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Kultur und Wissen
Anti-Kriegskunst unpolitisch
Berliner Akademie sterilisiert John Heartfield
Von Ulrich Gellermann
Am 19. März 2020 wird die Berliner Akademie der Künste eine Ausstellung mit Arbeiten von John Heartfield eröffnen. Heartfield galt und gilt bis heute als ein Künstler, der sich aktiv und mit aktuellen Bezügen gegen den Krieg gewandt hat. Die Akademie lässt in ihrer Präsentation leider heutige Bezüge zur Bundesrepublik und ihren Kriegen vermissen. Der unten stehende offene Brief weist auf diese schmerzliche Lücke hin und bietet der Akademie Hilfe bei der Politisierung und der Aktualisierung einer Ausstellung an, die dem engagierten Heartfield bisher nicht gerecht wird.
Öffentlicher Brief an die Akademie die Künste
Z. H. Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, Werner Heegewaldt, Direktor des Archivs, Friederike Tappe-Hornbostel, Leiterin Kommunikation der Kulturstiftung des Bundes, Angela Lambert, Kuratorin, Rosa von der Schulenburg, Kuratorin, Anna Schultz, Kuratorin
Sehr verehrte Damen, sehr geehrter Herr,
mit großem Interesse habe ich notiert, dass Sie aus dem Fundus der Akademie der Künste der DDR eine Fülle von Arbeiten des politischen Ausnahme-Künstlers John Heartfield eine Ausstellung für Ihr Haus am Pariser Platz aufbereitet haben. Aus der Einladung zum 19. März 2020 und dem reichhaltigen Begleitmaterial entnehme ich, dass sie viel Arbeit und Geld und Mühen in diese Veranstaltung investiert haben.
So erkennbar reichhaltig die Ausstellung in ihrem historischen Bezug sein wird, so ärmlich erscheint mir der aktuelle Zeitbezug. Zwar erwähnen Sie im Flyer zur Ausstellung Heartfields Kampf „gegen Faschismus und Krieg“, bemerken durchaus die „beunruhigende Aktualität“ von „rechtem Gedankengut“, sogar „Social Media“ und „Fake News“ finden einen Platz in Ihrer Vorbereitung. Aber eine Verbindung zu den aktuellen Kriegen, an denen die Bundesrepublik Deutschland beteiligt ist – wie an jenem in Afghanistan, der bereits seit 19 Jahren andauert – lässt sich im Programm der Ausstellung nicht feststellen.
Im Zentrum der Arbeit des Künstlers Heartfield stand seine Agitation gegen den Krieg. Von seinem Motiv der Friedenstaube, die von einen Bajonett aufgespießt wird, über die berühmte Kriegs-Hyäne mit dem Orden am Hals bis zu seinem Plakat gegen den Atomkrieg: John Heartfield war ein konsequenter Gegner des Kriegs. Wer den großen Foto-Monteur heute in einem kriegführenden NATO-Land ohne zeitgemäßen politischen Zusammenhang präsentiert, der musealisiert ihn, stellt ihn unter einen Glas-Sturz und beraubt ihn seiner beklemmenden Aktualität.
Noch wäre Zeit genug, dem Klassiker der Anti-Kriegskunst gerecht zu werden und im Veranstaltungsprogramm aktuelle Verbindungen zwischen Heartfield und der militarisierten Bundesrepublik Deutschland herzustellen. Ganz sicher wäre ein öffentlicher Dialog in der Akademie mit Bundeswehrsoldaten, die aus Afghanistan zurückgekehrt sind, über den Sinn dieses Krieges sehr fruchtbar und im Heartfieldschen Sinne aufklärend. Gern bin ich Ihnen dabei behilflich, diese Soldaten zu finden.
Auch ein Gespräch in der Akademie mit dem russischen Botschafter, gegen dessen Land zur Zeit die NATO-Übung „Defender Europe 2020“ gerichtet ist, bei der Deutschland als logistische Drehscheibe und Gastgebernation eine herausragende Rolle spielt, würde der Nähe von Kunst und Wirklichkeit dienlich sein. Fragen an den Botschafter wie „Wollen die Russen Krieg mit Deutschland?“ oder „Will Russland die NATO überfallen?“, wären jenes Dynamit, das Sie in der Heartfield-Ausstellung versprechen.
Sehr verehrte Damen, sehr geehrter Herr,
gespannt erwarte ich Ihre Antwort und werde sie selbstverständlich umgehend veröffentlichen.
Mit sehr freundlichen Grüßen
Uli Gellermann
Faltblatt zur Ausstellung "John Heartfield: Fotografie plus Dynamit" der Akademie die Künste
Erstveröffentlichung am 8. Märzr 2020 bei rationalgalerie.de – Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer
Online-Flyer Nr. 739 vom 11.03.2020
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Anti-Kriegskunst unpolitisch
Berliner Akademie sterilisiert John Heartfield
Von Ulrich Gellermann
Am 19. März 2020 wird die Berliner Akademie der Künste eine Ausstellung mit Arbeiten von John Heartfield eröffnen. Heartfield galt und gilt bis heute als ein Künstler, der sich aktiv und mit aktuellen Bezügen gegen den Krieg gewandt hat. Die Akademie lässt in ihrer Präsentation leider heutige Bezüge zur Bundesrepublik und ihren Kriegen vermissen. Der unten stehende offene Brief weist auf diese schmerzliche Lücke hin und bietet der Akademie Hilfe bei der Politisierung und der Aktualisierung einer Ausstellung an, die dem engagierten Heartfield bisher nicht gerecht wird.
Öffentlicher Brief an die Akademie die Künste
Z. H. Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, Werner Heegewaldt, Direktor des Archivs, Friederike Tappe-Hornbostel, Leiterin Kommunikation der Kulturstiftung des Bundes, Angela Lambert, Kuratorin, Rosa von der Schulenburg, Kuratorin, Anna Schultz, Kuratorin
Sehr verehrte Damen, sehr geehrter Herr,
mit großem Interesse habe ich notiert, dass Sie aus dem Fundus der Akademie der Künste der DDR eine Fülle von Arbeiten des politischen Ausnahme-Künstlers John Heartfield eine Ausstellung für Ihr Haus am Pariser Platz aufbereitet haben. Aus der Einladung zum 19. März 2020 und dem reichhaltigen Begleitmaterial entnehme ich, dass sie viel Arbeit und Geld und Mühen in diese Veranstaltung investiert haben.
So erkennbar reichhaltig die Ausstellung in ihrem historischen Bezug sein wird, so ärmlich erscheint mir der aktuelle Zeitbezug. Zwar erwähnen Sie im Flyer zur Ausstellung Heartfields Kampf „gegen Faschismus und Krieg“, bemerken durchaus die „beunruhigende Aktualität“ von „rechtem Gedankengut“, sogar „Social Media“ und „Fake News“ finden einen Platz in Ihrer Vorbereitung. Aber eine Verbindung zu den aktuellen Kriegen, an denen die Bundesrepublik Deutschland beteiligt ist – wie an jenem in Afghanistan, der bereits seit 19 Jahren andauert – lässt sich im Programm der Ausstellung nicht feststellen.
Im Zentrum der Arbeit des Künstlers Heartfield stand seine Agitation gegen den Krieg. Von seinem Motiv der Friedenstaube, die von einen Bajonett aufgespießt wird, über die berühmte Kriegs-Hyäne mit dem Orden am Hals bis zu seinem Plakat gegen den Atomkrieg: John Heartfield war ein konsequenter Gegner des Kriegs. Wer den großen Foto-Monteur heute in einem kriegführenden NATO-Land ohne zeitgemäßen politischen Zusammenhang präsentiert, der musealisiert ihn, stellt ihn unter einen Glas-Sturz und beraubt ihn seiner beklemmenden Aktualität.
Noch wäre Zeit genug, dem Klassiker der Anti-Kriegskunst gerecht zu werden und im Veranstaltungsprogramm aktuelle Verbindungen zwischen Heartfield und der militarisierten Bundesrepublik Deutschland herzustellen. Ganz sicher wäre ein öffentlicher Dialog in der Akademie mit Bundeswehrsoldaten, die aus Afghanistan zurückgekehrt sind, über den Sinn dieses Krieges sehr fruchtbar und im Heartfieldschen Sinne aufklärend. Gern bin ich Ihnen dabei behilflich, diese Soldaten zu finden.
Auch ein Gespräch in der Akademie mit dem russischen Botschafter, gegen dessen Land zur Zeit die NATO-Übung „Defender Europe 2020“ gerichtet ist, bei der Deutschland als logistische Drehscheibe und Gastgebernation eine herausragende Rolle spielt, würde der Nähe von Kunst und Wirklichkeit dienlich sein. Fragen an den Botschafter wie „Wollen die Russen Krieg mit Deutschland?“ oder „Will Russland die NATO überfallen?“, wären jenes Dynamit, das Sie in der Heartfield-Ausstellung versprechen.
Sehr verehrte Damen, sehr geehrter Herr,
gespannt erwarte ich Ihre Antwort und werde sie selbstverständlich umgehend veröffentlichen.
Mit sehr freundlichen Grüßen
Uli Gellermann
Faltblatt zur Ausstellung "John Heartfield: Fotografie plus Dynamit" der Akademie die Künste
Erstveröffentlichung am 8. Märzr 2020 bei rationalgalerie.de – Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer
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