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Aktueller Online-Flyer vom 21. Dezember 2024  

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Kultur und Wissen
Zum 80. Todestag von Ernst Thälmann
Ein ungesühnter Mord
Zusammengestellt von Peter Betscher

An verschiedenen Orten fanden im August 2024 Gedenkveranstaltungen anlässlich der Ermordung des Kommunisten und Arbeitsführers Ernst Thälmann statt – am 17. August 2024 in Halle und Chemnitz, am 18. August in Berlin, in Weimar, in Hamburg, in Frankfurt (Oder) und am 25. August in Ziegenhals. Selbst über die offizielle Gedenkveranstaltung des Thüringer VVN-BdA und der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora im ehemaligen KZ Buchenwald ist kaum hörbares Rauschen im deutschen Blätterwald zu vernehmen. Das ist nicht verwunderlich, denn die BRD hatte nie ein Interesse, den kommunistischen Widerstand gegen den Faschismus zu würdigen, obwohl die Kommunisten von Anfang an Widerstand leisteten und einen hohen Blutzoll bezahlten.


Ewiger Ruhm dem großen Sohn des deutschen Volkes, dem Führer der deutschen Arbeiterklasse Ernst Thälmann, der am 18. August 1944 an dieser Stelle vom Faschismus ermordet wurde (Fotos: Peter Betscher)

Wer war Ernst Thälmann?

„(…) Von 1903 an gehörte Thälmann der Hamburger Sozialdemokratischen Partei an. Ein Jahr später wurde er Mitglied des Zentralverbandes der Handels-, Transport- Verkehrsarbeiter Deutschlands. Hier trat er für den politischen Massenstreik und die Interessen seiner Kollegen und Kolleginnen ein. Im Deutschen Transportarbeiterverein baute er eine Jugendsektion auf. (…) Die Zustimmung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten 1914 und seine Erfahrungen in den Schützengräben der Westfront prägten seine politische Entwicklung entscheidend.“ (1) Er trat der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) bei und wurde nach der Novemberrevolution in die Hamburger Bürgerschaft gewählt. Mit der Hamburger USPD trat er erst im Dezember 1924 in die KPD ein und wurde für die KPD in den Reichstag gewählt und blieb Reichstagsabgeordneter mit Schutz der parlamentarischen Immunität. (2)

Nach dem Reichstagsbrand wurde er im Zuge der Notverordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“ am 03.03.1933 nach einer Denunziation durch Hermann Hillges verhaftet. Damit begann sein Leidensweg durch verschiedene Gefängnisse. Thälmann wurde vorgeworfen mit der KPD einen bewaffneten Aufstand geplant zu haben. Es gab keine Beweise für diesen Vorwurf, sodass die Faschisten nicht wagten einen Prozess zu inszenieren, um nicht ein ähnliches Debakel wie im Reichstagsbrand-Prozess zu erleben. „Am 01.11.1935 informierte der Volksgerichtshof, dass der Angeklagte Ernst Thälmann mit dem weiteren Vollzug der Untersuchung verschont wird. Jedoch am gleichen Tag verhängte Reinhard Heydrich, inzwischen Himmlers Stellvertreter als Gestapochef im Reichsmaßstab, gegen Ernst Thälmann Schutzhaft“ (3) In der Nacht vom 17. zum 18. August wurde Ernst Thälmann vom Zuchthaus Bautzen in das KZ Buchenwald bei Weimar verbracht, und dort unmittelbar nach seinem Eintreffen im Krematorium am 18.08.1944 auf Befehl von Heinrich Himmler in Absprache mit Adolf Hitler („Thälmann ist zu exekutieren“) durch drei Schüsse ermordet. Seine Leiche wurde sofort verbrannt. (4)

Die NRhZ dokumentiert zwei Redebeiträge der Gedenkveranstaltung um 11 Uhr im Hof des Krematoriums des ehemaligen KZ Buchenwald und einen Auszug aus dem Plädoyer von Heinrich Hannover im Hauptverfahren gegen Wolfgang Otto vor dem Landgericht Krefeld.


Rede von Rechtsanwalt Ralph Dobrawa: Die traurige Bilanz der Strafverfolgung des Mordes an Ernst Thälmann


Rechtsanwalt Ralph Dobrawa

Vor 80 Jahren, in der Nacht vom 17. zum 18. August 1944, wurde Ernst Thälmann an dieser Stelle, dem Eingang zum Krematorium, durch mehrere Schüsse ermordet. Die Geschichte der Strafverfolgung gegen die bekannten Mörder kann letztlich nur so zusammengefasst werden, wie es mein Mentor und Kollege Rechtsanwalt Professor Dr. Friedrich Karl Kaul einst formulierte: „Die bundesdeutsche Justiz hat sich hier verhalten wie der Jagdhund, der zur Jagd getragen werden muss!“

Es wäre bereits 1947 möglich gewesen, Ermittlungen gegen die Tatverdächtigen in Gang zu setzen. Schon zu dieser Zeit war die Aussage des polnischen Häftlings Marian Zgoda bekannt, der sich am Tatabend entgegen den Weisungen der SS hinter einem Schlackehaufen versteckt und beobachtet hatte, wie Ernst Thälmann gebracht wurde und welche ihm namentlich bekannten SS-Angehörigen vor Ort anwesend waren, bis er getötet wurde. Dennoch unterblieben solche Ermittlungen. Lediglich die Staatsanwaltschaft in Weimar führte solche, musste sie aber alsbald einstellen, da sich erwies, dass niemand der Tatverdächtigen auf dem Gebiet der DDR ansässig war.

Erst als im Frühjahr 1961 der ehemalige Buchenwald-Häftling Ludwig Landwehr davon Kenntnis erhielt, dass zumindest zwei der Tatverdächtigen, Wolfgang Otto, einst Spieß und Leiter des berüchtigten Kommandos 99, und der frühere SS-Scherge Alfred Berger unbehelligt in der Bundesrepublik lebten, informierte er die Witwe Thälmanns, Rosa Thälmann, die ihrerseits Professor Kaul mit der Erstattung der Strafanzeige beauftragte.

Die Ermittlungen wurden durch die Zentralstelle des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung nationalsozialistischer Massenverbrechen in Konzentrationslagern Köln übernommen. Sehr schnell wurde von dort mitgeteilt, es hätten sich „keine hinreichenden Verdachtsgründe dafür ergeben, dass die Beschuldigten in strafrechtlich fassbare Weise an der Ermordung Ernst Thälmanns beteiligt waren“.

Professor Kaul legte hiergegen Beschwerde ein und erhielt auf Drängen 1965 Akteneinsicht. Dort stieß er auf den hinlänglich bekannten Notizzettel Himmlers, den die Amerikaner bei seiner Verhaftung in seinem Gepäck fanden. Dort ist unter Ziffer 12 der Besprechung mit Hitler am 14. August 1944 in der Wolfsschanze hinter dem Namen „Thälmann“ notiert: „ist zu exekutieren“. Das war der persönliche Mordbefehl Hitlers.

Die Generalstaatsanwaltschaft der DDR unterstützte die Ermittlungen in der Bundesrepublik und stellte Originalakten zur Einsichtnahme zur Verfügung. Auch eine Tatortbesichtigung fand im Sommer 1967 statt.

Die Ermittlungen zogen sich dennoch immer wieder hin und wurden mehrfach aus unterschiedlichsten Gründen eingestellt. So im April 1972 mit dem Hinweis, es habe ein „Führerbefehl“ vorgelegen, und der weitere Befehlsweg über das Reichssicherheitshauptamt bis hin nach Buchenwald habe nicht exakt aufgeklärt werden können. Inzwischen war auch Berger verstorben. Die stets gegen die Ablehnungen eingelegten Beschwerden führten jeweils zur Wiederaufnahme der Ermittlungen. Ende 1974 behauptete man, es sei Strafverfolgungsverjährung eingetreten, da den Beschuldigten allenfalls der Vorwurf der Beihilfe zum Mord gemacht werden könne. Auch sei der Mord an Thälmann nicht grausam gewesen, und Heimtücke sei nicht nachweisbar. Man müsse zugunsten der Beschuldigten davon ausgehen, „dass Thälmann nicht arglos gewesen“ sei, „als er nächtens in das Krematorium des KZ Buchenwald gebracht worden war.“ Auch niedrige Beweggründe als Mordmerkmal wurden verneint. Insoweit läge kein notwendiges Mordmerkmal im Sinne § 211 StGB/BRD vor.

Der 6. Einstellungsbescheid datiert vom 19. März 1979. Auch hiergegen wurde nochmals Beschwerde eingelegt. Im Januar 1982 teilte der Generalstaatsanwalt in Köln mit, dass die Ermittlungen nicht wieder aufgenommen werden und auch keine Anklage gegen den noch verbliebenen Beschuldigten Otto erhoben wird. Zwischenzeitlich war Rechtsanwalt Kaul im April 1981 verstorben. Der Bremer Rechtsanwalt Heinrich Hannover führte nunmehr im Auftrag von Irma Thälmann die Interessenvertretung fort. Jetzt war es nur noch möglich, im Wege des so genannten Klageerzwingungsverfahrens vorzugehen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf entschied im Januar 1985, dass die Durchführung des Hauptverfahrens vor dem Landgericht Krefeld angeordnet wird. Es hielt Otto für hinreichend verdächtig, an der Ermordung Ernst Thälmanns beteiligt gewesen zu sein. In der Folgezeit wurde an 32 Verhandlungstagen über Otto zu Gericht gesessen. Das Landgericht Krefeld verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren, obgleich die Staatsanwaltschaft Freispruch für diesen beantragt hatte. Die von der Verteidigung Ottos eingelegte Revision führte zur Aufhebung des Urteils mit Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 25. März 1987. Dort war man der Meinung, die Einzelheiten der Ermordung Thälmanns seien nicht genügend geklärt worden. Es sei ja auch möglich, dass der Angeklagte in der Tatnacht sich nicht in Buchenwald aufgehalten habe. Nunmehr fand nach Zurückverweisung eine neue Hauptverhandlung vor dem Landgericht Düsseldorf statt. Am 10. März 1988 begann diese und Otto behauptete nunmehr, er sei in jener Tatnacht in einem Weimarer Hotel gewesen, da ihn damals seine Frau dort besucht habe. Obgleich durch Vorlage von Fernschreibbüchern des KZ Buchenwald nachgewiesen werden konnte, dass Otto in der Nacht in Buchenwald war, sprach ihn das Landgericht Düsseldorf am 29 August 1988 frei. Eine hiergegen eingelegte Revision der Nebenklage wurde im darauf folgenden Jahr vom Bundesgerichtshof zurückgewiesen. Damit blieb der Mord an Ernst Thälmann ungesühnt.

Ralph Dobrawa ist Rechtsanwalt, Autor und Herausgeber von Fachpublikationen und rechtsgeschichtlichen Büchern.


Auszug aus dem Plädoyer von Rechtsanwalt Heinrich Hannover im Verfahren gegen Wolfgang Otto vor dem Landgericht Krefeld

„Der Angeklagte Otto ist ja nur einer von vielen Tausenden, die den faschistischen Staatsterror gegen Menschen des deutschen Volkes und anderer Völker ausgeübt haben. Das eigentlich Erschreckende an dem historischen Sachverhalt, der in diesem Prozeß noch einmal aus der allgemeinen Verleugnung und Verdrängung ins öffentliche Bewußtsein gehoben wurde, ist nicht die Tatsache, daß es Verbrecher wie Hitler, Himmler, Heydrich und Kaltenbrunner gegeben hat, erschreckend ist die Tatsache, daß sich in unserem Volk auf allen Ebenen dieser Mörderhierarchie die nötigen Mitwirkenden gefunden haben, die ihren Platz mit einem Gefühl von Pflichterfüllung ausfüllten, wie sie jeden andere Job ausgefüllt hätten, und nicht auf die Stimme ihres Gewissens hörten, die ihnen eine solche Pflichterfüllung hätte verbieten müssen. Der Angeklagte hat, wie Tausende von Angeklagten vor ihm, seine mörderische Tätigkeit als Normalität, als alltägliche Pflichterfüllung begriffen. Er war kein Exzeßtäter, sondern ein ganz normaler, den Gesetzen und Befehlen der jeweiligen Obrigkeit ergebener Technokrat, der die Pistole mit der gleichen kühlen Gelassenheit handhabte wie die Schreibmaschine. Diese Normalität des Verbrechens, die Banalität des Bösen, wie Hanna Ahrendt sie genannt hatte, sollten die Generationen nach Hitler hellhörig machen, wenn wieder staatliche Gewalt als Normalität ausgegeben wird. Wir sollten Verbrechen staatlicher Hierarchien nicht erst dann als solche brandmarken, wenn sie nach einem verlorenen Krieg zusammengebrochen sind, sondern ihnen schon dann in den Arm fallen, wenn sie noch verhindert werden können...

Was wir heute noch als Normalität empfinden, ist vielleicht schon ein Schritt in einen Abschnitt deutscher Geschichte, der von der nächsten Nachkriegsgeneration, wenn es sie geben sollte, als die Zeit der Vorbereitung des zweiten Massenverbrechens dieses Jahrhunderts definiert werden könnte. Und jeder von uns wird als mit schuldig gelten, der nicht seinen Beitrag zum Widerstand gegen eine Obrigkeit geleistet hat, die wieder einmal mit dem Feuer spielt. Der Abschnitt deutscher Geschichte , den dieser Prozeß noch einmal in einem seiner finstersten Winkel ausgeleuchtet hat, ist dazu geeignet, die Generationen nach Hitler wachsamer und kritischer gegen das Gewaltmonopol des Staates nach innen und außen zu machen, als es die Generation des Wolfgang Ottto war.“ (5)

Heinrich Hannover wurde 1943 eingezogen und kehrte als Pazifist aus dem Krieg zurück. 1954 wurde er in Bremen als Rechtsanwalt zugelassen. In seinen beiden Büchern „ Die Republik vor Gericht“ beleuchtet er kritisch ein halbes Jahrhundert Rechtsgeschichte in der BRD.


Rede von Heike Cienskowski (Deutscher Freidenker-Verband Thüringen)

Einleitend lese ich Worte aus der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl, vom 12.Oktober 1949 vor. Sie zeigen uns, dass die DDR für ein neues Deutschland steht.



Liebe Thälmann-Freunde, ich freue mich sehr darüber, dass heute zu unserer Gedenkveranstaltung, die wir – Mitglieder des DFV Thüringens , Genossen der DKP , der KPD und der KO Jena – vorbereitet haben, so viele Thälmann-Freunde gekommen sind, um an den feigen, hinterhältigen Mord an Ernst Thälmann vor 80 Jahren am Ort des Geschehens zu erinnern. „Thälmann ist zu exekutieren“ – dieses Zitat haben wir heute bereits gehört. Wir haben auch gehört, dass der Mörder straffrei bis zu seinem Tode in der BRD leben konnte – der Mord blieb ungesühnt.

„Ist zu exekutieren“ – dieser Befehl hat auch bis heute nichts an Aktualität verloren. Er wird gegeben, wenn Menschen, die der Welt die Wahrheit über die kriegslüsterne Politik des Kapitalismus und Imperialismus sagen, oder es werden Unruhen in den Ländern provoziert, die sich dem Diktat des so genannten Westens widersetzen. Es gibt auch heute Menschen, die standhaft sind und den Mut haben, auch unter schwierigsten Bedingungen, die Wahrheit zu sagen. Ich lese jetzt aus einem Brief Ernst Thälmanns an seine Tochter Irma, wahrscheinlich aus dem Jahre 1934 im Kerker geschrieben. Der Brief zeigt uns, wie sehr Thälmann an den Sieg der Gerechtigkeit, an die Kraft der Jugend geglaubt hat.

„...eine jugendliche Phantasie stellt große Ansprüche an die Wirklichkeit, wo Verstandeskraft und Phantasie vereint zum Ausdruck kommen. Der Garten deiner bewegten Jugend muss blühen, Früchte zum Reifen bringen zum Aufstiege für höhere Aufgaben. Denn wie mag ein Mensch Zukunft gewinnen, der nicht Samen für sie zu holen weiß aus den lebendigen Gärten seiner Kindheit und Jugend. Die inneren Qualitäten sind es, die schöpferische Werte, die Dir zueigen sein müssen. Aber nicht allein das Angeborene, auch das Erworbene ist der Mensch. Kenntnisse, die man sich in der Jugend erworben hat, sind Blüten der Hoffnung, die zu Früchten ansetzen.

Alle Schritte Deines jungen Lebens werden Dir nichts fertig liefern, sie erfordern Anstrengung, Nachdenken, Wendigkeit, Durchhalten. Kein Erfolg ohne Mühe und Arbeit...

Ich erinnere mich hier an die Worte des deutschen Dichters Walter von der Vogelweide: »Wer schlägt den Löwen? Wer schlägt den Riesen? Wer überwindet jenen und diesen? Das tut der, der sich selbst bezwingt.« Das wichtigste Fundament für eine erfolgversprechende Erziehung des Menschen ist der Charakter. Ein Dichter hat einmal gesagt: »Lieber in einer einzelnen Flamme brennen, als in einem Dutzend Irrlichter herumflackern.«… Das Schicksal will den Kampf, das Leben als Spiel zu nehmen...

Es entfacht meinen Mut mit neuer Kraft, läßt mich nicht rückwärts, sondern vorwärts schauen in der leise in mir schwingenden Hoffnung, daß auch für mich ein neuer Tag mit glücklichen Stunden kommen muß...“

Nie wieder Krieg – das war und ist das große Ziel der Völker. Was aber macht die Regierung der BRD? Zitat: „Als SPD übernehmen wir die Verantwortung dafür, dass kein Kind, das heute in Deutschland geboren wird, wieder Krieg erleben muss “ – Zitat Ende. Die Realität sieht aber anders aus, wenn Herr Pistorius sagt, dass Deutschland wieder kriegstüchtig werden muss. Das Gesundheitswesen muss kriegstüchtig werden, in den Schulen und Universitäten wird die Jugend auf die Kriegsführung vorbereitet. Umstellung der Infrastruktur auf Krieg. Wiedereinführung der Wehrpflicht, auch für Frauen, Einbeziehung der Rentner in den Kriegsdienst im Inland. Es werden Milliarden Euro für die Aufrüstung ausgegeben. Die auf dem Gebiet der BRD stationierten Atomraketen werden modernisiert, es werden weitere weitreichende Waffensysteme stationiert. Bereits in der Vergangenheit der BRD, die im September 1949 gegründet wurde, hat sich die Bundeswehr immer wieder mit ihrer Beteiligung an kriegerischen Auseinandersetzungen beschäftigt. Vor 60 Jahren erwog eine Studiengruppe der Bundeswehr die militärische Beteiligung am Vietnamkrieg. Man wollte endlich wieder siegen. Seit dem 24. März 1999 weiß die Welt, dass mit Hilfe der deutschen Luftwaffe und unter Führung der SPD und Bündnis 90/Die Grünen geführte Regierung die damalige Republik Jugoslawien ohne völkerrechtliches Mandat von der NATO überfallen wurde. Zitat des damaligen Bundespräsidenten Gerhard Schröder: „Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen“.

Es ähnelt sich, es wiederholt sich! Damals wie heute sollen die Menschen auf Kriege vorbereitet und kriegstüchtig gemacht werden – immer mit Lügen, Verleumdungen, Manipulation. Der Feind wird den Menschen präsentiert und immer brutaler geschildert. Die aktuelle internationale Situation ist brandgefährlich, und Deutschland will wieder in führender Position sein, wenn es um die so genannte Verteidigung der so genannten westlichen Werte und die so genannte westliche Demokratie geht. Endlich wieder siegen – wird es einen Sieger geben, wenn es zu einem erneuten Weltenbrand kommt? Die Mehrheit der Bürger in der Bundesrepublik will keinen Krieg! Die Jugend will keine Wehrpflicht! Kämpfen wir, wie Thälmann es tat, gegen Krieg und Völkerhass! Nie wieder Krieg! Schluss mit der Aufrüstung! Schluss mit den Waffenexporten! Keine Auslandseinsätze der Bundeswehr! Frieden und Freundschaft mit Russland! Russland ist nicht unser Feind! Die Kriegstreiber stoppen!


Heike Cienskowski (Landesvorsitzende des Deutschen Freidenker-Verbandes Thüringen)


Wir danken Heike Cienskowski und Rechtsanwalt Ralph Dobrawa, dass sie uns ihre Redemanuskripte zur Verfügung gestellt haben und Brigitte Dornheim für die Vermittlung.



Gedenkveranstaltung zum 80.Todestag von Ernst Thälmann im Krematorium des KZ Buchenwald


Auf 1/6 der Erde haben die Arbeiter bewiesen, dass sie ohne Kapitalisten leben können, aber noch nie haben die Kapitalisten bewiesen, dass sie ohne Arbeiter leben können.


Gedenkveranstaltung zum 80.Todestag von Ernst Thälmann im Krematorium des KZ Buchenwald


Gedenkveranstaltung zum 80.Todestag von Ernst Thälmann im Krematorium des KZ Buchenwald


Ernesto Schwarz singt vor der Häftlingsgruppe von Fritz Cremer


Der Stelenweg der Mahnmalanlage am Glockenturm


Bericht von Reiner Kotulla: Thälmann ist niemals gefallen

Über 150 Freunde und Genossen waren ihrer Einladung gefolgt, trafen sich in Weimar und in der Gedenkstätte Buchenwald, um des 80. Jahrestages seiner Ermordung zu gedenken. Brigitte Dornheim hatte sich an alle relevanten Parteien und Organisationen in Thüringen, die Deutsch Kommunistische Partei, die Kommunistische Partei Deutschlands, die Kommunistische Organisation, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend und den Deutschen Freidenkerverband (Thüringen) mit der Bitte um Beteiligung gewandt. Geholfen hat bei den Vorbereitungen vor allem Heike Cienskowski vom Thüringer Freidenkerverband. Ernesto Schwarz, der bekannte linke Liedsänger, konnte dafür gewonnen werden, die gesamte Veranstaltung mit seinen politischen Liedern zu begleiten. Am Vormittag traf man sich zu einem stillen Gedenken am Weimarer Thälmann-Denkmal.

Zur Eröffnung im Hof des Krematoriums, der Hinrichtungsstätte Thälmanns, sagte die Veranstalterin Brigitte Dornheim: „Thälmann und Thälmann vor allem, Deutschlands unsterblicher Sohn, Thälmann ist niemals gefallen, Stimme und Faust der Nation“, so Zeilen des Liedes, das wir eben hörten.

Um das zu verdeutlichen, haben wir uns heute hier versammelt, liebe Genossinnen und Genossen, liebe Thälmannfreunde, liebe Antifaschisten. Ich möchte Euch an der Stelle begrüßen, an der heute vor 80 Jahren Ernst Thälmann meuchlings ermordet wurde. Im Namen der Veranstalter, der DKP Thüringen, der KPD-Thüringen, des Thüringer Freidenkerverbandes und der Kommunistischen Organisation Jena möchte ich euch herzlich willkommen heißen.

Ernst Thälmann konnte das nicht mehr erleben, für das er gekämpft hatte, die Befreiung Deutschlands von Faschismus und Krieg, aber er wusste ganz genau, dass dies kommen würde. „Stalin bricht Hitler das Genick“, so seine Worte. Einer derjenigen, die diese Befreiung erkämpften, war ein Major der Aufklärung in der Roten Armee, Major Nikolajew. Er gewann mitten im okkupierten Gebiet der Sowjetunion junge deutsche Wehrmachtssoldaten, Kriegsgefangene und Überläufer für den gemeinsamen Kampf gegen die Hitlerfaschisten. Es gelang ihm, weil er diesen jungen Deutschen vertraute. Die Basis seines Vertrauens fasste er in die Worte: „Es haben einmal 6 Millionen Deutsche Ernst Thälmann gewählt“. Major Nikolajew ist eine der handelnden Personen in Boris Polewois Roman „Tiefes Hinterland“.

Es folgten Redebeiträge aus allen eingeladenen Organisationen. Den Abschluss, aber nicht das Ende der Veranstaltung, bildete das gemeinsame Singen der Internationale. Schließlich ging es zum Glockenturm, oberhalb der „Straße der Nationen“, einer beeindruckenden Gesamtanlage, die die DDR hatte errichten lassen, um dem Schwur der Buchenwaldhäftlinge, den diese nach ihrer Selbstbefreiung im April 1945 abgelegt hatten, für alle nachfolgenden Generationen einen weithin sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Sie schworen: „Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Einsetzender Regen konnte nicht verhindern, dass Ernesto erneut aufspielte und alle zum Mitsingen ermunterte („An allem sind die Russen schuld“). Mit dem Versprechen, sich im April 2025 am selben Ort wiedersehen zu wollen, ging man auseinander.

(aus DKP Rotmail Sonnenberg, Ausgabe 175, August 2024)


Fußnoten:

(1) Eberhardt Czichon, Heinz Marohn; „Mit Fäusten und gesundem Verstand“; junge Welt, 16./17. April 2011
(2) Ebda.
(3) Peter Przybyski „Mordsache Thälmann“ Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1986, zitiert nach (4)
(4) Zum 80. Jahrestag der Ermordung von Ernst Thälmann im Konzentrationslager Buchenwald am 18. August 1944; Freundeskreis „Ernst Thälmann e.V., Ziegenhals – Berlin“ www.etg-ziegenhals.de
(5) Heinrich Hannover: „Die Republik vor Gericht 1975–1995“, Aufbau-Verlag 1999

Online-Flyer Nr. 835  vom 15.09.2024

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