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Aktueller Online-Flyer vom 21. November 2024  

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Kommentar
Litauen immer gut für den Marsch gen Osten
Pistorius auf der Nazi-Spur
Von Ulrich Gellermann

Etwa 5.000 Soldaten einer Panzerbrigade werden in den nächsten Jahren nach Litauen verlegt. Während die Bundesbahn sonst immer weniger leistet, werden die Kampfpanzer und Panzerhaubitzen für die Ostfront ziemlich reibungslos transportiert. Rüstungsminister Pistorius kann Krieg. Ein „Leuchtturm-Projekt der Zeitenwende“ und das „größte Projekt in der Geschichte der Bundeswehr“ will der kriegstüchtige Minister im Baltikum auf Dauer errichten. Das deutsch-litauische Projekt hat Tradition, die bis in die Gegenwart ragt.

Litauer für die SS

Im Juni 1941, nachdem die deutsche Wehrmacht die UdSSR überfiel und die Rote Armee Litauen verlassen musste, wurden litauischen Einheiten von Freiwilligen zusammengestellt, die unverzüglich damit begannen, die jüdische Bevölkerung auszurotten. Allein in der Stadt Kaunas wurden an einem Tag mehr als 9000 Juden ermordet. Im Jahr 1944 wurden 3500 Litauer für die SS tauglich gemustert. Als sich Jahrzehnte später, im März 2013, Jugendliche zur einer Manifestation einer Neo-Nazi-Veranstaltung in Litauens Hauptstadt Vilnus zusammenrotteten, fiel der damaligen Präsidentin Dalia Grybauskaite nur ein, dass es sich um die „patriotische Jugend“ handeln würde.

Litauisches Pogrom

Im Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens, fand das erste litauische Pogrom statt: Eine marodierende Gruppe militanter Litauer unter der Führung von Algirdas Klimaitis führte das Pogrom in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni 1941 in Kaunas durch. Ein jüdisches Wohnviertel mit 60 Häusern wurde niedergebrannt, 1500 Juden starben und in den Folgenächten weitere 2300. Algirdas Klimaitis starb friedlich 1980 in Hamburg.

Litauer Justiz in Nazi-Tradition

Noch im Jahr 2008 ermittelte die litauische Staatsanwaltschaft gegen ehemalige litauische Partisanen gegen die Deutschen, bei deren Kampfhandlungen litauische Zivilisten starben. Zu denjenigen, gegen die sich die Ermittlungen richteten, gehörte neben Frau Branovsky auch der ehemalige Direktor von Yad Vashem Yitzhak Arad. Das damalige Vorgehen hatte den Charakter einer Kampagne des litauischen Staates und trug deutlich antisemitische Züge, während von den tausenden Kollaborateuren mit den Deutschen seit der Unabhängigkeit Litauens nicht ein einziger angeklagt wurde.

Virulente antirussische Stimmung

Als Litauens Außenminister Landsbergis 2024 vor einem "Pearl-Harbor-Moment" für die Nato“ warnte, war das ein typischer Ausdruck einer immer noch virulenten antirussischen Stimmung. Die bekommt mit der Stationierung deutscher NATO-Truppen in Litauen Auftrieb. Die Panzerhaubitze 2000, die zur Armierung der Nato-Brigade in Litauen gehört, wird bei Rheinmetall produziert. In der Nazi-Zeit gehörte der Betrieb zu den „Reichswerken Hermann Göring“. Im Auftrag des Reichskriegsministeriums produzierte der Betrieb verstärkt Waffen und Munition. Die Fertigungspalette reichte von Maschinengewehren und -kanonen über Panzerabwehrgeschütze, Minenwerfer und Feldkanonen bis hin zu Flugabwehrkanonen und Eisenbahngeschützen. Rheinmetall verdiente am Krieg der Nazis, heute macht man Profit mit der NATO.

Schleier des Verschweigens

„Panzerbrigade 45“ - Der Name dieser Bundeswehreinheit hängt schon als Schild in einem Bürogebäude in Vilnius. Es ist die Truppe, die Pistorius nach Litauen kommandiert hat. Die Kontinuität spezieller deutscher Beziehungen zu Litauen scheint niemanden im offiziellen Berlin zu stören. Profit macht man am besten hinter dem Schleier des Verschweigens.


Erstveröffentlichung am 15. September 2024 bei rationalgalerie.de – Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer

Online-Flyer Nr. 836  vom 20.09.2024

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