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Aktueller Online-Flyer vom 21. Dezember 2024  

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Globales
Zu den Lügen der Frau Botschafterin
Noch ein Artikel zum Genozid in Gaza?
Von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)

Noch ein Artikel zum Genozid in Gaza? Da muss in der Tat ein Fragezeichen dahinter gesetzt werden: Was kann noch gesagt werden zu den israelischen Verbrechen, was nicht bereits gesagt wurde? Die hiesige Mainstream-Presse jedoch folgt dem üblichen Mantra: Jeder Artikel zu Gaza muss eingeleitet werden, dass der «abscheuliche Terrorangriff der Hamas» verurteilt wird. Sachdienlich ist außerdem das Selbstverteidigungsrecht Israels zu bejahen, dessen Existenzrecht sowieso. Die israelische Botschafterin in der Schweiz, Frau Ishaf Reshef, stellt sich den kritischen Fragen des Publikums. Dieses Publikum ist die Leserschaft der Gratis-Postille «20-Minuten», Boulevard wie das ansonsten bei der «Bild» und ähnlichen Qualitätsmedien üblich ist. (Nur um keine falschen Rückschlüsse zu ziehen: Die Medien, welche sich tatsächlich als «Qualitätsmedien» definieren, nämlich «Spiegel», «NZZ», «FAZ», «Weltwoche» - nenne Weitere - sind lediglich intellektuell verbrämter, jedoch keinen Deut besser.) Zurück nun zu Frau Reshef und zu den kritischen Fragen, die sie als Diplomatin beantwortet: Jede einzelne Antwort der Botschafterin ist entweder eine Ausflucht (sie wiederholt was Netanjahu bereits zur Genüge verbreitet), oder sie lügt ganz unverfroren.

So behauptet Frau Reshef zum Beispiel auf die Frage, weshalb Israel die Hilfsgüter nicht in den Gaza Streifen lasse, folgendes: «Das ist eine Lüge, die schon so oft gegen Israel vorgebracht wurde. Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Es gibt keine Beschränkungen für die humanitäre Hilfe, die nach Gaza gelangt. Lebensmittel, Medikamente, Wasser, Ausrüstungen für Unterkünfte – all das kann nach Gaza gelangen. Das Problem war von Anfang an die Verteilung. Hier war die UNRWA wiederum sehr, sehr ineffizient. Hunderte von Lastwagen saßen sehr lange auf der palästinensischen Seite von Rafah fest, weil alle darauf warteten, dass die UNRWA ihre Arbeit erledigt. Je mehr wir mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, desto effizienter wird es, und desto weniger Fälle von Plünderungen durch die Hamas gibt es.» (1)

Es erübrigt sich leider nicht, darauf näher einzugehen: Dass die IOF (Israeli Offensiv Forces) die Hilfslieferungen nicht nur behindern, sondern in den allermeisten Fällen eben ver-hindern ist eine Tatsache, die von maßgeblichen Stellen bestätigt wird. (2) Aber all die Lügen der Botschafterin bleiben unwidersprochen stehen. Deswegen: Ja! Noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza!
 
Verdrehungen und Verrenkungen der Schweizer Außenpolitik

Iganzio Cassis, seines Zeichens Schweizer Bundesrat, Chef des EDA (Eidgenössisches Departement für äußere Angelegenheiten) und somit Außenminister, tritt – analog zu seiner bundesdeutschen Amtskollegin – von einem Fettnäpfchen ins nächste. Sei es der gehorsame Mitvollzug sämtlicher EU- und US-Sanktionen gegen Syrien, Russland und andere (aktuell stehen 28 Länder oder Organisationen auf der Schweizer Sanktionsliste), (3) sei es das bewusste und endgültige an die Wand fahren der ohnehin schon löchrigen Schweizer Neutralität oder sei es das Verhalten der Schweiz gegenüber Palästina, bzw. gegenüber Israel: Immer erweist sich Herr Cassis und somit die Schweizer Außenpolitik, die er ja vertritt, als williger Helfer des US-Imperialismus und des Zionismus. Jüngstes Beispiel ist die Verweigerung der Gelder für das Hilfswerk UNRWA. Hierbei handelt es sich um den – für Schweizer Verhältnisse läppischen – Betrag von 20 Millionen Schweizer Franken. Mit der Weigerung, die Gelder an die UNRWA auszuzahlen, folgte das Schweizer Außenministerium der EU und den USA, die dasselbe taten und zwar rein aufgrund von unbewiesenen Beschuldigungen die von israelischer Seite gegen die UNRWA gerichtet wurden.

Die darauf folgende unabhängige Untersuchung ergab, dass für die israelischen Behauptungen (Zusammenarbeit von UNRWA Mitarbeitern mit der Hamas) keine belastbaren Beweise erbracht werden können. In der Folge gaben die EU und die USA (man höre und staune: sogar Deutschland) die UNRWA-Gelder wieder frei. Nicht so die Schweiz: Von den gesprochenen 20 Millionen gehen lediglich 10 Millionen Schweizer Franken an die UNRWA, der Rest werde für nicht näher definierte Hilfsorganisationen verwendet. All dies und die geplante «Friedenskonferenz» auf dem Bürgenstock, im Schweizer Kanton Nidwalden, zu der Russland nicht eingeladen wird, belegen: die Außenpolitik der Schweiz könnte kaum heuchlerischer sein. Folgerichtig bezeichnete denn auch der russische Außenminister Sergej Lawrow die Schweiz «als Spielball von Kiew», und er fügte an, Russland würde nicht auf die Dienste der Schweiz zählen. (4) Auf dem internationalen Parkett versucht die Schweiz dennoch noch immer, die Rolle eines neutralen Landes zu spielen, ein Land, welches scheinbar allen seine guten Dienste anbietet. In der UNO jedoch enthält sich die Schweiz, als darüber abgestimmt wird, Palästina als Vollmitglied in die UNO aufzunehmen. All diese Lügen, all diese Verdrehungen müssen richtig gestellt werden, deshalb: Ja! Noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza!

Omnipräsente Hirnwäsche

Diese Israel-Hörigkeit bzw. dieses Schönreden der zionistischen Verbrechen hat indes mindestens seit 1948 in den Ländern des transatlantischen Blocks Methode. Sei es die «unbedingte Solidarität» Deutschlands mit dem israelischen Unrechtsregime als deutsche Staatsdoktrin, seien es die zahllosen Vetos der USA vor dem UNO-Sicherheitsrat, wenn immer es darum geht, Israel auch nur im geringsten zu maßregeln, oder seien es die Waffenlieferungen, die Israel aus der westlichen Welt ebenso bereitwillig erhält, wie die israelische Rüstungsindustrie ihre Produkte an die westlichen Armeen liefert. Egal ob wir von Kfar Qasim, (5) von Jenin oder aktuell von Gaza sprechen: Die Massaker der Israelis am palästinensischen Volk übertreffen einander von Jahr zu Jahr. Bei den westlichen MedienkonsumentInnen scheint sich ein Gewöhnungseffekt etabliert zu haben. Tagesschau und Konsorten berichten scheinbar objektiv, keine Talkshow ohne die Mahnung auf den «neu aufkeimenden Antisemitismus», keine Schlagzeile ohne eine Warnung vor dem «islamistischen Terror». Die uralte Erkenntnis, dass Terror Terror zu Folge hat, scheint niemanden mehr zu interessieren.

Allein schon mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass der 7. Oktober 2023 eine Vorgeschichte hat und nicht im luftleeren Raum entstanden ist, machen sich alle verdächtig, die solches zu äußern wagen. Einige Beispiele aus den freien Gesellschaften, in denen das Gut der Meinungsäußerungsfreiheit doch angeblich so hoch gehalten wird: In Österreich können Menschen, welche Nachrichten von RT (Russia Today) verbreiten oder weiter verbreiten mit einer Busse bis zu 50.000 (!) Euro belangt werden. In Deutschland genügt es manchenorts, eine Kufiya zu tragen, um von der Polizei angehalten, wenn nicht gar verhaftet zu werden. In der Schweiz sorgen ebenfalls die Behörden und ihre willigen Helfer in den Redaktionsstuben, in den Blogs oder auf sonstigen Kanälen dafür, dass wir von den Gräueltaten im Gazastreifen möglichst wenig mitbekommen, und sollten wir doch den einen oder anderen Hinweis bekommen, dann bleiben wir doch bitte objektiv: Israel hat das unbedingte Recht, sich zu verteidigen. Bitteschön: Palästinensische Babys und Kinder wachsen zu erwachsenen Terroristen heran, daher ist es doch nur folgerichtig, wenn die glorreiche israelische Armee auch gegen Babys und Kinder kämpft. Wehret den Anfängen! Oder, wie das deutsche Magazin «Die Welt» eine befreite «Geisel» zitiert: «Es gibt keine unschuldigen Zivilisten in Gaza». (6)

Wer solches unhinterfragt konsumiert, braucht sich tatsächlich das Hirn nicht mehr waschen zu lassen, hier hat die Manipulation schon ganze Arbeit geleistet. Ob hier mit Objektivität und mit Fakten überhaupt noch etwas erreicht werden kann, ist fraglich. Aber: Wir geben die Hoffnung nicht auf. Deswegen: Ja! Noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza!

Lügen über Lügen!

Die Mechanismen sind nicht neu. Wir kennen es aus diversen Angriffskriegen des Imperialismus gegen die Völker der Welt. Das Opfer wird zum Täter gemacht, die Kriegspropaganda wird täglich aggressiver und hässlicher. Die Lügen der Kriegstreiber werden so oder so entlarvt, leider aber immer erst dann, wenn es für die betroffenen Völker zu spät ist. Die Bundesrepublik Jugoslawien war unter Tito und später unter Präsident Slobodan Miloševic ein leuchtendes Beispiel für einen funktionierenden sozialistischen Staat. Dieser Staat wurde mit Lügen und mit dem Bombenhagel der NATO in seine Einzelteile zerlegt und ist nun größtenteils Mitglied beim Angriffsbündnis NATO. Der Irak, ebenfalls ein Beispiel an Prosperität und Bildung (7) wurde nach den Kriegslügen der USA («Massenvernichtungswaffen», Brutkastenlüge u.a.m.) in Schutt und Asche gebombt.

Libyen, dessen Regierung unter Oberst Muamar al Gaddafi eine Wohltäterin (nicht nur) für den afrikanischen Kontinent im wahrsten Sinne des Wortes war, wurde ebenfalls von den NATO-Mördern zerbombt. Oberst Gaddafi wurde von einem instrumentalisierten und fanatisierten Mob vor laufenden Kameras bestialisch gelyncht. Dies nachdem die westliche Öffentlichkeit systematisch mit einem Netz von Lügen und Falschinformationen zu Libyen überzogen worden war.

Dieses Muster wiederholt sich immer und überall, sei es Syrien, sei es Russland, sei es die Demokratische Republik Korea, sei es Jemen, oder eben Palästina: Die transatlantischen Meinungsmacher haben die Macht über die Medien und somit die Deutungshoheit. Wer immer ihnen widerspricht, landet entweder in der Schublade der «Verschwörungstheoretiker», oder läuft Gefahr, an einem Herzinfarkt, einem Autounfall oder einem Flugzeugabsturz zu versterben.

Und damit das alles auch mit rechten Dingen zugeht, wurde die sinnvolle Institution des «Faktencheckers» geschaffen. Wer aber checkt den Checker? Solange die Deutungshoheit, sprich die Macht über die Medien, in den Händen des Imperiums liegt, können wir die «Faktenchecker» tatsächlich vergessen, oder wie es ein Freund des Autors fomulierte: «Fak ten Checker». Um die Wahrheit herauszufinden, jenseits von Kriegspropaganda und jenseits von Hörensagen, kommen wir nicht darum herum, unseren eigenen Verstand, unser eigenes Urteilsvermögen zu bemühen. Weshalb sollten genau diejenigen, welche uns immer und immer wieder belügen, nun plötzlich im Fall von Gaza die Wahrheit sagen? Deswegen: Ja! Noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza!

Fragen und Antworten (die wir uns selber geben müssen)

Bleiben wir noch kurz beim Thema Lügen: Nicht immer sind wir oder GenossInnen von uns in der Lage, in ein Krisengebiet zu reisen, um von dort adäquat zu berichten. Wie also sich informieren? In erster Linie empfehlen wir dazu den gesunden Menschenverstand. Wenn wir all die Artikel, Kommentare, Talkshows und Blogs konsultieren, die sich bisher zu Wort gemeldet haben, müssen wir zu folgendem Schluss kommen: Bis zum Datum 7. Oktober 2023 war im Gazastreifen alles in Ordnung. Begonnen hat all das Grauen am 7. Oktober 2023 mit dem unglaublichen Terrorangriff der islamistischen Hamas gegen vollkommen unschuldige Israelis. Wir alle, die wir auch nur einigermaßen informiert sind, wissen, dass das nicht so war. Aber wissen wir tatsächlich auch, dass die Lügen, welche zu diesem ominösen 7. Oktober 2023 verbreitet werden, nicht mal ansatzweise aufgearbeitet wurden? Einige der gröbsten Ungereimtheiten, die darauf warten aufgeklärt zu werden:

Wie kommt es, dass der israelische Geheimdienst keine Ahnung von der Aktion des Widerstandes hatte? Weshalb wird die Rolle der israelischen Armee nicht genauer untersucht? Immer wieder tauchen ernst zu nehmende Vorwürfe auf, dass eben diese israelische Armee ohne Rücksicht auf Verluste nebst den palästinensischen Widerstandskämpfern auch zahlreiche Israelis erschossen habe. (8) Weshalb werden die Angriffe immer und jederzeit der Hamas zugeschrieben? Es handelte sich um eine Aktion des Widerstandes, an der, je nach Quelle 14 bis 17 Organisationen beteiligt waren. Nicht alle lassen sich in der «kritischen westlichen Öffentlichkeit» so leicht diffamieren wie die Hamas. Die Rede ist von PFLP (9), DFLP (10) und anderen. Die Situation im Gazastreifen ist ebenso komplex wie in den übrigen von Israel illegal besetzten Gebieten. Dem wird nicht Rechnung getragen, indem die Hamas einfach als «Terrororganisation» diffamiert wird, das ist trivial. Natürlich ist die Hamas eine politische und eine militärische Kraft im Gazastreifen, ob uns das nun passt oder nicht. Eine objektive Analyse, wie es dazu kommen konnte, dass integre linke Parteien, erwähnt sei erneut die PFLP, einen Großteil ihrer Klientel an die Hamas verloren haben, steht noch immer aus.

Weshalb stellt niemand das Selbstverteidigungsrecht Israels in Frage? Das ist, als ob man Frankreich ein Selbstverteidigungsrecht zugebilligt hätte, als «la grande nation» Algerien besetzt hielt und nach einem 130 Jahre andauernden Befreiungskampf des algerischen Volkes endlich vertrieben wurde. Israel ist ganz klar Besatzungsmacht, ganz klar auch Kolonialmacht, wenn also jemand das Recht zur Verteidigung hat, dann ganz bestimmt das palästinensische Volk und nicht der Besatzer, bzw. der Angreifer.

Dies sind einige der Fragen, die gestellt werden müssen. Wir können indes nicht damit rechnen, dass uns die Antworten auf dem silbernen Tablett serviert werden, da müssen wir uns schon selber bemühen. Die Medienschaffenden, welche verpflichtet wären zu recherchieren und auf Antworten zu beharren, spielen das Spiel der Eliten mit. Diejenigen, welche die Antworten geben könnten, die Eliten nämlich, sind selbst derart tief in die imperialistischen und zionistischen Machenschaften verstrickt, dass sie selber wahrscheinlich gar wissen wie tief. Und wir, die wir diese Fragen zu stellen wagen, müssen uns einmal mehr gefallen lassen, als «Antisemiten», «Verschwörungstheoretiker», als «Putinversteher» oder was dergleichen Wortschöpfungen mehr sein mögen, diffamiert zu werden. Tatsächlich können wir uns glücklich schätzen, solange es sich «nur» um diese stupiden Diffamierungen handelt und wir nicht eingeknastet werden. Wie lange es jedoch noch dauern mag, bis sich Gedankenverbrechen endgültig im Strafrecht unserer freiheitlichen Demokratien integriert haben, wagen wir nicht zu prognostizieren. Leute wie Julian Assange, Alexander Dorin oder Rudolph Bauer dürften davon ein bitteres Lied singen können. (Über alle drei wird übrigens in unregelmäßigen Abständen in der NRhZ berichtet). Wie sagte doch dereinst Bertolt Brecht: «Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.» Deswegen: Ja! Noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza!
 
Berichte aus Gaza

Es gibt auch noch – jenseits der Fragen – Fakten, an denen wir uns orientieren können. Bezogen auf Gaza ist das ebenso simpel wie schrecklich: Auf israelischer Seite zählen wir rund 5.500 Todesopfer und ca. 1.200 Verletzte. Demgegenüber zählen wir auf palästinensischer Seite rund 35.000 Todesopfer und 78.000 Verletzte. Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl von Vermissten und Verschleppten. (Diese werden allerdings nicht «Geiseln» sondern «Gefangene» genannt.) (11) Kaum aufgegriffen wird auch die Frage der Traumata: Was für einen Keim legt Israel mit dem anhaltenden Blutrausch für die Zukunft!

Woran wir uns auch noch halten können – weiter oben haben wir es erwähnt – sind Berichte von Menschen, die direkt von vor Ort berichten. Im Fall von Gaza gestaltet sich dies extrem schwierig. Nichtsdestotrotz gelingt es immer wieder, den Kontakt zu einem Freund und Genossen im Gazastreifen herzustellen. Was er uns berichtet, ist authentisch und aus erster Hand. Einige Auszüge seiner unregelmäßigen Informationen, die er uns zukommen lässt, hier: (12) Wir zitieren aus dem Gaza Info Brief 135:

[…] So viele Familien wurden ausgelöscht und so viele Häuser in Schutt und Asche gelegt. Du weißt nicht, was jeden Augenblick passieren kann, du kannst zuhause leben und getroffen werden, wenn sie das Nebenhaus bombardieren. In Orten wie Khan Younis wurden 80 Prozent der Häuser zerstört. Wenn sie in Rafah einmarschieren, wird es ein Blutbad geben. So gut wie alle Krankenhäuser sind außer Betrieb, so viele Freunde und Familienangehörige wurden liquidiert und zu Grabe getragen. Schulen, Moscheen, Fabriken... alles wurde zerstört, Stromwerke, Entsalzungsanlagen, Wasserwerke. Wenn du Wasser brauchst, musst du dich stundenlang anstellen, damit du 20 Liter trinkbares Wasser erhältst. Nur alle acht Tage gibt es diese Gelegenheit. Auch alle Aufnahmezentren und Regierungsschulen sind voller Personen. In den Schulen, wo die Flüchtlinge untergebracht sind, findest du in einer Klasse 6 bis 8 Familien, an die 50 Leute, die dort leben. In einer Schule sind die Frauen und Kinder unter 10 Jahren in den Klassenräumen untergebracht, die Männer leben im Hof in Zelten. Das soziale Leben existiert nicht mehr. Alle Unis wurden zerstört und in Schutt und Asche bombardiert. […]

Weiter berichtet unser Genosse: […] Israel führt keinen Krieg gegen die Hamas, sondern im wahrsten Sinn des Wortes einen Genozidkrieg gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Jeden Tag gibt es Massaker durch Drohnen und die Luftwaffe. Von vielen Massakern sind ausschließlich Frauen und Kinder betroffen, die 70 Prozent der Opfer ausmachen. […] Unser Freund im Gazastreifen ist sich der internationalen Dimension der Ereignisse durchaus bewusst und das trifft wohl auf alle Menschen in Gaza zu, berichtet er doch; […] Der Widerstand hat festgestellt, dass der Westen in der israelischen Armee involviert ist, sie sehen das an den getöteten oder gefangenen Soldaten. Bei einem eventuellen Gefangenenaustausch ist geplant, diese westlichen Gefangenen aus Italien oder Spanien auszutauschen. Diese westlichen Söldner kommen aus den USA, aus Frankreich, Italien und Spanien und anderen westlichen Staaten. Und die palästinensischen Frauen und Kinder sterben an US-amerikanischen und deutschen oder britischen und französischen Bomben. […]

Äußerst beeindruckend ist, wie er den ungebrochenen Widerstandswillen der Bevölkerung schildert: […] Aber wir sind stolz, dass Israel mit seinem Krieg gescheitert ist und dass der Widerstand vom Norden bis in den Süden aktiv ist. Jeder weiß, dass da keiner die weiße Fahne raushängt. Die Leute sind stolz, dass sie gegen diese barbarische Invasion widerstehen, die nicht nur von Israel, sondern auch von vielen westlichen Regierungen und mit Unterstützung der arabischen reaktionären Verbündeten geführt wird. Alle imperialistischen Länder kämpfen gegen die PalästinenserInnen, diplomatisch, wirtschaftlich und militärisch, mit deutschen, britischen, französischen Waffen. Die Waffenlieferungen der USA an Israel wurden trotz der Heuchelei um mehrere Milliarden aufgestockt, amerikanische Drohnen fliegen am Rand vom Gazastreifen und amerikanische Satelliten wurden nach Israel geschickt. Fünfmal haben sie im Sicherheitsrat ihr Veto eingelegt, um einen Waffenstillstand zu verhindern. Die Leute sind stolz, dass sie trotz dieser internationalen Versuche, den Gazastreifen umzugestalten und trotz der Massaker widerstehen. Die Masken der imperialistischen Länder sind wegen der Unterstützung Israels gefallen. Vergiss das Gerede von Demokratie, Menschenrechten oder Frauenrechten. Welche Frauenrechte, wenn 70 Prozent der ermordeten PalästinenserInnen Frauen und Kinder sind? Sie wurden durch die Luftwaffe oder Drohnen ohne Vorwarnung getötet. Dieser Krieg ist nicht gegen den Widerstand, sondern gegen die Zivilbevölkerung und die soziale Infrastruktur gerichtet. […] (13)

Um diese Statements eines Menschen aus dem angegriffenen Gazastreifen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Ja! Deswegen noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza.
 
Nur Israel

Nun sind diese Berichte aus Gaza ohne jeden Zweifel authentisch und sie entsprechen Buchstabe für Buchstabe der Wahrheit. Wir wollen nun Bertolt Brecht ein wenig relativieren: Nein, nicht alle, die diese Wahrheit nicht kennen sind Dummköpfe. Allerdings sind alle, die dem herrschenden Narrativ blind vertrauen, tatsächlich Dummköpfe. An die richtigen, d.h. an die wahren Informationen heran zu kommen, ist in der Tat schwierig, aber es ist machbar. Es gibt noch immer genug aufrechte JournalistInnen, die nicht davor zurück schrecken, die Wahrheit, welche die Mächtigen verbergen wollen, auszusprechen. Namentlich genannt seien Menschen wie Karin Leukefeld, Vanessa Beeley oder Eva Barlett unter vielen anderen. Die Seite, die Du, werte Leserin, werter Leser, gerade liest, gehört ohne Zweifel auch dazu. Um (ungewollte) Irrtümer auch gleich auszuschließen: Es geht nicht darum, zu behaupten, wir seien im Besitz der absoluten Wahrheit. Das wäre erneut dasselbe Spiel wie die Täter- Opfer-Umkehr: Sie, unsere Gegner behaupten ja genau das: sie seien diejenigen, welche alle Fakten gecheckt haben, und trotzdem spucken sie der offensichtlichen Wahrheit ins Gesicht. Nein, wir haben die Wahrheit nicht für uns gepachtet. Aber wir beharren darauf, unsern Menschenverstand zu gebrauchen und wir beharren darauf, unsere eigenen Rückschlüsse zu ziehen. Bezogen auf Gaza bedeutet dies: Nein wir beten nicht wie sie das Mantra der Opferrolle Israels nach. Israel will angeblich als ein Staat wie alle anderen behandelt werden. Israel ist jedoch die einzig übrig gebliebene Apartheidregierung des Planeten. Israel darf ohne Sanktionen Völkerrecht brechen. Um dies zu belegen, müssen wir nicht mal die Tragik und den Genozid von Gaza bemühen. Es genügt der Hinweis auf die Bombardierung der Botschaft des Iran in Damaskus vom 1. April 2024. Welches Regime bitte kann sich derartiges erlauben, ohne Sanktionen des UN-Sicherheitsrates befürchten zu müssen? Nur Israel! Genau deswegen, um das zu durchbrechen: Ja! Noch ein Artikel gegen den Genozid in Gaza! Solange der Völkermord andauert können gar nicht genug Artikel dagegen verfasst werden. Solange Völkermord und Besatzung andauern, muss es den Widerstand dagegen geben. Dieser Widerstand ist global international und solidarisch. Solidarität ist internationale Solidarität, oder es ist keine Solidarität!


Fußnoten:

1 Wer sich alle Antworten der Frau Reshef antun möchte, schlage hier nach:
https://www.20min.ch/story/leserfragen-sterben-wieder-tausende-kinder-in-rafah-frau-botschafterin-103099598
2 Zum Beispiel hier: https://www.heute.at/s/un-erhebt-schwere-vorwuerfe-israel-blockiert-hilfsgueter-120013959 (Letzter Zugriff Mai 2024) (Die Tatsache, das «Heute» auch das oben erwähnte «20-Minuten» verlinkt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie).
oder hier: https://www.n-tv.de/ticker/Agypten-Israel-behindert-systematisch-Hilfen-fuer-Gazastreifenarticle24543399.html (Letzter Zugriff Mai 2024)
3 https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Aussenwirtschaftspolitik_Wirtschaftliche_Zusammenarbeit/Wirtschaftsbeziehungen/exportkontrollen-und-sanktionen/sanktionen-embargos/sanktionsmassnahmen.html (Letzter Zugriff Mai 2024)
4 https://www.nzz.ch/schweiz/friedensplaene-who-cares-lawrow-greift-cassis-an-ld.1821371 (Letzter Zugriff Mai, 2024)
5 https://www.palestine-studies.org/en/node/1651786 (Letzter Zugriff Mai, 2024)
6 https://www.welt.de/politik/ausland/article249288408/Befreite-Hamas-Geisel-Ich-habe-die-Hoelle-erlebt-Esgibt-keine-unschuldigen-Zivilisten-in-Gaza.html (Letzter Zugriff Mai 2024)
7 Der Irak unter der Baa`th Partei hatte vor 1991 das beste Bildungssystem der Region. Weltweit hatten irakische Universitäten den höchsten Frauenanteil. https://reliefweb.int/report/iraq/fact-sheet-unesco-and-education-iraq (letzter Zugriff Mai 2024)
8 https://twitter.com/propandco/status/1718092723750899809 (Letzter Zugriff Mai 2024) Achtung: Als dem Autor dieser link zugespielt wurde, kam gleichzeitig die Empfehlung, den Inhalt auf einem Fremdmedium zu abzuspeichern, da die Gefahr besteht, dass die Plattform diesen Clip löschen wird. Ja, auch X ist nicht davor gefeit.
9 Peoples Front for the Liberation of Palestine
10 Democratic Front for the Liberation of Palestine
11 Diese Zahlen (Stand Mai 2024) stammen von Statista, einer Plattform, die über alle Zweifel erhaben ist, «antisemitisch» oder «pro-palästinensisch» zu sein.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1417316/umfrage/opferzahlen-im-terrorkrieg-der-hamas-gegen-israel/ (Letzter Zugriff Mai 2024)
12 Bei den Gaza Infos handelt es sich Telefongespräche, die ein Genosse von uns mit einen Freund in Gaza führt. Diese Gespräche werden transkribiert und als an einen ausgewählten Kreis versandt. Dies sind zeitgenössische Dokumente von unschätzbarem Wert.
13 Wer die unregelmässigen Briefe aus Gaza erhalten möchte, kann dies mit dem Vermerk: «Bitte Adresse in den Versand des Gaza Info einfügen» per Mail an buendnis.ggenkrieg@gmx.net tun.

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