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Linker Liedersommer 2022
Erfolg trotz Anschlag der "untertänigsten Diener des Imperiums"
Von Arbeiterfotografie (Fotos) und NRhZ (Text und Interview mit dem Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbands Sebastian Bahlo)
„Die untertänigsten Diener des Imperiums haben wieder zugeschlagen. Anschlag gegen den Linken Liedersommer (10.-12.6.22)... Der Vertrag mit dem Rahnenhof wurde... uns letzte Nacht am 2.6.22 um 23h59 per Mail gekündigt.“ So heißt es in einer SMS am 3. Juni 2022, die ein Freidenker an die Liedersommer-Unterstützer Arbeiterfotografie und NRhZ geschickt hat. Der "Herbergsvater" des Naturfreundehauses Rahnenhof in der Pfalz, mit dem der Linke Liedersommer langfristig vereinbart war, war per Denunziation unter Druck gesetzt worden. Eine eMail, die den Veranstaltern des Deutschen Freidenker-Verbands bekannt geworden ist, stammt von einem Funktionär der Naturfreundejugend Rheinland-Pfalz. Die darin formulierte Attacke richtet sich zum einen gegen die Künstler. Sie seien „im Großteil Querfrontler, Querdenker, Verschwörungsgläubige, Rassisten und Antisemiten“. Und auf der Freidenker-Website gehe es um „NWO, Great Reset, P(l)andemie u.ä.“. Doch der Anschlag verfehlte seine beabsichtigte Wirkung. Wegen der Kurzfristigkeit entschieden sich die Freidenker, zunächst nicht gerichtlich gegen die Absage vorzugehen, sondern einen Ausweichort für den unveränderten Termin zu suchen. Und das ist gelungen. Der Linke Liedersommer hat am 10. bis 12. Juni 2022 im „Hotel an der Therme“ in Bad Orb stattgefunden – mit großem Erfolg. Aber auch das war keineswegs selbstverständlich. Auch die Hotelbesitzer bekamen es mit Dienern des Imperiums – wenn auch aus einer anderen Ecke – zu tun. Doch die Hotelbesitzer blieben standhaft. Am 11. Juni kamen sie zu einer kurzen Ansprache zum Abendprogramm und versicherten auch für die Zukunft ihre Solidarität. Und auch der Deutsche Freidenker-Verband ließ sich nicht einschüchtern. Der ganze Saal tanzte, als der Opernsänger Dietmar Sander "Danser encore", die Hymne der Grundrechtebewegung, mit seiner mächtigen Stimme und seinem Keyboard intonierte. Die NRhZ dokumentiert den Linken Liedersommer 2022 mit seinen Workshops, seiner Abendveranstaltung am Samstag und seiner Matinee am Sonntag mittels Fotos der Arbeiterfotografie – gefolgt von einem Interview mit dem Freidenker-Vorsitzenden.
1 Veranstaltungsort: „Hotel an der Therme“, Bad Orb (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)
2 Workshop mit Opernsänger Dietmar Sander über Freiheitslieder im Laufe der Jahrhunderte – von Verdis "Gefangenenchor" bis hin zu "Danser encore", der Hymne der Grundrechte-Bewegung, für die er aktiv ist
3 Workshop mit Dietmar Sander
4 Workshop mit Dietmar Sander
5 Workshop „Freiheit in 2022“ mit Guy Dawson, aktiv u.a. in der Grundrechte- und Free-Assange-Bewegung – ein Liedtext zum Thema Denunziation entsteht
6 Workshop „Frauen in Afghanistan – Poesie als Widerstand“ mit Daniel Osorio
7 Workshop „Transformationen von Liedern… die nicht einfach nur Folklore sind, sondern auch von einem Klassenbewusstsein zeugen“ mit Reinhard Frankl
8 Workshop „In memoriam Christian Krähling“ mit Ernesto Schwarz
9 Workshop „Wegwarte“ mit Hartmut Barth-Engelbart
10 Workshop „Spottlieder auf das Baerbock/Lauterbach-Regime“ mit Diether Dehm und Michael Letz
11 Workshop „Spottlieder auf das Baerbock/Lauterbach-Regime“ mit Diether Dehm (Ex MdB Die Linke) und Michael Letz
12 Bei den Workshops
13 Bei den Workshops
14 Abendveranstaltung im großen Saal
15 Freidenker-Vorstizender Sebastian Bahlo leitet die Abendveranstaltung ein
16 Abendveranstaltung im großen Saal
17 Daniel Osorio und Romina Tobar bei der Abendveranstaltung
18 Sonja Gottlieb bei der Abendveranstaltung
19 Diether Dehm bei der Abendveranstaltung – begrüßt die Hotelbesitzer, die den Linken Liedersommer 2022 gerettet haben
20 Jürgen Eger bei der Abendveranstaltung
21 Philipp Hoffmann bei der Abendveranstaltung
22 Organisatorin und Moderatorin Monique Broquard ruft den Saal zum Tanz auf – zu "Danser encore", der Hymne der Grundrechtebewegung
23 Der Saal tanzt zu "Danser encore"
24 Opernsänger Dietmar Sander intoniert die Hymne der Grundrechtebewegung, mit seiner mächtigen Stimme und seinem Keyboard
25 Der Saal tanzt zu "Danser encore"
26 Sonntagsmatinee „Auftragslieder“ mit Reinhold Andert
27 Landesvorsitzende Rheinland-Pfalz Monika Krotter-Hartmann und Liedersommer-Organisatorin Monique Broquard bei der Abschlussdiskussion
Verleumdungsorgie gegen Linken Liedersommer
Interview der NRhZ mit Sebastian Bahlo (Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbands)
NRhZ: Sebastian, dies ist Dein erster Liedersommer als Vorsitzender, der Du seit 2021 bist. Jetzt hat Dich dabei etwas kalt erwischt.
Sebastian Bahlo: Ja, es geht gut los. Nachdem der Liedersommer im vergangenen Jahr wegen der so genannten Corona-Maßnahmen ausfallen musste, haben die Umstände, die ihn diesmal begleiten, im weiteren Sinne auch mit Corona zu tun. Der Veranstaltungsort, den wir schon lange beworben hatten – ein Naturfreundehaus in Rheinland Pfalz – wurde uns sehr kurzfristig eine Woche vor Beginn gekündigt – mit der knappen Begründung, es gäbe Diskussionen. Und nur durch eine weitergeleitete eMail erfuhren wir, worin überhaupt diese Diskussionen bestanden. Das war eine reine Verleumdungsorgie, wo sich jemand von der Naturfreundejugend, der da eine Funktion hat, mal ein bisschen recherchiert hat, wer wir sind und welche Künstler bei uns auftreten und hat da alle möglichen Zusammenhänge hergestellt, hauptsächlich zum Stichwort "Querdenker", so genannte Corona-Leugner, weil einige Künstler an Demonstrationen gegen die so genannten Corona-Maßnahmen teilgenommen haben.
Aber: "recherchiert" ist ein etwas anspruchsvoller Begriff
Viele Beziehungen sind da in typischer Weise an den Haaren herbeigezogen und konstruiert – zum Beispiel die Vorwürfe, die gegen den Verband erhoben werden, weil auf seiner Homepage – so ist die Formulierung – Themen der neuen Rechten bedient würden. Was heißt da bedient? Sich mit bestimmten Sachverhalten auseinandersetzen, z.B, "Neue Weltordnung", das muss man sich mal vorstellen...
Da fällt uns zunächst George W. Bush ein
Ganz genau: Die Aussage, dass wir nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Blocks in Osteuropa und dem vermeintlichen Sieg des Westens eine "Neue Weltordnung" umsetzen müssten, das ist tatsächlich buchstäblich ein Thema der neuen und alten Rechten. Aber der Vorwurf, dass damit linke Kritiker ein Thema der Neuen Rechten bedienen, auf so eine Idee muss man erst mal kommen.
Dein langjähriger Vorgänger (über 33 Jahre) im Amt des Vorsitzenden, Klaus Hartmann, hat es einmal so formuliert: Wenn irgendwelche Nazis oder Typen, die uns unlieb sind, Kakao trinken, dürfen wir das auch noch tun.
Das ist natürlich auch noch so ein Thema, diese so genannten Assoziations- oder Kontaktschuldvorwürfe. Das ist hier das eine Problem. Aber das andere Problem ist auch einfach, dass man versucht, Menschen das Recht abzusprechen, sich überhaupt mit bestimmten gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen. Wir hatten ja (2019) in Stuttgart unsere Konferenz zum Tiefen Staat, wo wir einfach der Frage mit einem wissenschaftlichen Anspruch nachgegangen sind: gibt es diesen Begriff überhaupt? Kann man den sinnvoll definieren? Kann man mit dem arbeiten? Da habe ich auch Kritik gehört: allein das Wort "Tiefer Staat" sei Verschwörungstheorie. Wir erleben das im Freidenker-Verband seit vielen Jahren, das ist für uns nichts Neues. Aber die Frequenz dieser Angriffe nimmt immer mehr zu. Und auch dass Leute sich so leicht wegducken, wie der Chef von so einen Naturfreundehaus, dass der nur, weil irgendjemand eine eMail schreibt, sofort kapituliert und mit ausgestreckten Armen auf dem Boden liegt, sich ergibt und mitteilt: ist abgesagt, das hat natürlich wieder eine neue Qualität. Es wird garantiert nicht die letzte Stufe sein. Das sind eingespielte Mechanismen, die immer weiter in Gang gesetzt werden.
Als zumindest unseriös könnte man es bezeichnen, dies erst eine Woche vor Veranstaltungsbeginn mitzuteilen. Das ist ein Aspekt. Ein weiterer ist, dass die Organisatorin Monique Broquard wie viele Freidenker langjähriges Mitglied und Funktionärin bei der Naturfreunde-Organisation ist. Wie ist es unter diesem Gesichtspunkt zu verstehen, dass man nicht hätte miteinander reden müssen?
Das ist genau das, was jeder normale Mensch erwarten würde. Das ist Ausdruck davon, dass die Leute, die uns da denunziert haben und unsere Veranstaltung damit "canceln" wollten – das ist ja mittlerweile ein geflügeltes Wort: "Cancel Culture" – das für einen wirkungsvollen Überraschungseffekt nicht langfristig in der Öffentlichkeit vorbereiten wollten...
Also doch unseriös...
Ja, das ist eine feindselige Handlung. Seriös ist da gar nichts. Aber erschreckend ist eben auch, dass ein Funktionär der Naturfreunde, von dem dieser Angriff nicht ausgeht, dass der so schnell kapituliert und Gehorsam leistet... Das hat natürlich auch was damit zu tun, dass die Leute wissen, wie das ganze Thema "Querdenker" usw., wie das alles hochgekocht wurde von den Medien und dass es auch schon andere Beispiele gab, wo Leute im übertragenen Sinne medial hingerichtet wurden. Es ist ja schon zu polizeilichen und juristischen Maßnahmen gekommen, es sind im Prinzip Leute ins Exil getrieben worden. Und das weiß man natürlich alles, und deswegen hat man da Angst und hat Angst, dass von solchen Provokateuren ein ganzer Verband praktisch zerlegt werden kann...
Mit "man" meinst Du die "Naturfreunde"?
Ich sage "man", weil sich das verallgemeinern lässt. Das erleben wir in vielen Bereichen, und ich denke, es betrifft viele Organisationen, und es betrifft gerade linke Organisationen.
Vor allem gesellschaftskritische...
Ich will hier von linken Organisationen reden, weil es da die besonders perfide Strategie gibt, bestimmte Positionen als mit einem linken Weltbild angeblich unvereinbar auszuschließen und zu diffamieren. Insofern ist das ein besonderes Problem der Linken. Ich wollte aber sagen, dass auf Grund dieser immer weiter entwickelten Mechanismen, die zu einer faktischen Unterdrückung der freien Meinungsäußerung und der politischen Aktivität in diesem Land führen, dass wir als Freidenker-Verband hier tatsächlich eine sehr große Aufgabe vor uns haben, dem auf verschiedenen Ebenen entgegenzuwirken.
Jetzt hast Du gerade teilgenommen an einem Workshop beim Linken Liedersommer, dem neunten seiner Art, wo es darum ging, ein Protestlied zu verfassen und dabei den Gedanken des Denunziantentums zu thematisieren. Wie hast Du diesen Workshop empfunden? Ist der spontan aus der Situation heraus entstanden?
Dass der (deutsch-britische) Liedermacher Guy Dawson ein Seminar zum Verfassen von Protestliedern gibt, war geplant, und er hat den Themenverschlag Denunziantentum gebracht. Ich hab ihn nicht gefragt, aber es liegt sehr nahe, dass er das unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung gewählt hat.
Die Aufgabe der TeilnehmerInnen war, ein paar Textzeilen dazu zu verfassen, die Guy vertonen wird. Kannst Du einen Gedanken zu Deinem Beitrag wiedergeben?
Der zentrale Gedanke ist für mich: frei und selbständig denken, das kann ja eigentlich jeder. Dazu hat jeder die Anlage. Das, was es praktisch so schwer macht, ist, wenn man Mut haben muß, unliebsame Gedanken auszusprechen und für ihre Richtigkeit einzutreten. Das Denken funktioniert erst mal ziemlich leicht, aber dann kann es passieren, dass man mit seinem Denken auf ein gefährliches Terrain gelangt – so der Grundgedanke, den ich aus dem Stehgreif aufgeschrieben habe.
Konsequenz aus der Geschichte: lassen die Freidenker sich jetzt das Denken verbieten?
Das wäre ja gleichbedeutend mit ihrer Auflösung. Das machen wir natürlich nicht. Und wir bleiben auch dabei, dass es für uns keine Rolle spielt, wer uns das Denken verbieten will, mit welchen Argumenten und als was er uns diffamiert, weil wir nicht so denken, wie er meint, dass wir denken müssten. Also das bleibt für uns immer Programm. Und in Zeiten, in denen die Denkverbote zunehmen, muß auch unsere Aktivität dagegen zunehmen.
Siehe auch:
Filmclip
Linker Liedersommer 2022 – 9. Kulturseminar des Deutschen Freidenker-Verbands
Stimmen zu Frieden und Freiheit
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 793 vom 06. Juli 2022
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28151
Bildergalerie vom Linken Liedersommer 2022
„Cancel Culture“ getrotzt: Erfolgreicher Liedersommer der Freidenker
https://www.freidenker.org/?p=13397
Online-Flyer Nr. 793 vom 22.06.2022
Druckversion
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Linker Liedersommer 2022
Erfolg trotz Anschlag der "untertänigsten Diener des Imperiums"
Von Arbeiterfotografie (Fotos) und NRhZ (Text und Interview mit dem Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbands Sebastian Bahlo)
„Die untertänigsten Diener des Imperiums haben wieder zugeschlagen. Anschlag gegen den Linken Liedersommer (10.-12.6.22)... Der Vertrag mit dem Rahnenhof wurde... uns letzte Nacht am 2.6.22 um 23h59 per Mail gekündigt.“ So heißt es in einer SMS am 3. Juni 2022, die ein Freidenker an die Liedersommer-Unterstützer Arbeiterfotografie und NRhZ geschickt hat. Der "Herbergsvater" des Naturfreundehauses Rahnenhof in der Pfalz, mit dem der Linke Liedersommer langfristig vereinbart war, war per Denunziation unter Druck gesetzt worden. Eine eMail, die den Veranstaltern des Deutschen Freidenker-Verbands bekannt geworden ist, stammt von einem Funktionär der Naturfreundejugend Rheinland-Pfalz. Die darin formulierte Attacke richtet sich zum einen gegen die Künstler. Sie seien „im Großteil Querfrontler, Querdenker, Verschwörungsgläubige, Rassisten und Antisemiten“. Und auf der Freidenker-Website gehe es um „NWO, Great Reset, P(l)andemie u.ä.“. Doch der Anschlag verfehlte seine beabsichtigte Wirkung. Wegen der Kurzfristigkeit entschieden sich die Freidenker, zunächst nicht gerichtlich gegen die Absage vorzugehen, sondern einen Ausweichort für den unveränderten Termin zu suchen. Und das ist gelungen. Der Linke Liedersommer hat am 10. bis 12. Juni 2022 im „Hotel an der Therme“ in Bad Orb stattgefunden – mit großem Erfolg. Aber auch das war keineswegs selbstverständlich. Auch die Hotelbesitzer bekamen es mit Dienern des Imperiums – wenn auch aus einer anderen Ecke – zu tun. Doch die Hotelbesitzer blieben standhaft. Am 11. Juni kamen sie zu einer kurzen Ansprache zum Abendprogramm und versicherten auch für die Zukunft ihre Solidarität. Und auch der Deutsche Freidenker-Verband ließ sich nicht einschüchtern. Der ganze Saal tanzte, als der Opernsänger Dietmar Sander "Danser encore", die Hymne der Grundrechtebewegung, mit seiner mächtigen Stimme und seinem Keyboard intonierte. Die NRhZ dokumentiert den Linken Liedersommer 2022 mit seinen Workshops, seiner Abendveranstaltung am Samstag und seiner Matinee am Sonntag mittels Fotos der Arbeiterfotografie – gefolgt von einem Interview mit dem Freidenker-Vorsitzenden.
1 Veranstaltungsort: „Hotel an der Therme“, Bad Orb (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)
2 Workshop mit Opernsänger Dietmar Sander über Freiheitslieder im Laufe der Jahrhunderte – von Verdis "Gefangenenchor" bis hin zu "Danser encore", der Hymne der Grundrechte-Bewegung, für die er aktiv ist
3 Workshop mit Dietmar Sander
4 Workshop mit Dietmar Sander
5 Workshop „Freiheit in 2022“ mit Guy Dawson, aktiv u.a. in der Grundrechte- und Free-Assange-Bewegung – ein Liedtext zum Thema Denunziation entsteht
6 Workshop „Frauen in Afghanistan – Poesie als Widerstand“ mit Daniel Osorio
7 Workshop „Transformationen von Liedern… die nicht einfach nur Folklore sind, sondern auch von einem Klassenbewusstsein zeugen“ mit Reinhard Frankl
8 Workshop „In memoriam Christian Krähling“ mit Ernesto Schwarz
9 Workshop „Wegwarte“ mit Hartmut Barth-Engelbart
10 Workshop „Spottlieder auf das Baerbock/Lauterbach-Regime“ mit Diether Dehm und Michael Letz
11 Workshop „Spottlieder auf das Baerbock/Lauterbach-Regime“ mit Diether Dehm (Ex MdB Die Linke) und Michael Letz
12 Bei den Workshops
13 Bei den Workshops
14 Abendveranstaltung im großen Saal
15 Freidenker-Vorstizender Sebastian Bahlo leitet die Abendveranstaltung ein
16 Abendveranstaltung im großen Saal
17 Daniel Osorio und Romina Tobar bei der Abendveranstaltung
18 Sonja Gottlieb bei der Abendveranstaltung
19 Diether Dehm bei der Abendveranstaltung – begrüßt die Hotelbesitzer, die den Linken Liedersommer 2022 gerettet haben
20 Jürgen Eger bei der Abendveranstaltung
21 Philipp Hoffmann bei der Abendveranstaltung
22 Organisatorin und Moderatorin Monique Broquard ruft den Saal zum Tanz auf – zu "Danser encore", der Hymne der Grundrechtebewegung
23 Der Saal tanzt zu "Danser encore"
24 Opernsänger Dietmar Sander intoniert die Hymne der Grundrechtebewegung, mit seiner mächtigen Stimme und seinem Keyboard
25 Der Saal tanzt zu "Danser encore"
26 Sonntagsmatinee „Auftragslieder“ mit Reinhold Andert
27 Landesvorsitzende Rheinland-Pfalz Monika Krotter-Hartmann und Liedersommer-Organisatorin Monique Broquard bei der Abschlussdiskussion
Verleumdungsorgie gegen Linken Liedersommer
Interview der NRhZ mit Sebastian Bahlo (Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbands)
NRhZ: Sebastian, dies ist Dein erster Liedersommer als Vorsitzender, der Du seit 2021 bist. Jetzt hat Dich dabei etwas kalt erwischt.
Sebastian Bahlo: Ja, es geht gut los. Nachdem der Liedersommer im vergangenen Jahr wegen der so genannten Corona-Maßnahmen ausfallen musste, haben die Umstände, die ihn diesmal begleiten, im weiteren Sinne auch mit Corona zu tun. Der Veranstaltungsort, den wir schon lange beworben hatten – ein Naturfreundehaus in Rheinland Pfalz – wurde uns sehr kurzfristig eine Woche vor Beginn gekündigt – mit der knappen Begründung, es gäbe Diskussionen. Und nur durch eine weitergeleitete eMail erfuhren wir, worin überhaupt diese Diskussionen bestanden. Das war eine reine Verleumdungsorgie, wo sich jemand von der Naturfreundejugend, der da eine Funktion hat, mal ein bisschen recherchiert hat, wer wir sind und welche Künstler bei uns auftreten und hat da alle möglichen Zusammenhänge hergestellt, hauptsächlich zum Stichwort "Querdenker", so genannte Corona-Leugner, weil einige Künstler an Demonstrationen gegen die so genannten Corona-Maßnahmen teilgenommen haben.
Aber: "recherchiert" ist ein etwas anspruchsvoller Begriff
Viele Beziehungen sind da in typischer Weise an den Haaren herbeigezogen und konstruiert – zum Beispiel die Vorwürfe, die gegen den Verband erhoben werden, weil auf seiner Homepage – so ist die Formulierung – Themen der neuen Rechten bedient würden. Was heißt da bedient? Sich mit bestimmten Sachverhalten auseinandersetzen, z.B, "Neue Weltordnung", das muss man sich mal vorstellen...
Da fällt uns zunächst George W. Bush ein
Ganz genau: Die Aussage, dass wir nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Blocks in Osteuropa und dem vermeintlichen Sieg des Westens eine "Neue Weltordnung" umsetzen müssten, das ist tatsächlich buchstäblich ein Thema der neuen und alten Rechten. Aber der Vorwurf, dass damit linke Kritiker ein Thema der Neuen Rechten bedienen, auf so eine Idee muss man erst mal kommen.
Dein langjähriger Vorgänger (über 33 Jahre) im Amt des Vorsitzenden, Klaus Hartmann, hat es einmal so formuliert: Wenn irgendwelche Nazis oder Typen, die uns unlieb sind, Kakao trinken, dürfen wir das auch noch tun.
Das ist natürlich auch noch so ein Thema, diese so genannten Assoziations- oder Kontaktschuldvorwürfe. Das ist hier das eine Problem. Aber das andere Problem ist auch einfach, dass man versucht, Menschen das Recht abzusprechen, sich überhaupt mit bestimmten gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen. Wir hatten ja (2019) in Stuttgart unsere Konferenz zum Tiefen Staat, wo wir einfach der Frage mit einem wissenschaftlichen Anspruch nachgegangen sind: gibt es diesen Begriff überhaupt? Kann man den sinnvoll definieren? Kann man mit dem arbeiten? Da habe ich auch Kritik gehört: allein das Wort "Tiefer Staat" sei Verschwörungstheorie. Wir erleben das im Freidenker-Verband seit vielen Jahren, das ist für uns nichts Neues. Aber die Frequenz dieser Angriffe nimmt immer mehr zu. Und auch dass Leute sich so leicht wegducken, wie der Chef von so einen Naturfreundehaus, dass der nur, weil irgendjemand eine eMail schreibt, sofort kapituliert und mit ausgestreckten Armen auf dem Boden liegt, sich ergibt und mitteilt: ist abgesagt, das hat natürlich wieder eine neue Qualität. Es wird garantiert nicht die letzte Stufe sein. Das sind eingespielte Mechanismen, die immer weiter in Gang gesetzt werden.
Als zumindest unseriös könnte man es bezeichnen, dies erst eine Woche vor Veranstaltungsbeginn mitzuteilen. Das ist ein Aspekt. Ein weiterer ist, dass die Organisatorin Monique Broquard wie viele Freidenker langjähriges Mitglied und Funktionärin bei der Naturfreunde-Organisation ist. Wie ist es unter diesem Gesichtspunkt zu verstehen, dass man nicht hätte miteinander reden müssen?
Das ist genau das, was jeder normale Mensch erwarten würde. Das ist Ausdruck davon, dass die Leute, die uns da denunziert haben und unsere Veranstaltung damit "canceln" wollten – das ist ja mittlerweile ein geflügeltes Wort: "Cancel Culture" – das für einen wirkungsvollen Überraschungseffekt nicht langfristig in der Öffentlichkeit vorbereiten wollten...
Also doch unseriös...
Ja, das ist eine feindselige Handlung. Seriös ist da gar nichts. Aber erschreckend ist eben auch, dass ein Funktionär der Naturfreunde, von dem dieser Angriff nicht ausgeht, dass der so schnell kapituliert und Gehorsam leistet... Das hat natürlich auch was damit zu tun, dass die Leute wissen, wie das ganze Thema "Querdenker" usw., wie das alles hochgekocht wurde von den Medien und dass es auch schon andere Beispiele gab, wo Leute im übertragenen Sinne medial hingerichtet wurden. Es ist ja schon zu polizeilichen und juristischen Maßnahmen gekommen, es sind im Prinzip Leute ins Exil getrieben worden. Und das weiß man natürlich alles, und deswegen hat man da Angst und hat Angst, dass von solchen Provokateuren ein ganzer Verband praktisch zerlegt werden kann...
Mit "man" meinst Du die "Naturfreunde"?
Ich sage "man", weil sich das verallgemeinern lässt. Das erleben wir in vielen Bereichen, und ich denke, es betrifft viele Organisationen, und es betrifft gerade linke Organisationen.
Vor allem gesellschaftskritische...
Ich will hier von linken Organisationen reden, weil es da die besonders perfide Strategie gibt, bestimmte Positionen als mit einem linken Weltbild angeblich unvereinbar auszuschließen und zu diffamieren. Insofern ist das ein besonderes Problem der Linken. Ich wollte aber sagen, dass auf Grund dieser immer weiter entwickelten Mechanismen, die zu einer faktischen Unterdrückung der freien Meinungsäußerung und der politischen Aktivität in diesem Land führen, dass wir als Freidenker-Verband hier tatsächlich eine sehr große Aufgabe vor uns haben, dem auf verschiedenen Ebenen entgegenzuwirken.
Jetzt hast Du gerade teilgenommen an einem Workshop beim Linken Liedersommer, dem neunten seiner Art, wo es darum ging, ein Protestlied zu verfassen und dabei den Gedanken des Denunziantentums zu thematisieren. Wie hast Du diesen Workshop empfunden? Ist der spontan aus der Situation heraus entstanden?
Dass der (deutsch-britische) Liedermacher Guy Dawson ein Seminar zum Verfassen von Protestliedern gibt, war geplant, und er hat den Themenverschlag Denunziantentum gebracht. Ich hab ihn nicht gefragt, aber es liegt sehr nahe, dass er das unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung gewählt hat.
Die Aufgabe der TeilnehmerInnen war, ein paar Textzeilen dazu zu verfassen, die Guy vertonen wird. Kannst Du einen Gedanken zu Deinem Beitrag wiedergeben?
Der zentrale Gedanke ist für mich: frei und selbständig denken, das kann ja eigentlich jeder. Dazu hat jeder die Anlage. Das, was es praktisch so schwer macht, ist, wenn man Mut haben muß, unliebsame Gedanken auszusprechen und für ihre Richtigkeit einzutreten. Das Denken funktioniert erst mal ziemlich leicht, aber dann kann es passieren, dass man mit seinem Denken auf ein gefährliches Terrain gelangt – so der Grundgedanke, den ich aus dem Stehgreif aufgeschrieben habe.
Konsequenz aus der Geschichte: lassen die Freidenker sich jetzt das Denken verbieten?
Das wäre ja gleichbedeutend mit ihrer Auflösung. Das machen wir natürlich nicht. Und wir bleiben auch dabei, dass es für uns keine Rolle spielt, wer uns das Denken verbieten will, mit welchen Argumenten und als was er uns diffamiert, weil wir nicht so denken, wie er meint, dass wir denken müssten. Also das bleibt für uns immer Programm. Und in Zeiten, in denen die Denkverbote zunehmen, muß auch unsere Aktivität dagegen zunehmen.
Siehe auch:
Filmclip
Linker Liedersommer 2022 – 9. Kulturseminar des Deutschen Freidenker-Verbands
Stimmen zu Frieden und Freiheit
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 793 vom 06. Juli 2022
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28151
Bildergalerie vom Linken Liedersommer 2022
„Cancel Culture“ getrotzt: Erfolgreicher Liedersommer der Freidenker
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