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Literatur
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (17)
"Kampfplatz" Adlershof: Der Autor als Berater
Von Harry Popow
Es ist der erste Dezember 1986, da geht Henry nach Beendigung seines Dienstes in der NVA das erste Mal wieder seit dem Herbst 1954, also seit 32 Jahren, in Zivil zur Arbeit. Mit der S-Bahn von Friedrichshagen nach Köpenick, von dort fährt er mit der Straßenbahn nach Adlershof, betritt dann diesen riesigen Gebäudekomplex des Fernsehens der DDR: Sein neuer Arbeitsplatz. Konkreter: Die Räume der Beratergruppe. Die ist im grauen Verwaltungsgebäude im obersten Stockwerk untergebracht. Einige Mitarbeiter sind dafür verantwortlich, daß in Drehbüchern über die Armee und bei allen zu bearbeitenden militärischen Problemen keine fachlichen und politischen Unebenheiten stehen. Ein Oberst ist Henrys Vorgesetzter, sehr korrekt im Umgang mit seinen zwei Zivilleuten, zu denen auch Detlef gehört, ein äußerst beweglicher Geist mit immer neuen Ideen.
Vor allem: Er hilft Henry, in der für ihn fremden Welt des Fernsehens allmählich Fuß zu fassen, die einzelnen Bereiche wie Unterhaltung und Dramatik kennenzulernen, aber auch die Leute von „Radar", dem militärpolitischen Magazin. Er muß an „Abnahmen“ – seien es die Radar-, seien es publizistische Beiträge, seien es Spielfilme mit Armeeproblematik – teilnehmen und den jeweiligen Inhalt mit begutachten. Die meiste Arbeit aber liegt im Vorfeld der Filmaufnahmen. So sitzt Henry bald über Drehbüchern gebeugt, liest gründlich, bildet sich ein Urteil über die wahrheitsgetreue Darstellung, der künstlerischen Wiedergabe des Wirklichkeitsausschnittes. Hin und wieder fährt er mit dem Dienstauto – Detlef, sein Mitstreiter, ist oft mit von der Partie – auf Reise zu den Drehorten und Schauplätzen. Das alles ist nach seinem Geschmack, entspricht seinen Erfahrungen und seinem Können. Er vermißt nicht den sagenhaften Termindruck der Zeitungsarbeit. Dafür genießt er - den mitunter gemächlichen – Arbeitsbeginn. 7.30 Uhr trifft er für gewöhnlich als erster in der Beratergruppe ein, rückt seinen Schreibtischsessel zurecht, legt die durchzuackernden Drehbücher auf den Tisch ... Da kommt schon Detlef, der seinen Schreibtisch gegenüber Henrys hat. Kleiner Plausch, dann ein Anruf vom Oberst, die beiden möchten doch 8.30 Uhr mal zu ihm kommen. Sie schnappen sich ihre Arbeitsbücher und melden sich ganz zivilistisch bei ihrem Chef. „Was gibt es neues?“ Man beschnarcht dieses und jenes, internes und weltpolitisches, zwischendurch bringt Brigitte, die gute Seele der ganzen Abteilung, Kaffee ins Arbeitszimmer. Natürlich, was hier besprochen und entschieden wird, hat letztlich Auswirkungen auf die Qualität der Fernsehprodukte mit militärischen Themen, deshalb eine gewisse Ruhe und Gründlichkeit in allen Belangen, man will allen Bestrebungen, die militärische Sicherheit des Landes lebendig darzustellen und neue Kader zu gewinnen, Tür und Tor öffnen, das spürt Henry sofort und genießt weiter. Doch bald, sehr bald kribbelt es dem viel Bewegung gewöhnten ehemaligen Reporter in den Händen und im Kopf. Er müßte etwas persönliches zum NVA-Bild beisteuern, also eine Filmgeschichte oder so ...
Inzwischen ist es Mai geworden. Henry hat etwas mehr Zeit am neuen Arbeitsplatz zum Nachdenken, Grübeln, Ideen entwerfen für die Darstellung von Armeeproblemen. Doch die wiederum sind eingebettet in die politische Weltlage, in die Zusammenhänge auch philosophischer Art. Er liest u.a. in der Zeitschrift für Philosophie 1/87 zu aktuellen Problemen der philosophischen und soziologischen Forschung in der SU, Seite 6: „Die Ursachen für das Zurückbleiben der Philosophie sehen die Autoren u.a. im „Fehlen von gründlichen Forschungen zu den dialektischen Prozessen unter den Bedingungen des Sozialismus und von Untersuchungen der Eigenart des Erscheinens allgemeiner dialektischer Gesetzmäßigkeiten unter qualitativ neuen Bedingungen. Sehr bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß die Kategorie Negation und das Gesetz der Negation der Negation, angewandt auf die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft, faktisch nicht ausgearbeitet ist. (...) Die Folge des ‚Vergessens der Notwendigkeit, die Entwicklung (...) dialektisch und kritisch zu betrachten, ist eine vereinfachte, begrenzte, einseitige Vorstellung vom Inhalt selbst und dem Wesen der Produktionsverhältnisse im Sozialismus.“ Die Autoren zitieren die Klassiker ( M/E Werke, Bd. 23, S. 28): Karl Marx erklärte, daß die materialistische Dialektik „in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation, seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.“
Henry merkt dazu an in seinem Tagebuch: Wenn etwas in Bewegung ist, gehört dazu – vom Subjekt aus gesehen - die Kritik und die Fähigkeit dazu! Einbringen bei nächsten Seminaren ...
Oktober 1987. Leipzig. 30. Festival für Dokumentarfilme in Leipzig. Henry wurde von der Beratergruppe delegiert. Er sieht sich insgesamt 72 Filme an. Er soll alles aus militärpolitischer Sicht beurteilen, aber ihn interessieren besonders die kritischen Sichten auf den Alltag im Sozialismus. So z. B. das „neue Denken“ contra Bürokratismus. Weitere Probleme: die Praxis im Strafvollzug, Süchtige, Behinderte. Ein Film wühlt ihn besonders auf: „Ist es leicht, jung zu sein?“ Ein Streifen aus der SU. Ins Notizbuch im dunklen Kinosaal kritzelt Henry folgende Aussprüche: Orientalische Lobgesänge statt Wahrheit? / Bei der Entwicklung einer neuen Werkzeugmaschine benötigt man fünf Jahre, wenn man sich an alle Instruktionen hält. / Beginnend mit Andropow brodelte der Geist. / Zwischen der institutionellen Wahrheit und der, dem Volke zu dienen - der Widerspruch zwischen beiden Polen - da beginnt der reinste Kriminalfilm. / Der Kampf gegen den Bürokratismus ist wie der Kampf Davids gegen Goliath, der auf drei Beinen steht: Wunder, Geheimniskrämerei und Autoritäten. / Wenn man wächst, gewiß, dann ist man den Blitzen und dem Donner näher - ihr könnt euer Dasein aber auch geschützt unterm Busch verbringen - dort schlagen zwar keine Blitze ein, dafür aber pinkeln dort die Hasen.
Harry Popow: „Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten“
Druck und Verlag: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, 500 Seiten, 26,99 Euro, Bestellen hier
Der Autor Harry Popow wurde 1936 in Berlin-Tegel geboren, wuchs in der DDR auf, arbeitete als Militärjournalist im Dienstgrad Oberstleutnant in der NVA und betätigt sich heute als Blogger, Buchrezensent und Autor. Er ist seit 1961 glücklich verheiratet.
Siehe auch:
Auszug aus "In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 63. Jahrestags der Gründung der Nationalen Volksarmee am 1. März 1956 (1)
Ohrfeige für Henry
NRhZ 692 vom 13.02.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25625
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (2)
Weiße Armbinden
NRhZ 700 vom 10.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25802
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (3)
Träumender Trommler
NRhZ 701 vom 17.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25821
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (4)
Bei Präsident Pieck
NRhZ 702 vom 24.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25839
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (5)
Steinkohlen-Zeit: Der Autor als Berglehrling
NRhZ 703 vom 01.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25860
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (6)
Geologen-Zeit: Der Autor als Kollektor
NRhZ 704 vom 08.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25877
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (7)
Knobelbecher-Zeit
NRhZ 705 vom 15.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25903
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (9)
Tee mit Rum
NRhZ 706 vom 22.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25923
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (9)
Parade in Berlin: Der Autor als Offiziersschüler
NRhZ 707 vom 29.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25940
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (10)
Sekt in der Badewanne: Der Autor wird Unterleutnant
NRhZ 708 vom 05.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25961
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (11)
Kopfarbeit gegen Herzschmerz
NRhZ 709 vom 12.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25979
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (12)
Nasse Füsse contra Kulturschande: Der Autor als Ausbilder
NRhZ 710 vom 19.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26002
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (13)
Contra Wortgeklingel: Der Autor als Politarbeiter
NRhZ 711 vom 26.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26020
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (14)
"Götter-Ohren" an Soldaten-Herzen
NRhZ 712 vom 03.07.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26039
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (15)
Der Reporter in Moskau
NRhZ 713 vom 17.07.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26059
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (16)
Im Donaudelta
NRhZ 714 vom 31.07.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26096
Online-Flyer Nr. 715 vom 14.08.2019
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Literatur
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (17)
"Kampfplatz" Adlershof: Der Autor als Berater
Von Harry Popow
Es ist der erste Dezember 1986, da geht Henry nach Beendigung seines Dienstes in der NVA das erste Mal wieder seit dem Herbst 1954, also seit 32 Jahren, in Zivil zur Arbeit. Mit der S-Bahn von Friedrichshagen nach Köpenick, von dort fährt er mit der Straßenbahn nach Adlershof, betritt dann diesen riesigen Gebäudekomplex des Fernsehens der DDR: Sein neuer Arbeitsplatz. Konkreter: Die Räume der Beratergruppe. Die ist im grauen Verwaltungsgebäude im obersten Stockwerk untergebracht. Einige Mitarbeiter sind dafür verantwortlich, daß in Drehbüchern über die Armee und bei allen zu bearbeitenden militärischen Problemen keine fachlichen und politischen Unebenheiten stehen. Ein Oberst ist Henrys Vorgesetzter, sehr korrekt im Umgang mit seinen zwei Zivilleuten, zu denen auch Detlef gehört, ein äußerst beweglicher Geist mit immer neuen Ideen.
Vor allem: Er hilft Henry, in der für ihn fremden Welt des Fernsehens allmählich Fuß zu fassen, die einzelnen Bereiche wie Unterhaltung und Dramatik kennenzulernen, aber auch die Leute von „Radar", dem militärpolitischen Magazin. Er muß an „Abnahmen“ – seien es die Radar-, seien es publizistische Beiträge, seien es Spielfilme mit Armeeproblematik – teilnehmen und den jeweiligen Inhalt mit begutachten. Die meiste Arbeit aber liegt im Vorfeld der Filmaufnahmen. So sitzt Henry bald über Drehbüchern gebeugt, liest gründlich, bildet sich ein Urteil über die wahrheitsgetreue Darstellung, der künstlerischen Wiedergabe des Wirklichkeitsausschnittes. Hin und wieder fährt er mit dem Dienstauto – Detlef, sein Mitstreiter, ist oft mit von der Partie – auf Reise zu den Drehorten und Schauplätzen. Das alles ist nach seinem Geschmack, entspricht seinen Erfahrungen und seinem Können. Er vermißt nicht den sagenhaften Termindruck der Zeitungsarbeit. Dafür genießt er - den mitunter gemächlichen – Arbeitsbeginn. 7.30 Uhr trifft er für gewöhnlich als erster in der Beratergruppe ein, rückt seinen Schreibtischsessel zurecht, legt die durchzuackernden Drehbücher auf den Tisch ... Da kommt schon Detlef, der seinen Schreibtisch gegenüber Henrys hat. Kleiner Plausch, dann ein Anruf vom Oberst, die beiden möchten doch 8.30 Uhr mal zu ihm kommen. Sie schnappen sich ihre Arbeitsbücher und melden sich ganz zivilistisch bei ihrem Chef. „Was gibt es neues?“ Man beschnarcht dieses und jenes, internes und weltpolitisches, zwischendurch bringt Brigitte, die gute Seele der ganzen Abteilung, Kaffee ins Arbeitszimmer. Natürlich, was hier besprochen und entschieden wird, hat letztlich Auswirkungen auf die Qualität der Fernsehprodukte mit militärischen Themen, deshalb eine gewisse Ruhe und Gründlichkeit in allen Belangen, man will allen Bestrebungen, die militärische Sicherheit des Landes lebendig darzustellen und neue Kader zu gewinnen, Tür und Tor öffnen, das spürt Henry sofort und genießt weiter. Doch bald, sehr bald kribbelt es dem viel Bewegung gewöhnten ehemaligen Reporter in den Händen und im Kopf. Er müßte etwas persönliches zum NVA-Bild beisteuern, also eine Filmgeschichte oder so ...
Inzwischen ist es Mai geworden. Henry hat etwas mehr Zeit am neuen Arbeitsplatz zum Nachdenken, Grübeln, Ideen entwerfen für die Darstellung von Armeeproblemen. Doch die wiederum sind eingebettet in die politische Weltlage, in die Zusammenhänge auch philosophischer Art. Er liest u.a. in der Zeitschrift für Philosophie 1/87 zu aktuellen Problemen der philosophischen und soziologischen Forschung in der SU, Seite 6: „Die Ursachen für das Zurückbleiben der Philosophie sehen die Autoren u.a. im „Fehlen von gründlichen Forschungen zu den dialektischen Prozessen unter den Bedingungen des Sozialismus und von Untersuchungen der Eigenart des Erscheinens allgemeiner dialektischer Gesetzmäßigkeiten unter qualitativ neuen Bedingungen. Sehr bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß die Kategorie Negation und das Gesetz der Negation der Negation, angewandt auf die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft, faktisch nicht ausgearbeitet ist. (...) Die Folge des ‚Vergessens der Notwendigkeit, die Entwicklung (...) dialektisch und kritisch zu betrachten, ist eine vereinfachte, begrenzte, einseitige Vorstellung vom Inhalt selbst und dem Wesen der Produktionsverhältnisse im Sozialismus.“ Die Autoren zitieren die Klassiker ( M/E Werke, Bd. 23, S. 28): Karl Marx erklärte, daß die materialistische Dialektik „in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation, seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.“
Henry merkt dazu an in seinem Tagebuch: Wenn etwas in Bewegung ist, gehört dazu – vom Subjekt aus gesehen - die Kritik und die Fähigkeit dazu! Einbringen bei nächsten Seminaren ...
Oktober 1987. Leipzig. 30. Festival für Dokumentarfilme in Leipzig. Henry wurde von der Beratergruppe delegiert. Er sieht sich insgesamt 72 Filme an. Er soll alles aus militärpolitischer Sicht beurteilen, aber ihn interessieren besonders die kritischen Sichten auf den Alltag im Sozialismus. So z. B. das „neue Denken“ contra Bürokratismus. Weitere Probleme: die Praxis im Strafvollzug, Süchtige, Behinderte. Ein Film wühlt ihn besonders auf: „Ist es leicht, jung zu sein?“ Ein Streifen aus der SU. Ins Notizbuch im dunklen Kinosaal kritzelt Henry folgende Aussprüche: Orientalische Lobgesänge statt Wahrheit? / Bei der Entwicklung einer neuen Werkzeugmaschine benötigt man fünf Jahre, wenn man sich an alle Instruktionen hält. / Beginnend mit Andropow brodelte der Geist. / Zwischen der institutionellen Wahrheit und der, dem Volke zu dienen - der Widerspruch zwischen beiden Polen - da beginnt der reinste Kriminalfilm. / Der Kampf gegen den Bürokratismus ist wie der Kampf Davids gegen Goliath, der auf drei Beinen steht: Wunder, Geheimniskrämerei und Autoritäten. / Wenn man wächst, gewiß, dann ist man den Blitzen und dem Donner näher - ihr könnt euer Dasein aber auch geschützt unterm Busch verbringen - dort schlagen zwar keine Blitze ein, dafür aber pinkeln dort die Hasen.
Harry Popow: „Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten“
Druck und Verlag: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, 500 Seiten, 26,99 Euro, Bestellen hier
Der Autor Harry Popow wurde 1936 in Berlin-Tegel geboren, wuchs in der DDR auf, arbeitete als Militärjournalist im Dienstgrad Oberstleutnant in der NVA und betätigt sich heute als Blogger, Buchrezensent und Autor. Er ist seit 1961 glücklich verheiratet.
Siehe auch:
Auszug aus "In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 63. Jahrestags der Gründung der Nationalen Volksarmee am 1. März 1956 (1)
Ohrfeige für Henry
NRhZ 692 vom 13.02.2019
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Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (2)
Weiße Armbinden
NRhZ 700 vom 10.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25802
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (3)
Träumender Trommler
NRhZ 701 vom 17.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25821
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (4)
Bei Präsident Pieck
NRhZ 702 vom 24.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25839
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (5)
Steinkohlen-Zeit: Der Autor als Berglehrling
NRhZ 703 vom 01.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25860
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (6)
Geologen-Zeit: Der Autor als Kollektor
NRhZ 704 vom 08.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25877
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (7)
Knobelbecher-Zeit
NRhZ 705 vom 15.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25903
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (9)
Tee mit Rum
NRhZ 706 vom 22.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25923
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (9)
Parade in Berlin: Der Autor als Offiziersschüler
NRhZ 707 vom 29.05.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25940
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (10)
Sekt in der Badewanne: Der Autor wird Unterleutnant
NRhZ 708 vom 05.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25961
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Kopfarbeit gegen Herzschmerz
NRhZ 709 vom 12.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25979
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (12)
Nasse Füsse contra Kulturschande: Der Autor als Ausbilder
NRhZ 710 vom 19.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26002
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (13)
Contra Wortgeklingel: Der Autor als Politarbeiter
NRhZ 711 vom 26.06.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26020
Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (14)
"Götter-Ohren" an Soldaten-Herzen
NRhZ 712 vom 03.07.2019
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Auszug aus "Ausbruch aus der Stille. Persönliche Lebensbilder" anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 (15)
Der Reporter in Moskau
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Im Donaudelta
NRhZ 714 vom 31.07.2019
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