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Kommentar
Gefangen im Hochsicherheitsgefängnis des Kapitalismuswahns
Warum lernen wir nicht von deutschen Heiligen?
Von Yavuz Özoguz
Es mag verwundern, wenn ausgerechnet ein Migrant, ein Neudeutscher noch dazu Muslim die Frage aufwirft, warum wir von deutschen Heiligen etwas lernen sollten. Immerhin hat meine Wenigkeit die gesamte Schulausbildung bis hin zum Doktortitel in Deutschland absolviert, zudem in einer Zeit, in der Studenten nicht nur zu Fachidioten erzogen worden sind, sondern ein gewisses Maß an Universalwissen durchaus gelehrt wurde. Dennoch habe ich bisher sehr wenig von deutschen Heiligen gelernt. Auf die Idee zu diesem Artikel hat mich unter anderem ein Freund gebracht, der unter dem Titel „Warum Deutschland seine Geschichte nicht aufarbeitet“ bereits einen sehr ausführlichen Blick hinter Kulissen geworfen hat, die den Meisten Menschen verborgen sind [1]. Möglicherweise werden viele seine Darstellungen als „Verschwörungstheorie“ verwerfen, aber es schadet doch nicht, auch einmal eine Verschwörungstheorie zu studieren, ist doch die Menschheitsgeschichte seit Kains Mord durchzogen von Verschwörungen.
![](/flyer/media/29399/heilige.jpg)
Will man sich über einschlägige Medien auf die Suche nach deutschen Heiligen begeben, und wollte man die deutsche Geschichte in 24 Stunden aufteilen, so erhält man den Eindruck, als wenn der Zweite Weltkrieg und die damit zusammenhängenden Verwerfungen der Verfolgung von Juden und anderen gute 23 Stunden ausmachen, und der gesamte Rest der deutschen Geschichte nur eine Stunde sei. Weder erfahren wir ernsthaft die Hintergründe des Ersten Weltkrieges noch über das Leben und die Berufe der Juden, ihren Lebensstil und ihre Religionsausübung, bevor sie in Deutschland verfolgt worden sind. Dass der geistige Vater des Zionismus einen urdeutschen Namen trägt, wird auch nur selten erwähnt. Nicht einmal den Zusammenhang der weltweit größten Komponisten aller Zeiten, die allesamt Deutsche waren, mit der Französischen Revolution [2] wird ernsthaft thematisiert.
Im Vergleich zum Iran, das ja auch ein indogermanisches Volk mit einer dem Deutschen ähnlichen Sprache ist, ist mir als Vielreisender noch etwas aufgefallen, was mich als Neudeutschen traurig macht. In Deutschland ist nichts, aber auch gar nichts mehr heilig! Kann es sein, dass ein Volk auch dadurch entwurzelt wird, indem man es aller seiner Heiligkeiten beraubt?
Im Iran liegt in fast jedem Dorf ein „Imamzade“ [3]. Ein Imamzade ist ein Nachkomme der für Schiiten heiligen Zwölf Imame [4]. In größeren Städten gibt es Dutzende davon. Wohlgemerkt, ein Imamzade ist „nur“ ein Nachkomme, also, Sohn, Tochter, Enkel oder sogar Urenkel eines der Zwölf Imame. Von den wirklich heiligen Zwölf Imamen liegt nur ein einziger im Iran, weshalb die Großstadt Maschhad [5] die heiligste Stadt im Iran ist. Die zweitheiligste Stadt ist Qum [6]. Dort liegt die Schwester des heiligen Imams. Drittheiligste Stadt ist Schiraz [7]. Dort liegen gleich mehrere direkte Verwandte des besagten Imams wie zwei Brüder. Und so gibt es wohl ca. 10.000 Imamzades im Iran. Die genaue Zahl kennt niemand. Imamzades sind aber nicht nur Gräber, in denen der Besucher oder Pilger mit dem Verstorbenen spricht. Es handelt sich auch um sehr ruhige und viel Heiligkeit ausstrahlende Orte, in denen die Seele beruhigt wird und neue Hoffnung und Mut fassen kann. Viele Iraner gehen nicht nur bei Problemen in das nächstgelegene Imamzade sondern z.B. auch vor der Arbeit oder danach, vor einer wichtigen Entscheidung oder einfach nur um dem hektischen Alltag zu entrinnen. Doch wo gibt es solche Orte in Deutschland?
Wollten wir also etwas ähnlich Heiliges, wie die Imamzades im Iran auch in Deutschland finden, müssten wir nach den Nachkommen der Zwölf Apostel suchen. Davon wird es aber hier wohl kaum Gräber geben, denn die lebten ja in Jerusalem und sind höchstens über Griechenland bis nach Rom gekommen. Würde man im Iran den Ali-Normal-Iraner auf der Straße fragen, welches der heiligste Ort im Iran ist, wüssten bestimmt über 90% der Bevölkerung, dass es das Mausoleum des achten Imams in Maschhad ist. Selbst wenn man die Gegner eines islamischen Systems im Iran fragen würde, wüssten sie es. Wenn wir hingegen den Otto-Normal-Deutschen nach dem heiligsten Ort in Deutschland fragen würde, gäbe es wohl vor allem Schweigen im Wald, außer es handelt sich um die verbliebene Minderheit von bibelfesten und theologisch ausgebildeten Katholiken.
Tatsächlich ist in Deutschland ein Apostel begraben. Nein, nicht der Nachkomme eines Apostels, sondern der Apostel selbst ist in Deutschland begraben! Die Muslime, die das jetzt überrascht, werden morgen diejenigen sein, die jenen Apostel besuchen, denn die Apostel Jesu sind auch im Heiligen Quran erwähnt [8]. Die Benediktinerabtei St. Matthias in Trier beherbergt das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Hier wird seit dem 12. Jahrhundert das Grab des Apostels Matthias verehrt, der als Nachfolger des Judas Iskariot zu den zwölf Aposteln Jesu zählt. Der Überlieferung zufolge wurden die Gebeine des Apostels Matthias im 4. Jahrhundert von Kaiserin Helena, der Mutter Konstantins des Großen, nach Trier überführt. Bei Bauarbeiten im Jahr 1127 stieß man auf diese Reliquien, was die Abtei zu einem bedeutenden Wallfahrtsort machte. Die Abtei St. Matthias ist somit ein bedeutendes spirituelles Zentrum und ein Ort von großer historischer Bedeutung in Deutschland. Zwar beanspruchen auch die Abtei Santa Giustina in Padua in Italien und eine alte römische Festung namens Gonio-Apsaros in Georgien einen Teil der Reliquien des Apostels Matthias zu beherbergen, aber die Katholische Kirche hat nur Trier anerkannt.
Warum wurde und wird dieser heiligste aller deutschen Orte bei uns in Norddeutschland nicht gelehrt? Müsste nicht ein jeder deutsche Christ, ein jeder Wähler der AFD, der die Deutsche Geschichte so hochhält, und jedes Mitglied einer der „C“-Parteien diesen Ort nicht nur kennen, sondern auch einmal besucht haben?
Als ich einen früheren Artikel verfasst habe mit dem Titel „Wir müssen wieder deutscher werden“ [9], wollte ich uns alle – Mehrheitsgesellschaft der Atheisten, Christen und Muslime – dazu motivieren, zurück zu den echten Werten deutscher Tugenden zurückzufinden, die allesamt abhanden gekommen scheinen. Aber angesichts des Verlustes aller Heiligkeit, müssen wir auch zurückfinden zu Heiligkeiten und seelischen Rückzugsorten in allen Gemeinden Deutschlands. Beispielsweise gibt es in der Türkei an nahezu jeder Ecke eine Moschee, die 24 Stunden geöffnet ist. In viele von ihnen passen nur wenige Dutzend Menschen. Warum haben nicht unsere Kirchen und Moscheen in Deutschland auch 24 Stunden geöffnet? Wäre das Sicherheitsproblem wirklich so unlösbar, wenn sich eine Kultur der Heiligkeit und damit Menschlichkeit wieder etabliert? Warum gibt es nicht einmal ernsthafte Rückzugsorte für Obdachlose?
Und sobald wir es halbwegs ernst nehmen mit Heiligkeiten, gäbe es durchaus auch noch andere Orte, die wir in die Landkarte der Pilgerstätten aufnehmen könnten. Wenn man schon in Trier ist, könnte man auch das Grab des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld besuchen. Er war vor allem für seine mutige Kritik an den Hexenprozessen bekannt. Warum sollten nicht alle Schüler Sachsen-Anhalts einmal einen Schulausflug zum Heiligen Grab von Gernrode durchführen. Immerhin gibt es dort die älteste erhaltene Nachbildung des Grabes Jesu in Deutschland aus dem 12. Jahrhundert. In Köln könnte man den Sarkophag von Albertus Magnus in der Krypta der St. Andreas Kirche besuchen. Er gilt Begründer der modernen Wissenschaft im 13. Jahrhundert und wurde zuerst bedroht, weil er Naturwissenschaften lehrte, und später heilig gesprochen. Die große deutsche Mystikerin Hildegard von Bingen könnte man in Eibingen, einem heutigen Stadtteil von Rüdesheim am Rhein besuchen.
Oder wie wäre es mit einem Besuch der Margarete Steiff (1847–1909). Die Steiff-Plüschtiere kennen viele. Aber wer weiß, dass die Gründerin jener Spielwarenfabrik trotz eigener Behinderung so aktiv war, um vor allem behinderten Kindern zu helfen? Sie setzte ihr ganzes Leben für andere ein und mit dem Erlös finanzierte sie viele karitative Projekte. Ihr Grab befindet sich in Giengen an der Brenz in Baden-Württemberg.
Vielleicht könnte es in der heutigen Zeit hilfreich sein, wenn wir uns an den Deutschen Friedrich Joseph Haass (1780–1853) dem „Heiligen Doktor von Moskau“ erinnern würden. Er war ein deutscher Arzt, der in Russland wirkte und sich besonders für Gefangene und Arme einsetzte. Er behandelte mittellose Patienten kostenlos und kämpfte gegen unmenschliche Haftbedingungen in damaligen Gefängnissen europaweit. Er gab sein gesamtes Vermögen für Bedürftige aus und starb verarmt. In Russland wird er fast wie ein Heiliger verehrt, weil er sein eigenes Leben völlig dem Wohl der Schwachen widmete. In Deutschland hingegen ist er nahezu unbekannt und wird nicht einmal in der Schule gelehrt! Wie wäre es mit Studienreisen für Abiturklassen zu dem Deutschen Helden, der in Moskau begraben liegt?
Wie wäre es mit dem gemeinsamen Gedenken an Alfred Herrhausen? Der Mann war immerhin Vorstandssprecher der Deutschen Bank! Am 30. November 1989 wurde Herrhausen in Bad Homburg durch eine perfekt inszenierte Sprengfalle getötet. Eine hochmoderne Hohlladungsbombe wurde an seinem gepanzerten Mercedes befestigt und mit einem Lichtschrankenauslöser zur Explosion gebracht, als sein Auto passierte. Die deutsche Terrororganisation RAF wurde verdächtigt, bekannte sich aber nie offiziell zu dem Anschlag, obwohl sie sich sonst mit ihren eigenen Morden brüstete. Die Bombe war so raffiniert konstruiert, dass Experten später daran gezweifelt haben, dass die RAF über das nötige Wissen verfügte. Herrhausen war ein Befürworter von Schuldenerlassen für Drittweltländer und ein völliges Umdenken im Finanzsystem, das damals schon absehbar eines Tages zu den Verwerfungen führen würde, vor denen wir heute stehen.
Doch alle diese deutschen Helden dürfen in einer Geschichtsvermittlung, die auf die deutsche Schuld reduziert wird, genauso wenige vorkommen, wie in einer Moderne, in der das kapitalistisch-imperialistische Ideal des ewigen Wachstums vermittelt werden muss. Jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch weiß, dass bei ewigem Wachstum irgendwann das Boot voll ist und es dann nur eine Lösung gibt, den Wachstumswahn fortzusetzen. Das Boot wird gewaltsam gelehrt. Das sehen wir aktuell zunehmend in der gesamten Welt und Deutschland liefert die Waffen. Wieder werden die Deutschen mitschuldig sein an Millionen ermordeter Frauen und Kinder, an Millionen vertriebener Menschen und an sehr viel Unheil in der Welt. Das wird sich auch mit der so genannten „Alternative“ kaum ändern, die bei Kriegen der Rotschilds, der Rockefellers, der BlackRocks, der so genannten Stiftungen von Soros, Bill Gates und vielen anderen immer auf der Seite der Machthaber steht und nie auf der Seite des kleinen deutschen Mannes und der Männin, um noch einen Seitenhieb auf die Verhunzung deutscher Sprache zu verteilen.
Doch was ist die Lösung? Menschlichkeit braucht Vorbilder. Sie können nicht im größten deutschen Tennisspieler aller Zeiten liegen, der heute nur noch für seine unehelichen Eskapaden berühmt ist, oder in anderen Stars aller Branchen, die nach ihrem Ruhmhöhepunkt in irgendwelchen Schandtaten geoutet werden. Warum greifen wir nicht auf die Vorbilder zurück, die in diesem Text genannt worden sind? Davon gibt es noch sehr viel mehr. Warum wird Jesus nicht mehr als Vorbild wahrgenommen. Wo sind die Anhänger Mahatma Gandhis oder eines Rupert Neudeck. Die Lieder von Dietrich Bonhoeffer werden noch gesungen, aber weiß man auch, wer er war?
Die Bevölkerung in Deutschland ist mehr noch als viele andere in der Welt gefangen in dem Hochsicherheitsgefängnis des Kapitalismuswahns und wird jeden Tag zwangsgefüttert mit dem Materialismuswahn. Ein Ausbruch aus dem Gefängnis mit dem Mitteln des Kapitalismus und Materialismus ist unmöglich. Aber es gibt einen Weg zur Befreiung: Der Weg heißt Fasten zur Heiligkeit. In genau einem Mondmonat beginnt der Fastenmonat der Muslime. Vielleicht kann ja der eine oder andere mal den einen oder anderen Tag mitfasten. Die benachbarten Moscheen werden ihn mit höchster Gastfreundschaft zum gemeinsamen Fastenbrechen einladen. Dann können wir gemeinsam wieder ein menschenfreundliches Deutschland aufbauen, in dem es viele heilige Orte geben wird. Und es gibt auch heute noch viele heilige Menschen im Land. Wir müssen sie nur erkennen, ehren und ggf. auch durch unser Wahlverhalten würdigen.
Fußnoten:
[1] https://t.me/WarumDeutschlandSeineGeschichte
[2] Braucht Deutschland eine Revolution?
http://www.muslim-markt-forum.de/t2747f2-Braucht-Deutschland-eine-Revolution.html
[3] http://www.eslam.de/begriffe/i/imamzade.htm
[4] http://www.eslam.de/begriffe/z/zwoelf_imame.htm
[5] http://www.eslam.de/begriffe/m/maschhad.htm
[6] http://www.eslam.de/begriffe/q/qum.htm
[7] http://www.eslam.de/begriffe/s/schiraz.htm
[8] http://www.eslam.de/begriffe/h/hawariyun.htm
[9] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28951
[10] BlackRock gegen den Schwarzen Stein
http://www.muslim-markt-forum.de/t2594f2-BlackRock-gegen-den-Schwarzen-Stein.html
Erstveröffentlichung am 31. Januar 2025 bei Muslim-Markt
Online-Flyer Nr. 842 vom 07.02.2025
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Gefangen im Hochsicherheitsgefängnis des Kapitalismuswahns
Warum lernen wir nicht von deutschen Heiligen?
Von Yavuz Özoguz
Es mag verwundern, wenn ausgerechnet ein Migrant, ein Neudeutscher noch dazu Muslim die Frage aufwirft, warum wir von deutschen Heiligen etwas lernen sollten. Immerhin hat meine Wenigkeit die gesamte Schulausbildung bis hin zum Doktortitel in Deutschland absolviert, zudem in einer Zeit, in der Studenten nicht nur zu Fachidioten erzogen worden sind, sondern ein gewisses Maß an Universalwissen durchaus gelehrt wurde. Dennoch habe ich bisher sehr wenig von deutschen Heiligen gelernt. Auf die Idee zu diesem Artikel hat mich unter anderem ein Freund gebracht, der unter dem Titel „Warum Deutschland seine Geschichte nicht aufarbeitet“ bereits einen sehr ausführlichen Blick hinter Kulissen geworfen hat, die den Meisten Menschen verborgen sind [1]. Möglicherweise werden viele seine Darstellungen als „Verschwörungstheorie“ verwerfen, aber es schadet doch nicht, auch einmal eine Verschwörungstheorie zu studieren, ist doch die Menschheitsgeschichte seit Kains Mord durchzogen von Verschwörungen.
![](/flyer/media/29399/heilige.jpg)
Will man sich über einschlägige Medien auf die Suche nach deutschen Heiligen begeben, und wollte man die deutsche Geschichte in 24 Stunden aufteilen, so erhält man den Eindruck, als wenn der Zweite Weltkrieg und die damit zusammenhängenden Verwerfungen der Verfolgung von Juden und anderen gute 23 Stunden ausmachen, und der gesamte Rest der deutschen Geschichte nur eine Stunde sei. Weder erfahren wir ernsthaft die Hintergründe des Ersten Weltkrieges noch über das Leben und die Berufe der Juden, ihren Lebensstil und ihre Religionsausübung, bevor sie in Deutschland verfolgt worden sind. Dass der geistige Vater des Zionismus einen urdeutschen Namen trägt, wird auch nur selten erwähnt. Nicht einmal den Zusammenhang der weltweit größten Komponisten aller Zeiten, die allesamt Deutsche waren, mit der Französischen Revolution [2] wird ernsthaft thematisiert.
Im Vergleich zum Iran, das ja auch ein indogermanisches Volk mit einer dem Deutschen ähnlichen Sprache ist, ist mir als Vielreisender noch etwas aufgefallen, was mich als Neudeutschen traurig macht. In Deutschland ist nichts, aber auch gar nichts mehr heilig! Kann es sein, dass ein Volk auch dadurch entwurzelt wird, indem man es aller seiner Heiligkeiten beraubt?
Im Iran liegt in fast jedem Dorf ein „Imamzade“ [3]. Ein Imamzade ist ein Nachkomme der für Schiiten heiligen Zwölf Imame [4]. In größeren Städten gibt es Dutzende davon. Wohlgemerkt, ein Imamzade ist „nur“ ein Nachkomme, also, Sohn, Tochter, Enkel oder sogar Urenkel eines der Zwölf Imame. Von den wirklich heiligen Zwölf Imamen liegt nur ein einziger im Iran, weshalb die Großstadt Maschhad [5] die heiligste Stadt im Iran ist. Die zweitheiligste Stadt ist Qum [6]. Dort liegt die Schwester des heiligen Imams. Drittheiligste Stadt ist Schiraz [7]. Dort liegen gleich mehrere direkte Verwandte des besagten Imams wie zwei Brüder. Und so gibt es wohl ca. 10.000 Imamzades im Iran. Die genaue Zahl kennt niemand. Imamzades sind aber nicht nur Gräber, in denen der Besucher oder Pilger mit dem Verstorbenen spricht. Es handelt sich auch um sehr ruhige und viel Heiligkeit ausstrahlende Orte, in denen die Seele beruhigt wird und neue Hoffnung und Mut fassen kann. Viele Iraner gehen nicht nur bei Problemen in das nächstgelegene Imamzade sondern z.B. auch vor der Arbeit oder danach, vor einer wichtigen Entscheidung oder einfach nur um dem hektischen Alltag zu entrinnen. Doch wo gibt es solche Orte in Deutschland?
Wollten wir also etwas ähnlich Heiliges, wie die Imamzades im Iran auch in Deutschland finden, müssten wir nach den Nachkommen der Zwölf Apostel suchen. Davon wird es aber hier wohl kaum Gräber geben, denn die lebten ja in Jerusalem und sind höchstens über Griechenland bis nach Rom gekommen. Würde man im Iran den Ali-Normal-Iraner auf der Straße fragen, welches der heiligste Ort im Iran ist, wüssten bestimmt über 90% der Bevölkerung, dass es das Mausoleum des achten Imams in Maschhad ist. Selbst wenn man die Gegner eines islamischen Systems im Iran fragen würde, wüssten sie es. Wenn wir hingegen den Otto-Normal-Deutschen nach dem heiligsten Ort in Deutschland fragen würde, gäbe es wohl vor allem Schweigen im Wald, außer es handelt sich um die verbliebene Minderheit von bibelfesten und theologisch ausgebildeten Katholiken.
Tatsächlich ist in Deutschland ein Apostel begraben. Nein, nicht der Nachkomme eines Apostels, sondern der Apostel selbst ist in Deutschland begraben! Die Muslime, die das jetzt überrascht, werden morgen diejenigen sein, die jenen Apostel besuchen, denn die Apostel Jesu sind auch im Heiligen Quran erwähnt [8]. Die Benediktinerabtei St. Matthias in Trier beherbergt das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Hier wird seit dem 12. Jahrhundert das Grab des Apostels Matthias verehrt, der als Nachfolger des Judas Iskariot zu den zwölf Aposteln Jesu zählt. Der Überlieferung zufolge wurden die Gebeine des Apostels Matthias im 4. Jahrhundert von Kaiserin Helena, der Mutter Konstantins des Großen, nach Trier überführt. Bei Bauarbeiten im Jahr 1127 stieß man auf diese Reliquien, was die Abtei zu einem bedeutenden Wallfahrtsort machte. Die Abtei St. Matthias ist somit ein bedeutendes spirituelles Zentrum und ein Ort von großer historischer Bedeutung in Deutschland. Zwar beanspruchen auch die Abtei Santa Giustina in Padua in Italien und eine alte römische Festung namens Gonio-Apsaros in Georgien einen Teil der Reliquien des Apostels Matthias zu beherbergen, aber die Katholische Kirche hat nur Trier anerkannt.
Warum wurde und wird dieser heiligste aller deutschen Orte bei uns in Norddeutschland nicht gelehrt? Müsste nicht ein jeder deutsche Christ, ein jeder Wähler der AFD, der die Deutsche Geschichte so hochhält, und jedes Mitglied einer der „C“-Parteien diesen Ort nicht nur kennen, sondern auch einmal besucht haben?
Als ich einen früheren Artikel verfasst habe mit dem Titel „Wir müssen wieder deutscher werden“ [9], wollte ich uns alle – Mehrheitsgesellschaft der Atheisten, Christen und Muslime – dazu motivieren, zurück zu den echten Werten deutscher Tugenden zurückzufinden, die allesamt abhanden gekommen scheinen. Aber angesichts des Verlustes aller Heiligkeit, müssen wir auch zurückfinden zu Heiligkeiten und seelischen Rückzugsorten in allen Gemeinden Deutschlands. Beispielsweise gibt es in der Türkei an nahezu jeder Ecke eine Moschee, die 24 Stunden geöffnet ist. In viele von ihnen passen nur wenige Dutzend Menschen. Warum haben nicht unsere Kirchen und Moscheen in Deutschland auch 24 Stunden geöffnet? Wäre das Sicherheitsproblem wirklich so unlösbar, wenn sich eine Kultur der Heiligkeit und damit Menschlichkeit wieder etabliert? Warum gibt es nicht einmal ernsthafte Rückzugsorte für Obdachlose?
Und sobald wir es halbwegs ernst nehmen mit Heiligkeiten, gäbe es durchaus auch noch andere Orte, die wir in die Landkarte der Pilgerstätten aufnehmen könnten. Wenn man schon in Trier ist, könnte man auch das Grab des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld besuchen. Er war vor allem für seine mutige Kritik an den Hexenprozessen bekannt. Warum sollten nicht alle Schüler Sachsen-Anhalts einmal einen Schulausflug zum Heiligen Grab von Gernrode durchführen. Immerhin gibt es dort die älteste erhaltene Nachbildung des Grabes Jesu in Deutschland aus dem 12. Jahrhundert. In Köln könnte man den Sarkophag von Albertus Magnus in der Krypta der St. Andreas Kirche besuchen. Er gilt Begründer der modernen Wissenschaft im 13. Jahrhundert und wurde zuerst bedroht, weil er Naturwissenschaften lehrte, und später heilig gesprochen. Die große deutsche Mystikerin Hildegard von Bingen könnte man in Eibingen, einem heutigen Stadtteil von Rüdesheim am Rhein besuchen.
Oder wie wäre es mit einem Besuch der Margarete Steiff (1847–1909). Die Steiff-Plüschtiere kennen viele. Aber wer weiß, dass die Gründerin jener Spielwarenfabrik trotz eigener Behinderung so aktiv war, um vor allem behinderten Kindern zu helfen? Sie setzte ihr ganzes Leben für andere ein und mit dem Erlös finanzierte sie viele karitative Projekte. Ihr Grab befindet sich in Giengen an der Brenz in Baden-Württemberg.
Vielleicht könnte es in der heutigen Zeit hilfreich sein, wenn wir uns an den Deutschen Friedrich Joseph Haass (1780–1853) dem „Heiligen Doktor von Moskau“ erinnern würden. Er war ein deutscher Arzt, der in Russland wirkte und sich besonders für Gefangene und Arme einsetzte. Er behandelte mittellose Patienten kostenlos und kämpfte gegen unmenschliche Haftbedingungen in damaligen Gefängnissen europaweit. Er gab sein gesamtes Vermögen für Bedürftige aus und starb verarmt. In Russland wird er fast wie ein Heiliger verehrt, weil er sein eigenes Leben völlig dem Wohl der Schwachen widmete. In Deutschland hingegen ist er nahezu unbekannt und wird nicht einmal in der Schule gelehrt! Wie wäre es mit Studienreisen für Abiturklassen zu dem Deutschen Helden, der in Moskau begraben liegt?
Wie wäre es mit dem gemeinsamen Gedenken an Alfred Herrhausen? Der Mann war immerhin Vorstandssprecher der Deutschen Bank! Am 30. November 1989 wurde Herrhausen in Bad Homburg durch eine perfekt inszenierte Sprengfalle getötet. Eine hochmoderne Hohlladungsbombe wurde an seinem gepanzerten Mercedes befestigt und mit einem Lichtschrankenauslöser zur Explosion gebracht, als sein Auto passierte. Die deutsche Terrororganisation RAF wurde verdächtigt, bekannte sich aber nie offiziell zu dem Anschlag, obwohl sie sich sonst mit ihren eigenen Morden brüstete. Die Bombe war so raffiniert konstruiert, dass Experten später daran gezweifelt haben, dass die RAF über das nötige Wissen verfügte. Herrhausen war ein Befürworter von Schuldenerlassen für Drittweltländer und ein völliges Umdenken im Finanzsystem, das damals schon absehbar eines Tages zu den Verwerfungen führen würde, vor denen wir heute stehen.
Doch alle diese deutschen Helden dürfen in einer Geschichtsvermittlung, die auf die deutsche Schuld reduziert wird, genauso wenige vorkommen, wie in einer Moderne, in der das kapitalistisch-imperialistische Ideal des ewigen Wachstums vermittelt werden muss. Jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch weiß, dass bei ewigem Wachstum irgendwann das Boot voll ist und es dann nur eine Lösung gibt, den Wachstumswahn fortzusetzen. Das Boot wird gewaltsam gelehrt. Das sehen wir aktuell zunehmend in der gesamten Welt und Deutschland liefert die Waffen. Wieder werden die Deutschen mitschuldig sein an Millionen ermordeter Frauen und Kinder, an Millionen vertriebener Menschen und an sehr viel Unheil in der Welt. Das wird sich auch mit der so genannten „Alternative“ kaum ändern, die bei Kriegen der Rotschilds, der Rockefellers, der BlackRocks, der so genannten Stiftungen von Soros, Bill Gates und vielen anderen immer auf der Seite der Machthaber steht und nie auf der Seite des kleinen deutschen Mannes und der Männin, um noch einen Seitenhieb auf die Verhunzung deutscher Sprache zu verteilen.
Doch was ist die Lösung? Menschlichkeit braucht Vorbilder. Sie können nicht im größten deutschen Tennisspieler aller Zeiten liegen, der heute nur noch für seine unehelichen Eskapaden berühmt ist, oder in anderen Stars aller Branchen, die nach ihrem Ruhmhöhepunkt in irgendwelchen Schandtaten geoutet werden. Warum greifen wir nicht auf die Vorbilder zurück, die in diesem Text genannt worden sind? Davon gibt es noch sehr viel mehr. Warum wird Jesus nicht mehr als Vorbild wahrgenommen. Wo sind die Anhänger Mahatma Gandhis oder eines Rupert Neudeck. Die Lieder von Dietrich Bonhoeffer werden noch gesungen, aber weiß man auch, wer er war?
Die Bevölkerung in Deutschland ist mehr noch als viele andere in der Welt gefangen in dem Hochsicherheitsgefängnis des Kapitalismuswahns und wird jeden Tag zwangsgefüttert mit dem Materialismuswahn. Ein Ausbruch aus dem Gefängnis mit dem Mitteln des Kapitalismus und Materialismus ist unmöglich. Aber es gibt einen Weg zur Befreiung: Der Weg heißt Fasten zur Heiligkeit. In genau einem Mondmonat beginnt der Fastenmonat der Muslime. Vielleicht kann ja der eine oder andere mal den einen oder anderen Tag mitfasten. Die benachbarten Moscheen werden ihn mit höchster Gastfreundschaft zum gemeinsamen Fastenbrechen einladen. Dann können wir gemeinsam wieder ein menschenfreundliches Deutschland aufbauen, in dem es viele heilige Orte geben wird. Und es gibt auch heute noch viele heilige Menschen im Land. Wir müssen sie nur erkennen, ehren und ggf. auch durch unser Wahlverhalten würdigen.
Fußnoten:
[1] https://t.me/WarumDeutschlandSeineGeschichte
[2] Braucht Deutschland eine Revolution?
http://www.muslim-markt-forum.de/t2747f2-Braucht-Deutschland-eine-Revolution.html
[3] http://www.eslam.de/begriffe/i/imamzade.htm
[4] http://www.eslam.de/begriffe/z/zwoelf_imame.htm
[5] http://www.eslam.de/begriffe/m/maschhad.htm
[6] http://www.eslam.de/begriffe/q/qum.htm
[7] http://www.eslam.de/begriffe/s/schiraz.htm
[8] http://www.eslam.de/begriffe/h/hawariyun.htm
[9] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28951
[10] BlackRock gegen den Schwarzen Stein
http://www.muslim-markt-forum.de/t2594f2-BlackRock-gegen-den-Schwarzen-Stein.html
Erstveröffentlichung am 31. Januar 2025 bei Muslim-Markt
Online-Flyer Nr. 842 vom 07.02.2025
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