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Globales
Atom-Propaganda in BR-"Beta Stories"
Bavaria Nuklearia
Von Hannes Sies
Besonders dümmliche Propaganda liefert mal wieder der Bayrische Rundfunk (BR). In seiner Doku-Reihe „Beta Stories“ erklärt er, (Untertitel) „Wie Kernkraft in Zukunft doch wieder eine Option wird“. Wie? Durch AKW der „Vierten Generation“, bekanntlich das letzte Aufgebot, der „nukleare Volkssturm“ der Atomindustrie. Dabei wird tendenziös verzerrt, weggelassen und schöngelogen, schlimmer als bei ARD & ZDF. „Atomkraft Ja bitte?“ Der BR setzt sein Framing: „Wir haben ein Problem: Zuwenig von den Erneuerbaren. Gleichzeitig steigen wir aus Kohle und Atomkraft aus.“ Dazu dreht sich traurig ein Windrad und schöne AKW-Kühltürme werden gesprengt -sublime Botschaft: Welch eine Verschwendung! Der Ausstieg aus der Atomenergie sei seit Fukushima eine beschlossene Sache… Der Freistaatsender BR kommt zu seiner Kernbotschaft: „Oder doch nicht? Eine Demo in Landshut. FÜR Atomkraft! Für eine neue Generation von Kernkraftwerken, der so genannten Generation Vier!“
Unsere ATOM-JA-BITTE-Fahne flattert uns voran
Dazu Bilder von einer friedlich-fröhlichen Demonstration, falls man die maximal ein bis zwei Dutzend Leute so nennen möchte, auf einem Dorfplatz unter flatternden Fahnen. Die zeigen ein Logo in Bajuwarisch-Blau mit grinsendem Atomkern (Schriftzug: „NUCLEAR POWER? YES PLEASE“), statt der lachenden roten Sonne der Atomgegner, die man hier nicht sieht. Überhaupt sieht man weder Gegendemonstranten noch Polizei auf dieser seltsamen „Demo“.
Was machen die BR-Journalisten? Recherchieren sie knallhart nach, ob sich da eine PR-Truppe der Atomindustrie präsentiert? Ob das klägliche Spektakel mit schmierigem Geld aus der Porto-Kasse der Atommafia finanziert wurde? Nicht ganz. Die BR-Filmer benehmen sich vielmehr als wären sie das bezahlte Kamerateam der Atomfreunde. Der BR adelt den offenbar einzigen Redner dieser „Demo“ zum Hauptexperten seiner „Beta Story“ über Atomkraft. Einer „Beta Story“ die weder Alpha-, noch Gamma- noch Beta-Strahlung erwähnen wird, geschweige denn die Krebserkrankungen, Erbschäden und Missbildungen, die Radioaktivität verursacht. Atommüll in Uranmunition? Störfälle bei der Wiederaufarbeitung? Für Generationen verseuchte Landstriche, Kinder-Leukämie, Schilddrüsenkrebs durch radioaktives Jod? So was müssen „mir in Bayern“ doch nicht wissen, der BR ist Hort der Atom-Euphorie. Verpflichtung zu vollständiger, unabhängiger Information? Ah, geh!
Der aufhaltsame Aufstieg des Atommafioso Ui?
Wer finanziert die Pro-Atom-Demo? Die CSU? Die Atommafia? Eine professionelle Astroturf-Agentur in deren Auftrag? Das erfahren wir nicht, denn die BR-Doku will nicht hinterfragen, sie will glauben – dem Redner der Atomfans. Der seriöse Mittfünfziger trägt ein Shirt mit Atomkern-Logo und Aufschrift „Nuklearia“ und textet wie ein Werbe-Fuzzi in die BR-Kamera:
„Kernenergie der Generation Vier, das ist eine ganz neue Art von Kernreaktoren! Und ich denke, das wird viele Menschen davon überzeugen, der Kernenergie eine neue Chance zu geben!“
Schnitt. Ein Labor, klein und beschaulich wie ein Handwerksbetrieb, drei grauhaarige Männer arbeiten emsig an geheimnisvollen Apparaturen, der BR dazu:
„Auf der ganzen Welt tüfteln Forscher an neuen Konzepten der Generation Vier. Wie gut sind die Ideen?“ Schnitt. Imposante Reaktorkuppeln rauschen auf uns zu, in unscharfen Schwarzweiß-Retro-Bildern wie bei einer NS-Wochenschau, der BR:
„In den 50er- und 60er-Jahren war Kernenergie DER STAR. Der erste Reaktor überhaupt: In Garching bei München! Bei Kahl in Unterfranken geht das erste Kernkraftwerk ans Netz!“
Sublime Propaganda-Botschaft: Atom! Was für eine tolle Sache! Und mir in Bayern ganz vorne mit dabei!
Schnitt. Verrauschter O-Ton Otto Hahn, gekennzeichnet als „Entdecker der Atomspaltung und Nobelpreisträger“, steht mit prächtiger Medaille an goldener Kette, Rednerpult vor großem Auditorium und schwadroniert:
„Dann müssen wir uns fragen, bei der Verknappung der Energieträger Öl und Kohle, ist es nicht doch ein Segen, dass es gelang, den Atomen ihr Geheimnis zu entreißen und sie nutzbar zu machen?“
Atom-Probleme? So gut wie gelöst!
Soweit die ersten anderthalb Minuten Pro-Atom-Jubel dieser beta-stories-Doku. Doch nun, mault die BR-Sprecherin, sitze die Atomenergie irgendwie „auf der Anklagebank“. Punkt 1. Auch Uran-Brennstoffe seien irgendwann erschöpft, 2. Das Endlagerproblem, 3. der Betrieb der AKWs sei gefährlich, wie man in Tschernobyl und Fukushima leider zugeben musste. Ein paar verschwommene Bilder von Fukushima, dann ist der Ausgewogenheit nach BR-Manier genüge getan.
Schnitt. Blaue Fahne flattert im Wind, Lettern um fröhlich grinsenden Atomkern: „ATOMKRAFT? JA BITTE“, die BR-Sprecherin jauchzt, nach sagenhaften 45 Sekunden genölter Kritik, nun wieder optimistisch:
„Die Demonstranten sehen das anders! Eine neue Generation von Reaktoren entschärft für sie alle Anklagepunkte!“ Wieder der auf seriös gestylte Nuklearia-Atomfan vom Anfang (diesmal vor AKW-Kulisse, der Mann kommt rum mit seinem BR-Filmteam) im Werbefuzzi-Tonfall in die Kamera:
„Generation Vier ist nachhaltig weil sie die Uran-Brennstoffe praktisch ins Unendliche hinaus verlängert. Sie löst das Atommüll-Problem, weil der Atommüll dann kein Müll mehr ist, sondern Brennstoff. Und sie sollen noch sicherer sein als es die Reaktoren der Generation 2 und 3, die wir heute in Betrieb haben, schon sind.“ Schnitt. Flatternde Fahne, grinsender Atomkern: „NUCLEAR POWER? YES PLEASE“. Na bitte, alle Probleme der Atomnutzung gelöst in unter drei Minuten! So leicht kann man es sich machen. Selbst die ARTE-ZDF-Doku „Uran und Mensch“, die als Quasi-Werbefilm der australischen Uran-Industrie daher kam, hatte mehr zu bieten.
Brennstäbe liegen wie in einer heißen Badewanne
Der erbärmliche Rest der 20-Min-Doku vertieft die vollmundigen Werbe-Versprechungen der Atomindustrie, meist im „Sendung-mit-der-Maus“-Stil. Die Brennstäbe liegen „wie in einer heißen Badewanne“, da fehlt nur noch ein kühles Bier. Und eine Partie Billard im Dorfkrug, an denen zeigt der BR die Kernspaltung.
Das Kühlmittel Wasser werde künftig durch flüssiges Natrium, geschmolzenes Blei, Helium oder ein Gemisch von Uransalzen ersetzt. Eines harmloser als das andere. Natrium sei zwar hochexplosiv und im Wasser hochätzend (BR: Seht nur, wie es zischt!), aber die Russen haben das auch in den Griff gekriegt, so später der BR-Nuklearia-Experte, da gab’s nur „geringe Sachschäden“.
Im Hochtemperaturreaktor kann es angeblich keine Kernschmelze mehr geben, weil die Brennelemente Kugeln sind. Da muss man nichts abschalten zum Wechseln der Brennstäbe, man tut die Kugeln oben rein „und unten rollen sie wieder raus“. Einzige „böse Überraschung“: Teile des Testreaktors Jülich waren radioaktiv belastet, der Rückbau war teuer. Da muss man doch mal einen Kritiker zu Wort kommen lassen, Hr.Pistner vom Öko-Institut warnt vor Störfällen und Graphitbrand. Wird aber immer schnell widerlegt, der hat ja keine Ahnung, wie er da unseriös vor Fotos von der Fußballmanschaft seines Sprösslings in seiner Wohnstube hockt.
Plutonium ist in Bayern völlig ungefährlich
In Reaktoren, so erfahren wir, gibt’s schnelle Neutronen, die erzeugen sogar Plutonium! BR: „Das ist, wie auch Uran, spaltbar. Zusätzlicher Brennstoff wird hergestellt, erbrütet.“ (Die Billardkugeln kullern lustig herum) Unser Nuklearia-Atomfan ist begeistert: Da entsteht immer neuer Brennstoff! Plutonium? Ist das nicht ein irgendwie gefährlicher Stoff? Hochgiftig? Hochradioaktiv für Jahrtausende? Tödlich schon bei winzigen Stäubchen in der Lunge? Und ein Bierkrugvoll reicht für eine Atombombe? Ach was! Alles irrelevant für BR-Journalisten.
Der Schnelle Brüter in Kalkar war ein Natrium-gekühlter Reaktor, aber „in Deutschland gab es keine Zukunft für ihn -in anderen Ländern schon, etwa in Russland. Stop hier -freie Fahrt dort.“
Außerdem gibt’s neben Natrium ja noch Blei („Wir kennen das vom Bleigießen“) oder Helium -das ist toll, das brennt nämlich nicht! Wir sehen das am Luftballon (bei Wasserstoff macht es Peng, bei Helium nicht). Und Atommüll bleibt ja auch nicht übrig, hurra! Der miesepetrige Kritiker vom Ök-Institut hat zwar was zu meckern: Da blieben noch Reststoffe, ein Endlager bleibe nötig. Doch Herr Nuklearia weiß es besser: Alles Unsinn, „Experten“ sagen das Gegenteil. Kernschmelze? Ach was, da nehmen wir einfach verflüssigte Uransalze als Brennstoff, das ist ja schon geschmolzen, Kernschmelze also nicht möglich. Der Fußballfan-Öko-Institut-Kritiker zweifelt zwar, ob Materialien existieren, die solchen Schmelzen standhalten, aber was weiß der schon! Die Pro-Atom-Gegenexperten sehen viele Chancen und „Die Generation Vier wird kommen!“.
Atom-Minister Franz-Josef Strauss, Starfighter und Bilderberger
Tiefverwurzelt in bajuwarischer Scholle und katholischem Glauben, so kennen wir den kryptototalitären Freistaats-Sender BR. So hinterließ ihn der CSU-Heilige Franz-Josef Strauss, der skandalerprobte Landesfürst, Bundesminister und Möchtegern-Kanzler, der mit seiner Starfighter-Affäre 1976 sogar die jährliche Bilderberg-Geheimkonferenz unserer transatlantischen Plutokraten-Elite auseinander scheuchte. In den angeblichen Spitzentechnologie-Kampfjets starben mehr Piloten bei Absturz in Friedenszeiten als die Bundeswehr in 20 Jahren Afghanistan-Krieg an Soldaten verlor. Atom-Minister Strauss hatte sich einst die nukleare Bewaffnung Westdeutschlands abschminken müssen, aber durch sogenannte „friedliche Nutzung“ lässt sich die Option auf die deutsche Atombombe immerhin aufrecht erhalten. Der BR ist dieser Linie treu ergeben, in seinen „Beta Stories“ von Reaktoren der „Vierten Generation“, dem nuklearen Volkssturm der Atomindustrie. Unsere Öffentlich-Rechtlichen erweisen sich trotz aller Kritik, sogar von Rechts, erneut als Anstalten für die Bedürfnisse von Militär, Industrie und Machteliten.
ARD-Mediathek Beta-Stories: Atomkraft Ja bitte? „Wie Kernkraft in Zukunft doch wieder eine Option wird“ 6.10.2021, im Infotext immerhin wird die ideologische Position der Atomkonzerne vom BR ins Konjunktiv gesetzt. „BR Fernsehen: Diese Doku zeigt, wie eine neue Art von Atomreaktoren die Kernkraft wieder zu einer Option für unsere Stromversorgung machen könnte. Video verfügbar bis 5.10.2026“
Siehe auch:
Hinter einer Nebelwand aus Propaganda: Frieder Wagner – Uranmunition
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27716
Uranmunition: Die Grünen gehen in Deckung, die Linke kämpft
http://www.scharf-links.de/48.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=78466&cHash=d03b938747
Atom-PR-Doku „Uran und Mensch“
http://www.scharf-links.de/42.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=78447&cHash=f168d5c482
Frieder Wagner: Todesstaub made in USA -Uranmunition verseucht die Welt
http://www.scharf-links.de/45.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=78389&cHash=a990574f56
Online-Flyer Nr. 779 vom 27.10.2021
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Atom-Propaganda in BR-"Beta Stories"
Bavaria Nuklearia
Von Hannes Sies
Besonders dümmliche Propaganda liefert mal wieder der Bayrische Rundfunk (BR). In seiner Doku-Reihe „Beta Stories“ erklärt er, (Untertitel) „Wie Kernkraft in Zukunft doch wieder eine Option wird“. Wie? Durch AKW der „Vierten Generation“, bekanntlich das letzte Aufgebot, der „nukleare Volkssturm“ der Atomindustrie. Dabei wird tendenziös verzerrt, weggelassen und schöngelogen, schlimmer als bei ARD & ZDF. „Atomkraft Ja bitte?“ Der BR setzt sein Framing: „Wir haben ein Problem: Zuwenig von den Erneuerbaren. Gleichzeitig steigen wir aus Kohle und Atomkraft aus.“ Dazu dreht sich traurig ein Windrad und schöne AKW-Kühltürme werden gesprengt -sublime Botschaft: Welch eine Verschwendung! Der Ausstieg aus der Atomenergie sei seit Fukushima eine beschlossene Sache… Der Freistaatsender BR kommt zu seiner Kernbotschaft: „Oder doch nicht? Eine Demo in Landshut. FÜR Atomkraft! Für eine neue Generation von Kernkraftwerken, der so genannten Generation Vier!“
Unsere ATOM-JA-BITTE-Fahne flattert uns voran
Dazu Bilder von einer friedlich-fröhlichen Demonstration, falls man die maximal ein bis zwei Dutzend Leute so nennen möchte, auf einem Dorfplatz unter flatternden Fahnen. Die zeigen ein Logo in Bajuwarisch-Blau mit grinsendem Atomkern (Schriftzug: „NUCLEAR POWER? YES PLEASE“), statt der lachenden roten Sonne der Atomgegner, die man hier nicht sieht. Überhaupt sieht man weder Gegendemonstranten noch Polizei auf dieser seltsamen „Demo“.
Was machen die BR-Journalisten? Recherchieren sie knallhart nach, ob sich da eine PR-Truppe der Atomindustrie präsentiert? Ob das klägliche Spektakel mit schmierigem Geld aus der Porto-Kasse der Atommafia finanziert wurde? Nicht ganz. Die BR-Filmer benehmen sich vielmehr als wären sie das bezahlte Kamerateam der Atomfreunde. Der BR adelt den offenbar einzigen Redner dieser „Demo“ zum Hauptexperten seiner „Beta Story“ über Atomkraft. Einer „Beta Story“ die weder Alpha-, noch Gamma- noch Beta-Strahlung erwähnen wird, geschweige denn die Krebserkrankungen, Erbschäden und Missbildungen, die Radioaktivität verursacht. Atommüll in Uranmunition? Störfälle bei der Wiederaufarbeitung? Für Generationen verseuchte Landstriche, Kinder-Leukämie, Schilddrüsenkrebs durch radioaktives Jod? So was müssen „mir in Bayern“ doch nicht wissen, der BR ist Hort der Atom-Euphorie. Verpflichtung zu vollständiger, unabhängiger Information? Ah, geh!
Der aufhaltsame Aufstieg des Atommafioso Ui?
Wer finanziert die Pro-Atom-Demo? Die CSU? Die Atommafia? Eine professionelle Astroturf-Agentur in deren Auftrag? Das erfahren wir nicht, denn die BR-Doku will nicht hinterfragen, sie will glauben – dem Redner der Atomfans. Der seriöse Mittfünfziger trägt ein Shirt mit Atomkern-Logo und Aufschrift „Nuklearia“ und textet wie ein Werbe-Fuzzi in die BR-Kamera:
„Kernenergie der Generation Vier, das ist eine ganz neue Art von Kernreaktoren! Und ich denke, das wird viele Menschen davon überzeugen, der Kernenergie eine neue Chance zu geben!“
Schnitt. Ein Labor, klein und beschaulich wie ein Handwerksbetrieb, drei grauhaarige Männer arbeiten emsig an geheimnisvollen Apparaturen, der BR dazu:
„Auf der ganzen Welt tüfteln Forscher an neuen Konzepten der Generation Vier. Wie gut sind die Ideen?“ Schnitt. Imposante Reaktorkuppeln rauschen auf uns zu, in unscharfen Schwarzweiß-Retro-Bildern wie bei einer NS-Wochenschau, der BR:
„In den 50er- und 60er-Jahren war Kernenergie DER STAR. Der erste Reaktor überhaupt: In Garching bei München! Bei Kahl in Unterfranken geht das erste Kernkraftwerk ans Netz!“
Sublime Propaganda-Botschaft: Atom! Was für eine tolle Sache! Und mir in Bayern ganz vorne mit dabei!
Schnitt. Verrauschter O-Ton Otto Hahn, gekennzeichnet als „Entdecker der Atomspaltung und Nobelpreisträger“, steht mit prächtiger Medaille an goldener Kette, Rednerpult vor großem Auditorium und schwadroniert:
„Dann müssen wir uns fragen, bei der Verknappung der Energieträger Öl und Kohle, ist es nicht doch ein Segen, dass es gelang, den Atomen ihr Geheimnis zu entreißen und sie nutzbar zu machen?“
Atom-Probleme? So gut wie gelöst!
Soweit die ersten anderthalb Minuten Pro-Atom-Jubel dieser beta-stories-Doku. Doch nun, mault die BR-Sprecherin, sitze die Atomenergie irgendwie „auf der Anklagebank“. Punkt 1. Auch Uran-Brennstoffe seien irgendwann erschöpft, 2. Das Endlagerproblem, 3. der Betrieb der AKWs sei gefährlich, wie man in Tschernobyl und Fukushima leider zugeben musste. Ein paar verschwommene Bilder von Fukushima, dann ist der Ausgewogenheit nach BR-Manier genüge getan.
Schnitt. Blaue Fahne flattert im Wind, Lettern um fröhlich grinsenden Atomkern: „ATOMKRAFT? JA BITTE“, die BR-Sprecherin jauchzt, nach sagenhaften 45 Sekunden genölter Kritik, nun wieder optimistisch:
„Die Demonstranten sehen das anders! Eine neue Generation von Reaktoren entschärft für sie alle Anklagepunkte!“ Wieder der auf seriös gestylte Nuklearia-Atomfan vom Anfang (diesmal vor AKW-Kulisse, der Mann kommt rum mit seinem BR-Filmteam) im Werbefuzzi-Tonfall in die Kamera:
„Generation Vier ist nachhaltig weil sie die Uran-Brennstoffe praktisch ins Unendliche hinaus verlängert. Sie löst das Atommüll-Problem, weil der Atommüll dann kein Müll mehr ist, sondern Brennstoff. Und sie sollen noch sicherer sein als es die Reaktoren der Generation 2 und 3, die wir heute in Betrieb haben, schon sind.“ Schnitt. Flatternde Fahne, grinsender Atomkern: „NUCLEAR POWER? YES PLEASE“. Na bitte, alle Probleme der Atomnutzung gelöst in unter drei Minuten! So leicht kann man es sich machen. Selbst die ARTE-ZDF-Doku „Uran und Mensch“, die als Quasi-Werbefilm der australischen Uran-Industrie daher kam, hatte mehr zu bieten.
Brennstäbe liegen wie in einer heißen Badewanne
Der erbärmliche Rest der 20-Min-Doku vertieft die vollmundigen Werbe-Versprechungen der Atomindustrie, meist im „Sendung-mit-der-Maus“-Stil. Die Brennstäbe liegen „wie in einer heißen Badewanne“, da fehlt nur noch ein kühles Bier. Und eine Partie Billard im Dorfkrug, an denen zeigt der BR die Kernspaltung.
Das Kühlmittel Wasser werde künftig durch flüssiges Natrium, geschmolzenes Blei, Helium oder ein Gemisch von Uransalzen ersetzt. Eines harmloser als das andere. Natrium sei zwar hochexplosiv und im Wasser hochätzend (BR: Seht nur, wie es zischt!), aber die Russen haben das auch in den Griff gekriegt, so später der BR-Nuklearia-Experte, da gab’s nur „geringe Sachschäden“.
Im Hochtemperaturreaktor kann es angeblich keine Kernschmelze mehr geben, weil die Brennelemente Kugeln sind. Da muss man nichts abschalten zum Wechseln der Brennstäbe, man tut die Kugeln oben rein „und unten rollen sie wieder raus“. Einzige „böse Überraschung“: Teile des Testreaktors Jülich waren radioaktiv belastet, der Rückbau war teuer. Da muss man doch mal einen Kritiker zu Wort kommen lassen, Hr.Pistner vom Öko-Institut warnt vor Störfällen und Graphitbrand. Wird aber immer schnell widerlegt, der hat ja keine Ahnung, wie er da unseriös vor Fotos von der Fußballmanschaft seines Sprösslings in seiner Wohnstube hockt.
Plutonium ist in Bayern völlig ungefährlich
In Reaktoren, so erfahren wir, gibt’s schnelle Neutronen, die erzeugen sogar Plutonium! BR: „Das ist, wie auch Uran, spaltbar. Zusätzlicher Brennstoff wird hergestellt, erbrütet.“ (Die Billardkugeln kullern lustig herum) Unser Nuklearia-Atomfan ist begeistert: Da entsteht immer neuer Brennstoff! Plutonium? Ist das nicht ein irgendwie gefährlicher Stoff? Hochgiftig? Hochradioaktiv für Jahrtausende? Tödlich schon bei winzigen Stäubchen in der Lunge? Und ein Bierkrugvoll reicht für eine Atombombe? Ach was! Alles irrelevant für BR-Journalisten.
Der Schnelle Brüter in Kalkar war ein Natrium-gekühlter Reaktor, aber „in Deutschland gab es keine Zukunft für ihn -in anderen Ländern schon, etwa in Russland. Stop hier -freie Fahrt dort.“
Außerdem gibt’s neben Natrium ja noch Blei („Wir kennen das vom Bleigießen“) oder Helium -das ist toll, das brennt nämlich nicht! Wir sehen das am Luftballon (bei Wasserstoff macht es Peng, bei Helium nicht). Und Atommüll bleibt ja auch nicht übrig, hurra! Der miesepetrige Kritiker vom Ök-Institut hat zwar was zu meckern: Da blieben noch Reststoffe, ein Endlager bleibe nötig. Doch Herr Nuklearia weiß es besser: Alles Unsinn, „Experten“ sagen das Gegenteil. Kernschmelze? Ach was, da nehmen wir einfach verflüssigte Uransalze als Brennstoff, das ist ja schon geschmolzen, Kernschmelze also nicht möglich. Der Fußballfan-Öko-Institut-Kritiker zweifelt zwar, ob Materialien existieren, die solchen Schmelzen standhalten, aber was weiß der schon! Die Pro-Atom-Gegenexperten sehen viele Chancen und „Die Generation Vier wird kommen!“.
Atom-Minister Franz-Josef Strauss, Starfighter und Bilderberger
Tiefverwurzelt in bajuwarischer Scholle und katholischem Glauben, so kennen wir den kryptototalitären Freistaats-Sender BR. So hinterließ ihn der CSU-Heilige Franz-Josef Strauss, der skandalerprobte Landesfürst, Bundesminister und Möchtegern-Kanzler, der mit seiner Starfighter-Affäre 1976 sogar die jährliche Bilderberg-Geheimkonferenz unserer transatlantischen Plutokraten-Elite auseinander scheuchte. In den angeblichen Spitzentechnologie-Kampfjets starben mehr Piloten bei Absturz in Friedenszeiten als die Bundeswehr in 20 Jahren Afghanistan-Krieg an Soldaten verlor. Atom-Minister Strauss hatte sich einst die nukleare Bewaffnung Westdeutschlands abschminken müssen, aber durch sogenannte „friedliche Nutzung“ lässt sich die Option auf die deutsche Atombombe immerhin aufrecht erhalten. Der BR ist dieser Linie treu ergeben, in seinen „Beta Stories“ von Reaktoren der „Vierten Generation“, dem nuklearen Volkssturm der Atomindustrie. Unsere Öffentlich-Rechtlichen erweisen sich trotz aller Kritik, sogar von Rechts, erneut als Anstalten für die Bedürfnisse von Militär, Industrie und Machteliten.
ARD-Mediathek Beta-Stories: Atomkraft Ja bitte? „Wie Kernkraft in Zukunft doch wieder eine Option wird“ 6.10.2021, im Infotext immerhin wird die ideologische Position der Atomkonzerne vom BR ins Konjunktiv gesetzt. „BR Fernsehen: Diese Doku zeigt, wie eine neue Art von Atomreaktoren die Kernkraft wieder zu einer Option für unsere Stromversorgung machen könnte. Video verfügbar bis 5.10.2026“
Siehe auch:
Hinter einer Nebelwand aus Propaganda: Frieder Wagner – Uranmunition
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27716
Uranmunition: Die Grünen gehen in Deckung, die Linke kämpft
http://www.scharf-links.de/48.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=78466&cHash=d03b938747
Atom-PR-Doku „Uran und Mensch“
http://www.scharf-links.de/42.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=78447&cHash=f168d5c482
Frieder Wagner: Todesstaub made in USA -Uranmunition verseucht die Welt
http://www.scharf-links.de/45.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=78389&cHash=a990574f56
Online-Flyer Nr. 779 vom 27.10.2021
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