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Aktueller Online-Flyer vom 26. März 2025  

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Globales
Zur Situation nach dem Putsch
Und so ist nun Syrien
Von Eva und Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)

Unser letzter, an dieser Stelle erschienener Artikel zu Syrien trägt den Titel «Gedankensplitter – Da war Syrien...» (1) In der Zwischenzeit hatten wir Gelegenheit, mit verschiedenen Leuten aus der Region zu sprechen. Es sei voraus geschickt: Mittlerweile beherrschen die  Putschisten unter Führung der HTS das Land. Die HTS (Hay'at Tahrir al-Sham) ist eine Abspaltung der Al-Nusra Front, die sich ihrerseits von der Al-Qaida abgespalten hat. (2) Deren Führer Ahmed Hussein al-Sharaa (non de guerre Abu Mohammad al-Julani) Kämpfte für die Al-Qaida im Irak. Von 2006 bis 2011 war er in US-amerikanischer Gefangenschaft. Später haben die USA – ganz in US Wildwest Manier – ein Kopfgeld von 5 Millionen US Dollar auf ihn ausgesetzt. Dieser Mann lässt sich jetzt als neuer Präsident Syriens feiern. Westliche Machthaberinnen huldigen den Terroristen, die jetzt Syrien beherrschen. Die entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Der deutschen Außenministerin Annalena Bärbock wird der Handschlag verweigert, als sie in Damaskus bei den neuen Machthabern vorstellig wird. In den von den Terroristen kontrollierten Medien erscheint Frau Bärbocks Gesicht nur verpixelt. (Kurze Bemerkung dazu am Rande: In der Schweiz gibt es Gesetz, welches MuslimInnen (Eltern und SchülerInnen) in der Schule dazu zwingt, den Lehrpersonen die Hand zu schütteln. Anderenfalls droht eine Busse von bis zu 3000.-  Schweizer Franken. Dies passt ebenso ins Bild der angeblich «neutralen» Schweiz wie das Verbot Minarette zu bauen oder das Gesetz welches Frauen verbietet einen Schleier zu tragen.)

Wie es zum Putsch und zur Machtübernahme durch Al-Julani und seine Banden kam ist noch nicht adäquat analysiert worden. Auch soll hier (noch) nicht der Versuch gemacht werden, diese Ereignisse, welche zum Sturz des syrischen Präsidenten Bashar al Assad geführt haben, auszuleuchten.

Vielmehr wollen wir an dieser Stelle den Versuch unternehmen, zu beschreiben, wie es den Menschen in Syrien, aktuell den Menschen in den vorwiegend von Aleviten bewohnten Gebieten in der Gegend von Latakia heute geht.

Schwierige Recherche

Hierzu müssen wir zweierlei vorausschicken: Erstens: Die Putschisten der HTS beherrschen zur Zeit sämtliche Belange in Syrien, so auch die Kommunikationsmittel. Wenn wir also mit unseren Freundinnen und Freunden in Syrien telefonieren oder Emails austauschen, ist uns bewusst, dass dies für sie sehr gefährlich werden kann. Oft beschränken sich deswegen unsere Telefonate auf small talk und auf Belanglosigkeiten. Zweitens: Was wir hier niederschreiben ist das Resultat eines Telefongespräches mit einer syrischen Freundin, die in Europa lebt, Syrien regelmässig besucht und uns berichtet. Wir selbst haben sie und ihre Familie in Syrien vor dem Putsch durch die HTS Banden besucht. Dass wir jetzt gezwungen sind, unsere Quelle zu anonymisieren, sagt einiges aus über diese Banden, welche Syrien angeblich «befreit» haben: Syrien wurde nicht befreit sondern mit Hilfe der USA, mit Hilfe «Israels» und mit Hilfe der Türkei in ein Chaos gestürzt, welches noch nicht absehbar ist.


Es folgt nun die Aufzeichnung des Telefonats mit unserer Freundin: (3)

Leben in Angst

Die Familie unserer Quelle lebt auf dem Land und sie leben in Angst. Diese Angst ist begründet: Die HTS Terroristen kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit in die Häuser. Sie stehlen was ihnen beliebt und sie belästigen und verängstigen oder sie töten die Menschen. Das Leben auf dem Dorf ist schlimmer als in der Stadt. Dies, weil auf dem abgelegenen Land kaum Hilfe gegen die Machenschaften der HTS Banden zu erwarten ist. In den Städten kommt es eher vor, dass Nachbarn zu Hilfe kommen. Auch gibt es dort die Chance, dass die Taten der Banden veröffentlicht werden, zum Beispiel wenn sie von Handys gefilmt werden und diese Aufnahmen dann im Netz landen. Das soll unbedingt verhindert werden.  Zuvor haben die HTS Banden ihre Verbrechen selbst gefilmt und ins Netz gestellt. Seit ihr Führer Al-Julani diese Filme verboten hat verüben sie ihre Gräueltaten im Verborgenen. Merke: Nicht Verbrechen zu begehen hat die HTS Führung verboten, sondern deren Veröffentlichung. Generell gilt: Die Leute fühlen sich sicherer von je mehr Menschen sie umgeben sind.

Zerstörung des staatlichen Sektors


Die Administration funktioniert kaum noch. Dies, weil die HTS Banden alle Staatsangestellten entlassen haben. Das bedeutet, das Personal der Krankenhäuser wurde ebenso entlassen, wie zum Beispiel Lehrerinnen und Lehrer. Die Türkei und auch Saudi-Arabien bringen ihre eigenen Leute nach Syrien, von allem in die Krankenhäuser. Die meisten Krankenhäuser  sind mittlerweile privatisiert. Der öffentliche Sektor wird der Privatwirtschaft in den Rachen geschoben und für die Bevölkerung wird die medizinische Versorgung unbezahlbar.

Leider muss gesagt werden, dass die HTS Banden auch Kollaborateure finden. Dabei handelt es sich vor allem um Leute, die früher – offen oder verdeckt – gegen die Regierung unter Bashar al-Assad gekämpft haben. Die haben jetzt natürlich Oberwasser. Bei denen ist der Hass tief drin, das ist zu spüren, und diesen Hass können sie jetzt ausleben.

Proteste

Gegen die oben erwähnten Entlassungen gab es Demonstrationen. Diese Demonstrationen wurden von Beginn an von den HTS-Leuten infiltriert. Es kam während den Demonstrationen zu Handgemengen und zu Messermorden. Die HTS und ihre Anhänger sagen offen: «Unter Assad mussten wir flüchten. Jetzt sind wir da. Wenn es euch nicht passt, was wir tun, könnt ihr ja nun flüchten.»

Dass es auch in Europa Kollaborateure und Unterstützer der Putschisten gibt, muss wohl nicht erwähnt werden.  (Fast) alle westlichen Regierungen haben Al-Julani zur Machtübernahme gratuliert. Folgerichtig geben sich die europäischen Führungen die Klinke in die Hand, wenn sie Damaskus besuchen.

In Syrien selbst sind viele nicht zufrieden mit der Entwicklung. Die Menschen haben zwar Angst, dennoch kommt es, vor allem im Damaskus, immer wieder zu Protesten.

Ein Freund, der sich seinen Lebensunterhalt als Busfahrer verdiente, kann noch zweimal täglich fahren. Die Leute haben nicht mal mehr Geld für den Bus. Eine Tour macht er Morgens, damit die Schulkinder von Dorf wenigstens zur Schule kommen, eine zweite Abends, um sie wieder heim zu holen.

Die Subventionen für Diesel für die Busfahrer, wie es sie früher gab, sind alle weg. Die Preise für Brot, andere Lebensmittel und Treibstoff haben sich nochmal massiv erhöht. Unter der Regierung von Präsident Assad wurde all das subventioniert, dies mit Hinweis auf die illegale westliche Blockade gegen das syrische Volk. Nun fallen die Subventionen weg, die Blockade bleibt und die Preise steigen. Das Brot ist kleiner geworden, es hat weniger im Paket und es ist teurer. Als Grund, sprich als Ausrede, wird angegeben, die Reserven würden zur Neige gehen.

Spezifische Unterdrückung der Frauen

Pensionen und Renten werden in der Region von Latakia keine mehr ausbezahlt. (4) Die Situation erinnert stark an die Situation wie sie im Irak im Jahr 2003 nach dem barbarischen Einmarsch der USA bestanden hat. Zwar haben die USA, die NATO und «Israel» ihre Marionetten einmarschieren lassen. (Mit Ausnahme der Golanhöhen und der Provinz al Qunaitra, die von «israelischen» Truppen besetzt sind). Ebenso wie im Irak verschwinden nun auch in Syrien WissenschaftlerInnen, oder sie werden direkt ermordet, die grossen syrischen WissenschaftlerInnen leben alle nicht mehr.  Besonders erschreckend: In den Schulen geschehen Dinge, die wir sonst nur aus den Erzählungen aus der Nazi Zeit kennen: Kinder denunzieren ihre Schulkameraden als «Anhänger des Assad Regimes».

Noch ein weiteres Wort zu den Schulen: Unter der HTS gibt es an den Schulen eine strenge Trennung zwischen den Geschlechtern. Mädchen und Knaben werden vom Kindergarten an getrennt unterrichtet. Dies geht in der Schule und in der Universität weiter und soll sich in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen durchsetzen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Beispiel sitzen Frauen hinten und Männer vorne im Bus. Eine Professorin an der Universität von Damaskus äusserte sich gegen das Tragen des Schleiers. Sie ist spurlos verschwunden. Dieses Schicksal teilt sie mit vielen jungen Frauen, die morgens zur Uni gehen und nie mehr nach Hause kommen. Was geschieht mit ihnen? Organhandel? Sexsklavinnen? Werden sie eingesperrt oder ermordet? Niemand kann es sagen.

Hirnwäsche

Die frauenfeindliche Hirnwäsche geht noch weiter: So behauptet die HTS nun, Zenobia, die bekannte arabische Königin, von Palmyra eine historische Heldin, habe gar nie existiert, sie sei eine Erfindung. (5)

Weiter wird behauptet, die Türkei, welche nach wie vor den Nordosten Syriens besetzt hält sei keine Besatzungsmacht. Assad habe Syrien besetzt gehalten, der HTS habe das Land nun befreit. Folgerichtig sieht man denn auch viele türkische Autos, vor allem in der Stadt Latakia. Die HTS hält Leute auf offener Strasse an und zwingt sie, ihre Handys zu öffnen und zu zeigen, was da alles drauf ist. Finden sich dann Inhalte gegen die HTS werden die Telefone beschlagnahmt und deren Besitzer verhaftet. Die traditionellen syrischen Feiertage sind gestrichen. Zum neuen syrischen «Nationalfeiertag» wurde der 8. Dezember, der Tag des Putsches erklärt.

Weitere Gräuel

Ein reicher Syrier (vermutlich ein Kriegsgewinnler, e/mh) ließ im Hof vor der Umayyaden-Moschee in Damaskus 60 Schafe schlachten und kochen. Da Fleisch in Syrien rar und teuer ist, gab es ein ungeheures Gedränge. Fünf Menschen kamen im Chaos ums Leben. Dem Typen ging es einzig und allein darum, Klicks auf seinem social-media-Kanal zu generieren. (6)

Der jetzige Innenminister hatte in einer syrischen Kirche eine Madonna zerstört. Die Zerstörung der Madonna ist noch heute im Netz abrufbar. (7) Der jetzige Justizminister, Shadi al Waisi  hat zwei Frauen in Idlib wegen angeblicher «Sünde» auf offener Strasse erschießen lassen. (8) Zwei junge Aleviten wurden erschossen, weil sie ein verbotenes Sprichwort geäußert haben.

Nur die Spitze des Eisbergs

Hier endet unser erstes Gespräch mit unserer anonymisierten Freundin. Was sie uns berichtet sind ihre momentanen Eindrücke, Facetten aus einem Land, welches von den Westmächten und von den Zionisten gezielt ins Chaos gestürzt wurde und welches gezielt gemäß imperialistischen Diktat zerteilt werden und der Privatwirtschaft – sprich dem Kapitalismus zugeführt werden soll. Was uns berichtet wird, ist das, was die gestürzte Regierung versuchte mit allen Mitteln zu verhindern: Die Aufteilung Syriens in verschiedene Religionen, Ethnien und Parteien. Syrien galt als Beispiel für eine funktionierende multiethnische, multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft. Syrien war in der Tat eine sozialistische Gesellschaft: Die ausgezeichnete Bildung war umsonst, von der Kindergartenstufe bis zur Universitätsreife. Die ebenfalls ausgezeichnete Gesundheitsversorgung war umsonst für alle. Lebensmittel waren – dank staatlicher Subventionen trotz der mörderischen Blockade– lange Zeit für alle erschwinglich. Vor dem Putsch durch die von den USA, von «Israel» und der Türkei unterstützten Banden verschlimmerte sich die Situation mehr und mehr. Unter der Regierung von Präsident Assad existierte jedoch ein breiter gesellschaftlicher Mittelstand, einige wenige Reiche, Armut gab es kaum. All dies ist nun vorbei, wenigstens solange bis sich das syrische Volk seine legitimen Rechte zurückholt. Die Imperialisten mögen nun jubeln, weil der von ihnen verleumdete und diskreditierte Bashar al Assad gestürzt wurde. Was dieser Putsch jedoch regional und global auslöst, können wir noch gar nicht ermessen. Die uns geschilderten Gräuel sind eine mehr oder weniger persönliche vorläufige Bilanz und sie sind mit Gewissheit nur die Spitze des Eisbergs.

Die meisten hier berichteten Gräuel sind hierzulande weitgehend unbekannt. Das verwundert wenig angesichts der Tatsache, dass ab dem Jahre 2011 in der hiesigen Presselandschaft jedes objektive Wort zu Syrien und zur Regierung von Bashar al Assad aus den Leitmedien systematisch verbannt wurde. Nun ist der Präsident gestürzt. Es ist nun zu befürchten, dass Syrien über kurz oder lang das traurige Schicksal von Libyen und dem Irak teilen wird. Allerdings stirbt die Hoffnung zuletzt: Das syrische Volk könnte das Steuer noch immer herum reissen und die Zionisten und deren terroristische Helfershelfer vertreiben.


Erneutes Gespräch

Die eskalierenden Ereignisse ab dem 6. März haben uns dazu bewogen, erneut mit unserer Quelle das Gespräch zu suchen. Hier – in den westlichen Leitmedien wird berichtet, die «Sicherheitskräfte der neuen Regierung» wären nach einer Razzia in Latakia von «Assad Anhängern» angegriffen und ermordet worden. Dies hätte dann zu den, «teils massiven, Ausschreitungen» geführt.

Ganz anders berichtet unsere anonymisierte Freundin: In der Gegend von Latakia, entlang der gesamten Küstenregion, kann nicht mehr von Ausschreitungen gesprochen werden, vielmehr handelt es sich um regelrechte Massaker. Die Banden der HTS gehen dabei gezielt und systematisch vor. Eine Ausgangssperre wird verhängt. Danach brechen die HTS Leute gezielt in Häuser und Wohnungen ein. Sie zerren die Menschen auf die Strassen, dort werden sie erschossen. Alte Menschen, Frauen, Männer, Kinder, niemand wird verschont. Wie schon weiter oben berichtet, werden Mobiltelefone auf offener Strasse beschlagnahmt. Die Leichen der Ermordeten, werden so schnell wie möglich weggeschafft – wohin das weiss niemand. Gemeindeverwaltungen werden methodisch angegriffen und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Dokumente wie Geburtenregister etc. werden mit verbrannt. All dies zusammen genommen führt zu einem Verdacht: Sollten sich in absehbarer Zeit die Angehörigen der Ermordeten melden und nach dem Verbleib ihrer Lieben fragen, wird man von ihnen die amtlichen Dokumente verlangen. Diese jedoch wurden verbrannt, die Leichen wurden irgendwohin gebracht. So besteht die grosse Gefahr, dass die Mörder behaupten werden, die Ermordeten hätten gar nie existiert.

Ein Cousin unserer Quelle erlitt einen Kopfschuss und einen Schuss in die Brust. Er überlebte und wurde von einer Ambulanz abtransportiert, seither hat die Familie nichts mehr von ihm gehört. Die Vermutung: Sie werden ihn – falls er am Leben bleibt – zu Propagandazwecken missbrauchen. Ohnehin behaupten sie schon jetzt, «sie würden angegriffen und sie müssten sich verteidigen». Es ist eine Schande, dass ein grosser Teil der westlichen Presse diesen Narrativ unhinterfragt weiter verbreitet.

Ein anderer Teil der Familie ist in die Berge geflüchtet. Sie verstecken sich vor den fliegenden Drohnen und sie wagen es nicht Feuer zu machen um sich zu wärmen.

Vor der Küste von Latakia patrouilliert ein Schiff, welches in unregelmässigen Abständen die Städte und Dörfer beschiesst. In der Luft kreisen Drohnen. Ahmad al Scharaa, ehemals al Jewlani, behauptet, damit hätten sie nichts zu tun, sie würden weder über Schiffe noch über Drohnen verfügen. Damit hat er recht und er beweist damit zweierlei: Erstens die Massaker gegen das syrische Volk werden auch von Mächten durchgeführt, die über Schiffe und Drohnen verfügen. Da kommen nur «Israel», die USA und die Türkei in Frage. Zweitens beweist es, dass Ahmad al Scharaa, ehemals al Jewlani, dass er und seine Leute Marionetten sind, die keinerlei Macht haben. Die Fäden ziehen andere.

Schiffe und Drohnen widerlegen ausserdem die Mär, bei den Ausschreitungen handle es sich um «Racheakte von den nun Herrschenden Sunniten an der bisher bevorzugten alevitischen Bevölkerung», eigentliche Pogrome also. Das ist völliger Nonsens. Die Jewlani Kräfte verfügen weder über Schiffe noch über Drohnen, das ist unbestritten. Wer also setzt Schiffe und Drohnen gegen die syrische Bevölkerung in Marsch?

Hier endet unser zweites Gespräch mit unserer anonymisieren Freundin.


Nicht die Mitschuld, sondern die Schuld der Westmächte!

Es liegt auf der Hand, dass die HTS Banden allein niemals imstande waren, die Macht in Syrien an sich zu reissen. Sie brauchten und sie brauchen Hilfe von aussen. Wenn wir uns die Gemengelage ansehen, müssen wir nicht lange rätseln, wer diese Komplizen sein könnten. Einmal mehr stellen wir uns die Frage: Cui bono?

Drei Akteure profitieren von Zerstörung, Besatzung und Mord:
  1. «Israel» profitiert am unmittelbarsten von der herbeigeführten desolaten Situation. All die Verbrechen der Zionisten im Gazastreifen und im übrigen Palästina verschwinden – zumindest zeitweise – aus den Schlagzeilen. Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet bewegt sich die zionistische Armee bis zu 20 km vor Damaskus und besetzt völkerrechtswidrig syrisches Land. Ganz zu schweigen von der Besatzung der Golanhöhen. Der  zionistische Traum eines «Großisrael» rückt in greifbare Nähe.

  2. Aber auch die osmanischen Träume von Recep Tayyip Erdo?an scheinen nun Wirklichkeit werden zu wollen: Türkische Truppen nicht nur im Nordosten Syriens, bis hin zur irakischen Grenze, nein, Ankara spielt offensichtlich mit dem Gedanken, sich auch Aleppo und weite Teile des Umlandes einverleiben zu wollen.

  3. Die USA werden ihre Truppen wohl kaum aus der Region abziehen. Die syrischen Ölfelder, die sie plündern sind gewiss ein bedeutender Grund für ihre völkerrechtswidrige Präsenz auf syrischem Staatsgebiet. Mindestens ebenso wichtig sind jedoch die Hegemonialbestrebungen der USA. Diese haben sich übrigens unter der Administration von Donald Trump nur scheinbar verstärkt. Jede bisherige US Administration strebte die Weltherrschaft an. (9)

Es dürfte klar sein, dass die Aggressionsbereitschaft der Westmächte, insbesondere der USA und der NATO Staaten nicht nur zur aktuellen Eskalation in Syrien beiträgt, sondern deren eigentlicher Urheber ist. Sei es in der arabischen Welt, sei es in Asien, sei es in der Ukraine oder sei es in den Ländern des afrikanischen Kontinent: Immer und immer wieder erkennen wir dieselben alten Mechanismen der kolonialen und imperialen Ideologie.

Die angegriffen Völker haben dies bis auf ein paar wenige, bezahlte Kollaborateure erkannt und sie leisten Widerstand. Wann erkennen wir – die wir im Herzen der Bestie leben – die Zeichen der Zeit? Wann solidarisieren wir uns endlich mit diesem Widerstand und stellen uns gegen die Militärmaschinerie des Westens?


Fußnoten:


1 http://nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=29336 (Letzter Zugriff Februar 2025)
2 Al-Nusra Front und Al-Qaida sind, ebenso wie die HTS Terrororganisationen. Folgerichtig sagte uns ein syrischer Politiker in Damaskus im Jahr 2016 wörtlich: «Wie die sich nennen, ist vollkommen egal. Die sind hier um mit der Waffe in der Hand mein Land und mein Lebensart zu zerstören. Das sind Terroristen.»
3 Selbstverständlich sind Name und Adresse unserer Quellen bekannt, aus den angeführten Gründen bleibt sie jedoch ungenannt.
4 Hier gibt es eine Diskrepanz, die möglicherweise regional bedingt ist: Eine andere Quelle, eine pensionierte Frau in Damaskus berichtet uns, ihre Rente würde noch immer ausbezahlt.
5 Zenobia (240 in Palmyra in Syrien; gestorben 272/73 oder nach 274 in Rom) war von 267/68 bis 272 n. Chr. die KöniginPalmyras und des römischen Orients von Kleinasien bis Ägypten. Bis heute ist sie ein Idol für die arabische Frauenbewegung. Siehe dazu auch: https://qantara.de/artikel/palmyras-antike-herrscherin-zenobia-diearabische-heldin (Letzter Zugriff Februar 2025)
6 Al jazeera, ein notorisch US freundlicher Kanal, der aus Katar sendet, berichtet in einer sehr verkürzten Meldung von 4 Opfern. https://www.aljazeera.com/program/newsfeed/2025/1/12/crowd-crush-at-free-lunch-eventat-damascus-mosque-kills-four-people (letzter Zugriff Februar 2025) Dieser Bericht wird von den meisten deutschsprachigen Medien unhinterfragt übernommen.
7 https://www.facebook.com/61572492644727/videos/wer-regiert-jetzt-syrienein-verbreitetes-video-zeigt-denaktuellen-verteidigungs/992139486136891/?rdid=ev4QFtJtWaBzB4XW (Letzter Aufruf Februar 2025)
8 https://www.heute.at/s/videos-zeigen-syrischer-minister-liess-frauen-toeten-120081685 (letzter Zugriff Februar 2025)
9 Erinnert sich noch jemand an die Parole vergangener anti Kriegsdemonstrationen? «Der grösste Terrorist ist der Weltpolizist!» Hat nichts von ihrer Brisanz verloren!

Online-Flyer Nr. 844  vom 16.03.2025

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