der Friedensbedingungen nicht zu erreichen sein würden,“ (23) trat er am 7. Juni 1919 von seinen Ämtern zurück. (24) Nach vergeblichen schriftlichen Eingaben um Milderungen trat das Kabinett Philipp Scheidemann komplett zurück: „Präsident Wilson ist ein Heuchler, und der Versailler Vertrag ist das schändlichste Verbrechen der Geschichte" (24a), komnmentierte Scheidemann und er setzte grollend hinzu: „Welche Hand müßte nicht verdorren, die sich und uns in diese Fesseln legt“ (24b)

Dem Rücktritt hatten sich auch die drei jüdischen Minister der Reichsregierung, Dernburg, Landsberg und Preuß angeschlossen. Sie waren keine unbelehrbaren Nationalisten, die die Niederlage leugneten, sondern Pragmatiker mit einem klaren Blick für die Gefahren der Zukunft. (25)

Als Berater sollte der bedeutende Sozialwissenschaftler Max Weber die deutsche Delegation nach Versailles begleiten. Er hatte sich seit Kriegsende mit Artikeln in der Frankfurter Zeitung unermüdlich für Demokratisierung, aber gegen sozialistische Illusionen und pazifistische Utopien eingesetzt.

In seinem ersten Aufsatz zum Thema Kriegsschuld vom 17. Januar 1919 verurteilte Weber die "Erbärmlichkeit" des Kriegsschuldgeredes, das ein anti-national eingestelltes "Literatenvolk" veröffentlichte. Er warb in Wahlreden für die neu gegründete Deutsche Demokratische Partei.

Als Weber in Versailles merkte, dass es nicht um einen gerechten Frieden ging, verließ er die Delegation und verfasste zusammen mit anderen Professoren die regierungsoffizielle Zurückweisung der alliierten Kriegsschuldbehauptungen zum Ersten Weltkrieg. (26)

Versailler Vertrag

Fünf Jahre nach Sarajewo, am 28. Juni 1919, begann nachmittags Punkt drei Uhr im Spiegelsaal zu Versailles die Zeremonie der Unterzeichnung des fertigen Vertrages. Gemäß Artikel 231, der so genannten „Kriegsschuldklausel", musste Deutschland die volle Verantwortung für den Krieg und sämtliche dadurch verursachten Schaden übernehmen. In Artikel 227 wurde der Kaiser zum Kriegsverbrecher erklärt, der "zum Zwecke seiner Aburteilung" festzunehmen sei. Nach der Annahme der Bedingungen der alliierten und assoziierten Mächte durch die Deutschen (27), forderte Clemenceau die deutschen Bevollmächtigten auf, das Friedensdokument zu unterzeichnen, der Friede sei geschlossen. Er bat die Delegierten, zu warten, bis die deutschen Bevollmächtigten sich entfernt hätten.

Dem historischen Ereignis angemessen, hatte die englische Großloge alle Großmeister und Großsekretäre der englisch sprechenden Länder vom 23. bis 29. Juni 1919 nach London zur Siegesfeier eingeladen. (28) Die Vorbereitungen dafür hatten gleich nach dem Waffenstillstand begonnen. Unter den 8.000 Freimaurern waren mehr als 500 Gesandte aus Übersee gekommen. (29) Der englische Pro-Großmeister Lord Arthur Olivjer verwies in seiner Rede auf die von den Freimaurern mitgestaltete weltgeschichtliche Epoche zwischen französischer Revolution, dem Abschluss des Völkerbundes und der weltweiten Mission der Freimaurer. Der Großmeister Sir Thomas Halsey drückte seinen Stolz auf die "Zugehörigkeit zur angelsächsischen Rasse" aus und der Großmeister von New York stimmte zu, dass „die Grundprinzipien der anglo-sächsischen Zivilisation in den freimaurerischen Prinzipien ihren Ausdruck fanden“ (30).

Henry White, einer der fünf Angehörigen der offiziellen US-Delegation, war von seinem Land tief enttäuscht: „Wir hatten dermaßen hohe Erwartungen mit diesem Abenteuer verbunden und gemeint, Gott habe uns gerufen, und nun verrichten wir die Drecksarbeit des Teufels.“ (30a)

Am selben Tag, dem 28. Juni, schrieb die Regierung der neuen tschechoslowakischen Republik den Führern Jugoslawiens ein Telegramm, in dem sie diese zum Jahrestag des Doppelmordes von Sarajewo beglückwünschte. Man hoffe auf „ähnliche Heldentaten in der Zukunft" (30b)

Warum haben die Deutschen den Versailler Vertrag unterzeichnet? Die Unterschrift wurde erpresst, denn bei einer Weigerung wäre Deutschland besetzt worden. Da sämtliche Handelsschiffe und sogar die Fischerboote in der Ostsee beschlagnahmt worden waren, konnte außerdem die Bevölkerung nicht mehr ernährt werden. Die Bitte um Genehmigung zum Kauf von 2,5 Millionen Tonnen Lebensmitteln war abgelehnt worden, und vom 11. November 1914 bis zum Ende der Versailler Friedenskonferenz war die Blockade aufrechterhalten worden.

Mit Genugtuung erklärte Churchill im Unterhaus: „Wir erzwingen die Blockade rigoros, und Deutschland steht am Rande einer Hungersnot.“ (30c) Fünf Tage darauf schrieb die "Daily News": „Die Geburtenrate in den großen [deutschen] Städten liegt nun deutlich unter der Sterberate. Man kann fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass die direkten Auswirkungen des Krieges unter der Zivilbevölkerung mehr Opfer gefordert haben, als auf dem Schlachtfeld gefallen sind.“ (30d)

Die Not war dermaßen groß, dass der britische Befehlshaber im Rheinland, General Herbert Plumer, am 10. März 1919 öffentlich die Verteilung von Lebensmitteln an die Bevölkerung forderte, weil der Anblick hungernder Kinder die Moral seiner Truppen untergrabe (Plumers Brief wurde während der Friedensverhandlungen in Paris vorgelesen): Seine Truppen, führte der General aus, konnten den Anblick der „Scharen von abgemagerten oder aufgedunsenen Kindern" nicht mehr ertragen, die die Abfälle aus den britischen Truppenunterkünften auflesen. (30e)

Der sozialdemokratische Vorwärts, das inoffizielle Sprachrohr Berlins, bezeichnete das Versailler Abkommen als "einen Fetzen Papier" und meinte, erzwungene Vertrage seien nur solange gültig, wie man ihre Einhaltung mit Gewalt erzwingen könne. Das Blatt forderte die Deutschen auf, nicht zu verzweifeln, denn der Tag der nationalen Wiedergeburt werde früher oder später kommen. (31)

Im Oktober 1920 äußerte sich Wladimir Iljitsch Lenin wie folgt zum Versailler Vertrag: „Deutschland wurde ein Frieden aufgezwungen, aber das war ein Frieden von Wucherern und Würgern, ein Frieden von Schlächtern, denn Deutschland und Österreich wurden ausgeplündert und zerstückelt. Man nahm ihnen alle Existenzmittel, ließ die Kinder hungern und sterben. Das ist ein ungeheuerlicher Raubfriede.“ (31a)

Noch 1943 geißelte der ehemalige US-Präsident (1929-1933) Herbert Hoover, nun die nach dem Waffenstillstand gegen Deutschland verhängte "Lebensmittelblockade" als „brutale Tat des alliierten Militarismus“ und als sinnlose Bestrafung der Bevölkerung, „ein schwarzes Kapitel in der Menschheitsgeschichte.“ (31b)

Folgen

Durch den diktierten Versailler Vertrag musste Deutschland Land abtreten (32) und wurde dadurch zu einem nationalen Einheitsstaat. Fast alle fremden Volksteile waren unter die politische Hoheit der Staaten gelangt, zu deren völkischer Majorität sie gehörten. Die alte Hansestadt Danzig, die seit Jahrhunderten zu Deutschland gehörte, wurde zur „Freien Stadt" erklärt und der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. Ostpreußen wurde durch den „polnischen Korridor" von Deutschland abgetrennt, wodurch eine Million Deutsche unter polnische Herrschaft gerieten.

Der Versailler Vertrag raubte Deutschland ein Zehntel seiner Bevölkerung und ein Achtel seines Staatsgebiets. Deutschlands Kolonialreich, das drittgrößte der Welt, ging vollständig verloren. Aller Privatbesitz der Bewohner der deutschen Schutzgebiete wurde für verwirkt erklärt. Der deutsche Kolonialbesitz in Afrika wurde unter Südafrika, Großbritannien und Frankreich aufgeteilt. Fünf Sechstel der industrialisierten Zonen sowie fast alle Bergwerke Schlesiens wurden dem neu gegründeten polnischen Staat zugesprochen. Die deutschen Flüsse wurden internationalisiert, und Deutschland musste seine Märkte für Importe aus den Siegerstaaten öffnen, während ihm selbst der Zugang zu den Märkten dieser Länder versperrt blieb. Frankreich bekam das Recht zu einer 15jährigen Besetzung des Rheinlandes. Beide Rheinufer sollten dauerhaft entmilitarisiert werden.

Der deutsche Generalstab wurde für aufgelöst erklärt und die Stärke der deutschen Landstreitkräfte auf einhunderttausend Mann begrenzt. Deutschland sollte seinen Feinden für immer wehrlos ausgeliefert sein.

In der jungen Tschecho-Slowakei tobte sich die Freude an der neuen Staatsherrlichkeit in rohen Ausschreitungen gegen die Juden aus, während die kaum errungene polnische Freiheit sofort mit dem Blut verdunkelt wurde, „das in den Lemberger und sonstigen politischen Raub- und Mordpogromen floß“. (33) Der 22. Mai 1919 wurde daraufhin in New York als "Trauertag" begangen.

Jüdische Stimmen

Schon am Anfang des Krieges hatte der englisch-jüdische Autor Israel Zangwill seine Stimme gegen den Völkerwahnsinn erhoben. „Wir Juden, deren nationaler Gruß "Shalom" (Frieden!) ist, können nur unser Haupt verhüllen, wenn wir sehen, dass die größten Vertreter der Christenheit die einzige Gelegenheit versäumten, den Frieden auf ein dauerhaftes Fundament zu stellen.

Stattdessen haben „sie die Politik des "K.O.-Schlags " fortgesetzt, und der Hunger, die Pest, das Gemetzel und die Anarchie nehmen ihren Fortgang und Dimensionen an, die in den dunkelsten Zeiten der Menschheitsgeschichte unbekannt waren.“ (34)

In den verkündeten Friedensparagraphen sah er „nur die Drachenzähne, die in Europa die Saat für künftige Kriege ausstreuen werden“, und gestand ein, „dass selbst ein so großer Mann wie Präsident Wilson seine Feinde in eine Friedensfalle (peace-trap) gelockt und seine eigenen vierzehn Punkte als einen "Fetzen Papier" behandelt hat.“ Nun sei es Zeit, dass für das Volk Jesaias, aufzustehen und seine mahnenden Worte über die Erde erschallen zu lassen. (35)

Der Friede von Versailles lastete mit dumpfer Bedrückung auf allen Nationen. Joseph Landau sah fast jeden der "vierzehn" Punkte in sein Gegenteil verkehrt: „Aus dem Gerechtigkeitsfrieden wurde ein Gewalt-, ein Vergewaltigungs-Unfrieden, dessen Gleichen die Weltgeschichte noch nicht gesehen hat. Ein Friede, der viele Kriege in seinem Schoße hegt.“ (36)

Hinter Revolution, Zusammenbruch und Versailles wurden von einigen jüdische Interessen vermutet. Daher kam es zu antisemitischen Angriffen. Die deutsch-jüdische Solidarität drohte zu zerbrechen. Nach den umfangreichen vaterländischen Opfern der deutschen Judenheit, den gemeinsamen kameradschaftlichen Jahren im Schützengraben und der Last von Versailles musste doch eigentlich jedem Zweifel an der Loyalität der jüdischen Mitbürger Böswilligkeit unterstellt werden! War nicht beim Einzug der Franzosen in Straßburg der Rabbiner als einziger Geistlicher der Empfangsfeier demonstrativ ferngeblieben? Stimmte nicht ein jüdischer Minister für die Ablehnung der Friedensbedingungen? Hat nicht jeder Tag Proben opferfreudiger Liebe der Juden zum deutschen Vaterland gebracht? „Und dennoch die tausendfach hinausgeschrienen Lügen von der jüdischen Schuld am Zusammenbruch!“ (37)

„Wer uns vor dem Kriege gesagt hätte, dass Deutschland einmal zu einer Stätte der Pogromhetze nach den verruchtesten russischen Rezepten hinabsinken würde“, musste Landau enttäuscht feststellen, „den hätte man ausgelacht oder für einen Tollhäusler gehalten.“ (38)

Minister Erzberger verurteilte in einem Interview mit dem Herausgeber der Jüdischen Pressezentrale Zürich die antisemitische Hetze auf das schärfste. Der Minister verwies auf Kreise, die ein Interesse daran hatten, für die Schuld ihres verwegenen Chauvinismus ein Ventil zu suchen, und sprach von einem System, welches zuerst auf die Juden, dann auf die Sozialisten und schließlich auf die Katholiken hetze.

Bei den Gebietsabtretungen gab es schließlich noch einen "Kompromiss": Ein entmilitarisiertes linksrheinisches Ufer und ein 50-Kilometer-Streifen auf dem rechtsrheinischen Ufer. Für 15 Jahre sollten Teile dieser Zone durch alliierte Truppen besetzt werden.

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika verweigerten dem Diktat konsequenter Weise ihre Unterschrift und schlossen 1921 einen eigenen Friedensvertrag mit Deutschland. Die USA waren 1917 durch Banker und Rüstungsindustrielle – die Kaufleute des Todes – in den Krieg getrickst worden - das können Sie im US-Kongress nachlesen.

Der Weg in den Krieg gegen Deutschland und Österreich-Ungarn wurde bereits 30 Jahre zuvor gebahnt. Kronprinz Edward – der spätere König Edward VII. - verfolgte mit seinen Freunden aus dem Umfeld von Cecil Rhodes einen „Neuen Kurs“. Die von seiner Mutter – der Queen Victoria – gepflegte Freundschaft zu Deutschland und Österreich-Ungarn sollte ins Gegenteil verkehrt und die alte Feindschaft zum imperialen Konkurrenten Frankreich in eine Freundschaft verwandelt werden. Das ahnungslose Deutschland wurde zum neuen Erzfreind.

Historische Phasen und ihre Ursachen müssen im geschichtlichen Zusammenhang gesehen und interdisziplinär erforscht werden, wenn man zu einer fundierten Bewertung kommen will. Das ist aufwendig und verlangt, bequeme Denkparkplätze gelegentlich zu verlassen.

Manchmal liest man schon abenteuerliche Bewertungen! So äußert sich der Soziologe und erprobte Zukunftsarchitekt Harald Welzer in seinem neuen Buch „Alles könnte anders sein“ – so der Klappentext – über den Ersten Weltkrieg wie folgt: „Der Erste Weltkrieg wurde von jenen Gesellschaften entfesselt, die als erste einem fossilen Engergie-Regime folgten – Deutschland, Frankreich, England.“ (39) Aha! Die fossilen Energieträger sind an allem schuld! Das lenkt ja wunderbar von den tieferen Ursachen ab!

Inzwischen allerdings haben „Postmodernisten“ damit begonnen, einige Unstimmigkeiten zu korrigieren, und allmählich zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Die Zuverlässigkeit des mit den heutigen Methoden generierten Wissens wird zunehmend infrage gestellt, besonders wenn es um die Vergangenheit oder die Zukunft geht. Dem modernen Intellektuellen mit seinem fragmentierten Detailwissen wird demnach kein Überblick über den Gesamtzusammenhang mehr zugetraut. Der Oxfordprofessor, philosophische Essayist und ehemalige Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb spricht in Bezug auf die Deutung der Geschichte von der „Illusion, gegenwärtige Ereignisse zu verstehen“, der „retrospektiven Verzerrung historischer Ereignisse“ und der „Überbewertung der intellektuellen Elite“. (40)

Seiner Meinung nach kommt es zu einer „global stattfindenden Rebellion“ gegen die von „Intellektuellen-Idioten“ geprägte Pseudorationalität: „Der Intellektuellen-Idiot ist ein Geschöpf der Moderne ... Er erklärt andere für krank oder ungebildet, weil sie Dinge sagen und tun, die er nicht versteht. ... der Intellektuellen-Idiot irrte sich im Laufe der Geschichte regelmäßig: Beim Marxismus, Stalinismus, Maoismus, Sozialismus, bei der Städteplanung, der linearen Regression, der Gauss’schen Verteilung, dem selbstsüchtigen Gen und Ähnliche, aber er ist sich seiner derzeitigen Sicht der Dinge gewiss und weiß immer, wie sich sein Handeln positiv auf seine Reputation und zu seinem Vorteil wirkt. Wer will es den Menschen verdenken, wenn sie nicht mehr auf diese Politnarren hören.“ (41)

Um geschichtliche Ereignisse, besonders Kriege, zu verstehen, ist es zunächst wichtig, die Interessenlage der beteiligten Akteure zu analysieren. Dabei sollte man der Spur des Geldes folgen! Deutschland als aufstrebende Handels- und Industriemacht war schon aus Gründen des freien Warenverkehrs nicht an einem Weltkrieg interessiert; sehr wohl aber das absteigende Empire. Der einzige Gewinner dieses Krieges jedoch waren letztlich die USA, oder präziser: die Wall Street. In der Rolle von Deutschland 1914 sieht sich heute China. Und tatsächlich bereiten die Profiteure von Krieg und Zerstörung bereits den nächsten großen Krieg vor. Dennoch dürfen wir uns nicht verängstigen lassen. Überall auf der Welt gibt es Gegenkräfte – hoffen wir, dass nach über 100 Jahren die Zerstörungskraft des imperialen Denkens endlich überwunden wird!


Fußnoten:

1 John F. Cafferky: Lord Milner´s Second War, S. 151

2 Nowosti Zeno vom 28. März 1914

3 Michael von Taube: Der großen Katastrophe entgegen, Leipzig 1937, S. 379

4 Hans F. Helmholdt: Ein Vierteljahrhundert der Weltgeschichte 1894-1919, Paderborn 2011, S. 90

5 Walter Millis: Road to War America 1914-1917, Boston / New York 1935, S. 47/48

6 Pierre Desgranges (Joseph Crozier), In geheimer Mission beim Feinde, Grethlein & Co., Leipzig/Zurich 1930, Seite 285

7 Hellmut G. Dahms: Grundzüge der Geschichte der Vereinigten Staaten, Darmstadt 1983, S. 169

8 Bayerischer Landtag (Hg.): Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch, München Berlin 1922, S. 39

9 Kurt Eisner im Online-Katalog der Bibliothek der FES vom 27. Juni 2006

10 Arthur Ponsonby: Lügen in Kriegszeiten, Faksimile der 1930 erschienen Ausgabe, Viöl/Nordfriesland 1999, S. 160

11 Arthur Ponsonby: Lügen in Kriegszeiten, Faksimile der 1930 erschienen Ausgabe, Viöl/Nordfriesland 1999, S. 161

12 Im November 1918 gründeten sie in verschiedenen deutschen Großstädten die »Geistigenräte«. Doch unfähig zur politischen Zusammenarbeit, fehlte es ihnen vor allem an Akzeptanz in der Bevölkerung. So mußte der »Rat geistiger Arbeiter« um Kurt Hiller bereits nach wenigen Tagen den Berliner Reichstag wieder verlassen. (Vgl. Bering 1978, S. 82-88.)

13 Wohlgemuth, Joseph: Vier Jahre Weltkrieg; in: Jeschurun, 5. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1918, Thischri 5679, S. 431

14 Richard A. Odorfer, The Soul of Germany, a.a.O. (s. oben, Kap. 3, Anm. 2), S. 292; Fleming, Illusion of Victory, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 3), S. 376; Charles L. Mee jun.: The End of Order, a.a.O. (s. oben, Vorwort, Anm. 1), S. 215 f.

15 Ulrich von Brockdorff-Rantzau: Dokumente, Charlottenburg 1920, S. 113ff.

16 Ulrich von Brockdorff-Rantzau: Dokumente, Charlottenburg 1920, S. 113ff.; Roy Denman: Missed Chances, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 7), S. 48

17 Über die Bedeutung der Hungerblockade berichtet Common Sense – eine Zeitschrift der Northcliff-Presse – in dem Artikel »Die Hunnen von 1940« über die unterernährten und von so genannten Nahrungs-Ersatzmitteln vergifteten Eltern, die somit nur minderwertigen Nachwuchs auf die Welt bringen könnten. Damit seien die noch nicht geborenen Kinder verurteilt, ein Leben in physischer Minderwertigkeit führen zu müssen. »Man nennt in Deutschland die Rachitis die englische Krankheit. Nun wohl, es kann dazu kommen, dass sie diese Bezeichnung in Zukunft noch besser als in der Vergangenheit verdient, denn die britische Blockade ist an erster Stelle verantwortlich für Deutschlands jetzige Ernährungsnot und infolgedessen für die Dauerwirkungen, die ihre Folge sein werden.“« (Zitiert in Bayerische Staatszeitung vom 17. Mai 1919.)

18 Gerhard Binder: Epooche der Entscheidungen, Stuttgar 1960, S. 120

19 Gerhard Baumfalk: Tatsache zur Kriegsschuldfrage, Tübingen 2000, S. 121

20 Hans Bernhardt: Deutschland im Kreuzfeuer großer Mächte, Preußisch Oldendorf 1988, S. 40

21 Keynes hielt es nicht für richtig, die gesamte Verantwortung für den Kriegsausbruch einer einzigen Nation aufzuerlegen. Er betont, daß politische Begebenheiten am Ende des 19. Jahrhunderts, wie Militarismus und Imperialismus, z.T. auch die Voraussetzungen für den Krieg mitgeliefert haben.

22 zitiert in Schultze-Rhonhof : 1939 Der Krieg der viele Väter hatte, München 2003, S. 69

23 John M. Keynes: Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages, München 1920, S. III; vgl. John M. Keynes: Revision des Friedensvertrages, München/Leipzig 1922.

24 Nach seiner Heimkehr schrieb Keynes "Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages" in dem er die Siegermächte ins Gebet nahm und ihnen vorwarf, indem sie Deutschland auf unabsehbare Zeit zu Reparationszahlungen zwangen, würden sie den Boden für einen neuen Krieg bereiten.

24a Bailey, Woodrow Wilson and the Lost Peace, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 3), S. 303. 57 Ebd., S. 292.

24b Phillip Scheidemann in: Das Versailler Diktat: Vorgeschichte — Vollständiger Vertragstext — Gegenvorschläge der deutsche Regierung. Kiel 1999, S. 44; Patrick J. Buchanan. A Republic, Not an Empire. Washington, DC 1999. S. 214

25 Wolfgang Effenberger/Reuven Moskovitz: Deutsche und Juden vor 1939, Ingelheim am Rhein 2013, Seite 291

26 Lepsius, M. Rainer: Berühmte Forscher und Gelehrte: Max Weber (1864-1920). Eine Vortrags- und Sendereihe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Landeshauptstadt München und des Bayerischen Rundfunks vom 21. November 2005, 18 Uhr, Altes Rathaus, München. Die Professorendenkschrift ist auch als »Das deutsche Weißbuch über die Schuld am Kriege« (erste Ausgabe 1919) bzw. unter dem ausführlichen Titel »Bemerkungen zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwortlichkeit der Urheber des Krieges« bekannt.

27 In der Mantelnote zum Vertrag stellten die Sieger ihre Sichtweise dar: »Nach Ansicht der alliierten und assoziierten Mächte war der Krieg, der am 1. August 1914 zum Ausbruch kam, das größte Verbrechen gegen die Menschheit und gegen die Freiheit der Völker, das eine sich für zivilisiert ausgebende Nation jemals mit Bewusstsein begangen hat. Während langer Jahre haben die Regierenden in Deutschland getreu der preußischen Tradition die Vorherrschaft in Europa angestrebt [...] Das Verhalten Deutschlands ist in der Geschichte der Menschheit fast beispiellos. Die furchtbare Verantwortung, die auf ihm lastet, lässt sich in der Tatsache zusammenfassen, dass wenigstens sieben Millionen Tote in Europa begraben liegen, [...] Darum haben die alliierten und assoziierten Mächte nachdrücklich erklärt, dass Deutschland als grundlegende Bedingung des Vertrags ein Werk der Wiedergutmachung bis zur äußersten Grenze seiner Leistungsfähigkeit vollbringen muss.« Zitiert in Schultze-Rhonhof 2003, S. 66

28 Liste der 27 eingeladenen Brüder amerikanischer Großlogen: Arizona, A. A. Johns, P.G.M., Morris Goldwater, P.G.M.; California, William Rhodes Hervey, P.G.M., John Whicher G.S.; Colorado, C.M. Kellogg, G.M., Charles H. Jacobson, G.S.; District of Columbia, Joseph H. Milans, G.M., A.W. Johnston, G.S.; Florida, T. Picton Warlow, G.M.; Georgia, Robert G. Travis, G.M., Raymond Daniel, A.G.S.; Iowa, George L. Schoonover, P.G.M.; Kentucky, John H. Cowles, P.G.M.; Louisiana Rudolph Krause, G.M., John A. Davilla, G. S., Massachusetts, Frederick W. Hamilton, P.G.M., G.S.; Michigan, Hugh A. McPherson, G.M., Lou B. Winsor, G. S.; Montana Major Dr. R. E. Hathaway, S.G.W.; Nebraska, John Ehrhardt, P.G.M., Francis E. White, G. S.; New Jersey, Austin McGregor, G. M.; New York, W.S. Farmer, G.M., Robert J. Kenworthy, G.S., Townsend Scudder, P.G.M.; West Virginia George S. Laidley, G.M., John M. Collins, P.G.M.

29 Jessica Harland-Jacobs: Builders of Empire: Freamasons and British Imperialism, 1717-1927, The University of North Carolina Press 2007, S. 287.

30 Jessica Harland-Jacobs a.a.O., S. 288.

30a Thomas Fleming, Illusion of Victory, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 3), S. 382.

30b Von Kuehnelt-Leddihn, Leftism Revisited, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 8), S. 218. m Ludwig von Reuter. Scapa Flow: Das Grab der deutschen Flotte. Nachdr. v. 1921. Wolfenbiittel: Melchior Verlag, 2007. S. 153.

30c Francis Neilson: The Churchill Legend, a.a.O. (s. oben, Kap. 1, Anm 49), S. 25o.

30d Neilson, The Churchill Legend, a.a.O. (s. oben, Kap. 1, Anm 49), S. 251.

30e Ralph Raico, „World War I", a.a.O. (s. oben, Kap. 1, Anm. 54), S. 240; Fleming, Illusion of Victory, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 3), S. 355.

31 Fleming, Illusion of Victory, a.a.O. (s. oben, Einleitung, Anm. 3), S. 387.

31a Wladimir Iljitsch Lenin am 15. Oktober 1920 in W.I. LENIN Bd. 31 April bis Dezember 1920, Berlin 1966

31b Herbert Hoover u. Hugh Gibson. The Problems of Lasting Peace. New York, NY: Doubleday, Doran, 1943. Nachdruck in: Preface to Peace: A Symposium. New York, NY: Simon & Schuster, 1943. S. 227 f.

32 Elsaß-Lothringen; Provinzen Posen und Westpreußen, Memelgebiet, Hultschiner Ländchen, Nordschleswig, Eupen-Malmedy, Oberschlesien, Saargebiet

33 Landau, Joseph: Rückblick auf das Jahr 5679, S. 11f.

34 AZJ Nr. 27 vom 4. Juli 1919, S. 291

35 AZJ Nr. 27 vom 4. Juli 1919, S. 291

36 Landau, Joseph: Rückblick auf das Jahr 5679, S. 1f.

37 Landau, Joseph: Rückblick auf das Jahr 5679, S. 13

38 Ebenda

39 Harald Welzer: Alles könnte anders sein. Frankfurt a. M. 2019, S. 34

40 Zit. wie https://de.wikipedia.org//Nassim_Nicholas_Taleb

41 Taleb zit. wie nach Neue Zürcher Zeitung vom 15. November 2016

Online-Flyer Nr. 711  vom 26.06.2019

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