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Inland
CORONA – Eine Betrachtung der Sterbezahlen in Deutschland
Kein Grund, das Land mit einem harten Lockdown lahm zu legen
Von Peter Biebel
Das Resümee der Betrachtung von Peter Biebel sei vorangestellt: "Hinsichtlich der Sterbezahlen sehe ich – BISHER jedenfalls – keinen Grund, ganz Deutschland in einem harten Lockdwon lahm zu legen und weiterhin die Wirtschaft gegen die Wand zu fahren." Und es heißt in seiner Analyse zu den Sterbefällen jeden Alters: "Zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns [März 2020] waren die Sterbezahlen in den Vorjahren mit Ausnahme 2016 mindestens genauso hoch." Zum Zeitpunkt des Teil-Lockdowns ab 2. November 2020 sei die Sterberate der über 65-Jährigen höher als in den Vorjahren. Allerdings seien die Kollateralschäden zu berücksichtigen, also die Verstorbenen, "deren Behandlung wegen Freihaltung von Covid-19-Betten verschoben oder die vorschnell Intubiert wurden oder die sich wegen Covid-19 überhaupt nicht mehr in die Kliniken wagten."
Auf Basis der vom Statistischen Bundesamt (1) und den vom RKI (2) veröffentlichten Zahlen wurden die nachfolgenden Grafiken erstellt. Diese Daten beinhalten alle wöchentlichen Sterbefälle in Deutschland inklusive der an Covid-19 Verstorbenen.
Bild 1: Gesamtzahl aller wöchentlichen Sterbefälle seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
(Hier klicken, um die Grafik vergrößert anzuzeigen)
Bild 1 zeigt den Verlauf aller Sterbezahlen der Bundesrepublik Deutschland seit dem 1. Januar 2016. Die beiden gelben Pfeile in 2020 zeigen die Zeitpunkte des ersten Lockdwon am 21. März. an und des zweiten “Teil-Lockdowns” am 01. November.
Auffallend in Bild 1:
Bild 2: Wöchentliche Sterbefälle jünger als 65 Jahre seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
(hier klicken, um die Grafik vergrößert anzuzeigen)
Auffallend in Bild 2:
Bild 3: Wöchentlichen Sterbefälle 65 Jahre und älter seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
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Auffallend in Bild 3:
Bild 4: Wöchentlichen Sterbefälle 65 Jahre und älter seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
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Bild 5: Wöchentlichen Sterbefälle jünger als 65 Jahre seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
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Erkenntnisse bis hierher:
a) Demographie
Der Verlauf der Sterbezahlen wird vor allem von den Altergruppen 65 Jahre und älter geprägt. Das ist zwar so weit nichts Neues, was aber auffällt, ist, dass die Sterbezahlen in den Sommermonaten einen sukzessiven, kontinuierlichen Anstieg von 2016 bis 2020 verzeichnen. Addiert man z.B. die Sterbefälle dieser Altergruppe vom Zeitraum KW18 bis KW 38 erhält man folgende Werte:
2016: 258.737
2017: 260.574
2018: 271.337
2019: 272.428
2020: 275.878
Die Frage stellt sich: Warum? Laut der Internetseite der Bundeszentrale für Politische Bildung wird die Alterstruktur wie folgt angegeben (3):
Tab. 1: Altersstruktur in Deutschland (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Zwar ist in Tabelle 1 die Altersgruppe 67 und älter angegeben (anstatt wie in den Bildern 3 und 4 die Gruppe 65 Jahre und älter), aber der Trend ist eindeutig: Ein Anstieg dieser Altersgruppe am Anteil der Gesamtbevölkerung um ca. 0,8 % im Beobachtungszeitraum. Zwangsläufig muss der Anteil der Altersgruppe jünger als 65 Jahre entsprechend rückläufig sein. Diese Beziehungen ist in Bild 5 zu erkennen wenn man sich den Verlauf der blauen Linie (= 2016) und der roten Linie (= 2020) anschaut. Über viele Wochen liegt die rote unter der blauen Linie.
Zumindest Deutschland betreffend kann man den Anstieg der Sterbefälle also aus zwei anderen, nicht erwähnten Ursachen ableiten: Der wachsende demografische Anteil der “Alten” und die im Zusammenhang mit Covid-19 entstehenden Kollateralschäden. Mit letzterem Begriff sind alle Verstorbenen gemeint, deren Behandlung wegen Freihaltung von Covid-19 Betten verschoben oder die vorschnell Intubiert wurden oder die sich wegen Covid-19 überhaupt nicht mehr in die Kliniken wagten. Zahlen hierzu habe ich keine gefunden, jedoch sind diese Schäden für mich ein Teil der Erklärung des höheren Anstiegs der Todesfälle der über 65-jährigen im Jahr 2020.
Hinsichtlich der Sterbezahlen sehe ich - BISHER jedenfalls - keinen Grund, ganz Deutschland in einem harten Lockdwon lahm zu legen und weiterhin die Wirtschaft gegen die Wand zu fahren.
Fußnoten:
1 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/SterbefaelleLebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html
2 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html
3 https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61541/altersstruktur
Weitere Hinweise:
"Jahrhundert-Pandemie"?
Kliniken melden weniger Lungenentzündungen und Beatmungsfälle als im Vorjahr
https://de.rt.com/inland/110313-trotz-corona-kliniken-melden-weniger/
Kreisklinik Groß-Gerau reduziert Corona-Betten – Kreisklinik Groß-Gerau
https://www.kreisklinik-gg.de/kreisklinik-gross-gerau-reduziert-corona-betten/
Anhang - zwei Darstellungen aus dem Artikel "Kliniken melden weniger Lungenentzündungen und Beatmungsfälle als im Vorjahr"
Vergleich der Krankenhausfälle Januar bis Oktober im Jahr 2020 mit denen von 2019 – Anzahl der schweren Atemwegserkrankungen (SARI) in 2020 um 15,6 Prozent gesunken – Anzahl der intensivmedizinisch versorgten Patienten in 2020 um 6 Prozent gesunken - Anzahl der invasiv Beatmeten 2020 um 8,2 Prozent gesunken
(hier klicken, um die Grafik vergrößert anzuzeigen)
Vergleich des wöchentlichen Verlaufs der Intensivfälle (INT) und der Beatmungsfälle Januar bis Oktober im Jahr 2020 mit denen von 2019 - beide Verläufe liegen in 2020 unter denen von 2019
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Online-Flyer Nr. 759 vom 18.12.2020
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Inland
CORONA – Eine Betrachtung der Sterbezahlen in Deutschland
Kein Grund, das Land mit einem harten Lockdown lahm zu legen
Von Peter Biebel
Das Resümee der Betrachtung von Peter Biebel sei vorangestellt: "Hinsichtlich der Sterbezahlen sehe ich – BISHER jedenfalls – keinen Grund, ganz Deutschland in einem harten Lockdwon lahm zu legen und weiterhin die Wirtschaft gegen die Wand zu fahren." Und es heißt in seiner Analyse zu den Sterbefällen jeden Alters: "Zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns [März 2020] waren die Sterbezahlen in den Vorjahren mit Ausnahme 2016 mindestens genauso hoch." Zum Zeitpunkt des Teil-Lockdowns ab 2. November 2020 sei die Sterberate der über 65-Jährigen höher als in den Vorjahren. Allerdings seien die Kollateralschäden zu berücksichtigen, also die Verstorbenen, "deren Behandlung wegen Freihaltung von Covid-19-Betten verschoben oder die vorschnell Intubiert wurden oder die sich wegen Covid-19 überhaupt nicht mehr in die Kliniken wagten."
Auf Basis der vom Statistischen Bundesamt (1) und den vom RKI (2) veröffentlichten Zahlen wurden die nachfolgenden Grafiken erstellt. Diese Daten beinhalten alle wöchentlichen Sterbefälle in Deutschland inklusive der an Covid-19 Verstorbenen.
Bild 1: Gesamtzahl aller wöchentlichen Sterbefälle seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
(Hier klicken, um die Grafik vergrößert anzuzeigen)
Bild 1 zeigt den Verlauf aller Sterbezahlen der Bundesrepublik Deutschland seit dem 1. Januar 2016. Die beiden gelben Pfeile in 2020 zeigen die Zeitpunkte des ersten Lockdwon am 21. März. an und des zweiten “Teil-Lockdowns” am 01. November.
Auffallend in Bild 1:
- der sehr niedrig ausgeprägte Anstieg im ersten Quartal 2016
- hohe Sterbezahlen im ersten 1. Quartal 2017, extrem hoch im 1. Quartal 2018
- keine “Peaks” in der Mitte der Jahre 2016 und 2017, dafür deutlich in 2018 ..2020
- zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns (linker Pfeil in 2020) waren die Sterbezahlen in den Vorjahren mit Ausnahme 2016 mindestens genauso hoch
- zum Zeitpunkt des zweiten Teil-Lockdowns war die Sterberate in 2020 nur geringfügig über der Sterberate von 2019
Bild 2: Wöchentliche Sterbefälle jünger als 65 Jahre seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
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Auffallend in Bild 2:
- das Jahr 2020 zeigt eine bis heute stetig fallende Tendenz, wobei der typische wieder erfolgende “Herbstanstieg” im Gegensatz zu allen anderen Vorjahren bis jetzt nicht erkennbar ist, allenfalls ein Abflachen der Kurve unterhalb des Niveaus von 2016.
- zum Zeitpunkt des ersten Lockdown in KW12 (ab 17. März) waren die Sterbezahlen dieser Altersgruppe die niedrigsten im Vergleich zu den vier Vorjahren:
2016: 34.010
2017: 33.913
2018: 35.625
2019: 33.650
2020: 32.792
Bild 3: Wöchentlichen Sterbefälle 65 Jahre und älter seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
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Auffallend in Bild 3:
- der sehr niedrig ausgeprägte Anstieg im ersten Quartal 2016
- hohe Sterbezahlen 1. Quartal 2017, extrem hoch im 1. Quartal 2018
- keine “Peaks” in der Mitte der Jahre 2016 und 2017, dafür deutlich in 2018 ..2020
- zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns (linker Pfeil in 2020) waren die Sterbezahlen in den Vorjahren mit Ausnahme 2016 mindestens genauso hoch
- zum Zeitpunkt des zweiten “Teil”-Lockdowns ist die Sterberate in 2020 höher als die der Vorjahre
Bild 4: Wöchentlichen Sterbefälle 65 Jahre und älter seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
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Bild 5: Wöchentlichen Sterbefälle jünger als 65 Jahre seit 1. Januar 2016 (Quelle: Stat. Bundesamt)
(hier klicken, um die Grafik vergrößert anzuzeigen)
Erkenntnisse bis hierher:
a) Demographie
Der Verlauf der Sterbezahlen wird vor allem von den Altergruppen 65 Jahre und älter geprägt. Das ist zwar so weit nichts Neues, was aber auffällt, ist, dass die Sterbezahlen in den Sommermonaten einen sukzessiven, kontinuierlichen Anstieg von 2016 bis 2020 verzeichnen. Addiert man z.B. die Sterbefälle dieser Altergruppe vom Zeitraum KW18 bis KW 38 erhält man folgende Werte:
2016: 258.737
2017: 260.574
2018: 271.337
2019: 272.428
2020: 275.878
Die Frage stellt sich: Warum? Laut der Internetseite der Bundeszentrale für Politische Bildung wird die Alterstruktur wie folgt angegeben (3):
Tab. 1: Altersstruktur in Deutschland (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Zwar ist in Tabelle 1 die Altersgruppe 67 und älter angegeben (anstatt wie in den Bildern 3 und 4 die Gruppe 65 Jahre und älter), aber der Trend ist eindeutig: Ein Anstieg dieser Altersgruppe am Anteil der Gesamtbevölkerung um ca. 0,8 % im Beobachtungszeitraum. Zwangsläufig muss der Anteil der Altersgruppe jünger als 65 Jahre entsprechend rückläufig sein. Diese Beziehungen ist in Bild 5 zu erkennen wenn man sich den Verlauf der blauen Linie (= 2016) und der roten Linie (= 2020) anschaut. Über viele Wochen liegt die rote unter der blauen Linie.
Zumindest Deutschland betreffend kann man den Anstieg der Sterbefälle also aus zwei anderen, nicht erwähnten Ursachen ableiten: Der wachsende demografische Anteil der “Alten” und die im Zusammenhang mit Covid-19 entstehenden Kollateralschäden. Mit letzterem Begriff sind alle Verstorbenen gemeint, deren Behandlung wegen Freihaltung von Covid-19 Betten verschoben oder die vorschnell Intubiert wurden oder die sich wegen Covid-19 überhaupt nicht mehr in die Kliniken wagten. Zahlen hierzu habe ich keine gefunden, jedoch sind diese Schäden für mich ein Teil der Erklärung des höheren Anstiegs der Todesfälle der über 65-jährigen im Jahr 2020.
Hinsichtlich der Sterbezahlen sehe ich - BISHER jedenfalls - keinen Grund, ganz Deutschland in einem harten Lockdwon lahm zu legen und weiterhin die Wirtschaft gegen die Wand zu fahren.
Fußnoten:
1 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/SterbefaelleLebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html
2 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html
3 https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61541/altersstruktur
Weitere Hinweise:
"Jahrhundert-Pandemie"?
Kliniken melden weniger Lungenentzündungen und Beatmungsfälle als im Vorjahr
https://de.rt.com/inland/110313-trotz-corona-kliniken-melden-weniger/
Kreisklinik Groß-Gerau reduziert Corona-Betten – Kreisklinik Groß-Gerau
https://www.kreisklinik-gg.de/kreisklinik-gross-gerau-reduziert-corona-betten/
Anhang - zwei Darstellungen aus dem Artikel "Kliniken melden weniger Lungenentzündungen und Beatmungsfälle als im Vorjahr"
Vergleich der Krankenhausfälle Januar bis Oktober im Jahr 2020 mit denen von 2019 – Anzahl der schweren Atemwegserkrankungen (SARI) in 2020 um 15,6 Prozent gesunken – Anzahl der intensivmedizinisch versorgten Patienten in 2020 um 6 Prozent gesunken - Anzahl der invasiv Beatmeten 2020 um 8,2 Prozent gesunken
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Vergleich des wöchentlichen Verlaufs der Intensivfälle (INT) und der Beatmungsfälle Januar bis Oktober im Jahr 2020 mit denen von 2019 - beide Verläufe liegen in 2020 unter denen von 2019
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Online-Flyer Nr. 759 vom 18.12.2020
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