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WANTED - Julian Assange, ein Leben
Folge 10: BETRIEBSANLEITUNG VON GUANTÁNAMO (November 2007)
Von Delphine Noels (Belgium4Assange) in Zusammenarbeit mit Marc Molitor, Pascale Vielle und Bogdan Zamfir - ins Deutsche übersetzt von Claudia Daseking

Ab Ende Oktober 2021 geht es in London wieder um den Antrag der USA auf Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Am 27. Oktober 2021 wird das Berufungsgericht zum ersten Mal tagen. Die Zeit bis dahin begleitet die NRhZ mit einem CountDown von 34 Folgen über das Leben von Julian Assange. Sie wiederholt damit den Countdown von Belgium4Assange, der zum 4. Januar 2021 führte, als die britische Justiz ihr Urteil im Auslieferungsverfahren gegen Julian Assange in der ersten Instanz gesprochen hatte. Belgium4Assange schrieb dazu: "Was steht bei diesem Prozess auf dem Spiel? Inwiefern betrifft uns das persönlich? Schwierig, hierzu klare Vorstellungen zu haben, da so viele Falschmeldungen und Desinformationen kursieren... Tag für Tag zeichnen wir seinen Weg voller Überraschungen und Enthüllungen nach und richten den Blick auf die näheren Umstände einer der fundamentalsten Kämpfe unserer Zeit." (Auf der website pour.press auf Französisch nachzulesen). Hier jetzt Folge 10:


Kurz nach den Enthüllungen von Kenia erhält Wikileaks eine neue Datei über das amerikanische Hochsicherheitsgefängnis von Guantánamo. Es handelt sich um ein 238-seitiges Handbuch mit dem Titel "Camp Delta Standard Operating Procedures" vom 28. März 2003 (nicht zu verwechseln mit den Guantanamo-Dateien, die 2011 veröffentlicht werden sollten). Das Dokument ist nicht klassifiziert, sondern mit "Nur für den offiziellen Gebrauch" gekennzeichnet. Das Pentagon hatte der Amerikanischen Bürgerrechtsvereinigung (American Civil Liberties Union) seit 2003 den Zugang verweigert.

Nach der Lektüre des Handbuchs sagte Julian Assange später, dass dessen Autor durchaus Attila der Hunne oder Vlad der Pfähler gewesen sein könnte, soviel Grausamkeit, wie da vorgeschrieben war gegen die Gefangenen, soviel entmenschlichendes Verhalten und Demütigungen physischer und psychischer Art, wie etwa das Anketten von Häftlingen in Stresspositionen und der Einsatz von Hunden, die "die Angst vor Hunden bei Arabern" ausnutzen sollten ... Es schreibt vor, dass neue Gefangenen im ersten Monat in maximale Isolation gebracht werden sollen, damit sie dann bei den Verhören zusammenbrechen und so richtig auspacken. Es war Generalmajor Geoffrey Miller, der als Verfasser dieses Handbuchs gezeichnet hat und der damit für die Einführung dieser Methoden in Guantánamo verantwortlich ist.

Das Dokument enthält Grundrisse des Lagers. Es enthält detaillierte Checklisten mit "Komfortartikeln" wie zusätzlichem Toilettenpapier, das den Insassen als Belohnung ausgehändigt werden kann. Es erklärt auch, wie man die Verzeichnisse so fälscht, dass das Rote Kreuz keinen Zugang zu bestimmten Gefangenen erhält. Dieser Kontakt, den ein Gefangener mit dem Roten Kreuz haben kann, wird nach einem vierstufigen System hergestellt:
  • Kein Zugang
  • Visueller Zugang - (Das Rote Kreuz kann nur die körperliche Verfassung des Gefangenen untersuchen.
  • Eingeschränkter Zugang - Das Rote Kreuz kann nur kurze Fragen zur Gesundheit des Gefangenen stellen.
  • Unbeschränkter Zugang
Julian Assange weist darauf hin, dass dieses Handbuch es uns ermöglicht zu verstehen, dass die in Abu Ghraib verwendeten Foltertechniken nicht von einer kleinen Gruppe von Militärpolizisten der "Arbeiterklasse" erfunden wurden, sondern von der Spitze der amerikanischen Hierarchie stammten. Erinnern Sie sich an den Abu Ghraib-Skandal? Dieses amerikanische Gefängnis im Irak, dessen Menschenrechtsverletzungen Amnesty International zwischen 2003 und 2004 während des Irak-Krieges als Folter auf höchstem Niveau enthüllte. Als die Berichterstattung in der Presse über den Fall Guantanamo Files zunahm, sagte Oberstleutnant Edward M. Bush III, der für die Öffentlichkeitsarbeit von Guantánamo verantwortlich war, dass das Betriebsanleitungshandbuch aus der Zeit von General Geoffrey Miller stammt und dass diese Techniken seit seinem Weggang nicht mehr angewendet würden. Nach dieser Erklärung legte Wikileaks mit der Veröffentlichung des Guantanamo-Handbuchs 2004 nach. Der Vergleich der beiden Handbücher lässt erkennen, dass das neue Handbuch noch schlimmer war als das von 2003… Und wohin war Oberst Miller nach seinem Weggang aus Guantánamo versetzt worden? … Ins Internierungslager von Abu Ghraib.

Bitteschön. Dies war die zehnte Folge von WANTED, der Serie, die Sie zur Herzkammer unserer Welt führt und Ihnen ihre verborgenen Seiten enthüllt. Morgen erhält WikiLeaks Dokumente, die das US-Militär für 25 Jahre als geheim eingestuft hatte!


Quellen:

The most dangerous man in the world, Andrew Fowler, Skyhorse Publishing, 2011
The unauthorized autobiography, Julian Assange, Canongate Books Ltd, 2011.


Link zu Folge 9: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27672
Link zu Folge 11: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27674


Siehe auch:

In einer Zeit, in der unter dem Deckmantel der Gesundheitsvorsorge eine ungeahnte digitale Überwachungsstruktur etabliert wird, fehlt WikiLeaks
Julian Assange: dem kommenden Überwachungsregime trotzen!
Von Erich Sturm
NRhZ 777 vom 22.09.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27648

Online-Flyer Nr. 777  vom 01.10.2021

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