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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Kultur und Wissen
Das Beispiel des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß: Eine Erziehung nach streng religiösen und militärischen Grundsätzen – und der Reflex des absoluten geistigen Gehorsams
Wissenschaftliche Psychologie fordert neue "Aufklärung" (3)
Ein Appell von Rudolf Hänsel

Die handschriftlichen Aufzeichnungen von Rudolf Höß (1901-1947) „Meine Psyche. Werden, Leben und Vorleben“ (14) – niedergeschrieben während der Krakauer Untersuchungshaft 1946 – ermöglichen dem Leser einen Blick in die Abgründe menschlichen Verhaltens. Höß erlebte in seiner Kindheit eine Erziehung nach streng religiösen und militärischen Grundsätzen und reagierte als Erwachsener mit einem „Kadavergehorsam“.

Der Herausgeber der Autobiographie, Martin Broszat, schreibt in der Einleitung: „Die im Sinne des Nationalsozialismus ‚idealen‘ Kommandanten der Konzentrationslager waren letztlich nicht die persönlich brutalen, ausschweifenden und heruntergekommenen Kreaturen in der SS, sondern Höß und seinesgleichen. Ihre ‚aufopfernde Hingabe‘ an den Dienst im Konzentrationslager und ihre nie rastende Tätigkeit machten das System der Lager funktionsfähig, dank ihrer ‚Gewissenhaftigkeit‘ konnte als eine Einrichtung der Ordnung und Erziehung erscheinen, was ein Instrument des Terrors war. Und sie waren die geeigneten Exekutionsbeamten jener Form des hygienischen Massenmordes, die es erlaubte, Tausende von Menschen zu töten, ohne das Gefühl des Mordes zu haben.“ (Buch, S. 43)

Höß sei beseelt gewesen von ‚roboterhafter Pflichterfüllung‘ an den Dienst im Konzentrationslager und jemand, der sich rücksichtslos durchsetzt, vor keinem Befehl zurückschreckt, aber dabei persönlich ‚anständig‘ bleibt (S. 20 f.). Er sei der im Kadavergehorsam Erzogene gewesen, der sich in langjährigen Schulungen durch seine Vorgesetzten einreden ließ, dass die Liquidierung Hunderttausender von Menschen beziehungsweise die Ausmerzung „rassisch-biologischer Fremdkörper und Volksschädlinge“ ein Dienst für Volk und Vaterland beziehungsweise ein notwendiger Akt völkisch-nationaler „Schädlingsbekämpfung“ sei (S. 22).

Als Heinrich Himmler, Reichsführer der Schutzstaffel (SS) Höß 1941 den Befehl gab, „in Auschwitz einen Platz zur Massenvernichtung vorzubereiten und diese Vernichtung durchzuführen“, reagierte Höß so, wie er es in der Kinderstube beim Vater gelernt hat:

„Ich stellte damals keine Überlegungen an – ich hatte den Befehl bekommen – und hatte ihn durchzuführen. Ob diese Massenvernichtung der Juden notwendig war oder nicht, darüber konnte ich mir kein Urteil erlauben, soweit konnte ich nicht sehen: Wenn der Führer selbst die ‚Endlösung der Judenfrage‘ befohlen hatte, gab es für einen Nationalsozialisten keine Überlegungen, noch weniger für einen SS-Führer. ‚Führer befiel, wir folgen‘ – war keinesfalls eine Phrase, kein Schlagwort für uns. Es war bitter ernst gemeint.“ (S. 186)

Als ihm nach seiner Verhaftung wiederholt gesagt wurde, er hätte ja diesen Befehl ablehnen oder Himmler „über den Haufen schießen“ können, widersprach Höß und meinte:

„Seine Person als RFSS (Reichsführer der SS) war unantastbar. Seine grundsätzlichen Befehle im Namen des Führers waren heilig. An denen gab es keine Überlegungen, keine Auslegungen, keine Deutungen. Bis zur letzten Konsequenz wurden sie durchgeführt und sei es auch durch bewusste Hingabe des Lebens, wie es nicht wenige SS-Führer im Krieg taten.“ (S. 187)

Rudolf Höß war ein netter Mensch, ein anständiger Kleinbürger. Er schildert, dass er selbstverständlich gehorcht hat. Er sei ja Soldat, ein gut erzogener Mensch, der auf Hitler gehört hat. Er zählte ruhig auf: Also, was weiß ich, 20.000 Russen vergast, dann die Juden, dann die Sozis und die anderen, die Freimaurer. Er hat fleißig gearbeitet und alles war in Ordnung, weil er die Höchstzahl an Vergasungen erreicht hat und das Lager zur Zufriedenheit Hitlers und seiner Generäle gut geführt hat.

Vor Gericht in Nürnberg hat man ihm den Vorwurf gemacht, dass er in der Ukraine ganze Distrikte hätte ausrotten lassen. Darauf antwortete er: Ja, damit Platz frei wird für die Deutsche Nation. Hitler sei doch ausgezogen, um Platz zu machen. Wenn Deutschland sich entwickelt, werden die Deutschen in der Ukraine angesiedelt. Nun meinte der Richter, warum er nicht dagegen protestiert habe. Daraufhin Höß empört: „Ich bin doch kein Meuterer. Ich bin ja Soldat!“ (S. 19)

Das war seine Gesinnung: er ist Soldat und kein Meuterer. Das ist Rudolf Höß – und das sind auch wir. Wenn wir uns mit dem Lagerleiter identifizieren und vorsichtig sind, weil wir eine ähnliche Erziehung erlebt haben wie er und deshalb eine ähnliche Gesinnung in unserer Seele, in unserem Gemüt haben, dann fangen wir an, uns selbst zu erkennen, werden ruhiger und kommen in unserer Persönlichkeitsentwicklung voran.

Die Atmosphäre im Elternhaus empfand Höß als tief religiös. Sein Vater sei ein fanatischer Katholik gewesen, der das Gelübde ablegte, seinen Sohn durch große Strenge zu einem Geistlichen zu erziehen (S. 33). Aufgrund seiner religiösen Überzeugung sei der Vater ein entschiedener Gegner der Reichsregierung und deren Politik gewesen, war aber dennoch der Meinung, dass trotz aller Gegnerschaft die Gesetze und Anordnungen des Staates unbedingt zu befolgen wären (S. 35).

Nun ist es eine Erkenntnis der wissenschaftlichen Psychologie, dass wir Menschen als Erwachsene im Großen und Ganzen nur das zur Verfügung haben, was wir im Laufe unserer Kindheit von den Erziehungspersonen mitbekommen haben. Bei Höß waren das religiöse und soldatische „Tugenden“ wie blinder Gehorsam, Pflichterfüllung und das Nichthinterfragen von „höheren“ Anordnungen.

Höß selbst erinnerte sich: „Ich wurde von meinem Vater nach strengen militärischen Grundsätzen erzogen.“ (S. 33) Diese Erziehungsgrundsätze – davon war er überzeugt – seien ihm in „Fleisch und Blut“ übergegangen. Wünsche und Anordnungen der Eltern, Lehrer und Pfarrer hatte der kleine Rudolf unverzüglich zu befolgen. Was die Erwachsenen sagten, war immer richtig und nicht in Frage zu stellen. Alle Aufträge der Eltern waren genau und gewissenhaft auszuführen, die Anordnungen und Wünsche des Vaters waren peinlichst zu befolgen (S. 34 f.).

So eine autoritäre Erziehung verunmöglicht es dem Kind, echte Elternliebe und Vertrauen zum Mitmenschen zu entwickeln. Es kapselt sich innerlich ab und bleibt mit seinen Sorgen allein. So erging es auch Höß:

„Obwohl mir doch beide Eltern sehr zugetan waren, konnte ich nie den Weg zu ihnen finden in all dem großen und kleinen Kummer, der so ein Jungenherz ab und zu mal bedrückt. Ich machte dies alles mit mir selbst ab. Mein einziger Vertrauter war mein Hans (Pony) – und der verstand mich, nach meiner Ansicht.“ (S. 36)

Auch wenn er seine Eltern sehr achtete und mit Verehrung zu ihnen aufsah, so brachte er doch keine echte Elternliebe für sie auf. Schon von frühester Jugend an lehnte er deshalb jeden Zärtlichkeitsbeweis ab – ganz zum Bedauern seiner Mutter (S. 35). Er wurde Einzelgänger und Tierfreund. Seine zwei älteren Schwestern beschreibt Höß dagegen als sehr anschmiegsam und stets um die Mutter. Diese Schwestern seien ihm jedoch immer fremd geblieben, nie hätte er ein warmes Gefühl für sie aufbringen können (S. 36).

Der Einfluss der Gesellschaft auf die religiöse Einstellung des Menschen

Der Mensch ist nicht nur ein Naturwesen, sondern auch ein vergesellschaftetes Wesen. Das heißt, sein so genanntes metaphysisches Bedürfnis, an ein übersinnliches Wesen zu glauben, wird auch von gesellschaftlichen Faktoren beeinflusst und dirigiert: Von klassenmäßigen, insbesondere wirtschaftlichen Faktoren. Die Religion wird deshalb so lange bestehen, wie materielle und damit seelische und geistige Not existiert.

Bereits Ludwig Feuerbach (1804-1872), deutscher Philosoph, Anthropologe und Religionskritiker, dessen Erkenntnisstandpunkt für die modernen Humanwissenschaften wie Psychologie und Ethnologie grundlegend geworden sind, fordert, dass der Mensch endlich damit aufhören müsse, ein Spielball der menschenfeindlichen Mächte zu sein, die sich der Religion zur Unterdrückung bedienen:

„Wir sehen den Menschen gebeugt unter der Last von Geschöpfen, welche nur Erzeugnisse seines eigenen unfreien und furchtsamen Gemütes, unwissenden und ungebildeten Verstandes sind. Setzen wir an die Stelle der Gottesliebe die Menschenliebe, an die Stelle des Gottesglaubens den Glauben des Menschen an sich, an seine Kraft, werden wir aus Gläubigen zu Denkern, aus Betern zu Arbeitern, aus Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits, und wir werden endlich ganze Menschen werden können.“ (15)

Karl Marx (1818-1883) durchschaute das Getriebe der Gesellschaft und kam zu der Erkenntnis, dass der Mensch sich nicht ändern könne, bevor sich nicht die Struktur der Gesellschaft geändert hat. Solange im Diesseits nicht jeder menschenwürdig und ohne Furcht leben könne, werde es den Glauben an ein besseres Jenseits, an eine ausgleichende Gerechtigkeit geben. Deshalb meinte er:

„Die Religion ist das Streben nach illusorischem Glück des Volkes, das einen Zustand der Gesellschaft entspringt, welcher der Illusion bedarf.“ (16)

Marx hat die Analyse des „Diesseits“ klar umrissen er erkannte die Bedeutung der Gespaltenheit der Gesellschaft in Klassen. Erst im Abbau der kapitalistischen Gesellschaftsordnung erblickte er die Möglichkeit eines daraus folgenden Abbaus der religiösen Bedürfnisse und der Entmachtung der Kirchen. Einfluss und Gewalt haben diese Kirchen nach Marx vor allem wegen ihres materiellen Besitzes, der ihnen von der feudalistischen und kapitalistischen Gesellschaftsordnung garantiert werde.

Forderungen an Schule und Universität als öffentliche Einrichtungen

Religion und jede andere Art von Okkultismus sind Privatsache der Eltern und ihrer Kinder, sie sind deshalb als Sonderfach der Schule abzulehnen. Die Schule muss konfessionsfrei sein. Auch die Bibel – wie jedes andere Glaubensprogramm abergläubischer Art – gehört nicht in die Schule. Wenn überhaupt, dann nur als Kulturdokument, dessen Kenntnis zur Allgemeinbildung notwendig ist, aber nicht als Dogma, als grundlegende normative Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Die Schule hat in erster Linie die Überzeugung zu vermitteln, dass erfahrungsgemäßes Wissen, Verstand und Vernunft immer und überall Vorrang haben.

Die Kirchen begründen die christliche Schule unter anderem mit der „religiösen Anlage“ des Kindes und laufen gegen eine wissenschaftliche Schule Sturm. Die Kirche weiß genau, dass sie die Seele des Kindes in die Bahn der jeweiligen Konfession pressen muss, um auf Lebenszeit der Seele des Menschen habhaft zu werden.

Eine weitere berechtigte Forderung ist die Beschränkung der Theologie auf Priesterseminare. An Universitäten sollte nur eine religionswissenschaftliche Fakultät zugelassen werden. Die Theologie hat nicht den Rang einer Wissenschaft. Ein Theologe, der erst einmal wissenschaftlich zu erforschen sucht, ob sein Gott und die Dogmen wirklich zu Recht bestehen, würde den Ast absägen, auf dem er sitzt, und kein Theologe mehr sein, sondern Religionswissenschaftler.

Ausblick

Der erwachsene Mensch ist oft in seiner Ich-Entfaltung gehemmt, doch den Priestern gegenüber hörig und suggestibel. Wenn der gläubige Erwachsene meint, seine religiösen Überzeugungen mit seinem „gesunden Menschenverstand“ vereinbaren zu können, dann irrt er. Was er unter einem „gesunden Menschenverstand“ versteht, ist nichts weiter als eine verhärtete Masse toter Metaphysik.

Vielen Erwachsenen fehlt also nicht nur der „gesunde Menschenverstand“, sie müssen in weltanschaulichen Gesprächen sogar die Reste ihres Verstandes ständig niederkämpfen und sich selbst gegenüber unehrlich sein. Und das deshalb, weil nicht der geringste Beweis für die Existenz eines außerweltlichen Wesens erbracht ist, das am Schicksal des Menschen teilnimmt.

Die kirchliche Religionslehre setzt eben das Weltbild des primitiven Menschen voraus. Diese Voraussetzung ist heute durch die moderne Wissenschaft nicht mehr gegeben. Wir suchen und finden das „Göttliche“, das Ideale in der Natur, im Gesetzmäßigen, nicht mehr im Mystischen. Wir dürfen uns nicht mehr durch wunderbare Fabeln von einem vagen Transzendenten ablenken lassen und sollten für das reale Diesseits arbeiten.

Wir müssen der Jugend in der Erziehung von Anfang an Werte vermitteln, die unserem Heute entsprechen und die auch im Erwachsenenalter noch Gültigkeit haben. Wir dürfen die Jugend nicht mit Mystizismen belasten, die sie später oft über Bord wirft. Vor allem müssen wir uns immer wieder die Tatsache vor Augen halten, dass zahlreiche Religiöse keine wissenschaftlichen Interessen mehr zeigen, dass ihr natürlicher Wissensdurst durch die Religion bereits gelöscht wurde und dass die religiöse Erziehung manche Menschen und ganz Völker stumpf machte für die Schönheiten der Natur und Kunst.

Außerdem muss ein gesetzlicher Schutz der Gesundheit von Seele und Geist gefordert werden. Das Interesse des Staates hat nicht nur in der körperlichen, sondern auch in der seelisch-geistigen Hygiene seiner Bürgerinnen und Bürger zu liegen. Ein Gesetzesparagraph ist zu verlangen, der die Kinderseele vor den Vergewaltigungen verängstigender oder die logische Denkfähigkeit schädigender Okkult-Lehren schützt.

Vertreter der Okkult-Lehren, die auf die Einschüchterung der Vernunft ihre Existenz gründen, mögen dagegen protestieren und sich auf die Meinungsfreiheit und Demokratie berufen. Was als volksschädlich erkannt ist, kann aber nicht demokratisch sein. Der Kampf zwischen Wahrheit und Wahn ist „todernst“.

Die Schule, die den Schülern den unbedingten Zusammenhang von religiösen Dogmen und Moral lehrt, hat die Aufgabe, die Moral auch auf eine irdische Grundlage zu stellen. Dem Schüler muss gezeigt werden, dass es eine hochstehende Ethik auch ohne Glaubensvorstellungen gibt und in verschiedenen Ländern schon vor Jahrtausenden gegeben hat. Ihm muss gezeigt werden, dass die Begründung der ethischen Lehren aus einem inneren Trieb und dem sozialen Zusammenleben der Menschen zumindest so verständlich und zwingend ist wie die religiöse Begründung. Nicht jeder religiöse Mensch ist auch ein moralisch hochstehender.

Wir sollen dem jungen Menschen dazu verhelfen, sein eigens Wesen ohne Einschnürung durch eine Konfession auszuprägen. Dieser Mensch wird im Allgemeinen auch moralisch sein, denn da er im Einklang mit sich selbst lebt, lebt er auch im Einklang mit seiner Umgebung.

Auch die Schule hat die eigene Kraft und das Selbstbewusstsein zu stärken, vom eigenen geliebten Seelenheil abzulenken auf das Heil der Allgemeinheit, auf die Notwendigkeit der Hilfsbereitschaft, auf ein Ideal, das die höchste sittliche Kraft nicht mehr in der religiösen, sondern in der sozialen Idee sieht, in der Schaffung eines „Paradieses“ der Humanität auf Erden.


Fußnoten:

(14) Broszat, Martin (Hrsg.). (1963). Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höß. München
(15) https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig...Feuerbach
(16) https://de.wikipedia.org/wiki/Die...deutsche...Ideologie



English version:
Scientific Psychology Demands New "Enlightenment" (Part 3)
The example of the Auschwitz commander Rudolf Höß: An upbringing according to strict religious and military principles – and the reflex of absolute spiritual obedience

An appeal by Dr. Rudolf Hänsel

The handwritten notes of Rudolf Höß (1901-1947) "Meine Psyche. Becoming, Life and Past Life" (14) – written down during his imprisonment in Krakow in 1946 – give the reader an insight into the abysses of human behaviour. Höß experienced an upbringing according to strict religious and military principles in his childhood and reacted as an adult with "cadaver obedience".

The editor of the autobiography, Martin Broszat, writes in the introduction: "The 'ideal' commanders of the concentration camps in the sense of National Socialism were ultimately not the personally brutal, dissolute and derelict creatures in the SS, but Höß and his ilk. Their 'self-sacrificing devotion' to concentration camp service and their never-resting activity made the camp system workable, thanks to their 'conscientiousness' could appear as an institution of order and education, which was an instrument of terror. And they were the suitable executioners of that form of hygienic mass murder which allowed thousands of people to be killed without the feeling of murder." (Book, p. 43)

Höß had been animated by 'robotic devotion to duty' to the service in the concentration camp and someone who ruthlessly asserted himself, did not shy away from any order, but remained personally 'decent' (p. 20 f.). He had been brought up in cadaver obedience, who had allowed himself to be persuaded by his superiors during many years of training that the liquidation of hundreds of thousands of people or the extermination of "racial-biological foreign bodies and pests of the people" was a service to the people and the fatherland or a necessary act of völkisch-national "pest control" (p. 22).

When Heinrich Himmler, Reichsführer of the Schutzstaffel (SS) gave Höß the order in 1941 "to prepare a place for mass extermination in Auschwitz and to carry out this extermination", Höß reacted in the same way as he had learned in childhood with his father:

"I did not make any considerations at that time – I had received the order – and had to carry it out. Whether this mass extermination of the Jews was necessary or not, I could not allow myself to judge, I could not see that far: If the Führer himself had ordered the 'Final Solution of the Jewish Question', there were no considerations for a National Socialist, even less for an SS leader. 'Führer commanded, we follow' – was by no means a phrase, not a slogan for us. It was bitterly serious." (S. 186)

When he was repeatedly told after his arrest that he could have refused this order or "shot Himmler over the head", Höß contradicted himself and said:

"His person as RFSS (Reichsführer der SS) was untouchable. His fundamental orders in the name of the Führer were sacred. There were no considerations, no interpretations, no interpretations of them. They were carried out to the last consequence, even if it was by deliberate surrender of life, as not a few SS leaders did during the war." (S. 187)

Rudolf Höß was a nice person, a decent petit bourgeois. He describes that he obeyed as a matter of course. He was, after all, a soldier, a well-bred person who listened to Hitler. He calmly enumerated: So, what do I know, 20,000 Russians gassed, then the Jews, then the Socialists and the others, the Freemasons. He worked diligently and everything was in order because he reached the maximum number of gassings and ran the camp well to the satisfaction of Hitler and his generals.

In court in Nuremberg he was accused of having had whole districts in the Ukraine exterminated. He replied: Yes, so that there would be room for the German nation. Hitler had gone out to make room, he said. When Germany develops, the Germans will be settled in the Ukraine. Now the judge asked why he had not protested against this. Höß responded indignantly: "I'm not a mutineer. I am a soldier!" (S. 19)

That was his attitude: he is a soldier and not a mutineer. That is Rudolf Höß – and so are we. If we identify with the camp leader and are careful because we experienced a similar upbringing as he did and therefore have a similar mindset in our soul, in our mind, then we begin to recognise ourselves, become calmer and make progress in our personality development.

Höß found the atmosphere in his parental home deeply religious. His father had been a fanatical Catholic who took a vow to raise his son to be a clergyman through great strictness (p. 33). Because of his religious convictions, his father was a staunch opponent of the imperial government and its policies, but nevertheless believed that, despite all opposition, the laws and orders of the state had to be obeyed at all costs (p. 35).

Now, it is an insight of scientific psychology that we humans as adults by and large only have at our disposal what we have received from our educators in the course of our childhood. In Höß's case, these were religious and soldierly "virtues" such as blind obedience, fulfilment of duty and not questioning "higher" orders.

Höß himself recalled: "I was brought up by my father according to strict military principles." (p. 33) He was convinced that these educational principles had become second nature to him. Little Rudolf had to obey the wishes and orders of parents, teachers and priests without delay. What the adults said was always right and not to be questioned. All orders from the parents were to be carried out precisely and conscientiously, the orders and wishes of the father were to be followed scrupulously (p. 34 f.).

Such an authoritarian upbringing makes it impossible for the child to develop genuine parental love and trust in fellow human beings. It isolates itself internally and remains alone with its worries. This is what happened to Höß:

"Although both parents were very devoted to me, I could never find my way to them in all the big and small sorrows that occasionally weigh down a boy's heart. I dealt with all this on my own. My only confidant was my Hans (Pony) - and he understood me, according to me." (S. 36)

Even though he respected his parents very much and looked up to them with adoration, he did not muster any genuine parental love for them. From an early age, therefore, he rejected any show of affection – much to his mother's regret (p. 35). He became a loner and an animal lover. In contrast, Höß describes his two older sisters as very cuddly and always around their mother. These sisters, however, had always remained strangers to him, he had never been able to muster a warm feeling for them (p. 36).

The Influence of Society on the Religious Attitude of Man

Man is not only a natural being, but also a socialised being. This means that his so-called metaphysical need to believe in a supersensible being is also influenced and directed by social factors: By class factors, especially economic factors. Religion will therefore exist as long as material and thus mental and spiritual need exists.

Already Ludwig Feuerbach (1804-1872), German philosopher, anthropologist and critic of religion, whose epistemological standpoint has become fundamental for modern human sciences such as psychology and ethnology, demands that man must finally stop being a plaything of the anti-human powers that use religion for oppression:

"We see man bent under the burden of creatures which are but products of his own unfree and fearful mind, ignorant and uneducated intellect. If we replace the love of God with the love of man, if we replace the faith in God with the faith of man in himself, in his own power, we shall turn believers into thinkers, prayers into workers, candidates of the hereafter into students of the hereafter, and we shall at last be able to become whole men." (15)

Karl Marx (1818-1883) saw through the gears of society and came to the conclusion that man could not change until the structure of society changed. As long as everyone could not live humanely and without fear in this world, there would be a belief in a better hereafter, in a compensatory justice. Therefore, he opined:

"Religion is the pursuit of illusory happiness of the people, springing from a state of society which needs illusion." (16)

Marx clearly outlined the analysis of "this world" and recognised the significance of the division of society into classes. Only in the dismantling of the capitalist social order did he see the possibility of a consequent dismantling of religious needs and the disempowerment of the churches. According to Marx, these churches have influence and power primarily because of their material possessions, which are guaranteed to them by the feudalist and capitalist social order.

Demands on schools and universities as public institutions

Religion and any other kind of occultism are a private matter for parents and their children; they must therefore be rejected as a special subject at school. The school must be non-denominational. The Bible – like any other faith programme of a superstitious nature – also does not belong in school. If at all, then only as a cultural document, knowledge of which is necessary for general education, but not as a dogma, as a fundamental normative doctrinal statement whose claim to truth is considered irrefutable. The school must first and foremost convey the conviction that experiential knowledge, understanding and reason always and everywhere have priority.

The churches justify the Christian school, among other things, with the "religious disposition" of the child and run up a storm against a scientific school. The church knows very well that it has to press the child's soul into the orbit of the respective denomination in order to get hold of the soul of the human being for life.

Another justified demand is the restriction of theology to seminaries. Only a faculty of religious studies should be allowed at universities. Theology does not have the rank of a science. A theologian who first tries to scientifically investigate whether his God and dogmas really exist rightly would saw off the branch he is sitting on and would no longer be a theologian, but a religious scientist.


Outlook

The adult human being is often inhibited in his ego development, but is in bondage to the priests and suggestible. If the believing adult thinks he can reconcile his religious convictions with his "common sense", he is mistaken. What he understands by "common sense" is nothing more than a hardened mass of dead metaphysics.

So many adults not only lack "common sense", they even have to constantly fight down the remnants of their intellect in worldview discussions and be dishonest with themselves. And this is because not the slightest proof has been produced for the existence of an extra-worldly being that participates in man's destiny.

The religious teachings of the Church presuppose the world view of primitive man. This prerequisite is no longer given today by modern science. We seek and find the "divine", the ideal in nature, in the lawful, no longer in the mystical. We must no longer allow ourselves to be distracted from a vague transcendent by wonderful fables and should work for the real this world.

In education, we must impart values to the youth from the very beginning that correspond to our present day and are still valid in adulthood. We must not burden the youth with mysticism, which they often throw overboard later. Above all, we must always bear in mind the fact that many religious people no longer show any scientific interest, that their natural thirst for knowledge has already been quenched by religion, and that religious education has dulled some people and whole nations to the beauties of nature and art.

Moreover, legal protection of the health of soul and spirit must be demanded. The interest of the state has to lie not only in the physical but also in the mental-spiritual hygiene of its citizens. A paragraph in the law is to be demanded which protects the child's soul from the rape of frightening occult teachings or those which damage the ability to think logically.

Representatives of occult teachings who base their existence on the intimidation of reason may protest against this and invoke freedom of speech and democracy. But what is recognised as harmful to the people cannot be democratic. The struggle between truth and delusion is "deadly serious".

The school that teaches pupils the unconditional connection between religious dogma and morality has the task of also placing morality on an earthly basis. The pupil must be shown that high ethics also exist without beliefs and existed in various countries thousands of years ago. He must be shown that the justification of ethical teachings from an inner drive and the social coexistence of people is at least as understandable and compelling as the religious justification. Not every religious person is also a moral person.

We should help the young person to develop his own nature without being constricted by a denomination. This person will generally also be moral, because since he lives in harmony with himself, he also lives in harmony with his environment.

The school, too, has to strengthen one's own strength and self-confidence, to divert attention from one's own beloved salvation to the salvation of the general public, to the necessity of helpfulness, to an ideal which no longer sees the highest moral force in the religious but in the social idea, in the creation of a "paradise" of humanity on earth.


Footnotes:

(14) Broszat, Martin (ed.). (1963). Commandant at Auschwitz. Autobiographical notes of Rudolf Höß. Munich
(15) https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig...Feuerbach
(16) https://de.wikipedia.org/wiki/Die...deutsche...Ideologie



Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Lehrer (Rektor a. D.), Doktor der Pädagogik (Dr. paed.) und Diplom-Psychologe (Schwerpunkte: Klinische-, Pädagogische- und Medien-Psychologie). Als Pensionär arbeitete er viele Jahre als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und pädagogisch-psychologischen Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung und eine Erziehung zum Gemeinsinn und Frieden.

Dr. Rudolf Lothar Hänsel is a teacher (retired headmaster), doctor of education (Dr. paed.) and psychologist (specialising in clinical, educational and media psychology). As a retiree, he worked for many years as a psychotherapist in his own practice. In his books and educational-psychological articles, he calls for a conscious ethical-moral values education and an education for public spirit and peace.






Teil/Part 1:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28086

Teil/Part 2:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28104

Online-Flyer Nr. 792  vom 08.06.2022

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