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Aktueller Online-Flyer vom 03. Dezember 2024  

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Krieg und Frieden
Über ein Interview mit Prof. Dr. Milos Kovic (Historiker und Professor an der Universität Belgrad)
Serben waren die ersten Opfer des Völkermordes in Europa
Von Ivana Stanojevic (Novosti)

Die berechtigte Wut der Kanadier hat kürzlich die Statuen der britischen Königinnen Victoria und Elizabeth II. zerstört. Das dritte entdeckte Massengrab von indigenen Kindern, das die Zahl der Opfer in den neu gefundenen Gräbern auf tausend erhöhte, ließ die Nation aufschrecken. Die Kanadier weigerten sich, den größten Nationalfeiertag zu begehen, schockiert von der eigenen Geschichte, die maßgeblich von der britischen Krone geprägt wurde. Die Einschätzung der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, wird nun in der Auseinandersetzung der Kanadier mit den Symbolen der britischen Herrschaft bestätigt. Zaharova behauptet nämlich, dass Großbritannien ein Weltrekordhalter im Völkermord sei. Diese Botschaft aus dem Kreml, die auf den ersten Blick den "luddite Canadian move" rechtfertigt, schwappt über in Zaharovas Aussagen, dass der Nazismus nicht die Erfindung Hitlers und der Deutschen sei, sondern der "englischen Gentlemen", deren Erfindung auch das Konzentrationslager sei.
 
In den 1970er Jahren begingen die Briten einen Völkermord am Volk der Zulu, und weniger als ein Jahrhundert später, zwischen 1954 und 1961, rottete die britische Krone in Kenia als Vergeltung für die Ermordung von 32 Weißen 300.000 Angehörige des Kikuyu-Volkes aus und brachte mehr als 1,5 Millionen Menschen in Konzentrationslager.

Die nächsten Opfer dieses britischen "Patents" nach den Burenkriegen und den Konzentrationslagern in Südafrika, in denen die Briten sowohl Frauen als auch Kinder einsperrten, waren in Wirklichkeit Serben – sagt in einem Interview mit „Novosti“ der Historiker Dr. Milos Kovic, Professor der Belgrader Universität.

Die Serben, die in den österreichisch-ungarischen Konzentrationslagern im Ersten, dann im Zweiten Weltkrieg starben, waren tatsächlich die ersten Menschen, die in Lagern in Europa gefoltert und getötet wurden – von Podrinje über Ungarn bis hin zur Tschechischen Republik.
 
Wir können über die Lagergeschichte der Serben in den beiden Weltkriegen sprechen, sagt unser Gesprächspartner und stellt fest, dass allein in Mauthausen während des Ersten Weltkriegs etwa 8.000 Seelen starben, und die gleiche Zahl in der tschechischen Stadt Jindrihovice. In Theresienstadt, wo auch Gavrilo Princip starb, starben in beiden Kriegen Serben.

Im Lager in Arad starben massenhaft Serben an Krankheit, Hunger und Erschöpfung, besonders viele von ihnen kamen aus Bosnien und Herzegowina, und ein besonders schreckliches Konzentrationslager befand sich in Doboj – sagt Professor Kovic.

Die Erinnerung an dieses Lager sollte sowohl in der Republik Srpska als auch in Serbien in besonderer Weise gepflegt werden. Der Beginn des Völkermordes am serbischen Volk geschah 1914 im Gebiet von Podrinje, westlich der Drina, von Semberija bis Herzegowina, und auch östlich der Drina, in Macva, Jadra und Radjevina.

Im Ersten Weltkrieg gingen die Gebiete, in denen der Völkermord an den Serben verübt wurde, weit über unsere Region hinaus, präzisierte unser Gesprächspartner. Vom Osten Kleinasiens bis zu den norddeutschen Städten, sogar in den Niederlanden, wurden Friedhöfe mit den Überresten brutal ermordeter Serben gefunden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Völkermord an den Serben von der gleichen Hand begangen wie im Ersten Weltkrieg. Die Verbrechen der Ustascha wurden im Namen eines vereinten Europas und der so genannten westlichen Werte begangen, wie sie von den Ustascha (kroatisch und muslimisch), den Nazis und den Faschisten formuliert wurden, was uns den aktuellen Ereignissen näher bringt.

Laut Kovic gibt es zwei Quellen für den Völkermord gegen das serbische Volk, aber die gleichen zwei Motive "sponserten" den Völkermord gegen die Bevölkerung Osteuropas, Amerikas und Asiens. Das erste ist religiöser Hass und das zweite ist Rassismus, der sich nicht nur auf die Hautfarbe beschränkt, sondern auch Unterschiede innerhalb der weißen Rasse einbezieht und auf der These beruht, dass Weiße auch blassere Weiße haben.

Vom späten Mittelalter bis heute hat sich das Argument, das den Völkermord "rechtfertigt", nicht geändert, meint Kovic. Gegen die Serben setzt sich der Völkermord während der Kreuzzüge fort, die sich im 13. Jahrhundert gegen die orthodoxen Christen wandten. Unmittelbar vor dem Vierten Krieg, als Konstantinopel geplündert und besetzt wurde, wurde der Nemanjic-Staat mit Hilfe der Einheimischen von Ungarn und Papisten erobert.

Die Kreuzzugs-"Begeisterung" ist auch im Unabhängigen Staat Kroatien sichtbar, der aus religiösem Hass einen Religionskrieg gegen die Serben führt.

Westliche Länder, sowohl römisch-katholische als auch protestantische, sind in Konflikten mit orthodoxen Christen vereint, was sich deutlich in der Feindseligkeit gegenüber Russland zeigt, die in letzter Zeit immer ausgeprägter geworden ist. Westeuropäische Rassisten unterschieden zwischen überlegenen Deutschen und minderwertigen Slawen. Ungeachtet der gleichen Hautfarbe wurden die Slawen als rassisch minderwertig gegenüber der deutschen Bevölkerung angesehen.

Wir sehen diese Art von rassistischer Einstellung gegenüber Serben in der österreichisch-ungarischen Pseudowissenschaft, besonders seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und unter den Ideologen der so genannten Partei der Rechten, angeführt von Ante Starcevic. Seine Serbophobie, die rassischen Ursprungs ist, setzte sich später in der Ustascha-Bewegung fort. Die Wurzeln des genozidalen Verhaltens sind bei den Briten genau dieselben.

Wie der Akademiker Milorad Ekmecic gezeigt hat, erinnert die Serbophobie im Westen am meisten an den Antisemitismus, dessen Wurzeln ebenfalls religiös und rassistisch sind, aber in den angelsächsischen Ländern auch an die Russophobie. Die Serben wurden als eine Art verlängerter Arm Russlands wahrgenommen, und das ist auch heute noch der Fall. Alles, was sie Russland nicht antun konnten, schütteten die Angelsachsen auf Serbien.

Adolf Hitler ist aus dieser rassistischen Tradition entstanden. Diese Art von Russophobie und Serbophobie zeigt sich auch in großen Feldzügen im Osten. So machte sich Napoleon 1812 auf den Weg nach Russland, 1914 griffen Deutschland und Österreich-Ungarn Russland und Serbien an, und 1941 zielte Hitler auf Jugoslawien und die UdSSR. Das war noch nicht das Ende, 1999 griff die NATO die Serben erneut an, und heute stellt sie eine ständige Bedrohung für Moskau dar.

Die NDH (Unabhängiger Staat Kroatien) ist, genau wie Hitler, nicht nur ein bloßer Zwischenfall. Laut Kovic sind zwei Tatsachen wichtig, wenn es um den Völkermord an den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents geht, im Norden begangen von den Briten, in Lateinamerika vor allem von den Spaniern. Erstens, es war der größte Völkermord in der Geschichte der Menschheit, und zweitens, er blieb ungesühnt.

Die Tatsache, dass der Völkermord nicht bestraft wurde, ist von entscheidender Bedeutung – betont Kovic.

Deshalb geben sich die Engländer und die Amerikaner immer noch das Recht, den Serben und Russen sowie anderen Nationen moralische Lektionen zu erteilen, was moralisch, logisch und historisch völlig sinnlos ist. Gerade wegen des ungesühnten Völkermordes glaubt der überwiegende Teil des britischen und amerikanischen Establishments heute, dass ihnen nicht nur alles erlaubt war, sondern dass alles, was den Eingeborenen angetan wurde, dem Willen Gottes entsprach. Dieser Völkermord an der indigenen Bevölkerung setzt sich bis heute in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien fort, in Reservaten, in denen Drogen und Alkohol, aber auch Selbstmorde an der Tagesordnung sind.

Fast bis gestern wurden in Kanada und Australien Kinder aus indigenen Familien entführt und dann in Sonderschulen gesteckt, wo sie körperlich missbraucht wurden. In einigen Teilen Australiens wurden Ureinwohner vom Angesicht der Erde getilgt, wie zum Beispiel in Tasmanien. In Indien verursachten die Briten absichtlich ein Massen-Verhungern, und im 19. Jahrhundert provozierten sie zwei Opiumkriege in China. London begann im 19. Jahrhundert, auf Millionen von Hektar Mohn anzubauen, als es 300 Millionen Chinesen gab. Das Ende der Macht der Drogenmafia im bevölkerungsreichsten Land der Welt wurde von den Kommunisten gesetzt, die alle Dealer erschossen.

Sogar in den Dokumenten des Nationalarchivs Großbritanniens steht, dass die britischen Behörden aktiv zum Einsatz von chemischen Waffen griffen, um den arabischen Aufstand in Mesopotamien, dem heutigen Irak, im Frühjahr 1920 niederzuschlagen.

Mit welcher Moral und mit welchen Menschenrechten halten die Briten Vorträge über Völkermord und Menschenrechte für jedermann, insbesondere für Serben und Russen – fragt Professor Dr. Miloš Kovic und kommt zu dem Schluss, dass der britische Vorschlag für die Resolution über genozidale Serben der Gipfel des Zynismus ist.

Hitler war Plagiator

Das Vaterland des Nazismus ist Großbritannien, behauptet Maria Zaharova, nicht Deutschland. Die Idee einer "nordischen Rasse", die die ganze Welt beherrschen sollte, stammte nicht von Adolf Hitler. Die Schöpfer des Nazismus sind die Engländer Thomas Carlisle und Houston Chamberlain. Der Anführer ist James Hunt, der 1862 dem schwarzen Menschen die Rolle einer Übergangsform zwischen Affe und Mensch gab!? Ich bewundere die Engländer. Bei der Kolonisierung haben sie das Unmögliche geschafft – lobte sie Hitler.

Ausrottungsmeister

Die Engländer sind Weltmeister im Genozid, denn sie haben die Indianer auf dem Gebiet der heutigen USA praktisch ausgerottet. Während der Besiedlung Amerikas töteten sie etwa 15 Millionen Indianer. Auch während der drei Kolonisationen Australiens begingen sie Völkermord. Am Ende des 18. Jahrhunderts betrug die indigene Bevölkerung eine Million, aufgeteilt in etwa 500 Stämme. Während der Kolonialisierung Australiens töteten die Engländer zwischen 90 und 95 Prozent der Aborigines. Die Morde an den Ureinwohnern wurden als Bedingung für den Wohlstand der Engländer angesehen. Sie ließen es auch an Afrika aus. Etwa 13 Millionen Menschen wurden von diesem Kontinent als Sklaven verschleppt. Es gab drei- bis viermal so viele Tote, so dass es insgesamt zwischen 50 und 53 Millionen Opfer gab.

Auch Kinder im Lager

Das Dilemma, ob die Amerikaner während des Bürgerkriegs (1861-1865) oder die Briten während des Anglo-Buren-Kriegs (1899-1902) bei der Umsetzung völkermörderischer Ideen federführend waren, wird von Historikern mit der Behauptung gelöst, dass es die Briten waren – da die Amerikaner in Konzentrationslager nur Kriegsgefangene schickten, die Engländer sogar ganze Familien. 200.000 Menschen, also die Hälfte der Bevölkerung der Burenrepubliken, waren in allen britischen Konzentrationslagern untergebracht, in denen 26.000 Menschen an Hunger und Krankheiten starben, und allein im Jahr 1901 starben in den englischen Lagern 17.000 Menschen an Hunger und Krankheiten, davon waren 14.300 Kinder.


Der Artikel erschien erstmals am 11. Juli 2021 in der serbischen Tageszeitung "Novosti". Die englische Übersetzung wurde von Prof. Dr. Milos Kovic autorisiert. Die Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche stammt von Dr. Rudolf Hänsel.

Online-Flyer Nr. 774  vom 21.07.2021

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