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Wirtschaft und Umwelt
Elektro-Mobilität: aktuelle Entwicklungen in China
Bis 2020 fünf Millionen Elektroautos auf den Straßen Chinas?
Von Georges Hallermayer

In Deutschland hat sich die Zahl der E-Fahrzeuge mit 67.504 neu zugelassenen Fahrzeugen auf 141.690 erhöht, wie „Sonnenseite“ vom 11.2.2019 berichtete. Trotz eines Rekordwerts bei der Anzahl der Ladestationen für Elektroautos lag gemäß Statista vom 1. November 2019 im dritten Quartal des Jahres 2019 die Anzahl der Ladestationen bei rund 16.700. Im Vorjahresquartal waren es noch etwa 11.600. Wie weit in Deutschland die Infrastruktur von Ladestationen der Produktion hinterherhinkt, mag ein Vergleich mit China, dem führenden Land in E-Mobilität, aufzeigen: das rechnerische Verhältnis von PKW zu Ladestation. In China kommt eine Station auf 2,4 Elektrofahrzeuge, in Deutschland auf 8,5. Ceterum Censeo: Ein Detail, das den Vorteil planmäßiger Entwicklung der Produktivkräfte gegenüber profitorientierter Marktkonkurrenz deutlich macht.

Was heute in der deutschen Presse zu lesen ist, war bereits vor 4 Jahren in China in der Diskussion: So schrieb die „People’s Daily“ am 30. Dezember 2015: „Trotz des rasanten Wachstums der Zahl der Elektrofahrzeuge in China in den letzten zwei Jahren ist der Mangel an Ladeeinrichtungen zu einem Hindernis für die Entwicklung der Branche geworden.“ Und um diesem Mangel abzuhelfen, hatte die für die Stadtplanung der Hauptstadt verantwortliche Entwicklungs- und Reformkommission geplant, im Jahr 2016 Fünftausend öffentliche Ladestationen zu installieren. „State Grid“, der größte Stromversorger des Landes, kündigte zur gleichen Zeit an, den Bau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos auf Autobahnen und in Städten im ganzen Land zu beschleunigen. Bis 2020 wollte das Unternehmen 10.000 Schnellladestationen und 120.000 Ladestationen in 202 Städten und 36.000 Kilometern Autobahnen bauen, wobei das Land zu diesem Zeitpunkt hofft, mindestens 5 Millionen saubere Energiefahrzeuge auf den Straßen zu haben.

„German.China.org“ berichtete am 23. September, dass bis Ende August 1.080.000 Ladestationen im ganzen Land zur Verfügung standen, ein Zuwachs von 67, 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Außerdem gibt es 245 Stationen (107 davon in Beijing), an denen Fahrer von Elektrofahrzeugen ihre Batterien wechseln können. Das ambitionierte Ziel ist, eine Ladestation im Umkreis von 100 km anfahren zu können. Ein Ziel, das es auch in Deutschland zu erreichen gilt.

Allerdings wurde das Produktionsziel, die 5 Millionen-Marke durch den Markt korrigiert. Nur im Weltmaßstab wurde diese Marke im Februar 2019 mit 5,6 Millionen E-Fahrzeugen überschritten. China konnte in den Jahren von 2015 bis 2018 den Bestand immerhin vervierfachen. In dem Land fährt die weltgrößte Flotte an E-Fahrzeugen, aber die Prognose erwies sich doch als zu optimistisch: Erst 2.610.000 E-Autos fahren dort auf den chinesischen Straßen, wie die „Sonnenseite“ am 11. Februar publizierte.

Allen Automobilherstellern in China war 2019 eine Quote vorgegeben, mindestens 10 Prozent E-Fahrzeuge zu produzieren, um zur Verringerung der Luftverschmutzung beizutragen. Im Jahr 2020 steigt die Quote auf 12 Prozent. Erreicht der Autohersteller diese Quote nicht, drohen Strafzahlungen, schrieb „Statista“ am 12. Oktober – eine indirekte Subventionierung meinen Kritiker.

Im September veröffentliche das Ministerium für Industrie- und Technologie einen Regulierungsentwurf: Um im verschärften Wettbewerb bestehen zu können, wird den E-Autoproduzenten ein Mindestkapital in Höhe von 850 Mio. Dollar vorgeschrieben. Außerdem wurden ihnen die 2009 eingeführten, in den letzten Jahren Schritt für Schritt reduzierten, staatlichen Subventionen gestrichen, sodass nunmehr „die Hersteller von Elektrofahrzeugen ums Überleben kämpfen“ wie „Caixin“ am 31. Oktober berichtete: Der größte chinesische, auf Elektro-Fahrzeuge spezialisierte Hersteller BAIC erwartet Verluste. BYD, der größte chinesische Autobauer mit alternativen Energien musste einen Umsatzeinbruch von 89 Prozent verkraften und meldete, der Gewinn werde um 43 Prozent fürs laufende Jahr sinken. BYD wird Forschung und Entwicklung von E-Fahrzeugen in Joint-Venture mit Toyota betreiben, so Caixiang am 8. November. Das Unternehmen wird Toyotas Standard in der Qualitätskontrolle übernehmen. Die gemeinsam entwickelten E-Fahrzeuge sollen unter der Marke Toyota verkauft werden. Der Japaner wird seine ersten E-Modelle im kommenden Jahr auf den chinesischen Markt einführen.

Wie Caixin am 11. November berichtete, werde diskutiert, weitere Subsidien, auch Kaufprämien zu streichen, was in der Branche Hunderte von lokalen Start-ups bedrohe und der weiteren Monopolisierung Vorschub leiste. Die zu schnelle Aufhebung von Subventionen unterminiere die Ambitionen, dass bis zum Jahr 2035 60 Prozent aller Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden. Doch vor einer Entscheidung des Finanzministeriums werde offensichtlich die weitere Entwicklung des Marktes beobachtet.


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Online-Flyer Nr. 726  vom 20.11.2019

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