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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Kommentar
Corona-Miszelle
Das RKI als williger Handlanger
Von Rudolph Bauer

Das Robert-Koch-Institut (RKI) macht auf der Basis von fragwürdigen Modellrechnungen Vorhersagen, die lange als querdenkerische Verschwörungsannahmen gegolten haben und stigmatisiert wurden. In „Vorbereitung auf den Herbst und Winter 2021/22“ – so der Titel des Prognose-Papiers (i) – wird auf pseudowissenschaftlicher Grundlage weiterhin Angst verbreitet und eine Panik geschürt, die bis zum Frühjahr des kommenden Jahres anhalten soll. Das RKI, von der Politik beauftragt, gibt dem Bund und den Landesregierungen auf diese Weise die Gelegenheit zur Fortsetzung und Verschärfung von Notstandsmaßnahmen und von freiheitsbeschränkenden Grundrechtseingriffen.

Futuristischer Ausblick, perspektivlos

Das aus der Kaiser- und Nazizeit historisch vorbelastete RKI (ii) – an seiner Spitze ein klinisch unerfahrener Veterinärmediziner (iii) – blickt in eine Zukunft ohne neue Perspektiven. Die schriftliche Fassung seines futuristischen Ausblicks stellt ein amtliches Dokument (iv) dar, aus dem hervorgeht, worauf die Bevölkerung sich einzustellen hat.

Das RKI-Papier umfasst drei Argumentationsebenen. Auf Ebene 1 wird von einem „Anstieg der Infektionszahlen“ ausgegangen. Wörtlich heißt es zur Entwicklung im kommenden Herbst und Winter: „Aufgrund verschiedener Faktoren ist für SARS-CoV-2 in Deutschland ein Anstieg der Infektionszahlen im Herbst und Winter 2021/22 sowie eine fortgesetzte globale Zirkulation des Virus zu erwarten.“ Ebene 2 benennt die für den prognostizierten „Anstieg“ als ursächlich behaupteten „Faktoren“. Auf Ebene 3 werden, ausgehend von den für den „Anstieg“ verantwortlichen „Faktoren“, zahlreiche „Empfehlungen zur Vorbereitung und Prävention“ ausgesprochen.

Mit anderen Worten: Am Ausgangspunkt des Dokuments und der Beweisführung steht die Behauptung vom „Anstieg der Fallzahlen“. Die Ursachen für den „Anstieg“ bilden dann die Blaupause der „Empfehlungen“. Von zentraler Bedeutung ist daher Argumentationsebene 1. Es sind die gestiegenen Zahlen, für die bestimmte Faktoren verantwortlich gemacht werden, gegen welche wiederum der Maßnahmen-Katalog erstellt wird.

Steigende Infektionszahlen, ein Phantom

Der auf Ebene 1 behauptete „Anstieg der Infektionszahlen“ ist ein Gespenst. Er besagt zunächst lediglich, dass die Anzahl derjenigen Menschen zunimmt, bei denen sich eine Infektion zeigt: entweder aufgrund von Symptomen oder anhand von Testergebnissen. Was Letztere betrifft, ist bekannt, dass die PCR-Tests nicht für diagnostische Zwecke geeignet sind. Bei der Zahl angeblich positiver Testergebnisse in einem bestimmten Zeitraum wird jedoch weder differenziert, noch wird das numerische Ergebnis ins Verhältnis gesetzt zur Gesamtzahl der Tests im selben Zeitraum. Je mehr Tests vorgenommen werden, desto höher der „Anstieg“.

Der Widersinn, der sich bei der Grundannahme steigender „Infektionszahlen“ zeigt, offenbar sich all denjenigen, die ein klein wenig mitdenken und deren Erinnerungsvermögen noch nicht gefährlich verwirrt oder ausgeschaltet ist durch die widerspruchsvollen Propagandabotschaften. Wurde und wird die Verabreichung der Genspritze nicht als ‚Schutzimpfung‘ angepriesen? Dann wäre es doch logisch, dass die „Infektionszahlen“ sinken und nicht steigen! Also schützt entweder die Spritze nicht, oder die steigenden Zahlen sind ein Phantom. Oder es trifft beides zu: „Deutschland krempelt die Ärmel hoch“ (in den Werbeanzeigen), aber der 'Piks' hält nicht, was versprochen wird, und die Testzahlen sind obendrein frisiert.

Auch bei Berücksichtigung der Test-Relationen – und wenn man außerdem von fehlerhaften Testresultaten und den bekannten Falsch-positiv-Ergebnissen des PCR-Tests absieht – besagt der „Anstieg der Infektionszahlen“ nicht zwingend, dass die Zahl der ernsthaft erkrankten Patienten ebenfalls zugenommen hat. Die Viren-Infektion, auf die sich Regierungen, Ministerien, die Gesundheitsämter und ein Großteil der Medien berufen, ist nicht gleichbedeutend mit einer wirklichen Erkrankung. Eine solche setzt eine ärztliche Diagnose voraus und bedarf ggf. einer entsprechenden ambulanten oder stationären Behandlung.

Ausschließlich die Ärzteschaft wäre berufen, bezogen auf den einzelnen Patienten korrekte Zahlen über Infektionen zu generieren und Angaben über den Grad einer infektiös ausgelösten Erkrankung zu machen. Ärzte sind diagnostisch dafür ausgebildet und verfügen über die erforderliche Patientenkenntnis. Die Gesundheitsämter sind für Diagnosen nicht zuständig. Ihre Aufgaben sind solche der Gesundheitsverwaltung, also u. a. der amtsärztlichen und sozialpsychiatrischen Dienste sowie der Hygieneüberwachung von Institutionen – z.B. von Freibädern und Fitness-Studios, Friedhöfen und Mülldeponien, Kinderspiel- und Campingplätzen, Trinkwasseranlagen und Saunen.

Finsterste Traditionen der Gesundheitsämter, wiederbelebt

Personenbezogen Tests zu organisieren, infizierte Personen nachzuverfolgen und Menschen zu überwachen, dass im Freien Hygienemasken getragen werden, gehörte in der Bundesrepublik bis März 2020, dem Beginn der sog. Corona-Krise, nicht zu den Obliegenheiten des Personals der Gesundheitsämter. Seither wird schrittweise eine Tradition aus der NS-Zeit wiederbelebt. Damals exekutierten die Gesundheitsämter gegenüber Einzelpersonen aus bestimmten sozialen und politischen Gruppen das „rassenhygienische Programm“ im Rahmen von „Ehegesundheitsschutz“, Sterilisation und „Euthanasie“. (v)

Der „Anstieg der Infektionszahlen“, wie er rein numerisch vom RKI als Ebene 1 der „Vorbereitung auf dem Herbst/Winter 2021/22“ behauptet wird, erweist sich als Teil einer Panik-Erzählung mit dreifacher Bedeutung: Sie soll die Bevölkerung in Angst versetzen und auf diese Weise in Schach halten; sie liefert den Medien ein Sensationsnarrativ, um die Auflagenhöhe bzw. die Einschaltquote zu halten; sie dient zur Rechtfertigung von Maßnahmen, die das RKI auf Ebene 3 als „Empfehlungen“ an die Regierungen weitergibt, um deren Maßnahmen den Anschein von Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit zu geben.

(Wenn man das Einbinden des RKI in den Geschäftsbereich des Gesundheitsministeriums in Rechnung stellt, bedeutet das, dass dieses sich auf „Empfehlungen“ berufen kann, die auftragsgemäß in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich erstellt werden – ein Verfahren von geringer Transparenz, undemokratisch und Teil des Machtkalküls der Regierenden und ihrer „Experten“.)

Mensch und Gesellschaft, mechanistische Modelle

Die Rede vom „Anstieg der Infektionszahlen“ ist auch aus einem anderen Grund irreführend. Die Vorausschau auf den „Anstieg“ stützt sich nämlich auf die Ergebnisse von Modellrechnungen fragwürdigster Art. Das Papier spricht von „modellierten Szenarien“, die „in Abhängigkeit der Impfquote“ und anderer Indikatoren („ITS-Belegung; 7-Tages-Inzidenz; Hospitalisierungen“) erstellt wurden und zu folgender Prognose führen: „ein langsamer Anstieg bis in den Oktober, gefolgt von einer Beschleunigung des Anstiegs, ein Peak im Januar / Februar 2022, gefolgt von einem Absinken“.

Erstaunlich: Das RKI liefert auf der Basis seiner Modellrechnungen eine Vorhersage, die vor Monaten noch völlig ausgeschlossen und ins Reich querdenkerischer Verschwörungsannahmen verbannt wurde. Zugleich basiert das modellrechnerische Denken im vorliegenden Fall auf Konzepten, die wenig mit der Realität zu tun haben. Die Modellkalkulationen gewinnen damit einen unangemessenen Steuerungs- und Manipulationscharakter. Den vom RKI eingesetzten Rechenmodellen liegt ein mechanistisches Menschen- und Gesellschaftsbild zu Grunde, das untergründig totalitäre Züge trägt.

Es unterstellt eine formierte Gesellschaft autoritären Charakters, die weitgehend kontrollierbar ist und jeder sozialen Bewegung und ihrer Dynamik entbehrt. Die modellhafte Betrachtungsweise geht von einem Menschentypus aus, dessen Verhalten im Rahmen von Reiz und Reaktion eindeutig kalkulier- und steuerbar ist. Bar jeder Art von Eigenwilligkeit und Spontaneität, gehorsam und subaltern, gilt der Mensch als berechenbares Wesen, den Algorithmen Künstlicher Intelligenz unterlegen und ausgeliefert: dem inhumanen Muster des Transhumanismus entsprechend.

Relativierung der Befunde, vorgetäuscht

Um sich den Anschein wissenschaftlicher Seriosität zu geben, relativiert das RKI-Papier die Modellbefunde. Es warnt sogar: „Die Szenarien in den Modellrechnungen sollten (!) nicht (!) als Vorhersage interpretiert werden, sondern dienen der Illustration möglicher Szenarien, die verdeutlichen, warum eine Vorbereitung auf den Herbst und Winter 2021/22 nötig ist“. Durch das Ergreifen von Gegenmaßnahmen solle „die Wahrscheinlichkeit eines Eintritts dieser Szenarien minimiert werden“.

Oder es heißt einschränkend: „Grundsätzlich müssen die hier präsentierten Ergebnisse als mögliche Szenarien auf Basis der in der Modellierung getroffenen Annahmen und verwendeten Daten interpretiert werden.“ Sprich: Wenn die Voraussetzungen falsch sind, können auch die „Ergebnisse“ nicht stimmen. Einschränkungen wie diese erweisen sich jedoch als Lippenbekenntnis.

Die im RKI-Papier ausformulierten „Empfehlungen“ lassen kaum noch erkennen, dass sie auf Annahmen beruhen, nicht auf erwiesenen harten Fakten. Bereits auf dem Papier, spätestens aber im Rahmen und Verlauf der politischen Umsetzung und der medialen Propaganda werden die rechnerisch kalkulierten Vermutungen und modellbasierten Hypothesen zu Tatbeständen. Diese gelangen sowohl juristisch als auch exekutiv zur Anwendung.

Sie zeigen sich anhand von strafbewehrten Vorschriften, Verurteilungen und Verboten, etwa von Demonstrationen und Kundgebungen. Ferner bei Haus- und Praxisdurchsuchungen, durch das Löschen von Dateien im Internet, und nicht zuletzt beim Einsatz von brutalster Polizeigewalt. Das RKI erweist sich somit als williger Handlanger für ein gesellschaftliches Klima der Angst und für eine Politik von freiheitsbeschränkenden Grundrechtseingriffen.

Nicht zuletzt entlarvt sich die behauptete Wissenschaftlichkeit der RKI-Veröffentlichung als gefährliche Scharlatanerie, indem ohne den Funken eines Zweifels davon ausgegangen wird, dass sich das Virus „ausrotten“ lässt. Es wird nicht bedacht bzw. unterschlagen, dass eine totale Virus-Ausrottung nur auf Kosten der Menschen selbst denkbar ist. Die Großmacht-Phantasie von Wissenschaft und Politik erinnert an Beispiele in der Geschichte, die in der Katastrophe endeten.

An einem Papier wie dem der „Vorbereitung auf den Herbst und Winter 2021/22“ lässt sich erkennen, welcher Geist der Barbarei und Menschenverachtung unter dem beschönigenden Vorwand des Gesundheitsschutzes herrscht.


Fußnoten:

i RKI-Papier "Vorbereitung auf den Herbst/Winter 2021/22" (Stand: 22.07.2021)
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Downloads/Vorbereitung-Herbst-Winter.pdf?__blob=publicationFile

ii Robert Koch, der Namensgeber des RKI, leitete in der Kaiserzeit die Vorgängerorganisation „Königlich Preußisches Institut für Infektionskrankheiten“, das in den Kolonien Menschenversuche durchführte. In der NS-Zeit beteiligten sich RKI-Mitarbeiter an Menschenversuchen in Konzentrationslagern.

iii Lothar Wieler (Jahrgang 1961) ist seit 2015 Präsident des RKI. Nach dem Studium in Berlin und München wurde er an der Uni Gießen im Fach Infektionskrankheiten und Hygiene der Tiere habilitiert. Es folgten Forschungsaufenthalte in den USA sowie 1998 die Berufung zum Prof. für Mikrobiologie und Tierseuchen an der FU Berlin. Er ist u. a. Mitglied des Wehrmedizinischen Beirats beim Verteidigungsministerium und war bis 2015 Mitglied der Schutzkommission beim Innenministerium.

iv Das RKI ist die biomedizinische Leitforschungseinrichtung der Bundesregierung und wurde in seiner Eigenschaft als Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten zur selbständigen Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit errichtet bestellt.

v Siehe Nitschke, Asmus: Die "Erbpolizei" im Nationalsozialismus. Zur Alltagsgeschichte der Gesundheitsämter im Dritten Reich. Opladen/Wiesbaden 1999.

Online-Flyer Nr. 774  vom 06.08.2021

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