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Kommentar
Nachruf auf Werner Lochner
Danke Werner!
Von Wolfgang Wiebecke
Werner Lochner ist am 16.10.2024 90-jährig in Wuppertal gestorben. Ich bleibe ihm dankbar und freundschaftlich verbunden, gehöre aber selbst keiner politischen Organisation mehr an. So möchte ich hier dankbar und ganz persönlich auf meine Lebensbegegnung mit ihm zurückblicken. Ich habe Werner 2001 beim "Wuppertaler Bündnis gegen Krieg und Terror" kennen und sehr schätzen gelernt. Immer wieder vermittelte er so liebevoll und kompetent zwischen den unterschiedlichen "Fronten". Immer wieder stärkte er mir politischem Neuling den Rücken und gab mir wertvollste Ratschläge. Bei der Gründung von attac Wuppertal war er ebenso dabei wie bei vielen Demos, Veranstaltungen und sogar 2010 bei der Bestattungsfeier für die Wuppertaler Dichterin Ulla Weymann. Er blieb uns auch tief freundschaftlich verbunden, als ich aus erheblichen gesundheitlichen Gründen meine politischen Aufgaben abgeben musste.
So kannten Werner alle: Vor der Straßenaktion fuhr ein großes Auto auf den Platz, Werner, meist mit Mimi (seiner lieben Frau) stieg aus, lud seine von ihm gestalteten "Pappen" aus, und brachte sie, auf beiden Schultern mit Pappen an Stangen und um den Hals mit Pappen an Schnüren schwer beladen, zum Treffpunkt der Aktion. Dort verteilte er sie an die Teilnehmenden und fuhr dann so rasch wie möglich sein Auto weg, um dann gleich an der Aktion auch selbst teilzunehmen. Ja, er war ein Künstler des Friedens und ein Künstler der Schrift.
Aber auch sonst half er vielen in seinem Umfeld mit Rat und Tat. Mir z.B., als er mich nach einem Treffen an einem sonnigen Abend zu meinen Pflanzungen fuhr, die zu gießen waren - und unterwegs hielt er beim Mahnmal an, ging mit mir die kurze Strecke hoch und brachte es mir damit näher. Ich muss dabei auch daran denken, dass ich kurz davor das Buch von Herrn Ibach über das KZ Kemna gelesen hatte.
Ich denke an die Feier seines 80. Geburtstags in der "börse", wo er von so vielen und so unterschiedlichen WeggefährtINNen gefeiert wurde.
Werner Lochner am 03.09.2014 bei seiner Geburtstagsfeier in der "börse" (Eigenes Foto)
Ich denke an seine Freude und Offenheit, mit der er immer wieder neuen Menschen begegnete, aber auch an seine Bereitschaft, sich ganz tief auf Gedichte und Lieder einzulassen, die ich ihm vortragen durfte. Bei unserem letzten Gespräch war das z.B. das Gedicht "Gefäß" des Holocaust-Überlebenden Dichters Joseph Hahn.
"Ein Leben für Gerechtigkeit" hieß die Video-DVD, die das Wuppertaler Medienprojekt über ihn und mit ihm machte.
Immer wieder bewunderte ich Werner: Seine Ehrfurcht für seinen Vater, der wegen seiner kommunistischen Überzeugung immer wieder in unterschiedliche KZs gekommen war – und trotzdem nach dem Ende von Hitlerdeutschland auch mit Nazis menschlich umgegangen ist. Seine Liebe zu seiner Frau Mimi und zu seiner Familie. Sein Mut, Fehler zu benennen, wo er sie sah. Sein zutiefst opferbereiter Einsatz für bedürftige Freunde und Bekannte, und in seiner langen berufstätigen Zeit, wie er immer wieder erzählte, für seine KollegINNen bei der Textilfirma Glanstoff, wo er mehrsprachig auch Auslandskontakte betreute. Immer wieder hat er auch Franziska, meine Frau, ganz liebevoll mit einbezogen und sich auch an ihrer Kunst (Musik und Malerei) gefreut.
Mich verbindet mit Werner auch, dass ich aus von ihm gemalten Buchstaben 2006 die "PaLoWi"-Schriftarten entwickeln durfte, und er erwähnte das bis zuletzt immer wieder mit Dank. Dieses Projekt war daraus entstanden, dass Werner wie bereits erwähnt bis dahin zahllose Transparente und Demo-Pappen mit seiner klaren Schrift beschriftet hatte, die vorzugsweise in die Reportagen der Veranstaltungen kamen, diese Fähigkeit aber aus gesundheitlichen Gründen langsam verlor.
Da ein eigener Besuch bei Mimi und Werner meiner Frau und mir leider nicht möglich war, sind wir froh und dankbar, dass Petra Daniels, auch eine Weggefährtin von uns, ihre Erlebnisse bei ihrem letzten Besuch bei den beiden zur Verfügung stellt:
Leider konnten meine Frau und ich aufgrund unserer erheblichen Gesundheitsprobleme auch nicht an Werners Bestattung teilnehmen. Wir haben aber gehört, dass es ein sehr würdiges Begräbnis war und dass sehr viele Menschen daran teilgenommen haben.
Wir werden die Gespräche mit Werner vermissen. Aber wir denken an ihn (und natürlich auch an seine Mimi) mit großer Dankbarkeit und aufrechter Verbundenheit und sind sicher, dass wir auch im Rückblick noch sehr viel von ihm lernen werden.
Dank der freundlichen Zustimmung von Herrn Thomas B. Schumann von Edition Memoria setze ich das oben genannte Gedicht von Joseph Hahn ans Ende meines Berichts.
Gedicht "Gespräch" von Joseph Hahn (Hier habe ich PaLoWi-d verwendet.)
Links:
Nachruf auf Werner Lochner
https://www.njuuz.de/home/leute/nachruf-auf-werner-lochner/
Wuppertaler: Werner Lochner
https://www.wuppertal.de/presse/meldungen/meldungen-2011/oktober/102370100000358723.php#werner-lochner-bereich-gesellschaftliches
WZ: Der Kampf gegen Rechts beginnt in der Schule
https://www.wz.de/nrw/wuppertal/der-kampf-gegen-rechts-beginnt-in-der-schule_aid-30054533
soli-komitee-wuppertal: Filmvorführung 06.11.2013: Ein Leben für Gerechtigkeit
https://soli-komitee-wuppertal.mobi/event/filmvorfuhrung-ein-leben-fur-gerechtigkeit/
Wikipedia: Liste von Persönlichkeiten der Stadt Wuppertal: s. Eintrag für Werner Lochner in 2011
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Pers%C3%B6nlichkeiten_der_Stadt_Wuppertal
Wuppertal: 01.07.2013: "Es lebe die Freiheit": Kemna-Gedenktag
https://www.wuppertal.de/presse/meldungen/meldungen-2013/juli/102370100000507754.php
Gesamtschule Barmen: 8.5.2013: Programm "Es lebe die Freiheit"
https://www.gesamtschule-barmen.de/download/Kongressprogramm_Freiheit.pdf
trueten.de: Die PaLoWi-Schriften: Ein ttf-Schriften-Projekt für zivilgesellschaftliche Bewegungen. (Die Darstellung des dortigen ursprünglichen Artikels ist auf meiner Homepage rekonstruiert.)
https://www.trueten.de/archives/5294-Die-PaLoWi-Schriften-Ein-ttf-Schriften-Projekt-fuer-zivilgesellschaftliche-Bewegungen..html#gsc.tab=0
https://www.wolfgang-wiebecke-kultur.de/palowi-artikel-von-trueten-de.html
Edition Memoria
http://edition-memoria.de/
Glanzstoff, in Wuppertal oft Glanstoff genannt
https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Glanzstoff-Fabriken
Dichterin Ulla Weymann
https://www.dichterin-ulla-weymann.de/
website von Wolfgang Wiebecke
https://www.wolfgang-wiebecke-kultur.de/
Wolfgang Wiebecke, *1958 in Wien, promovierter Botaniker, Musiker, Schriftengestalter und Dichter, war 2001-2017 in Wuppertal politisch aktiv und bleibt seither als Künstler tätig.
Petra Daniels, *1964 in Düsseldorf, war viele Jahre Mitglied in der von Dr. Eva Held und W. Wiebecke geleiteten Agrargruppe von Attac Wuppertal und ist christlich sowie im Umweltschutz aktiv.
Online-Flyer Nr. 839 vom 20.11.2024
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Kommentar
Nachruf auf Werner Lochner
Danke Werner!
Von Wolfgang Wiebecke
Werner Lochner ist am 16.10.2024 90-jährig in Wuppertal gestorben. Ich bleibe ihm dankbar und freundschaftlich verbunden, gehöre aber selbst keiner politischen Organisation mehr an. So möchte ich hier dankbar und ganz persönlich auf meine Lebensbegegnung mit ihm zurückblicken. Ich habe Werner 2001 beim "Wuppertaler Bündnis gegen Krieg und Terror" kennen und sehr schätzen gelernt. Immer wieder vermittelte er so liebevoll und kompetent zwischen den unterschiedlichen "Fronten". Immer wieder stärkte er mir politischem Neuling den Rücken und gab mir wertvollste Ratschläge. Bei der Gründung von attac Wuppertal war er ebenso dabei wie bei vielen Demos, Veranstaltungen und sogar 2010 bei der Bestattungsfeier für die Wuppertaler Dichterin Ulla Weymann. Er blieb uns auch tief freundschaftlich verbunden, als ich aus erheblichen gesundheitlichen Gründen meine politischen Aufgaben abgeben musste.
So kannten Werner alle: Vor der Straßenaktion fuhr ein großes Auto auf den Platz, Werner, meist mit Mimi (seiner lieben Frau) stieg aus, lud seine von ihm gestalteten "Pappen" aus, und brachte sie, auf beiden Schultern mit Pappen an Stangen und um den Hals mit Pappen an Schnüren schwer beladen, zum Treffpunkt der Aktion. Dort verteilte er sie an die Teilnehmenden und fuhr dann so rasch wie möglich sein Auto weg, um dann gleich an der Aktion auch selbst teilzunehmen. Ja, er war ein Künstler des Friedens und ein Künstler der Schrift.
Aber auch sonst half er vielen in seinem Umfeld mit Rat und Tat. Mir z.B., als er mich nach einem Treffen an einem sonnigen Abend zu meinen Pflanzungen fuhr, die zu gießen waren - und unterwegs hielt er beim Mahnmal an, ging mit mir die kurze Strecke hoch und brachte es mir damit näher. Ich muss dabei auch daran denken, dass ich kurz davor das Buch von Herrn Ibach über das KZ Kemna gelesen hatte.
Ich denke an die Feier seines 80. Geburtstags in der "börse", wo er von so vielen und so unterschiedlichen WeggefährtINNen gefeiert wurde.
Werner Lochner am 03.09.2014 bei seiner Geburtstagsfeier in der "börse" (Eigenes Foto)
Ich denke an seine Freude und Offenheit, mit der er immer wieder neuen Menschen begegnete, aber auch an seine Bereitschaft, sich ganz tief auf Gedichte und Lieder einzulassen, die ich ihm vortragen durfte. Bei unserem letzten Gespräch war das z.B. das Gedicht "Gefäß" des Holocaust-Überlebenden Dichters Joseph Hahn.
"Ein Leben für Gerechtigkeit" hieß die Video-DVD, die das Wuppertaler Medienprojekt über ihn und mit ihm machte.
Immer wieder bewunderte ich Werner: Seine Ehrfurcht für seinen Vater, der wegen seiner kommunistischen Überzeugung immer wieder in unterschiedliche KZs gekommen war – und trotzdem nach dem Ende von Hitlerdeutschland auch mit Nazis menschlich umgegangen ist. Seine Liebe zu seiner Frau Mimi und zu seiner Familie. Sein Mut, Fehler zu benennen, wo er sie sah. Sein zutiefst opferbereiter Einsatz für bedürftige Freunde und Bekannte, und in seiner langen berufstätigen Zeit, wie er immer wieder erzählte, für seine KollegINNen bei der Textilfirma Glanstoff, wo er mehrsprachig auch Auslandskontakte betreute. Immer wieder hat er auch Franziska, meine Frau, ganz liebevoll mit einbezogen und sich auch an ihrer Kunst (Musik und Malerei) gefreut.
Mich verbindet mit Werner auch, dass ich aus von ihm gemalten Buchstaben 2006 die "PaLoWi"-Schriftarten entwickeln durfte, und er erwähnte das bis zuletzt immer wieder mit Dank. Dieses Projekt war daraus entstanden, dass Werner wie bereits erwähnt bis dahin zahllose Transparente und Demo-Pappen mit seiner klaren Schrift beschriftet hatte, die vorzugsweise in die Reportagen der Veranstaltungen kamen, diese Fähigkeit aber aus gesundheitlichen Gründen langsam verlor.
Da ein eigener Besuch bei Mimi und Werner meiner Frau und mir leider nicht möglich war, sind wir froh und dankbar, dass Petra Daniels, auch eine Weggefährtin von uns, ihre Erlebnisse bei ihrem letzten Besuch bei den beiden zur Verfügung stellt:
- Auch von mir vielen Dank an Werner!
Am 2. August hatte ich nochmal Gelegenheit, bei liebevoller Bewirtung mit Kaffee und Kuchen ein letztes Mal Mimi und Werner gemeinsam zu sehen. Werner wirkte auf mich trotz seiner fortgeschrittenen Krankheit und seines hohen Alters lebendig, geistig wach und interessiert. Mimi betreute ihn liebevoll und besorgt. Werner erzählte mir noch viel über seine vielen früheren beruflichen und politischen Aktivitäten, sodass ich nur staunen konnte. Er erwähnte auch seine langjährige Freundschaft mit Johannes Rau. Ich hatte Werner ein Johannes-Evangelium in der aktuellen Menge-Übersetzung mitgebracht, und er versprach mir ganz interessiert, es zu lesen. Das zeichnet ihn in meinen Augen aus: seine große Bereitschaft, sich vorurteilslos mit unbequemen Ideen auseinanderzusetzen und alles zu prüfen. Ich weiß nicht, wie vielen Menschen Mimi und Werner zeit ihres Lebens geholfen haben, aber es sind sicherlich sehr viele.
Ich freue mich, dass Werners Wunsch, seinen 90. Geburtstag am 1. 9. zu erleben, wider sein Erwarten doch noch in Erfüllung gegangen ist.
Wir dürfen bei aller Bewunderung für Werner aber auch nicht vergessen, welche große Hilfe und Unterstützung Mimi zeitlebens für ihn war. Ihr gelten unsere Anteilnahme und unsere guten Wünsche.
Alles Liebe von Petra Daniels
Leider konnten meine Frau und ich aufgrund unserer erheblichen Gesundheitsprobleme auch nicht an Werners Bestattung teilnehmen. Wir haben aber gehört, dass es ein sehr würdiges Begräbnis war und dass sehr viele Menschen daran teilgenommen haben.
Wir werden die Gespräche mit Werner vermissen. Aber wir denken an ihn (und natürlich auch an seine Mimi) mit großer Dankbarkeit und aufrechter Verbundenheit und sind sicher, dass wir auch im Rückblick noch sehr viel von ihm lernen werden.
Dank der freundlichen Zustimmung von Herrn Thomas B. Schumann von Edition Memoria setze ich das oben genannte Gedicht von Joseph Hahn ans Ende meines Berichts.
Gedicht "Gespräch" von Joseph Hahn (Hier habe ich PaLoWi-d verwendet.)
Links:
Nachruf auf Werner Lochner
https://www.njuuz.de/home/leute/nachruf-auf-werner-lochner/
Wuppertaler: Werner Lochner
https://www.wuppertal.de/presse/meldungen/meldungen-2011/oktober/102370100000358723.php#werner-lochner-bereich-gesellschaftliches
WZ: Der Kampf gegen Rechts beginnt in der Schule
https://www.wz.de/nrw/wuppertal/der-kampf-gegen-rechts-beginnt-in-der-schule_aid-30054533
soli-komitee-wuppertal: Filmvorführung 06.11.2013: Ein Leben für Gerechtigkeit
https://soli-komitee-wuppertal.mobi/event/filmvorfuhrung-ein-leben-fur-gerechtigkeit/
Wikipedia: Liste von Persönlichkeiten der Stadt Wuppertal: s. Eintrag für Werner Lochner in 2011
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Pers%C3%B6nlichkeiten_der_Stadt_Wuppertal
Wuppertal: 01.07.2013: "Es lebe die Freiheit": Kemna-Gedenktag
https://www.wuppertal.de/presse/meldungen/meldungen-2013/juli/102370100000507754.php
Gesamtschule Barmen: 8.5.2013: Programm "Es lebe die Freiheit"
https://www.gesamtschule-barmen.de/download/Kongressprogramm_Freiheit.pdf
trueten.de: Die PaLoWi-Schriften: Ein ttf-Schriften-Projekt für zivilgesellschaftliche Bewegungen. (Die Darstellung des dortigen ursprünglichen Artikels ist auf meiner Homepage rekonstruiert.)
https://www.trueten.de/archives/5294-Die-PaLoWi-Schriften-Ein-ttf-Schriften-Projekt-fuer-zivilgesellschaftliche-Bewegungen..html#gsc.tab=0
https://www.wolfgang-wiebecke-kultur.de/palowi-artikel-von-trueten-de.html
Edition Memoria
http://edition-memoria.de/
Glanzstoff, in Wuppertal oft Glanstoff genannt
https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Glanzstoff-Fabriken
Dichterin Ulla Weymann
https://www.dichterin-ulla-weymann.de/
website von Wolfgang Wiebecke
https://www.wolfgang-wiebecke-kultur.de/
Wolfgang Wiebecke, *1958 in Wien, promovierter Botaniker, Musiker, Schriftengestalter und Dichter, war 2001-2017 in Wuppertal politisch aktiv und bleibt seither als Künstler tätig.
Petra Daniels, *1964 in Düsseldorf, war viele Jahre Mitglied in der von Dr. Eva Held und W. Wiebecke geleiteten Agrargruppe von Attac Wuppertal und ist christlich sowie im Umweltschutz aktiv.
Online-Flyer Nr. 839 vom 20.11.2024
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