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Aktueller Online-Flyer vom 26. Dezember 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Referat anlässich des Jahrestreffens des TuP-Verlages, des Bündnisses gegen Krieg und des AK-Süd-Nord in Hamburg 2023
Ernährungssicherheit und Gentechnologie
Von Eva Heizmann

Am 30. Juni 2023 fand in Hamburg das Jahrestreffen des AK-Süd-Nord, von "Hände weg von Syrien – Bündnis gegen Krieg" und dem Theorie und Praxis Verlag (TuP) statt. Anlässlich dieses Treffens wurden verschiedene Referate zum aktuellen Zeitgeschehen gehalten. Der vorliegende Text zu Ernährungssicherheit und Gentechnologie ist einer davon. Das gesprochene Wort der Referentin wurde transkribiert und ergänzt. Gegen Ende Ihres Referats fasst sie zusammen: "Eine Welt, in der ein paar wenige Konzerne die Macht über unsere Nahrungsmittel und damit die Macht über unsere Nahrungsmittelsouveränität in der Hand halten, ist eine Welt, in der Frieden nicht möglich ist. Damit sind wir heute konfrontiert. Wir sollen jedoch nicht verzweifeln." Hier jetzt das vollständige Referat.

Beim natürlichen Saatgut allgemein und beim Mais im speziellen erkennen wir eine unglaubliche Vielfalt an verschiedenen Sorten. Es gibt weissen Mais, gelben Mais, schwarzen Mais, orangenen Mais, blauen Mais, dazwischen verschiedene Farbabstufungen, verschiedene Korngrößen mit einem Wort: Unendlich viele Sorten. Das Kultivieren und die Zucht von Pflanzen begann vor ca. 10.000 Jahren. Würden wir einen Strich ziehen über die letzten 10.000 Jahre, würde mehr oder weniger alles gleich bleiben, aber erst in den letzten 100 Jahren wird alles über den Haufen geworfen. Wenn wir also den Vergleich ziehen, wie lange diese Vielfalt schon funktioniert, dann ist die Phase der heute sehr weit fortgeschrittenen Zerstörung extrem kurz.

Wenn wir über Gentechnologie sprechen, dann sprechen wir auch über Gewalt. Bei den Konzernen, die sich dieses Gebiet gekrallt haben, sehe ich durchaus auch einen Akt der Gewalt. Dieser Gewaltakt bedingt auch ein sich Abschneiden vom Boden, ein sich Abschneiden vom vernetztem Denken. Gesehen wird nur ein angeblich wissenschaftliches Resultat und natürlich der finanzielle Profit. Auch das hat de facto eine Geschichte. Als Quelle nenne ich eine in der Schweiz ziemlich bekannte Biologin namens Florianne Köchlin. (1) Ich habe ihr von meinem Vorhaben erzählt, hier an diesem Treffen zu referieren, da hat sie mir freundlicherweise ein von ihr verfasstes Manuskript zukommen lassen. Ich habe von ihr die Zustimmung bekommen, dieses Manuskript für den heutigen Vortrag zu verwenden. Sie spricht darin mit einem Professor für molekulare Biologie, mikrobiologische Ökologie, Professor Ignacio Chapela (2) aus Mexiko.

Dieser hat in Oaxaca, im Süden Mexikos, Maispflanzen untersucht. In diesem Landstrich wird noch nach der traditionellen Weise angebaut. Der Professor hat die Resultate seiner Untersuchung in der Fachzeitschrift „Nature“ publiziert. (3) Er konnte nämlich nachweisen, dass manche der von ihm untersuchten Maispflanzen gentechnologische Veränderungen aufwiesen. Daraufhin brach richtiggehend ein Shitstorm über ihn herein. Vergleichbar ist so was in unserer Zeit vielleicht noch damit, dass du hingehst und die russische Politik lobst oder eine russische Fahne aufhängst, das darf man ja auch nicht. Florianne Köchlin hat also mit diesem Mikrobiologen gesprochen. Er weist in seiner Arbeit nach, dass in diesen Gebieten in Oaxaca gentechnisch veränderte Maispflanzen auftauchen, obwohl dort niemals Gentechnologie angewandt wurde. Zehn Jahre später wurden seine Forschungsergebnisse bestätigt.

Gentechnologisch veränderte Pflanzen

Was ist das überhaupt? Ganz offensichtlich haben wir es doch mit „Genen“ zu tun. Professor Chapela indes sagt uns, dass es das so gar nicht gibt. Noch nie hat jemand in ein Mikroskop geschaut und darin ein Gen erblickt. Der Begriff „Gen“ heißt eigentlich gar nichts genaues, wir wissen eigentlich nicht, womit wir es zu tun haben. Vor allem ist das Gen nicht allein für die Vererbung verantwortlich. Die Genforschung geht auf Johann Gregor Mendel und seine Experimente mit Erbsen zurück. Einige von uns kennen das vielleicht noch aus der Schule. Mendel hat rote und weiße Erbsen miteinander gekreuzt und festgestellt, dass gewisse Eigenschaften vererbt werden. Keine so großartige Entdeckung eigentlich, man merkt das ja schon in der Familie, es müssen also bestimmte Erbfaktoren bestehen.

1909 wurde dann in diesem Zusammenhang der Begriff „Gen“ kreiert. Man hat angenommen, dies sei eine biologische Substanz, aber genau wusste man das nicht. Später wurde versucht, in den Chromosomen eines jeden Zellkerns diese Genfaktoren nachzuweisen. Erst 1953 haben die Forscher Francis Crick und James Watson (4) diese mittlerweile allseits bekannte Doppelhelix präsentiert, worauf grosse Begeisterung ausgebrochen ist. Ebenfalls an der Entdeckung der Doppelhelix beteiligt war die englische Biochemikerin Rosalind Franklin. (5) Dass sie als Frau kaum erwähnt wird, ist nicht nur für die damalige Zeit bezeichnend, hat aber mit unserem eigentlichen Thema nichts zu tun.

Jetzt passiert etwas, was wir aus der Religion und aus der Politik kennen. Wir nennen dieses Phänomen den „Tunnelblick“. Was auch immer man sich unter einem Gen vorgestellt hat, man war davon überzeugt, dass es etwas festes, etwas materielles ist. Man meinte also, das Gen festnageln zu können, man stellte sich vor, dass das Gen Informationen an die Proteine weitergibt. Die Proteine ihrerseits geben die Informationen an den Bauplan eines Organismus weiter. Das Gen wurde also als eine fixe Größe angesehen. Die mehrfach Florianne Köchlin beschreibt dies wie eine Art dogmatische Religion: Das hat die Sichtweise der Wissenschaft zu sein. Dumm ist nur, dass diese Sichtweise in der Zwischenzeit mehrfach, hundertfach widerlegt wurde. Es gibt nämlich gar keine lineare Weitergabe von Vererbungsinformationen. Vielmehr handelt es sich um ein Netzwerk, bei dem viele verschiedene Faktoren beteiligt sind. Ein Gen kann in einer anderen Umgebung eine komplett andere Funktion haben. Die Kommunikation findet in allen Richtungen statt.

Es gibt einzelne DNA Sprossen, die sich gegenseitig informieren. Trotzdem wird hartnäckig an diesem Dogma festgehalten. Ich selber bin keine Fachperson, gleichwohl versuche ich klarzumachen, worum es geht: Es gibt in dieser Forschung zwei Geistesrichtungen: Diejenigen, welche das als simpel und als einspurig sehen und diejenigen, welche an der Erschließung und an der Erforschung dieser Netzwerke, die sich gegenseitig beeinflussen, arbeiten. So wurde zum Beispiel als sicher angenommen, dass ein Gen sich immer vererbt, dass man sich also darauf verlassen könne. Nun ist es allerdings so, dass es eine übergeordnete Steuerung gibt, die so genannte „Epigenetik“. So entsteht zum Beispiel ein Embryo aus ein und derselben Zelle. Später dann bilden sich die Hautzellen, die Leberzellen, eben alle anderen Zellen heraus. Warum funktioniert das und warum funktioniert das unter Umständen nicht? Genau damit, auch mit dem, was wir daran nicht verstehen, beschäftigt sich die Epigenetik. Ich will das nicht zu ausführlich behandeln, auch weil ich keine Fachperson bin, aber ebenso weil die darin kompetenten Fachpersonen sagen, dass extrem viel nicht, oder noch nicht verstanden wird.

Demgegenüber steht die Gentechnologie der Konzerne. Inzwischen wurden Milliarden von Dollars in die Forschung von zum Beispiel gentechnisch verändertem Mais investiert. Diese Forschung hat insgesamt zwei Aspekte hervorgebracht: Der eine Aspekt und wohl der Hauptaspekt ist – jetzt noch immer auf den Mais bezogen – die Resistenz der Pflanze gegen Gifte. Das Herbizid Round-up vergiftet also alles, ausser der gentechnisch veränderten Maispflanze, die wurde dagegen resistent gemacht. Der andere Aspekt ist, dass die genmanipulierte Maispflanze das Herbizid und das Pestizid gleich selber produziert. Wenn dann also ein Schädling wie der Maiszünsler so eine Pflanze befällt, fällt er tot vom Stängel, weil die Pflanze für ihn giftig ist. Was das dann mit uns macht, das ist, nach meinem Wissen, durch keine einzige Untersuchung belegt. Mit diesen beiden Resultaten ihrer Forschung erobern die Konzerne die Welt. Betroffen sind jedoch auch Baumwolle, Soja, Reis, wie auch diverse Gemüsesorten, und immer mehr, denn es soll nur noch das geben.

Die industrielle Landwirtschaft baut auf riesigen Flächen dieselbe Pflanze an – Monokulturen also. Flugzeuge fliegen über diese Felder und besprühen sie mit Pestiziden. Auf den umliegenden Kleinbetrieben fallen die Hühner tot um, in den Flüssen und Seen schwimmen die Fische Bauch oben, Kinder kommen mit schwersten Schädigungen zur Welt. Ich meine, diese Bilder kennen wir alle. Trotzdem geht das einfach weiter. Weiter geht es auch mit dem Insektensterben. Das bedeutet nicht, dass es hier halt ein bisschen weniger Bienchen hat, nein, das Problem ist global, es gibt einen extremen Rückgang von Insekten. Dass die Insekten unentbehrlich für die Bestäubung der Pflanzen sind, ist hinlänglich bekannt. Es geht um nichts weniger als um unsere Lebensgrundlage.

Saatgutkonzerne

Lasst uns jetzt einen Blick auf die Saatgutkonzerne werfen. Dabei wollen wir uns auch die Fusionen dieser Konzerne ansehen. Wie viel Prozent des globalen Saatguts ist bereits in den Krallen der Konzerne? Dies ist eine schwierige Frage und es ist befremdlich, dass dazu kaum belastbare Daten erhältlich sind. Global - veröffentlicht ein Heft der Sativa, (6) (ein Schweizer Bio-Saatgut Unternehmen) - die Zahl 60 Prozent. Wir wissen aus anderen Quellen, dass in Argentinien 95 Prozent des Saatguts in der Hand der Konzerne sind. Diese legen eine ungebremste Aggressivität an den Tag, wenn es darum geht, diesen Bereich auszuweiten. Ein Mittel, wie sie ihre Macht ausdehnen, ist die Fusion. Früher gab es eine Reihe von Konzernen, durch Fusionen sind es mittlerweile noch eine Handvoll und sie alle sind untereinander verbandelt. Fusionen sollten eigentlich von der Wettbewerbskommission der EU oder von den Wettbewerbskommissionen der betroffenen Länder überprüft werden. Nehmen wir als Beispiel die Wettbewerbskommission der EU: Diese ist personell absolut unter dotiert. Die Anträge auf Fusionen sind innert weniger Jahre von 150 auf 700 pro Jahr in die Höhe geschnellt. In der Folge können diese Anträge gar nicht mehr seriös behandelt werden. Kaum eine Fusion wird nicht genehmigt, im besten Fall kommt es zu einigen meist kosmetischen Auflagen. Ich nenne ein paar Fusionen, von denen ihr vielleicht auch gehört habt:

Syngenta, eine Schweizer Firma fusioniert mit ChemChina, wobei ChemChina auch noch in anderen Bereichen als beim Saatgut aktiv ist. ChemChina hatte vorgängig den israelischen Pestizid-Produzenten Adama aufgekauft.

Ebenfalls fusioniert haben DuPont und DowChemical. Beide waren schon vor der Fusion gigantische Firmen, ebenso wie Bayer und Monsanto, die ebenfalls fusioniert haben. Ich habe gelesen, dass Bayer-Monsanto wieder verkaufen will - müde von den vielen Gerichtsverfahren und Imageproblemen – war offenbar keine gute Investition - Widerstand bewirkt manchmal doch was… In den USA häufen sich die Klagen von krebskranken Menschen gegen die Produzenten dieser Spritzmittel.

Pikanterweise verkaufen diese Firmen nicht nur Saatgut, sondern gleich auch die dazu gehörenden Gifte wie Round-up. Dieses Zeug gehört ebenso ins Sortiment wie die Düngemittel. Wir sehen also, dass ein Saatgutkonzern alle Bereiche abdeckt, die mit Saatgut zu tun haben und daraus entstehen diese Monopole. Deshalb meine ich auch, dass wir gar nicht mehr im Kapitalismus leben, weil gar kein Wettbewerb mehr stattfindet, die Wirtschaft der Monopole beruht auf purer Gewalt.

Wer aber ist in der Lage, die Handlungen und Politik der Saatgutkonzerne zu steuern oder zu beeinflussen? Hier stellt sich die Frage, wer die Hauptaktionäre sind. So landen wir schnell bei den großen US-Finanzverwaltern. Blackrock und Vanguard sind wahre Giganten und wichtige Aktionäre auch von Saatgutkonzernen. Der Autor F. William Engdahl (7) nennt weitere elitäre Zirkel, zu welchen u.a. gehören: Reiche Stiftungen, das US Außenministerium, der Nationale Sicherheitsrat, das US Landwirtschaftsministerium, der IWF (Internationale Währungsfonds), die Weltbank, WHO, FAO (Food and Agrikulture Organization of UN).

Ich stelle fest, dass die Ausdehnung der Macht über das globale Saatgut voranschreitet. Damit schwindet die Souveränität des Menschen über seine Ernährung. Hier mag sich jede und jeder selber ausdenken, was die Konsequenzen sind und sein können...

Patentierung

Ein weiteres Mittel, welches die Konzerne einsetzen, ist die Patentierung. Es gibt ein europäisches Patentamt und dieses arbeitet – man kann es nicht anders sagen – äußerst dilettantisch. So werden zum Beispiel Patente auf natürliche Pflanzen vergeben, was verboten ist. Pflanzen, Teile von Pflanzen, wenn sie gentechnisch nicht manipuliert oder verändert wurden, dürfen nicht patentiert werden, doch es wird trotzdem gemacht. Eigentlich könnte uns das ja herzlich egal sein, wenn es nicht rechtliche Folgen hätte. Diejenigen nämlich, welche ihr Saatgut auf natürlichem Weg produzieren, sind nun plötzlich mit Verboten konfrontiert, weil die Pflanzen, mit denen sie züchten, patentiert sind, oder mit Gentech verschmutzte Pflanzen die angeblichen Patentrechte der Konzerne verletzen könnten. Für die Schrebergärten mag das in der Tat egal sein, ein Bauer jedoch, der für den Markt anpflanzt, ist dadurch in seiner Existenz bedroht.

Genediting


Hochaktuell ist jetzt das Genediting. Dies ist ein Verfahren der gentechnischen Manipulation mittels der sog. Gen-Schere: CRISP/CAS. (8) Wie üblich gehen damit großspurige Behauptungen und Versprechen einher. Von einer «punktgenauen Gen Schere» ist zum Beispiel die Rede. Es wird auch behauptet, beim Genediting würde bloß das getan, was in der Natur auch passiere, nur eben ein bisschen schneller und auch genauer. Das sind Lügen.

Es wird jetzt in der EU und in der Schweiz darauf hin gearbeitet, dass diese neuen Verfahren nicht der Gentechnologie-Gesetzgebung unterstellt werden. Im Moment gibt es innerhalb Europas noch eine gewisse, sicher auch unzulängliche Kontrolle, was gentechnisch manipulierte Organismen angeht. Dies soll mit dem neuen Verfahren CRISP/CAS unterlaufen werden. Das ist für uns alle äusserst gefährlich!

Damit wären wir bei einem weiteren Thema, welches in unseren Kreisen schon des öfteren diskutiert wurde, nämlich bei den Medien. Diese beschönigen das Thema Genediting und loben diese neue Technologie, die tatsächlich lediglich alter Wein in neuen Schläuchen ist. Im besten Fall schweigen sie sich darüber aus.

Vor allem auch in den USA wird in ganz großem Stil Gentechnologie in der Landwirtschaft eingesetzt. Dabei handelt es sich durchwegs um riesige Anbauflächen, die mit gigantischen Maschinen bearbeitet werden. Arbeitsplätze gibt es in der Folge nur wenige. Viele Gifte werden eingesetzt, es kommt zu häufigen Krebserkrankungen, dementsprechend zu gerichtlichen Klagen.

Demgegenüber gibt es Länder, die bis heute ein Verbot für die Anwendung gentechnisch veränderter Kulturpflanzen kennen. In Europa erkennen wir eine gewisse Vorsicht, weil es in den 80er und 90er Jahren massiven Widerstand gegen die Gentechnisierung des Lebens gab. Widerstand kann sich lohnen. In der Schweiz und in Österreich gilt nach wie vor ein, allerdings von den Konzernen und ihren Lobbyverbänden heftig bekämpftes Moratorium. Z.B. Russland verbietet Gentechnologie im Freiland gänzlich. In der Ukraine war die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen bis vor dem Putsch im Jahr 2014 ebenfalls verboten.

Schon vor dem Putsch 2014, unter Janukowitsch, haben die Konzerne ihre Fühler in die Ukraine ausgestreckt. Mit der von den USA und der EU installierten Marionettenregierung kamen im großen Stil diese Gentech Firmen in die Ukraine. Es fällt auf, dass dies so gut wie gar nie thematisiert wird. Es gibt jedoch die These, dass die Saatgut Konzerne beim Putsch von 2014 eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben, weil die weg geputschte Regierung von Janukowitsch in dieser Beziehung gebremst hat. Für diese These spricht auch, dass die Ukraine über einen unglaublich fruchtbaren Boden verfügt, ein gefundenes Fressen für die Saatgutkonzerne. Experten weisen jedoch darauf hin, dass diese Fruchtbarkeit des Bodens in spätestens 50 Jahren zerstört sein wird, wenn so gewirtschaftet wird, wie sich das die Konzerne vorstellen. Ich persönlich meine, dass 50 Jahre eine sehr optimistische Schätzung sind. Die Bodenzerstörung, vor allen in den Ländern Südamerikas spricht eine deutliche Sprache.

Das alles hat ganz viele Auswirkungen, die sich auf den ersten Blick nicht erschließen. Die Zucht von natürlichem Saatgut bedingt eine Beziehung zum Boden. Bewusst oder unbewusst haben wir es dabei mit einem vernetzten Denken zu tun. Im Gegensatz dazu steht die Denkweise, alles was stört zu vernichten. Solche Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft zerstört ganze Landschaften. Die natürliche Zucht bedeutet ein genaues Hinsehen und ein Eingehen auf die natürlichen Gegebenheiten. Wenn jetzt all dies an Konzerne delegiert wird, dann ist erst mal diese Diversität weg.

Die wertvolle Fähigkeit, sich mit dem Bodenleben und mit der Artenvielfalt auseinanderzusetzen geht verloren. So haben wir zum Beispiel von syrischen Bauern erfahren, dass manche noch immer eine Beziehung zum Baum haben. Wenn der Baum und seine Früchte oder sein Holz zu einem bloßen Produktionsmittel werden, kann von einer Beziehung keine Rede mehr sein. Damit sage ich nichts gegen das Produzieren an sich, aber ich sage etwas gegen diese gewalttätige Produktionsweise. Gerade bei der Züchtung braucht es die genaue Beobachtung, also die Beziehung, die Aufmerksamkeit. Dies sind Fähigkeiten, die über Jahrtausende geschult wurden und die nun drohen verloren zu gehen.

Ich habe es zwar bereits erwähnt, aber ich sage es gerne noch einmal: Die Versprechungen der Konzerne sind Lügen. So sagen sie zum Beispiel, dass es diese neue Methode, das Genediting, brauche, um angeblich dem Welthunger beizukommen. Eine Studie der ETH Zürich (9) kommt jedoch zu völlig anderen Schlussfolgerungen: Die Welternährung kann auf biologischen Landbau umgestellt werden! Wie viel Prozent des angebauten Getreides geht zum Beispiel in die menschliche Ernährung? Es sind nur 40 Prozent! Dann gehen 36 Prozent ins Tierfutter. In Deutschland wird empfohlen, pro Person nicht mehr als 30 kg Fleisch pro Jahr zu konsumieren, aus gesundheitlichen Gründen. Doch es wird rund doppelt so viel verzehrt. Der Fleischkonsum sollte also stark herunter gefahren werden und das Getreide, das den Tieren verfüttert wird, sollten die Menschen essen. Dies bedingt allerdings eine Bewusstseinsveränderung. Ein anderes Thema ist die Verschwendung von Lebensmitteln. Ein Drittel der Nahrungsmittel wird weggeschmissen. Das hat auch mit den EU Richtlinien, z.B. über die Biegung der Gurken und ähnlichem Blödsinn zu tun. Viel gelangt auch in die Industrie und wird zu «grüner Energie».

Eine andere Studie besagt, dass wir bis zu 14 Milliarden Menschen ernähren könnten, ohne die Produktionsweise zu verändern, wenn wir es nur richtig machen würden.

Eine wichtige Quelle zum Thema Ernährung und Gentechnologie, die ich unbedingt nennen will, ist der oben erwähnte Autor William Engdahl. Er erkennt einen direkten Bezug zur Eugenik.

William Engdahl – eine Buchempfehlung

William Engdahl ist Autor des Buches „Die Saat der Zerstörung“. Er führt in seinem Buch als ein Beispiel den Irak an. Nach der Zerstörung und Besatzung des Iraks durch die USA hat der Statthalter von Bush, ein gewisser Paul Bremer, eine Reihe von „Gesetzen“ erlassen und eines davon betrifft das irakische Saatgut. (10) Bremer verbietet den irakischen Bauern, eigenes Saatgut zu besitzen, zu verkaufen oder zu tauschen. Anfangs haben sie danach Saatgut von einer Organisation namens USAID erhalten, natürlich hybrides und genmanipuliertes Saatgut. Mittlerweile werden sie gezwungen, dieses Saatgut zu kaufen. Seither werden die irakischen Bauern gezwungen, Getreide für Pasta anzubauen.

Und, das muss man sich vor Augen führen, es ist den irakischen Bauern bei Strafe verboten, ihr eigenes Saatgut zu kultivieren. Ausserdem ist Pasta nun nicht unbedingt ein arabisches Grundnahrungsmittel. Das meiste davon geht in den Export. Das ist ohne jeden Zweifel Gewalt. Zwar wird nicht geschossen, aber ich bin der Meinung, auch das ist Krieg. Die Grundlage zum Züchten neuer Varietäten wird so definitiv zerstört, bzw. verkleinert. Zu erwähnen ist, dass der «Fruchtbare Halbmond» von Irak über Anatolien bis Syrien ein so genanntes Wawilowsches Zentrum biologischer Vielfalt (11) ist, d.h., dass hier die Vielfalt der Getreidesorten und vieler anderer Kulturpflanzen entstanden ist und z.T. von den Bauern immer noch gepflegt wird - wohl auch in abgelegenen Gegenden des Irak. Totale Kontrolle hatten die Besatzer ja nie.

Ein anderes, nicht weniger plakatives Beispiel zeigt uns Argentinien. Argentinien hatte eine enorm diverse Landwirtschaft, lauter kleine und mittlere Betriebe mit großer Vielfalt. Es ist übrigens falsch zu sagen, es brauche für die Ernährung der Welt große Anbauflächen. Diese kleinen und mittleren Betriebe in Argentinien haben doppelt soviel produziert wie das Land benötigte, die Hälfte wurde exportiert. Unter Carlos Menem wurde Argentinien zu einem wahren Eldorado für die Gentechnik Konzerne. Innerhalb weniger Jahren hat sich das Gesicht der argentinischen Landwirtschaft total verändert. Bauern, die ihr Land nicht hergeben wollten, wurden von Todesschwadronen vertrieben, bedroht und auch ermordet.

Heute wird in der argentinischen Landwirtschaft zu 90 Prozent Gentech Soja angepflanzt. Hier nun kommt der direkte Bezug zu uns: Dieses Soja wird fast ausschließlich in die imperialistischen Staaten zur Tiermast exportiert. Merke: Die EU verbietet den Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen, das importiere Tierfutter jedoch darf gentechnisch manipuliert sein. Außer bei vertrauenswürdigen Bio Bauern können wir also davon ausgehen, dass das Tier, dessen Fleisch wir konsumieren, Gentech Futter gefressen hat.

Alte Getreidesorten, zum Beispiel Dinkel, wurden so weiter gezüchtet, dass sie maschinell verarbeitet werden können. Das heisst, sie müssen weniger Kleber haben, sonst verkleben die industriellen Teigmaschinen. Das ist nur ein Beispiel für techniklastige Zuchtziele. Ein alter Bäcker hat mir bestätigt, das Mehl sei heute nicht mehr dasselbe wie früher, es sei einfach anders.

Diese Veränderungen werden nicht gemacht, um das Getreide bekömmlicher oder gesünder zu machen, sie werden gemacht, um das Getreide kompatibler für die Maschinen zu machen. Ein anderes Kriterium ist auch, wie leicht sich das Korn aus der Spelze löst, wenn der Mähdrescher darüber fährt. Das sind die modernen Zuchtziele, es geht bloß um den Profit.

Eine weitere Fehlentwicklung ist, dass unsere Nahrung an den Börsen gehandelt wird. Im Endeffekt bedeutet dies, dass die Nahrung nicht produziert wird, damit wir ausreichend zu essen haben, sondern für Profite an der Börse.

Zurück zu William Engdahl. Ich zitiere von ihm einen Satz, den ich Euch allen mit auf den Weg geben will. Engdahl fragt: „Kann es Weltfrieden geben mit Gentech Food?“

Angesichts der Tatsache, dass sich die Macht bei immer weniger Konzernen konzentriert, können wir uns die Antwort darauf gleich selber geben. Hinzu kommt die militärische Nutzung. Die gentechnische Veränderung von Pflanzen hat eine nicht zu unterschätzende militärische Komponente. Schon der heute 100jährige Henry Kissinger schwadronierte in jungen Jahren zum Thema Übervölkerung der Erde. Von ihm stammt der Satz: «Wer das Öl kontrolliert, kontrolliert die Staaten, wer die Nahrungsmittel kontrolliert, kontrolliert die Menschen». Wir sehen also, das ist ein ganz großes Thema. Im Jahr 2001 verkündete die US Biotech Firma Epicyte aus San Diego, sie habe eine empfängnisverhütende Maissorte entwickelt. Am 9. September 2001 berichtete «The Guardian»: «Wissenschaftler haben die ultimative gentechnisch veränderte Kulturpflanze entwickelt: empfängnisverhütenden Mais. Der Einsatz von Maisfeldern könnte eines Tages die Welt vor Überbevölkerung retten». (12)

Die Pflanzen zur Schwangerschaftsverhütung sind das Werk des Biotechnologieunternehmens Epicyte aus San Diego, wo Forscher eine seltene Klasse menschlicher Antikörper entdeckt haben, die Spermien angreifen.

Diesen Skandal müssen wir uns bewusst machen: Wenn wir Geburtenkontrolle machen wollen, dann tun wir das mit spezifisch empfängnisverhütenden Mitteln, aber ganz bestimmt nicht mit einem Nahrungsmittel! Hier müssen wir unterstellen, dass dies für bestimmte „unerwünschte“ Volksgruppen verwendet wird oder doch zumindest verwendet werden könnte. Interessant ist dabei außerdem, dass das Gen, welches in diesen empfängnisverhütenden Mais eingebaut wurde, ursprünglich vom Menschen stammt. Es stammt von einer äußerst seltenen Form der Unfruchtbarkeit bei Frauen. Natürlich gab das großen Aufruhr. «Wissenschaftliche» Kreise meinten, das sei doch eine gute Methode, um das Problem der Übervölkerung zu lösen und das steht nach wie vor im Raum. Das wurde natürlich breit angeprangert.

Kissinger und Konsorten sind weder die Ersten noch die Einzigen mit solch menschenverachtenden Ideen. Noch vor den Eugenik-Programmen der deutschen Nazis forschte bereits die Rockefeller-Foundation auf diesem Gebiet. Winston Churchill, den Engdahl völlig zu Recht «einen schlimmen Rassisten» nennt, schreibt über Seuchen, die gezielt an Menschen und Tieren eingesetzt werden sollen. Er nennt explizit Anthrax (Milzbrand) um Tiere zu töten. All das soll, wenn es nach Churchill geht, gezielt zur Bevölkerungskontrolle eingesetzt werden. Die Idee «feindliche» Völker mit Krankheiten zu bekämpfen, sehen wir bereits in den damals noch jungen USA, als sie den indigenen Völkern mit Masern, Pocken und anderen Krankheiten verseuchte Decken geschenkt haben. Die Briten haben den Iren während des großen Hungers vom Kartoffelkäfer verseuchte Saatkartoffeln geschenkt. Solche verbrecherischen Ideen sind also keineswegs neu. Ging es bei den erwähnten Beispielen noch um den Krieg gegen diese Völker, schwirrt heutzutage in manchen Köpfen die Idee von der Übervölkerung herum.

Der einflussreiche CNN-Gründer Ted Turner – der Millionen US-Dollar in Kampagnen investiert, die den Bevölkerungsrückgang anstreben – fordert «eine Bevölkerung von weltweit 250 bis 300 Millionen Menschen, also einen Rückgang um etwa 95 Prozent, das wäre ideal». Dies berichtet der österreichische „Standard“ am 5. Februar 2018. (13)

Fragt mich nicht, wie er auf diese Zahl kommt. Spontan fällt mir jedenfalls dazu auch Covid ein. Ebenfalls erinnere ich mich an ein Wort des früheren libyschen Oberst Muammar al Gaddafi. Er sagte nämlich: „Sie werden Seuchen verbreiten und sie werden die Medizin für die Seuchen bereit haben, noch bevor die Seuche da ist, und sie werden diese Medizin teuer verkaufen“. Erinnern wir uns: Die Covid-Impfungen haben enorme Summen in die Kassen der Pharma-Konzerne gespült, Summen, die wir mit unseren Steuergeldern und mit unseren Krankenkassenbeiträgen bezahlen. Aber auch das ist nicht neu.

Zum Schluss noch zum i-Tüpfelchen des Grauens: In der Zwischenzeit sind NATO-Militärs dank der Wissenschaft bald in der Lage, mittels Gentechnik nur diejenigen Menschen mit Krankheitserregern zu töten, die einer bestimmten ethnischen Gruppe angehören. Nicht erst seit den Entdeckungen der russischen Armee in der Ukraine wissen wir von Labors, welche an Viren für militärische Zwecke forschen.

Eine Welt, in der ein paar wenige Konzerne die Macht über unsere Nahrungsmittel und damit die Macht über unsere Nahrungsmittelsouveränität in der Hand halten, ist eine Welt, in der Frieden nicht möglich ist. Damit sind wir heute konfrontiert.

Wir sollen jedoch nicht verzweifeln. Wir können nach wie vor einen Blick ins Paradies werfen. Die indigenen Völker in Mittel- und Südamerika, zum Beispiel, kennen Pacha Mama, die Mutter Erde. Pacha Mama ist nicht etwa ein abgehobener esoterischer Krampf, sondern eine konkrete und gelebte Utopie. Davon und von vielen anderen, dem Leben zugewandten Initiativen können wir lernen. Das «Buen Vivir» entwickelt einen Gesellschaftsentwurf, basierend auf indigenem Wissen, wie das Verhältnis zu Pacha Mama, den Menschen untereinander und dem übrigen Kosmos sinnvoll gestaltet werden könnte. (14) Ein zukunftsträchtiges Projekt, das alle Lebensbereiche umfasst und sogar von Staaten umgesetzt wird, z.B. Bolivien und Ecuador.


Fußnoten:


1 http://www.blauen-institut.ch/index.html (Letzter Zugriff September 2023)
2 https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/ich-werde-versuchen-so-weiter-zu-arbeiten (Letzter Zugriff September 2023)
3 https://www.nature.com/articles/456149a (Letzter Zugriff September 2023)
4 https://www.ardalpha.de/wissen/gesundheit/james-watson-dna-dns-francis-crick-genforschung-strickleiter-gene-100.html (Letzter Zugriff September 2023)
5 https://www.simplyscience.ch/teens/wissen/rosalind-franklin-die-frau-hinter-der-aufklaerung-der-dna-struktur (Letzter Zugriff September 2023)
6 https://www.sativa.bio/de_ch/ (Letzter Zugriff September 2023)
7 William F. Engdahl: Die Saat der Zerstörung, Die dunkle Seite der Gen-Manipulation, 2007, Jochen Kopp Verlag, Deutschland
8 https://gentechniken.de/wie-funktioniert-crispr-cas/ (Letzter Zugriff September 2023)
9 https://www.fibl.org/de/infothek/meldung/neue-studie-belegt-bio-kann-einen-wichtigen-beitrag-zur-welternaehrung-leisten
10 Siehe dazu auch: https://www.youtube.com/watch?v=L4evt_Fa4Lw (Letzter Zugriff September 2023)
11 Praktisch alle von Menschen kultivierten Nahrungspflanzen stammen aus einer von elf Weltregionen, die nach dem russischen Botaniker Nikolai Iwanowitsch Wawilow als »Wawilow-Zentren« bezeichnet werden.
12 https://www.theguardian.com/science/2001/sep/09/gm.food (Letzter Zugriff September 2023)
13 https://www.derstandard.at/story/2000073556959/das-boot-ist-nicht-voll-sondern-ungleich-beladen (Letzter Zugriff September 2023)
14 https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Analysen/Analyse_buenvivir.pdf (Letzter Zugriff September 2023)

Online-Flyer Nr. 823  vom 27.12.2023

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