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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Braune Bande rosten nicht! Oder wie weit deutsche Anschleimerei gehen kann
Von Evelyn Hecht-Galinski

Was sich am letzten Wochenende in Berlin und Aachen abspielte, war so exemplarisch für die sogenannte „Zeitenwende“, die in Wirklichkeit nichts anderes ist als eine transatlantische Arschleckerei schleimender Funktionsträger und Ampel-Regierender, die sich durch alle Parteien zieht. Es war geradezu erschreckend, wie schon im Vorfeld des Besuches geradezu gefiebert wurde, ob der „wahre Freund“, der ukrainische Verteidiger „unserer demokratischen Werte und der Freiheit“ kommt. Diese Interpretation ist genauso verlogen, wie die Verleihung des Karlspreises „für europäische Verdienste“ an Selenskyj und das Volk der Ukraine.

Selenskyj in Aachen mit Sachsenschlächter-Preis ausgezeichnet

Karl der Große, der Namensgeber dieses verbrannten Preises, ist auch als „Sachsenschlächter“ bekannt. Er war nicht umsonst eines der Idole und Symbole für Adolf Hitler und seiner Nazischergen. Man fühlt sich geradezu „nostalgisch“ zurückversetzt in braune Zeiten, mit Namen von Nazi-Panzern, von Puma bis Leopard, dazwischen die triefende Heldenverehrung einer Republik, die sich im völligen Selenskyj-Ukraine-Rausch befindet. FDP-„Kriegsspezialistin“ Strack Zimmermann pries schon im morgendlichen DLF-Interview die „Bewährtheit“ der Panzer in Weltkriegen an. Wie sich eine mediale Propaganda inzwischen so uneingeschränkt dieser ekelhaften Politik unterordnet, nein vielmehr begeistert einstimmt in diesen unverbrüchlichen Freundschaftschor der Ukraine Huldigung, ist unfassbar.

Als der heißersehnte Selenskyj dann endlich in Berlin gelandet war, traf er sich nach einem Frühstück im Schloss Bellevue mit seinem neuem Freund Steinmeier, der Selenskyj in seiner Expansionspolitik quasi noch bestärkte und meinte, er könnte „sehr stolz auf sich sein“. Dann endlich das langersehnte Treffen mit Scholz, der ihn schon sehnsüchtig erwartete. Man spürte förmlich, wie sich dieser glücklose Kanzler danach sehnte, endlich etwas vom Medienglanz für Selenskyj abzubekommen.

Hatte Scholz doch so viel beigesteuert, um endlich auch geliebt zu werden. So hatte die Ampel pünktlich zum Selenskyj Besuch ein neues militärisches Hilfspaket im Wert von 2,7 Milliarden Euro geschnürt, damit der teure Gast auch wirklich kommt. So hatten verschiedene Medien propagandistisch aufgebauscht berichtet, dass dem Gast der Besuch nicht leichtgefallen war, aber dank Kriegsminister Pistorius Unterstützung mit diesem neuerlichen Milliardengeschenk der Besuch schmackhaft gemacht wurde. Schließlich wollte man nicht mit leeren Händen als Willkommensgruß dastehen.

Kanzler Scholz: mit "DU" belohnt

Danach kam auch die Belohnung für den Kanzler: ein Du zwischen dem „lieben Olaf und dem lieben Wolodymir“, ganz nach dem Motto, „kein Blatt Papier passt mehr zwischen uns“ und „Piep, piep, piep, was haben wir uns beide lieb“. Es war sicher das teuerste „Du“ aller Zeiten für Deutschland. Hauptsache der Kanzler kann endlich zeigen, wie er gemocht wird.

Was schert da, dass die zukünftigen Steuerschätzungen eingebrochen sind und wenig Gutes versprechen - Hauptsache wir „stehen geschlossen und solidarisch an der Seite der Ukraine“. Dass Deutschland inzwischen nach den USA der zweitgrößte Waffenlieferant ist, ist sicher nur der eine Etappe auf dem Weg an die Spitze der Garnison. Allerdings blieb der Wunsch nach Kampfjets von Deutschland noch unerfüllt. Aber wer weiß, wann Scholz umsteuern wird und in ein paar Wochen an den neuen Freund liefert. Noch ist die Angst zu groß, dass Selenskyj seine Versprechungen nicht einhält und versucht, Russland auf eigenem Territorium anzugreifen - was ihm sicher nicht anzuraten ist, angesichts der zu erwartenden Antwort, die uns alle treffen würde.

Allerdings war der Niederländer Rütte schon bereit, F16 an die Ukraine zu liefern. Und Frankreich, Großbritannien  und Belgien sind auch dabei, allerdings mangels Jets, stehen sie nur für die Ausbildung der Ukrainer an Jets bereit.

Kanzler Scholz stößt in der Nazizeit verbrannten Jubelruf aus: Slava Ukraine – Ruhm der Ukraine


Als Olaf und Wolodymyr dann gemeinsam sehr verspätet in Aachen zur Preisverleihung eintrafen, war das Stunden in stickiger Rathausluft wartende Publikum so begeistert von diesen Helden, dass sie mit tränenden Augen und stehenden Ovationen aufsprangen. Als Scholz dann zur „Schleimrede“ auf Wolodymir ansetzte - mit den üblichen Versprechungen auf unsere Kosten - war der Schluss der Rede der Endpunkt deutscher „Werte“. Er rief dem Gast doch tatsächlich sein „Slava Ukraine“ zu (Ruhm der Ukraine). Allerdings verschwiegen Medien diesen Endpunkt schamhaft, warum wohl? Während v.d. Leyen sich diesmal verkniff, diesen aus der „Nazizeit verbrannten Jubelruf“ auszustoßen, in ihrer inszenierten Ansprache. Selenskyj und Ursula stehen sich in puncto Peinlichkeit nichts nach! Dazu huldigte der polnische „PIS Pole“-Ministerpräsident Morawiecki dem Preisträger. 

Während Selenskyj vor Berlin in Rom bei den faschistischen Freunden warme Unterstützung fand, zeigte er sich von Papst Franziskus nicht verstanden. Da der Papst zwischen den Kriegsparteien vermitteln will, dagegen Selenskyj siegen und alles zurückerobern will, fiel Franziskus als Vermittler aus. Zudem zeigte Selenskyj seine fehlende Erziehung. Er setzte sich tatsächlich vor dem Papst hin, und beim Eintreffen weiterer Würdenträger stand er zur Begrüßung nicht auf. Nachdem sich der Papst nach längerem stehen hinsetzte und Wolodymyr seinen „Spickzettel“ auspackte, war es sicher kein erbauliches Gespräch. Der fordernde „Schnorrer vom Dienst“ flog danach nach Paris und London, um dort weitere Waffenlieferungen zu ergattern und eine Flugallianz aufzubauen.

Krieg ist furchtbar, aber Staatsführer wie Selenskyj, die nicht bereit sind, Friedensverhandlungen mit Putin aufzunehmen, aber von Rückeroberung der Krim und vom Kampf, bis der „letzte Russe“ die Ukraine verlassen hat, schwadronieren, sind gewissenlose Hasardeure. Auch er wird sich schließlich der Realität stellen müssen: territoriale Veränderungen hinnehmen und den Nato-Beitritt vergessen und im besten Fall ein neutrales Mitglied Europas werden. Aber alle anderen „Gröfatz-Phantasien“ sind so größenwahnsinnig wie dieser ehemalige „Schmieren-Komiker“. Vom „Diener des Volkes“ zum „Dezimierer des Volkes“. Es ist ein großer Fehler, Russland als Atommacht und Putin zu unterschätzen!

"Falsches Feiern" führt zu Konsequenzen

Wer es wagt, wie der Ex-Kanzler Gerhard Schröder mit Russland und Putin befreundet zu sein, wird zum Paria. Noch schlimmer traf es jetzt seine Ehefrau Frau Schröder-Kim. Ihr wurde von der landeseigenen NRW-Global-Business-Gesellschaft fristlos gekündigt - aufgrund ihrer Gedenkteilnahme in der russischen Botschaft in Berlin. „Mit ihrer Teilnahme an einer Party in der russischen Botschaft hat So-yeon Schröder Kim das Fass zum Überlaufen gebracht“ (Kölner Stadtanzeiger). Hätte Schröder-Kim in der ukrainischen Botschaft gefeiert, wäre sie sicher nicht rausgeschmissen worden, und ihr wäre die „politische Betätigung“ nicht übelgenommen worden. Merke in Deutschland führt das „falsche Feiern“ zu Konsequenzen.

Wie weit es mit der hysterischen Selenskyj- und Ukraine-Verehrung schon gekommen ist, sieht man exemplarisch an dem Beispiel des DFB-Vize-Boss Winkler, der es „gewagt“ hatte, in einem Tweet“ Selenskyj als „ehemaligen ukrainischen Schauspieler“ zu betiteln. Unverzüglich kam der Shitstorm der Kollegen: „Eine Persönlichkeit wie einen Staatpräsidenten greift man nicht so an, unsere Werte sind andere“. Sogar der ehemalige Ostbeauftragte und CDU-Kollege Wanderwitz forderte, der „DFB täte gut daran, hier klar Schiff zu machen“. Klar-Schiff-machen tut gut daran, endlich nicht populistisch zu versuchen, „regierungstreu“ zu agieren. Hatten wir das nicht alles schon einmal? Gerade der DFB täte gut daran, diese Vergangenheit nicht zu vergessen und nicht wieder „Werte“ mit Doppelstandards zu bewerten.

„Werte“ gilt es zu verteidigen, wenn Geschichtsklitterung betrieben wird. Denken wir nur an das missglückte und mehr als peinliche Theater zum Befreiungstag-Desaster des 8/9. Mai, als Demonstranten versuchten, den russischen Botschafter daran zu hindern, am 9. Mai einen Kranz am Ehrenmal für die sowjetischen Toten niederzulegen. Vom Russland-Flaggenverbot bis zum Umgang mit würdigem Gedenken an die sowjetischen Rotarmisten war es an Peinlichkeit und Geschichtsverdrehung nicht zu überbieten, was sich in Berlin abspielte. Auch dass der neue CDU-Regierende-Bürgermeister zusammen mit dem ukrainischen Botschafter an der Neuen Wache, der deutschen Gedenkstätte für ALLE Toten, auftrat, war mehr als geschmacklos. So viel Undankbarkeit wird die Geschichte nicht vergessen. Sie wirft ein bezeichnendes Bild auf das deutsche „Geschichtsverständnis-Verdrehung“.

Geschichtsvergessenes Land unter transatlantischer Fuchtel

Auch das schändlichen Nakba-Gedenkverbot zum 14. Mai und der Umgang mit Tausenden von Palästinensern in Berlin ist durch nichts zu rechtfertigen. Während dem 75. Jahrestag zur Gründung des „jüdischen Staats“ im Bundestag gedacht wurde, einem Tag der Vertreibung und Enteignung Palästinas und seiner Bürger, der Nakba, der Katastrophe, blieben diese außen vor. Diese Verfälschung wird als weitere Schuld in die Annalen der deutschen Geschichte eingehen. Da können deutsche gleichgeschaltete „Leitmedien“ noch so sehr versuchen, uns die einseitige Propaganda einzuhämmern und jedes Abweichen, Andersdenken, Nachdenken zu diffamieren. 

Was ist nur aus Deutschland geworden! Ein geschichtsvergessenes Land unter transatlantischer Fuchtel. Braune Bande rosten eben nicht, und die deutsche Anschleimerei geht immer weiter...


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom “Hochblauen”, dem 1165 m hohen “Hausberg” im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch “Das elfte Gebot: Israel darf alles” heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten “Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik” ausgezeichnet.


Online-Flyer Nr. 811  vom 17.05.2023

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