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Kultur und Wissen
Erzieher müssen eine Generation heranbilden, die eine neue, menschliche Sozialordnung verwirklichen kann
Zukunftsgestaltung mit der Jugend als Vorreiter?
Von Rudolf Hänsel
Ein Artikel in der linken deutschen Tageszeitung „Junge Welt“ vom 09.11.2023 über die Weltjugendkonferenz in Paris mit dem Titel: „Die Jugend muss eine Vorreiterrolle übernehmen“ (1) veranlasste mich als Vater, ehemaligen Lehrer und Psychologen, die Frage zu stellen, wie die Jugend in die Lage kommen kann, bei der Gestaltung der Zukunft eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Da sich die Charaktereigenschaften des Menschen bereits in der Kindheit entwickeln, müssen Erzieher ausgebildet werden, die in der Lage sind, eine Generation heranzubilden, die eine neue und menschliche Sozialordnung realisieren kann. Da sich junge Menschen oft darüber beschweren, dass die Eltern sie nicht verstehen und sie ihnen deshalb grollen, ist es von großer Bedeutung, dass beide Generationen miteinander versöhnt werden. Das geschieht am erfolgreichsten in einer Psychotherapie. In kleinen Schritten wird die Jugend dann ihre Kompetenzen entwickeln und in die Lage kommen, die Zukunft zusammen mit den Erwachsenen zu gestalten.
„Die Jugend muss eine Vorreiterrolle übernehmen“
Im Artikel der „Jungen Welt“, einem Gespräch mit dem Moderator der Weltjugendkonferenz Rafael Vergara heißt es, dass Delegierte aus über 60 Ländern auf der Weltjugendkonferenz in Paris aktuelle Krisen sowie Wege nach vorne diskutierten. 400 Jugendliche seien bis zum 5. November dem Aufruf des Netzwerks „Youth Writing History“ gefolgt und hätten Antworten auf die Krisen und Kriege unserer Zeit gesucht.
Auf die Frage „Wie geht es weiter?“ antwortete Moderator Vergara unter anderem:
„Langfristig wollen wir ein globales Netzwerk der internationalistischen Zusammenarbeit etablieren. (…). Wir denken, dass die Jugend, als dynamische Kraft der Gesellschaft, dabei eine Vorreiterrolle übernehmen muss. Der Aufbau einer anderen Welt darf nicht auf morgen verschoben werden, sondern wir wollen im Hier und Jetzt am Aufbau eines freien Lebens arbeiten.“ (2)
Ein schönes Ziel, doch stellt sich die Frage, wie die Jugend in die Lage kommen kann, bei der Gestaltung der Zukunft eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Da sich der Charakter der Menschen in der Kindheit entwickelt, ginge es darum, Erzieher auszubilden, die fähig sind, eine Generation mit dem Ziel der Verwirklichung einer neuen, menschlichen Sozialordnung heranzubilden. Das hat bisher gefehlt.
Erzieher befähigen, eine Generation heranzubilden, die neue, menschliche Sozialordnung verwirklich kann
Dass die Charakterstruktur des Menschen durch seine Erlebnisse und Eindrücke in der Kindheit vorherbestimmt wird, ist eine Entdeckung der Tiefenpsychologie. Es sind die Familienatmosphäre und die erzieherische Haltung der Eltern, die die Charakterbildung des Kindes weitgehend bestimmen. Sie formen den seelischen Horizont, der dem Kind frühzeitig eine bestimmte Haltung gegenüber sich selbst und den Mitmenschen nahelegt. Diese aus der Familiensituation entsprungenen Charakterzüge bleiben größtenteils unbewusst.
Charaktereigenschaften sind nicht etwas Angeborenes und Unveränderliches, sondern lediglich das Ergebnis zahlloser Kindheitserlebnisse. Dabei haben die Persönlichkeit der Eltern und ihr erzieherisches Verhalten den allergrößten Einfluss. Es ginge also darum, Eltern und Unterrichtende aufzuklären und sie zu einer gewaltlosen und vernunftgemäßen Erziehung ihrer Kinder und Schüler zu führen.
Aufgabe der Erzieher ist es, Menschen zu bilden, die fähig sind, unabhängige, mutige und gemeinschaftliche Persönlichkeiten zu werden. Es ist in erster Linie die Qualität dieser Beziehung, die den jungen Menschen befähigt, den pädagogischen Absichten des Erziehers zu folgen.
Neue, menschliche Sozialordnung
Eine neue und menschliche Sozialordnung muss auf den Prinzipien der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit aufgebaut werden.
„Freiheit“ bedeutet konsequente Anwendung des freiheitlichen Prinzips im menschlichen Zusammenleben. Jegliche Über- und Unterordnung widerspricht dem freiheitlichen Prinzip. Freiheit bedeutet Selbstbestimmung des Menschen. Das heißt, sein ganzes Tun und Trachten ist das Ergebnis seiner eigenen Wünsche. Er gestaltet sein Leben, seine Beziehungen zu den Mitmenschen und die gesellschaftliche Organisation selbst.
Herrscht das autoritäre Prinzip vor, dann wird das Verhalten des Menschen durch Befehle, Sanktionen und Strafen erzwungen. Im freiheitlichen Zusammenleben ist die Kommunikation das Mittel der Verständigung.
Die Freiheit ist ein Bedürfnis der menschlichen Natur. Üben Eltern und Lehrkräfte Druck und Zwang aus, kann das Kind in seiner Hilflosigkeit und Abhängigkeit keine gesunde Beziehung einüben: Misstrauen, Angst, Unter- und Überordnung sind dann die Resultate.
Gleichheit und Brüderlichkeit sind ebenfalls grundlegende Bestandteile der neuen menschlichen Sozialordnung (3).
Jugend braucht politische und psychologische Bildung
Die Menschen werden von allen Institutionen – angefangen von der Erziehung zuhause, von der Kinderstube bis hinauf zur Rekrutenschule und das „Feld der Ehre“ – so programmiert, dass sie dann alles machen, was die anderen, die Machthaber von ihm wollen. Das ist bewusstes Programm.
Deshalb ist es wichtig, dass der Jugend insbesondere in der Schule politische Bildung vermittelt wird; dass sie zum Beispiel erfährt, dass alle Kriege ein gutes Geschäft sind und in der Politik nichts zufällig passiert. Wenn es passiert, kann man darauf wetten, dass es so geplant war.
Hinzu kommt die psychologische Bildung. In Familie und Schule sollte dem jungen Menschen vermittelt werden, wie er seine Probleme lösen soll und kann. Wichtig ist sein Lebensgefühl, seine Meinung über sich selbst, über seine Kameradinnen und Kameraden sowie seine Meinung über die Gemeinde und den Staat.
Jugend nicht für politische Propaganda einspannen
Junge Menschen, die als Schüler eigentlich lernen und sich bemühen sollen, dass sie in der Schule vorankommen, dürfen nicht für politische Propaganda eingespannt werden. Ganz egal, wozu sie aufgerufen werden: ob sie Flugblätter verteilen oder demonstrieren sollen. Kinder und junge Leute dürfen für politische Zwecke nicht missbraucht werden.
Ursachen der Jugendverwahrlosung
In Berichten über verwahrloste Jugendliche taucht oftmals der Begriff „Psychopathie“ auf. Damit soll angedeutet werden, dass die jungen Menschen, die in irgendeiner Weise aus dem Rahmen fallen, an angeborenen Persönlichkeitsdeformationen leiden. Diese Auffassung ist jedoch als irrtümlich und oberflächlich erkannt worden.
Die wichtigste Quelle der Jugendverwahrlosung ist die seelische Heimatlosigkeit im Kindesalter. Man weiß heute, welche ungeheure Bedeutung dem kindlichen Geborgenheitsgefühl für die Entwicklung des Menschen zukommt. Das Menschenkind ist mehr als alle anderen Lebewesen liebesbedürftig. Es braucht Schutz und freundliche Führung, um in die äußerst komplizierte Menschenwelt hineinwachsen zu können.
Wo es im Erwachsenen frühzeitig infolge seiner Lieblosigkeit oder Unzuverlässigkeit den „Gegenspieler“ erkennt, schließt es sich von seiner Umwelt ab und verfällt einer Isoliertheit, die von einer verständnislosen Umgebung in ihrer Tragweite kaum erkannt wird.
Versöhnung der Kinder mit den Eltern
Bereits im Jahr 1927 schrieb der Individualpsychologe Alfred Adler im Buch „Menschenkenntnis“ über Klagen von Eltern und Kindern:
„Es ist eine oft hervorgehobene und empfindliche Tatsache, dass die Menschen aneinander vorübergehen und vorüberreden, den Zusammenschluss nicht finden können, weil sie sich fremd gegenüberstehen, nicht nur im weiteren Rahmen einer Gesellschaft, sondern sogar im engeren Kreis der Familie.
Nichts tritt uns öfter entgegen als Klagen von Eltern, die ihre Kinder nicht verstehen, und von Kindern, dass sie von den Eltern nicht verstanden würden. (…).
Die Menschen würden viel besser zusammenleben, wenn die Menschenkenntnis größer wäre, weil gewisse störende Formen des Zusammenlebens wegfielen, die heute nur deshalb möglich sind, weil wir einander nicht kennen und so der Gefahr ausgesetzt sind, uns durch Äusserlichkeiten täuschen zu lassen und auf Verstellungen anderer hineinfallen.“ (4)
Die Lehre Adlers (1870-1937) ist zu einem Grundpfeiler der Tiefenpsychologie geworden und heute aus der psychologischen Forschung nicht mehr wegzudenken, auch wenn die Individualpsychologie nur teilweise die Anerkennung gefunden hat, die sie tatsächlich verdient und die sie auch für ihre bahnbrechenden Errungenschaften beanspruchen darf.
In dem Moment, wenn wir als Kinder den Eltern grollen, sind wir im Unrecht, dann wissen wir nicht Bescheid.
In der Regel ist es die erste Aufgabe, wenn ein Mensch in die Psychotherapie kommt, dass er mit seiner Situation – zum Beispiel mit seinen Eltern – versöhnt wird. Der junge Mensch fühlt sich oft von ihnen beleidigt und grollt ihnen, weil sie ihm angeblich Unrecht getan haben. Sie haben ihn zum Beispiel geschlagen oder ihm einen Knäuel Dummheiten vermittelt.
Aufgabe der Psychotherapie ist es, das zu beheben und ihn mit den Eltern zu versöhnen. Er muss einsehen, dass man die Eltern nicht verantwortlich machen kann, weil sie ebenfalls im Stich gelassen und nicht informiert wurden. Sie haben nicht gewusst, wie sie ihr Kind unterrichten, informieren sollen. Die Menschen werden dann einsehen, dass die Eltern auch die „armen Teufel“ waren.
Mit Besonnenheit und Ausdauer kommt die Jugend in die Lage, in kleinen Schritten ihre Kompetenzen zu entwickeln
In meinem Buch „Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Psychologen Friedrich Liebling und seiner freiheitlichen Psychotherapie“ schrieb ich auf Seite 35f.:
„Meines Erachtens stehen junge Menschen im Laufe ihrer Entwicklung vor vielfältigen Anforderungen, die sie in der Regel gut bewältigen. Um die Lebensaufgaben mutig angehen zu können, sind Heranwachsende jedoch auf die Einbettung in eine haltgebende Umwelt als Lebenswelt und eine einbettende Kultur angewiesen.
Halt und Orientierung erfahren sie, wenn die Familie Wertvorstellungen und Tugenden vermittelt, die in den gesellschaftlichen Institutionen wie Kindergarten und Schule verstärkt und konsequent durchgesetzt werden. Zu nennen sind: Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Friedensfähigkeit, Toleranz, Gemeinschaftssinn, Konfliktfähigkeit und Kompromissbereitschaft.
Damit sich diese sozialen Werthaltungen und Tugenden im Heranwachsenden festigen, ist praktische Teilnahme an sozialen Aktivitäten unerlässlich. Ich glaube an die Jugend, an ihre Lernfähigkeit, ihre Kreativität, ihre Einfühlsamkeit, ihr Verantwortungsgefühl, ihre Einsichtsfähigkeit und ihre Bereitschaft zur Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen. Meistens fehlt jungen Menschen nur etwas Besonnenheit und Ausdauer, damit sie in kleinen Schritten ihre Kompetenzen entwickeln können.“ (5)
Literatur:
(1) http://www.jungewelt.de/artikel/462752.die-jugend-der-welt-in-paris-die-jugend-muss-eine-vorreiterrolle-übernehmen.html
(2) A. a. O.
(3) Hänsel, Rudolf (2023). Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Psychologen Friedrich Liebling und seiner freiheitlichen Psychotherapie. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia
(4) Liebling, Friedrich (1992), Aufsätze. Verlag Menschenkenntnis. Zürich
(5) Hänsel, Rudolf (2023). Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Psychologen Friedrich Liebling und seiner freiheitlichen Psychotherapie. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia, S. 35f.
English version
Educators must raise a generation that can realise a new, humane social order
How Can Young People Play a Pioneering Role in Shaping the Future?
By Dr. Rudolf Hänsel
An article in the left-wing German daily newspaper "Junge Welt" on 9 November 2023 about the World Youth Conference in Paris entitled: "Young people must take on a pioneering role" (1) prompted me, as a father, former teacher and psychologist, to ask how young people can take on a pioneering role in shaping the future. Since human character traits are developed in childhood, educators must be trained who are capable of raising a generation that can realise a new and humane social order. Since young people often complain that their parents do not understand them and therefore resent them, it is of great importance that both generations are reconciled with each other. This is most successfully achieved through psychotherapy. In small steps, young people will then develop their skills and be able to shape the future together with adults.
"Young people must take on a pioneering role"
The article in "Junge Welt", an interview with the moderator of the World Youth Conference Rafael Vergara, states that delegates from over 60 countries discussed current crises and ways forward at the World Youth Conference in Paris. By 5 November, 400 young people had responded to the call of the "Youth Writing History" network and sought answers to the crises and wars of our time.
In response to the question "Where do we go from here?", moderator Vergara replied, among other things:
"In the long term, we want to establish a global network of internationalist co-operation. (...). We believe that young people, as a dynamic force in society, must play a pioneering role in this. The construction of a different world must not be postponed until tomorrow, but we want to work on building a free life in the here and now." (2)
A fine goal, but the question arises as to how young people can take on a pioneering role in shaping the future.
Since people's character develops in childhood, it is important to train educators who are capable of raising a generation with the aim of realising a new, humane social order. This has been lacking until now.
Enabling educators to raise a generation that can realise a new, human social order
The fact that a person's character structure is predetermined by their experiences and impressions in childhood is a discovery of depth psychology. It is the family atmosphere and the educational attitude of the parents that largely determine the formation of the child's character. They shape the mental horizon that suggests a certain attitude towards oneself and others to the child at an early age. These character traits, which arise from the family situation, remain largely unconscious.
Character traits are not something innate and unchangeable, but merely the result of countless childhood experiences. The personality of the parents and their educational behaviour have the greatest influence. It is therefore a matter of educating parents and teachers and guiding them towards a non-violent and rational upbringing of their children and pupils.
The task of educators is to form people who are capable of becoming independent, courageous and communal personalities. It is first and foremost the quality of this relationship that enables the young person to follow the educator's pedagogical intentions.
New, humane social order
A new and humane social order must be built on the principles of freedom, equality and fraternity.
"Freedom" means the consistent application of the principle of freedom in human coexistence. Any subordination and subordination contradicts the principle of freedom. Freedom means human self-determination. This means that all his actions and endeavours are the result of his own wishes. He shapes his life, his relationships with his fellow human beings and the organisation of society himself.
If the authoritarian principle prevails, then people's behaviour is enforced by orders, sanctions and punishments. In a free society, communication is the means of understanding.
Freedom is a need of human nature. If parents and teachers exert pressure and coercion, the child cannot develop a healthy relationship in its helplessness and dependence: Mistrust, fear, subordination and superordination are then the results.
Equality and fraternity are also fundamental components of the new human social order (3).
Young people need political and psychological education
People are programmed by all institutions - starting with education at home, from nursery school right up to recruitment school and the "field of honour" - in such a way that they then do everything that the others, those in power, want them to do. This is a conscious programme.
That's why it's important that young people are taught political education, especially at school; that they learn, for example, that all wars are good business and that nothing happens by chance in politics. If it happens, you can bet that it was planned that way.
Then there is psychological education. In the family and at school, young people should be taught how they should and can solve their problems. What is important is their attitude to life, their opinion of themselves, their comrades and their opinion of the community and the state.
Do not use young people for political propaganda
Young people who are supposed to be learning and endeavouring to make progress at school must not be used for political propaganda. No matter what they are called upon to do, whether it is to distribute leaflets or demonstrate. Children and young people must not be misused for political purposes.
Causes of youth neglect
The term "psychopathy" is often used in reports about neglected young people. This is intended to imply that young people who fall out of line in some way suffer from congenital personality deformities. However, this view has been recognised as erroneous and superficial.
The most important source of youth neglect is emotional homelessness in childhood. Today we know the enormous importance of the child's sense of security for human development. The human child is more in need of love than any other living being. It needs protection and friendly guidance in order to grow into the extremely complicated human world.
Where it recognises the "antagonist" in the adult at an early stage as a result of his unkindness or unreliability, it closes itself off from its environment and falls into an isolation that is barely recognised in its extent by an uncomprehending environment.
Reconciliation of children with their parents
As early as 1927, the individual psychologist Alfred Adler wrote about the complaints of parents and children in his book "Knowledge of Man":
"It is an often emphasised and sensitive fact that people pass each other by and talk past each other, cannot find union because they are strangers to each other, not only in the wider framework of a society, but even in the narrower circle of the family.
Nothing is more common than complaints from parents who do not understand their children, and from children that they are not understood by their parents. (...).
People would live together much better if there were greater knowledge of human nature, because certain disturbing forms of coexistence would no longer exist, which are only possible today because we do not know each other and are thus exposed to the danger of being deceived by outward appearances and falling for the pretences of others." (4)
Adler's teachings (1870-1937) have become a cornerstone of depth psychology and today it is impossible to imagine psychological research without them, even if individual psychology has only partially received the recognition it actually deserves and which it can claim for its ground-breaking achievements.
The moment we, as children, resent our parents, we are in the wrong, we are not in the know.
As a rule, the first task when a person comes into psychotherapy is to reconcile them with their situation - for example with their parents. The young person often feels insulted by them and resents them because they have allegedly done him wrong. For example, they have hit him or taught him a bunch of stupid things.
The task of psychotherapy is to remedy this and reconcile him with his parents. He must realise that the parents cannot be blamed because they were also let down and not informed. They did not know how to teach or inform their child. People will then realise that the parents were also the "poor devils".
With prudence and perseverance, young people are able to develop their competences in small steps
In my book "Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Insights from my encounter with the psychologist Friedrich Liebling and his liberal psychotherapy", I wrote on page 35f:
"In my opinion, young people face a variety of challenges in the course of their development, which they generally cope with well. However, in order to be able to tackle life's tasks with courage, adolescents are dependent on being embedded in a supportive environment as a living world and an embedding culture.
They experience support and orientation when the family conveys values and virtues that are reinforced and consistently enforced in social institutions such as kindergarten and school. These include: Humanity, justice, truth, peaceableness, tolerance, a sense of community, the ability to deal with conflict and the willingness to compromise.
Practical participation in social activities is essential to consolidate these social values and virtues in adolescents. I believe in young people, in their ability to learn, their creativity, their empathy, their sense of responsibility, their insightfulness and their willingness to change their attitudes and behaviour. In most cases, all young people need is a little prudence and perseverance so that they can develop their skills in small steps." (5)
Literature:
(1) http://www.jungewelt.de/artikel/462752.die-jugend-der-welt-in-paris-die-jugend-muss-eine-vorreiterrolle-übernehmen.html
(2) A. a. O.
(3) Hänsel, Rudolf (2023). Making the results of psychological research your own! Insights from an encounter with the psychologist Friedrich Liebling and his liberal psychotherapy. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia
(4) Liebling, Friedrich (1992), Essays. Publisher Menschenkenntnis. Zurich
(5) Hänsel, Rudolf (2023). Making the results of psychological research your own! Insights from an encounter with the psychologist Friedrich Liebling and his liberal psychotherapy. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia, p. 35f.
Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer in der Erwachsenenbildung. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden.
Dr Rudolf Lothar Hänsel is a school rector, educationalist and qualified psychologist. After his university studies, he became an academic teacher in adult education. As a pensioner, he worked as a psychotherapist in his own practice. In his books and specialist articles, he calls for a conscious ethical and moral education of values as well as an education for public spirit and peace.
Online-Flyer Nr. 822 vom 01.12.2023
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Kultur und Wissen
Erzieher müssen eine Generation heranbilden, die eine neue, menschliche Sozialordnung verwirklichen kann
Zukunftsgestaltung mit der Jugend als Vorreiter?
Von Rudolf Hänsel
Ein Artikel in der linken deutschen Tageszeitung „Junge Welt“ vom 09.11.2023 über die Weltjugendkonferenz in Paris mit dem Titel: „Die Jugend muss eine Vorreiterrolle übernehmen“ (1) veranlasste mich als Vater, ehemaligen Lehrer und Psychologen, die Frage zu stellen, wie die Jugend in die Lage kommen kann, bei der Gestaltung der Zukunft eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Da sich die Charaktereigenschaften des Menschen bereits in der Kindheit entwickeln, müssen Erzieher ausgebildet werden, die in der Lage sind, eine Generation heranzubilden, die eine neue und menschliche Sozialordnung realisieren kann. Da sich junge Menschen oft darüber beschweren, dass die Eltern sie nicht verstehen und sie ihnen deshalb grollen, ist es von großer Bedeutung, dass beide Generationen miteinander versöhnt werden. Das geschieht am erfolgreichsten in einer Psychotherapie. In kleinen Schritten wird die Jugend dann ihre Kompetenzen entwickeln und in die Lage kommen, die Zukunft zusammen mit den Erwachsenen zu gestalten.
„Die Jugend muss eine Vorreiterrolle übernehmen“
Im Artikel der „Jungen Welt“, einem Gespräch mit dem Moderator der Weltjugendkonferenz Rafael Vergara heißt es, dass Delegierte aus über 60 Ländern auf der Weltjugendkonferenz in Paris aktuelle Krisen sowie Wege nach vorne diskutierten. 400 Jugendliche seien bis zum 5. November dem Aufruf des Netzwerks „Youth Writing History“ gefolgt und hätten Antworten auf die Krisen und Kriege unserer Zeit gesucht.
Auf die Frage „Wie geht es weiter?“ antwortete Moderator Vergara unter anderem:
„Langfristig wollen wir ein globales Netzwerk der internationalistischen Zusammenarbeit etablieren. (…). Wir denken, dass die Jugend, als dynamische Kraft der Gesellschaft, dabei eine Vorreiterrolle übernehmen muss. Der Aufbau einer anderen Welt darf nicht auf morgen verschoben werden, sondern wir wollen im Hier und Jetzt am Aufbau eines freien Lebens arbeiten.“ (2)
Ein schönes Ziel, doch stellt sich die Frage, wie die Jugend in die Lage kommen kann, bei der Gestaltung der Zukunft eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Da sich der Charakter der Menschen in der Kindheit entwickelt, ginge es darum, Erzieher auszubilden, die fähig sind, eine Generation mit dem Ziel der Verwirklichung einer neuen, menschlichen Sozialordnung heranzubilden. Das hat bisher gefehlt.
Erzieher befähigen, eine Generation heranzubilden, die neue, menschliche Sozialordnung verwirklich kann
Dass die Charakterstruktur des Menschen durch seine Erlebnisse und Eindrücke in der Kindheit vorherbestimmt wird, ist eine Entdeckung der Tiefenpsychologie. Es sind die Familienatmosphäre und die erzieherische Haltung der Eltern, die die Charakterbildung des Kindes weitgehend bestimmen. Sie formen den seelischen Horizont, der dem Kind frühzeitig eine bestimmte Haltung gegenüber sich selbst und den Mitmenschen nahelegt. Diese aus der Familiensituation entsprungenen Charakterzüge bleiben größtenteils unbewusst.
Charaktereigenschaften sind nicht etwas Angeborenes und Unveränderliches, sondern lediglich das Ergebnis zahlloser Kindheitserlebnisse. Dabei haben die Persönlichkeit der Eltern und ihr erzieherisches Verhalten den allergrößten Einfluss. Es ginge also darum, Eltern und Unterrichtende aufzuklären und sie zu einer gewaltlosen und vernunftgemäßen Erziehung ihrer Kinder und Schüler zu führen.
Aufgabe der Erzieher ist es, Menschen zu bilden, die fähig sind, unabhängige, mutige und gemeinschaftliche Persönlichkeiten zu werden. Es ist in erster Linie die Qualität dieser Beziehung, die den jungen Menschen befähigt, den pädagogischen Absichten des Erziehers zu folgen.
Neue, menschliche Sozialordnung
Eine neue und menschliche Sozialordnung muss auf den Prinzipien der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit aufgebaut werden.
„Freiheit“ bedeutet konsequente Anwendung des freiheitlichen Prinzips im menschlichen Zusammenleben. Jegliche Über- und Unterordnung widerspricht dem freiheitlichen Prinzip. Freiheit bedeutet Selbstbestimmung des Menschen. Das heißt, sein ganzes Tun und Trachten ist das Ergebnis seiner eigenen Wünsche. Er gestaltet sein Leben, seine Beziehungen zu den Mitmenschen und die gesellschaftliche Organisation selbst.
Herrscht das autoritäre Prinzip vor, dann wird das Verhalten des Menschen durch Befehle, Sanktionen und Strafen erzwungen. Im freiheitlichen Zusammenleben ist die Kommunikation das Mittel der Verständigung.
Die Freiheit ist ein Bedürfnis der menschlichen Natur. Üben Eltern und Lehrkräfte Druck und Zwang aus, kann das Kind in seiner Hilflosigkeit und Abhängigkeit keine gesunde Beziehung einüben: Misstrauen, Angst, Unter- und Überordnung sind dann die Resultate.
Gleichheit und Brüderlichkeit sind ebenfalls grundlegende Bestandteile der neuen menschlichen Sozialordnung (3).
Jugend braucht politische und psychologische Bildung
Die Menschen werden von allen Institutionen – angefangen von der Erziehung zuhause, von der Kinderstube bis hinauf zur Rekrutenschule und das „Feld der Ehre“ – so programmiert, dass sie dann alles machen, was die anderen, die Machthaber von ihm wollen. Das ist bewusstes Programm.
Deshalb ist es wichtig, dass der Jugend insbesondere in der Schule politische Bildung vermittelt wird; dass sie zum Beispiel erfährt, dass alle Kriege ein gutes Geschäft sind und in der Politik nichts zufällig passiert. Wenn es passiert, kann man darauf wetten, dass es so geplant war.
Hinzu kommt die psychologische Bildung. In Familie und Schule sollte dem jungen Menschen vermittelt werden, wie er seine Probleme lösen soll und kann. Wichtig ist sein Lebensgefühl, seine Meinung über sich selbst, über seine Kameradinnen und Kameraden sowie seine Meinung über die Gemeinde und den Staat.
Jugend nicht für politische Propaganda einspannen
Junge Menschen, die als Schüler eigentlich lernen und sich bemühen sollen, dass sie in der Schule vorankommen, dürfen nicht für politische Propaganda eingespannt werden. Ganz egal, wozu sie aufgerufen werden: ob sie Flugblätter verteilen oder demonstrieren sollen. Kinder und junge Leute dürfen für politische Zwecke nicht missbraucht werden.
Ursachen der Jugendverwahrlosung
In Berichten über verwahrloste Jugendliche taucht oftmals der Begriff „Psychopathie“ auf. Damit soll angedeutet werden, dass die jungen Menschen, die in irgendeiner Weise aus dem Rahmen fallen, an angeborenen Persönlichkeitsdeformationen leiden. Diese Auffassung ist jedoch als irrtümlich und oberflächlich erkannt worden.
Die wichtigste Quelle der Jugendverwahrlosung ist die seelische Heimatlosigkeit im Kindesalter. Man weiß heute, welche ungeheure Bedeutung dem kindlichen Geborgenheitsgefühl für die Entwicklung des Menschen zukommt. Das Menschenkind ist mehr als alle anderen Lebewesen liebesbedürftig. Es braucht Schutz und freundliche Führung, um in die äußerst komplizierte Menschenwelt hineinwachsen zu können.
Wo es im Erwachsenen frühzeitig infolge seiner Lieblosigkeit oder Unzuverlässigkeit den „Gegenspieler“ erkennt, schließt es sich von seiner Umwelt ab und verfällt einer Isoliertheit, die von einer verständnislosen Umgebung in ihrer Tragweite kaum erkannt wird.
Versöhnung der Kinder mit den Eltern
Bereits im Jahr 1927 schrieb der Individualpsychologe Alfred Adler im Buch „Menschenkenntnis“ über Klagen von Eltern und Kindern:
„Es ist eine oft hervorgehobene und empfindliche Tatsache, dass die Menschen aneinander vorübergehen und vorüberreden, den Zusammenschluss nicht finden können, weil sie sich fremd gegenüberstehen, nicht nur im weiteren Rahmen einer Gesellschaft, sondern sogar im engeren Kreis der Familie.
Nichts tritt uns öfter entgegen als Klagen von Eltern, die ihre Kinder nicht verstehen, und von Kindern, dass sie von den Eltern nicht verstanden würden. (…).
Die Menschen würden viel besser zusammenleben, wenn die Menschenkenntnis größer wäre, weil gewisse störende Formen des Zusammenlebens wegfielen, die heute nur deshalb möglich sind, weil wir einander nicht kennen und so der Gefahr ausgesetzt sind, uns durch Äusserlichkeiten täuschen zu lassen und auf Verstellungen anderer hineinfallen.“ (4)
Die Lehre Adlers (1870-1937) ist zu einem Grundpfeiler der Tiefenpsychologie geworden und heute aus der psychologischen Forschung nicht mehr wegzudenken, auch wenn die Individualpsychologie nur teilweise die Anerkennung gefunden hat, die sie tatsächlich verdient und die sie auch für ihre bahnbrechenden Errungenschaften beanspruchen darf.
In dem Moment, wenn wir als Kinder den Eltern grollen, sind wir im Unrecht, dann wissen wir nicht Bescheid.
In der Regel ist es die erste Aufgabe, wenn ein Mensch in die Psychotherapie kommt, dass er mit seiner Situation – zum Beispiel mit seinen Eltern – versöhnt wird. Der junge Mensch fühlt sich oft von ihnen beleidigt und grollt ihnen, weil sie ihm angeblich Unrecht getan haben. Sie haben ihn zum Beispiel geschlagen oder ihm einen Knäuel Dummheiten vermittelt.
Aufgabe der Psychotherapie ist es, das zu beheben und ihn mit den Eltern zu versöhnen. Er muss einsehen, dass man die Eltern nicht verantwortlich machen kann, weil sie ebenfalls im Stich gelassen und nicht informiert wurden. Sie haben nicht gewusst, wie sie ihr Kind unterrichten, informieren sollen. Die Menschen werden dann einsehen, dass die Eltern auch die „armen Teufel“ waren.
Mit Besonnenheit und Ausdauer kommt die Jugend in die Lage, in kleinen Schritten ihre Kompetenzen zu entwickeln
In meinem Buch „Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Psychologen Friedrich Liebling und seiner freiheitlichen Psychotherapie“ schrieb ich auf Seite 35f.:
„Meines Erachtens stehen junge Menschen im Laufe ihrer Entwicklung vor vielfältigen Anforderungen, die sie in der Regel gut bewältigen. Um die Lebensaufgaben mutig angehen zu können, sind Heranwachsende jedoch auf die Einbettung in eine haltgebende Umwelt als Lebenswelt und eine einbettende Kultur angewiesen.
Halt und Orientierung erfahren sie, wenn die Familie Wertvorstellungen und Tugenden vermittelt, die in den gesellschaftlichen Institutionen wie Kindergarten und Schule verstärkt und konsequent durchgesetzt werden. Zu nennen sind: Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Friedensfähigkeit, Toleranz, Gemeinschaftssinn, Konfliktfähigkeit und Kompromissbereitschaft.
Damit sich diese sozialen Werthaltungen und Tugenden im Heranwachsenden festigen, ist praktische Teilnahme an sozialen Aktivitäten unerlässlich. Ich glaube an die Jugend, an ihre Lernfähigkeit, ihre Kreativität, ihre Einfühlsamkeit, ihr Verantwortungsgefühl, ihre Einsichtsfähigkeit und ihre Bereitschaft zur Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen. Meistens fehlt jungen Menschen nur etwas Besonnenheit und Ausdauer, damit sie in kleinen Schritten ihre Kompetenzen entwickeln können.“ (5)
Literatur:
(1) http://www.jungewelt.de/artikel/462752.die-jugend-der-welt-in-paris-die-jugend-muss-eine-vorreiterrolle-übernehmen.html
(2) A. a. O.
(3) Hänsel, Rudolf (2023). Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Psychologen Friedrich Liebling und seiner freiheitlichen Psychotherapie. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia
(4) Liebling, Friedrich (1992), Aufsätze. Verlag Menschenkenntnis. Zürich
(5) Hänsel, Rudolf (2023). Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Erkenntnisse aus der Begegnung mit dem Psychologen Friedrich Liebling und seiner freiheitlichen Psychotherapie. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia, S. 35f.
English version
Educators must raise a generation that can realise a new, humane social order
How Can Young People Play a Pioneering Role in Shaping the Future?
By Dr. Rudolf Hänsel
An article in the left-wing German daily newspaper "Junge Welt" on 9 November 2023 about the World Youth Conference in Paris entitled: "Young people must take on a pioneering role" (1) prompted me, as a father, former teacher and psychologist, to ask how young people can take on a pioneering role in shaping the future. Since human character traits are developed in childhood, educators must be trained who are capable of raising a generation that can realise a new and humane social order. Since young people often complain that their parents do not understand them and therefore resent them, it is of great importance that both generations are reconciled with each other. This is most successfully achieved through psychotherapy. In small steps, young people will then develop their skills and be able to shape the future together with adults.
"Young people must take on a pioneering role"
The article in "Junge Welt", an interview with the moderator of the World Youth Conference Rafael Vergara, states that delegates from over 60 countries discussed current crises and ways forward at the World Youth Conference in Paris. By 5 November, 400 young people had responded to the call of the "Youth Writing History" network and sought answers to the crises and wars of our time.
In response to the question "Where do we go from here?", moderator Vergara replied, among other things:
"In the long term, we want to establish a global network of internationalist co-operation. (...). We believe that young people, as a dynamic force in society, must play a pioneering role in this. The construction of a different world must not be postponed until tomorrow, but we want to work on building a free life in the here and now." (2)
A fine goal, but the question arises as to how young people can take on a pioneering role in shaping the future.
Since people's character develops in childhood, it is important to train educators who are capable of raising a generation with the aim of realising a new, humane social order. This has been lacking until now.
Enabling educators to raise a generation that can realise a new, human social order
The fact that a person's character structure is predetermined by their experiences and impressions in childhood is a discovery of depth psychology. It is the family atmosphere and the educational attitude of the parents that largely determine the formation of the child's character. They shape the mental horizon that suggests a certain attitude towards oneself and others to the child at an early age. These character traits, which arise from the family situation, remain largely unconscious.
Character traits are not something innate and unchangeable, but merely the result of countless childhood experiences. The personality of the parents and their educational behaviour have the greatest influence. It is therefore a matter of educating parents and teachers and guiding them towards a non-violent and rational upbringing of their children and pupils.
The task of educators is to form people who are capable of becoming independent, courageous and communal personalities. It is first and foremost the quality of this relationship that enables the young person to follow the educator's pedagogical intentions.
New, humane social order
A new and humane social order must be built on the principles of freedom, equality and fraternity.
"Freedom" means the consistent application of the principle of freedom in human coexistence. Any subordination and subordination contradicts the principle of freedom. Freedom means human self-determination. This means that all his actions and endeavours are the result of his own wishes. He shapes his life, his relationships with his fellow human beings and the organisation of society himself.
If the authoritarian principle prevails, then people's behaviour is enforced by orders, sanctions and punishments. In a free society, communication is the means of understanding.
Freedom is a need of human nature. If parents and teachers exert pressure and coercion, the child cannot develop a healthy relationship in its helplessness and dependence: Mistrust, fear, subordination and superordination are then the results.
Equality and fraternity are also fundamental components of the new human social order (3).
Young people need political and psychological education
People are programmed by all institutions - starting with education at home, from nursery school right up to recruitment school and the "field of honour" - in such a way that they then do everything that the others, those in power, want them to do. This is a conscious programme.
That's why it's important that young people are taught political education, especially at school; that they learn, for example, that all wars are good business and that nothing happens by chance in politics. If it happens, you can bet that it was planned that way.
Then there is psychological education. In the family and at school, young people should be taught how they should and can solve their problems. What is important is their attitude to life, their opinion of themselves, their comrades and their opinion of the community and the state.
Do not use young people for political propaganda
Young people who are supposed to be learning and endeavouring to make progress at school must not be used for political propaganda. No matter what they are called upon to do, whether it is to distribute leaflets or demonstrate. Children and young people must not be misused for political purposes.
Causes of youth neglect
The term "psychopathy" is often used in reports about neglected young people. This is intended to imply that young people who fall out of line in some way suffer from congenital personality deformities. However, this view has been recognised as erroneous and superficial.
The most important source of youth neglect is emotional homelessness in childhood. Today we know the enormous importance of the child's sense of security for human development. The human child is more in need of love than any other living being. It needs protection and friendly guidance in order to grow into the extremely complicated human world.
Where it recognises the "antagonist" in the adult at an early stage as a result of his unkindness or unreliability, it closes itself off from its environment and falls into an isolation that is barely recognised in its extent by an uncomprehending environment.
Reconciliation of children with their parents
As early as 1927, the individual psychologist Alfred Adler wrote about the complaints of parents and children in his book "Knowledge of Man":
"It is an often emphasised and sensitive fact that people pass each other by and talk past each other, cannot find union because they are strangers to each other, not only in the wider framework of a society, but even in the narrower circle of the family.
Nothing is more common than complaints from parents who do not understand their children, and from children that they are not understood by their parents. (...).
People would live together much better if there were greater knowledge of human nature, because certain disturbing forms of coexistence would no longer exist, which are only possible today because we do not know each other and are thus exposed to the danger of being deceived by outward appearances and falling for the pretences of others." (4)
Adler's teachings (1870-1937) have become a cornerstone of depth psychology and today it is impossible to imagine psychological research without them, even if individual psychology has only partially received the recognition it actually deserves and which it can claim for its ground-breaking achievements.
The moment we, as children, resent our parents, we are in the wrong, we are not in the know.
As a rule, the first task when a person comes into psychotherapy is to reconcile them with their situation - for example with their parents. The young person often feels insulted by them and resents them because they have allegedly done him wrong. For example, they have hit him or taught him a bunch of stupid things.
The task of psychotherapy is to remedy this and reconcile him with his parents. He must realise that the parents cannot be blamed because they were also let down and not informed. They did not know how to teach or inform their child. People will then realise that the parents were also the "poor devils".
With prudence and perseverance, young people are able to develop their competences in small steps
In my book "Sich die Ergebnisse der psychologischen Forschung zu eigen machen! Insights from my encounter with the psychologist Friedrich Liebling and his liberal psychotherapy", I wrote on page 35f:
"In my opinion, young people face a variety of challenges in the course of their development, which they generally cope with well. However, in order to be able to tackle life's tasks with courage, adolescents are dependent on being embedded in a supportive environment as a living world and an embedding culture.
They experience support and orientation when the family conveys values and virtues that are reinforced and consistently enforced in social institutions such as kindergarten and school. These include: Humanity, justice, truth, peaceableness, tolerance, a sense of community, the ability to deal with conflict and the willingness to compromise.
Practical participation in social activities is essential to consolidate these social values and virtues in adolescents. I believe in young people, in their ability to learn, their creativity, their empathy, their sense of responsibility, their insightfulness and their willingness to change their attitudes and behaviour. In most cases, all young people need is a little prudence and perseverance so that they can develop their skills in small steps." (5)
Literature:
(1) http://www.jungewelt.de/artikel/462752.die-jugend-der-welt-in-paris-die-jugend-muss-eine-vorreiterrolle-übernehmen.html
(2) A. a. O.
(3) Hänsel, Rudolf (2023). Making the results of psychological research your own! Insights from an encounter with the psychologist Friedrich Liebling and his liberal psychotherapy. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia
(4) Liebling, Friedrich (1992), Essays. Publisher Menschenkenntnis. Zurich
(5) Hänsel, Rudolf (2023). Making the results of psychological research your own! Insights from an encounter with the psychologist Friedrich Liebling and his liberal psychotherapy. Grafoprint d.o.o. Gornji Milanovac, Serbia, p. 35f.
Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer in der Erwachsenenbildung. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden.
Dr Rudolf Lothar Hänsel is a school rector, educationalist and qualified psychologist. After his university studies, he became an academic teacher in adult education. As a pensioner, he worked as a psychotherapist in his own practice. In his books and specialist articles, he calls for a conscious ethical and moral education of values as well as an education for public spirit and peace.
Online-Flyer Nr. 822 vom 01.12.2023
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