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Globales
Rede bei der Grundrechte-Kundgebung "Mer Kölsche stonn zesamme, frei un tolerant", Köln, 26.9.2020
Schubladengranulat-Faschismus
Von Andreas B.

Um es deutlich zu sagen: Wir sind da, wo wir sein sollen. Unsere Erfolge beschränken sich auf lokale Vernetzung, wir haben gemerkt, dass wir viele sind. und wir haben gemerkt, dass die anderen noch viel mehr sind. Die Leute, die einen im Alltag anbrüllen, wegspringen oder sogar eine Viertelstunde zuhören, eifrig nicken und dann sagen: Ja, aber ICH will nicht sterben. Es ist doch nur die Maske. Ja, wenn man ganz nah ranzoomt, ist es eine Maske, zoomt man etwas raus, können Menschen ohne Maske nahezu gar nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Zoomt man noch etwas raus, hat diese Ausgrenzung System. Denn die Maske wirkt nicht gegen Viren. Aber gegen Menschen. Die Maske und die Maßnahmen sollen einen Virus stoppen, der nicht mehr Menschen tötet als wir Suizide haben. Die Maske und die Maßnahmen machen aber Suizide.

Wie kommen wir denn aus der Nummer wieder raus? Es werden bis heute nur absolute, nicht eingeordnete Zahlen vom RKI präsentiert. Ordnet man die Zahlen ein, sieht man sich die Testzahlen zusätzlich zu den präsentierten positiven Ergebnissen an, stellt man fest: Es gibt kein Problem. Wenn man die Zahlen ins Verhältnis setzt, zur Zahl der Einwohner oder zu der Anzahl der Tests, kommen fast immer absolut beruhigende, angstfreie Ergebnisse heraus. Das kann man aber Menschen, die nur die positiven Ergbnisse kennen, nicht erklären. Das ist Absicht. Es kann kein Versehen mehr sein, denn es läuft trotz massiver Kritik seit einem halben Jahr so. Und es wird von den Medien auch nicht aufgearbeitet. Die Journalisten machen ihre Hausaufgaben nicht, weil man ihnen keine aufgibt. Hausaufgabenfrei im ganzen Land. Quarantäne für die Wahrheit.

50.000 Schüler sind in Quarantäne, hier in Deutschland. 50.000 Kinder mit eingeschränktem Zugang zu Bildung, 50.000 Kinder, die jetzt tagsüber Betreuung brauchen, zigtausende Eltern, die deshalb im Job kürzer treten müssen. Weltweit sind es Millionen Kinder. Etwa 500.000 Kinder werden nie wieder in die Schule zurückkehren, weil nun auch noch das Geld fehlt. Wir vergessen oft, dass diese Krise global ist. Wir reden über Masken oder Zahlen und vergessen, dass in armen Ländern wie Indien Menschen schlicht verhungern, weil die angeblichen Gegenmaßnahmen ihnen die Existenzgrundlage genommen hat. Und wir müssen nicht weit wegschauen, um die Absurdität der Kollateralschäden zu verstehen. In Österreich übersteigen die Selbstmorde schon die Corona-Toten. In Deutschland liegen sie gleichauf. Die Leute können uns nicht glauben, weil sie dann alles verlieren.

Wenn das wahr wäre... Ja. Dann ist es viel schlimmer als Corona. Aber ignorieren verstärkt das Ganze noch - wir brauchen die Schwarmintelligenz und die Stärke jedes Einzelnen. Wer nach dem Warum fragt, kommt wie unweigerlich auf die Spur des Geldes. Der neue Faschismus, das sind keine rechten Glatzköpfe, so dumm ist der Faschismus nicht, der neue Faschismus das sind Amazon, Facebook, Microsoft, BlackRock, Morgan Stanley und wie sie alle heißen.

Die Farbe des neuen Faschismus ist nicht mehr braun, die Farbe des neuen Faschismus ist grün wie der Dollar, grün wie die blinkenden Nullen und Einsen auf den Monitoren der Börsenhändler. Und die Faschisten sind auch in allen anderen Farben als Antidemokraten längst unter uns. Grün ist auch die grüne Partei der digitalen Überwachung, Partei der Verordnungen. Und grün ist auch Gretas Umweltbewegung, die vorneweg für eine spaßbefreite Zukunft kämpft. Wir lieben unser Umwelt auch und handeln entsprechend, aber wir setzen auch Lebensfreude auf unsere Agenda, wir setzen auf glückliche Menschen, die freiwillig ihre Umwelt wertschätzen, Tiere ebenso wie Mitmenschen.

Die Faschisten dieser Tage haben auch andere Farben als grün. Sie erkennen den Faschismus dieser Tage aber an der absoluten Verweigerung des Gesprächs. Die neuen Antidemokraten verweigern jede Kommunikation mit Andersdenkenden. Nein! Über dieses Thema nicht! Erstaunlicherweise funktioniert der Faschismus heute entgegen seiner Definition.

Il fascio, das Bündel, hat Mussolini seine Faschisten genannt und diesen Begriff geprägt. Heute besteht der Faschismus im Ganzen aus einer granulierten Gesellschaft mit tausenden Untergruppen, die sich nur in einem einig sind: Der andere ist schuld. Mit dem zu reden, ist Unsinn. Das mache ich nicht. Die Einigkeit besteht in der Verweigerung, und so stehen sich Horden von Einzelkämpfern in immer kleineren Untergruppen gegenüber und suchen ihre Schnittmengen in der Ablehnung der anderen.

Viele Untergruppen zu schaffen, scheint oft eine logische Konsequenz aus Benachteiligungen zu sein. Aber sagt eine dritte Toilette nicht eigentlich nur, dass es immer noch nicht normal ist, auf eine der zwei anderen zu gehen, so wie man es selber richtig findet? Brauchen wir noch mehr Geschlechter und Gender-Sternchen? Können wir nicht einfach sagen: Ich bin ein Mensch, Du bist ein Mensch, und uns in die Augen sehen? Immer mehr Untergruppen zu schaffen, in denen sich die Menschen einig sind, löst keine Probleme. Es macht immer mehr Schubladen auf. Ach so einer bist Du! Mittlerweile sind die Schubladen so klein, dass man sie mit bloßem Auge gar nicht mehr erkennen kann.

Dabei kann man in einer friedlichen Gesellschaft alle Schubladen auskippen, den Inhalt mischen und sich freuen, was man alles hat. Dann kann man es ordnen - oder so lassen. Wir müssen uns nur begegnen und respektieren. Wenn ich aber nur aus meiner kleinen Schublade rausgucke, stelle ich fest, die anderen sind alle anders. Wenn ich etwas rauszoome, wenn ich sehe, wie jeder von diesen anderen um seine Existenz bangt, seine Familie sucht, seine Freunde schützen will, seine Schublade verteidigt, dann sehe ich, wir sind alle gleich. Wir sind nämlich alle anders.

Fallen wir uns in dieser Erkenntnis freudig um den Hals? Nein, aber wir müssen wieder miteinander reden. Wir müssen streiten, wir müssen einander zuhören und die Diskussion führen, wer in diesem Land die beste Lösung parat hat. Das können gegenderte Muslime sein, das können linksgrüne Juden oder konservative Christen sein, es werden auf jeden Fall Menschen sein. Denn Maschinen und Algorithmen die Macht zu überlassen, ist ein fataler Fehler. Die Macht des Digitalen erleben wir in der jetzigen Spaltung mehr als deutlich. Jeder ist in seiner Bubble und hält den anderen für bescheuert. So kommen wir keinen Schritt weiter. Und ja, ich bin Teil des Problems, auch ich denke oft, die anderen sind bescheuert, aber ich bin bereit, mit ihnen zu reden. Weil ich weiß, dass nur das die Lösung ist. Die Digitalen Schubladen, die Bubbles, die mir nur zeigen, was ich mag, die mich fernhalten von dem, was ich einmal irgendwann abgelehnt habe, die treiben die Spaltung jeden Tag voran.

Den herrschenden Despoten, dem neuen Geld, den Digitalen Eliten, denen Facebook, Whatsapp, Google und Youtube gehören, ist es nicht nur egal, dass nun überall gespalten, gestritten und nicht mehr miteinander gesprochen wird. Es ist ihnen sogar recht. Die werden mächtiger, je mehr man seine Bubble braucht und will. Je mehr man klickt und ihnen noch genauer sagt, wer man ist. Die treiben alle Untergruppen an und fördern sie. Nicht, um jetzt ein paar Klicks zu haben, sondern um eine Armee zu bilden. Die Armeen der Wütenden werden aufeinander prallen, sie werden ohne Not Angst und Zerstörung verursachen, sie werden die Köpfe dazu schütteln, sie werden den Pleiten zusehen, werden mit dem Finger auf den und die zeigen, werden schimpfen und nicht verstehen, dass sie es sind, die es stoppen können, indem sie miteinander reden.

Superreichen, Multimilliardären, ist es recht, wenn alle pleite gehen, ist es recht, wenn niemand das Vergnügen ausüben kann. Warum? Weil Multimilliardäre sich trotzdem vergnügen und nicht pleite gehen und wenn alle anderen pleite sind und die Strukturen zerstört, dann kaufen Multimilliardäre ein. Und schaffen neue Strukturen.

Ganz konkret: Wenn auf der einen Seite unsere selten dämliche Stadtverwaltung die letzten 30 Parkplätze aus der Innenstadt entfernt, Dreiecke draufmalt und das als mehr Aufenthaltsqualität deklariert und den Rest die Wütendenarmeen erledigen, nämlich die Umsätze kaputtzumachen oder gleich das ganze Geschäft, wenn die Einkaufenden in Angst und Schrecken sind und zuhause bleiben, wenn die Veranstaltungen alle abgesagt sind, dann sind wir genau da, wo die neuen digitalen Herrscher uns haben wollen.

In Einsamkeit, Angst und im Internet. Als gläserner Verbraucher, als jemand, der seinen Fleiß in Einsen und Nullen tauscht und digital nicht nur seinen Konsum auslebt, sondern auch seine Freundschaften, seinen sozialen Austausch und am besten auch noch sein Sexualleben. Das ist so falsch wie wahr, und es ist nur schwer rückgängig zu machen. Wir müssen es aber tun, wir müssen Nett sein statt Netflix und Miteinander statt Microsoft und Alle zusammen statt Amazon auf unsere Agenda setzen.

Hier auf den Demos sieht man überwiegend Solidarität und Friede unter oft komplett Andersdenkenden. Das ist ein Anfang. Danke, dass ihr hier seid.

Online-Flyer Nr. 754  vom 30.09.2020

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