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Wirtschaft und Umwelt
Zur Debatte um digitale Zentralbankwährungen
Das Märchen von der multipolaren Welt
Von Ernst Wolff
Die Mainstream-Medien sprechen immer häufiger davon, dass die Vorherrschaft der USA und des US-Dollars zu Ende geht und wir uns auf dem Weg in eine multipolare Welt befinden. Die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, so heißt es, würden dann zu neuen, über die Welt verstreuten Machtzentren werden. Bei dieser Argumentation handelt es sich um nichts anderes als eine weitere gezielte Kampagne zur Täuschung der weltweiten Öffentlichkeit. Inszeniert wird sie vom digital-finanziellen Komplex, der unbedingt von seinem zurzeit wichtigsten Projekt ablenken will: der Errichtung einer globalen Diktatur durch die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen, englisch: Central Bank Digital Currencies oder CBDCs.
CBDC-Darstellung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
Hier der Hintergrund: Das globale Finanzsystem wird seit 2007/08 durch die Zentralbanken künstlich am Leben erhalten. Da die dazu notwendigen Maßnahmen – Geldschöpfung und Zinssenkungen – das System auf Dauer zerstören, hat man zwischen 2015 und 2018 versucht, es wieder in die alten Bahnen zu lenken, ist damit aber Ende 2018 gescheitert.
Seit Beginn 2019 ist somit klar: Das aktuelle System ist nicht zu retten. Daher hat man zu diesem Zeitpunkt beschlossen, ein neues System einzuführen, das den Geschäftsbanken die Kreditvergabe entzieht und dessen Steuerung ausschließlich in den Händen der Zentralbanken liegt. Koordiniert wird die Vorbereitung dieses neuen Systems unter anderem vom World Economic Forum, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.
Weltweit führend ist bis heute China, wo mit 260 Millionen Einwohnern und 6 Millionen Einzelhändlern bereits ein Fünftel der Bevölkerung über ein digitales Zentralbankkonto verfügt. Aber auch Brasilien, Russland, Indien und Südafrika bereiten das neue Geld intensiv vor.
In Russland hat am 1. April die Testphase für den digitalen Rubel begonnen, der 2024 flächendeckend eingeführt werden soll. Südafrika hat im Rahmen des Projektes Dunbar zusammen mit Australien, Singapur und Malaysia erfolgreich eine Wholesale-CBDC getestet.
Indien hat im Dezember 2022 ein CBDC-Pilotprojekt gestartet, innerhalb von 4 Monaten 100.000 Konten vergeben und rechnet bis zur Jahresmitte mit einer Verzehnfachung dieser Zahl. Brasilien hat im März 2023 den offiziellen Start seines CBDC-Pilotprojekts bekannt gegeben, dessen endgültige Einführung für Ende 2024 geplant ist.
Man sieht also, dass die BRICS-Staaten die Einführung von CBDCs mit aller Macht und zum Teil Hand in Hand mit westlichen Institutionen und Staaten vorantreiben.
Bedeutet das nun das Ende der Herrschaft der USA und ihrer Währung?
Keinesfalls. Die USA werden, wie der Rest der Welt, vom größten Kartell beherrscht, das es je gegeben hat: dem digital-finanziellen Komplex aus den IT-Giganten Apple, Alphabet, Amazon, Microsoft und Meta und den großen Vermögensverwaltern mit BlackRock und Vanguard an der Spitze.
Man muss nur genau hinschauen, um die Macht dieses Kartells mit Sitz an der Wall Street und im Silicon Valley auch in den BRICS-Staaten zu erkennen. Die Kommunistische Partei Chinas hat BlackRock im Jahr 2021 als erstem ausländischem Investmentfonds gestattet, nicht als Joint Venture – also mit Beteiligung eines chinesischen Staatsunternehmens – sondern in Eigenregie in China tätig zu werden. Zhu Min, der Vorsitzende des Nationalen chinesischen Institutes für Finanzforschung, sitzt nicht nur zusammen mit Klaus Schwab und Larry Fink im Vorstand des WEF (1), sondern auch im Führungsgremium des vom WEF ins Leben gerufenen Digital Currency Governance Consortium. (2)
Der Präsident der südafrikanischen Zentralbank war von 2018 bis 2021 als Berater für den Internationalen Währungsfonds tätig. Roberto Campos Neto, Chef der brasilianischen Zentralbank, sitzt im Vorstand der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (3). Und Russlands Zentralbankchefin Nabiullina hat während ihrer ersten Amtszeit mit der Schließung von ca. 400 Banken für den größten Konzentrationsprozess im russischen Bankgewerbe gesorgt.
Es ist eine fatale Illusion zu glauben, dass die Welt sich auf dem Weg in einen Zustand der Multipolarität befindet. Genau das Gegenteil ist der Fall: Der digital-finanzielle Komplex versucht zurzeit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, der gesamten Welt das neue, in seinem Interesse programmierbare Geld aufzuzwingen. Um von diesem vermutlich autoritärsten Projekt in der Geschichte der Menschheit abzulenken, verbreitet er Fehlinformationen wie die, dass wir uns auf dem Weg in eine multipolare Welt befinden.
Wird er mit dieser Strategie Erfolg haben?
Da wir es zurzeit mit einer schwelenden Bankenkrise zu tun haben und zudem auf Grund der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz vor einer globalen Welle der Massenarbeitslosigkeit stehen, könnte es dem digital-finanziellen Komplex gelingen, das neue Geld zum Beispiel in Form des universellen Grundeinkommens oder einer Entschädigung von Opfern von Bankencrashs einzuführen und ihm sogar einen positiven Anstrich zu geben.
Es wird sich jedoch sehr schnell zeigen, dass das neue Geld auf Dauer nicht funktionieren kann, weil es nicht auf physischen Werten, sondern auf der Akzeptanz von Datensätzen basiert, die zentral gesteuert werden und daher grenzenlos manipulierbar sind. Es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf direktem Weg in eine nicht zu kontrollierende Inflation, anschließend als Gegenreaktion zu staatlichen Preiskontrollen und daraufhin zu Einbrüchen bei der Produktion und damit zu sozialen Unruhen führen.
Vermeiden wird sich diese Entwicklung aller Voraussicht nach nicht lassen, da die meisten Menschen keinen Widerstand leisten werden, weil sie das neue Geld und seine Wirkungsweise ebenso wenig verstehen wie herkömmliches Geld.
Aber der Schlüssel für unsere Zukunft liegt in der auf die Einführung folgenden Periode: Die verheerenden Auswirkungen der CBDCs werden immer mehr Menschen am neuen System zweifeln und mit denen brechen lassen, die seine Folgen zu verantworten haben, und so den idealen Nährboden für eine umfassende Aufklärungskampagne und eine historische Kurskorrektur bereiten. Wo wir schlussendlich landen, wird davon abhängen, ob wir diese Chance nutzen oder nicht.
Fußnoten:
(1) https://www.weforum.org/about/leadership-and-governance
(2) https://www.weforum.org/communities/digital-currency-governance-consortium
(3) https://www.bis.org/about/board.htm
Erstveröffentlichung am 22. Mai 2023 bei apolut
Siehe auch:
Debatte: Stellungnahme zu Ernst Wolffs Artikel "Das Märchen von der multipolaren Welt"
Ergänzung durch global-politische Analyse vonnöten
Von Irene Eckert
NRhZ 813 vom 22.06.2023
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28676
Online-Flyer Nr. 812 vom 31.05.2023
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Wirtschaft und Umwelt
Zur Debatte um digitale Zentralbankwährungen
Das Märchen von der multipolaren Welt
Von Ernst Wolff
Die Mainstream-Medien sprechen immer häufiger davon, dass die Vorherrschaft der USA und des US-Dollars zu Ende geht und wir uns auf dem Weg in eine multipolare Welt befinden. Die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, so heißt es, würden dann zu neuen, über die Welt verstreuten Machtzentren werden. Bei dieser Argumentation handelt es sich um nichts anderes als eine weitere gezielte Kampagne zur Täuschung der weltweiten Öffentlichkeit. Inszeniert wird sie vom digital-finanziellen Komplex, der unbedingt von seinem zurzeit wichtigsten Projekt ablenken will: der Errichtung einer globalen Diktatur durch die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen, englisch: Central Bank Digital Currencies oder CBDCs.
CBDC-Darstellung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
Hier der Hintergrund: Das globale Finanzsystem wird seit 2007/08 durch die Zentralbanken künstlich am Leben erhalten. Da die dazu notwendigen Maßnahmen – Geldschöpfung und Zinssenkungen – das System auf Dauer zerstören, hat man zwischen 2015 und 2018 versucht, es wieder in die alten Bahnen zu lenken, ist damit aber Ende 2018 gescheitert.
Seit Beginn 2019 ist somit klar: Das aktuelle System ist nicht zu retten. Daher hat man zu diesem Zeitpunkt beschlossen, ein neues System einzuführen, das den Geschäftsbanken die Kreditvergabe entzieht und dessen Steuerung ausschließlich in den Händen der Zentralbanken liegt. Koordiniert wird die Vorbereitung dieses neuen Systems unter anderem vom World Economic Forum, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.
Weltweit führend ist bis heute China, wo mit 260 Millionen Einwohnern und 6 Millionen Einzelhändlern bereits ein Fünftel der Bevölkerung über ein digitales Zentralbankkonto verfügt. Aber auch Brasilien, Russland, Indien und Südafrika bereiten das neue Geld intensiv vor.
In Russland hat am 1. April die Testphase für den digitalen Rubel begonnen, der 2024 flächendeckend eingeführt werden soll. Südafrika hat im Rahmen des Projektes Dunbar zusammen mit Australien, Singapur und Malaysia erfolgreich eine Wholesale-CBDC getestet.
Indien hat im Dezember 2022 ein CBDC-Pilotprojekt gestartet, innerhalb von 4 Monaten 100.000 Konten vergeben und rechnet bis zur Jahresmitte mit einer Verzehnfachung dieser Zahl. Brasilien hat im März 2023 den offiziellen Start seines CBDC-Pilotprojekts bekannt gegeben, dessen endgültige Einführung für Ende 2024 geplant ist.
Man sieht also, dass die BRICS-Staaten die Einführung von CBDCs mit aller Macht und zum Teil Hand in Hand mit westlichen Institutionen und Staaten vorantreiben.
Bedeutet das nun das Ende der Herrschaft der USA und ihrer Währung?
Keinesfalls. Die USA werden, wie der Rest der Welt, vom größten Kartell beherrscht, das es je gegeben hat: dem digital-finanziellen Komplex aus den IT-Giganten Apple, Alphabet, Amazon, Microsoft und Meta und den großen Vermögensverwaltern mit BlackRock und Vanguard an der Spitze.
Man muss nur genau hinschauen, um die Macht dieses Kartells mit Sitz an der Wall Street und im Silicon Valley auch in den BRICS-Staaten zu erkennen. Die Kommunistische Partei Chinas hat BlackRock im Jahr 2021 als erstem ausländischem Investmentfonds gestattet, nicht als Joint Venture – also mit Beteiligung eines chinesischen Staatsunternehmens – sondern in Eigenregie in China tätig zu werden. Zhu Min, der Vorsitzende des Nationalen chinesischen Institutes für Finanzforschung, sitzt nicht nur zusammen mit Klaus Schwab und Larry Fink im Vorstand des WEF (1), sondern auch im Führungsgremium des vom WEF ins Leben gerufenen Digital Currency Governance Consortium. (2)
Der Präsident der südafrikanischen Zentralbank war von 2018 bis 2021 als Berater für den Internationalen Währungsfonds tätig. Roberto Campos Neto, Chef der brasilianischen Zentralbank, sitzt im Vorstand der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (3). Und Russlands Zentralbankchefin Nabiullina hat während ihrer ersten Amtszeit mit der Schließung von ca. 400 Banken für den größten Konzentrationsprozess im russischen Bankgewerbe gesorgt.
Es ist eine fatale Illusion zu glauben, dass die Welt sich auf dem Weg in einen Zustand der Multipolarität befindet. Genau das Gegenteil ist der Fall: Der digital-finanzielle Komplex versucht zurzeit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, der gesamten Welt das neue, in seinem Interesse programmierbare Geld aufzuzwingen. Um von diesem vermutlich autoritärsten Projekt in der Geschichte der Menschheit abzulenken, verbreitet er Fehlinformationen wie die, dass wir uns auf dem Weg in eine multipolare Welt befinden.
Wird er mit dieser Strategie Erfolg haben?
Da wir es zurzeit mit einer schwelenden Bankenkrise zu tun haben und zudem auf Grund der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz vor einer globalen Welle der Massenarbeitslosigkeit stehen, könnte es dem digital-finanziellen Komplex gelingen, das neue Geld zum Beispiel in Form des universellen Grundeinkommens oder einer Entschädigung von Opfern von Bankencrashs einzuführen und ihm sogar einen positiven Anstrich zu geben.
Es wird sich jedoch sehr schnell zeigen, dass das neue Geld auf Dauer nicht funktionieren kann, weil es nicht auf physischen Werten, sondern auf der Akzeptanz von Datensätzen basiert, die zentral gesteuert werden und daher grenzenlos manipulierbar sind. Es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf direktem Weg in eine nicht zu kontrollierende Inflation, anschließend als Gegenreaktion zu staatlichen Preiskontrollen und daraufhin zu Einbrüchen bei der Produktion und damit zu sozialen Unruhen führen.
Vermeiden wird sich diese Entwicklung aller Voraussicht nach nicht lassen, da die meisten Menschen keinen Widerstand leisten werden, weil sie das neue Geld und seine Wirkungsweise ebenso wenig verstehen wie herkömmliches Geld.
Aber der Schlüssel für unsere Zukunft liegt in der auf die Einführung folgenden Periode: Die verheerenden Auswirkungen der CBDCs werden immer mehr Menschen am neuen System zweifeln und mit denen brechen lassen, die seine Folgen zu verantworten haben, und so den idealen Nährboden für eine umfassende Aufklärungskampagne und eine historische Kurskorrektur bereiten. Wo wir schlussendlich landen, wird davon abhängen, ob wir diese Chance nutzen oder nicht.
Fußnoten:
(1) https://www.weforum.org/about/leadership-and-governance
(2) https://www.weforum.org/communities/digital-currency-governance-consortium
(3) https://www.bis.org/about/board.htm
Erstveröffentlichung am 22. Mai 2023 bei apolut
Siehe auch:
Debatte: Stellungnahme zu Ernst Wolffs Artikel "Das Märchen von der multipolaren Welt"
Ergänzung durch global-politische Analyse vonnöten
Von Irene Eckert
NRhZ 813 vom 22.06.2023
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28676
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