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"Sie sagen ja jetzt..." - Teil 18
Nur Stimme eigentlich
Von Ulla Lessmann
Ich hatte mir alles über "Porgy und Bess" von Gershwin vorher im Opernführer genau durchgelesen, weil man doch meistens von dem Text nichts versteht. So wußte ich immer genau, worum es gerade ging. Und getanzt haben die! Toll, die ganze Bühne genutzt, Platz war genug. Das Orchester war außerhalb, das wäre nicht gegangen, Tanzen und Orchester, das gibt ein Unglück. Aber es klang einwandfrei herüber. Immer auf gleicher Höhe. Durch die Chöre hörte man das Husten auch nicht so. Ich mußte mich nicht so oft umdrehen und böse gucken. Obwohl bestimmt genauso viel gehustet wurde, es war nur überdeckt von diesem Chorklang. Die waren ja alle schwarz, aber ganz toll. Die singen einfach anders, diese Schwarzen, oder wie man jetzt sagen soll, man weiß nicht, wie man sie jetzt nennen darf. Juden sind Juden, obwohl man das besser gar nicht erwähnt, auch wenn es stimmt, aber man sagt es eben lieber nicht. Dann sagen alle gleich, na und? Hast du was dagegen? Ich sage lieber nicht, der ist wohl Jude, auch wenn es tatsächlich so ist. Man verschweigt das. Aber schwarz ist schwarz, da braucht man Ausdrücke. Ob Juden nun besonders singen können, weiß ich nicht. Komponiert haben viele. Das hat man gemerkt, weil die nach dem Kriege plötzlich alle gespielt wurden, da hat man erst gewußt, den haben sie nicht gespielt, weil er Jude war, obwohl ich das so genau davor gar nicht wußte. Schwarze singen anders, das erkennt man auch, wenn man sie nicht sieht, so mehr im Hals, ganz wunderbar. Das kann man doch dann eigentlich auch sagen, dass das Schwarze sind. Die war richtig hübsch, die Hauptrolle, also ganz zart und fein, das ist ja häufig anders. Mahalia Jackson war dick, aber eine Stimme! Zum Heulen. Ob der Gershwin auch schwarz war, weiß ich nicht. Das ist ja auch ganz egal. Er wollte irgend etwas verbinden, was ihm nicht gelungen ist, stand im Opernführer. Ich fand das alles gelungen und habe auch vergessen, was er verbinden wollte. Die Chöre waren auch schwarz, das ist ja klar, wenn alle Neger singen können. Da haben die eine Riesenauswahl. Die wachsen ständig nach. Die kamen gar nicht aus der Puste mit dieser Tanzerei und gleichzeitig singen, vielleicht sind sie dafür besonders geeignet. Obwohl es natürlich auch weiße Sänger gibt, die gleichzeitig tanzen. Aber für dieses Stück wäre das ganz falsch gewesen, wegen der inneren Ausstrahlung braucht man da richtige schwarze Neger. Und die kamen ganz phantastisch rüber. Der Porgy war auch schwarz, dick war der natürlich nicht, die afrikanischen Läufer sind doch auch alle so mager. Das hat man früher oft gesagt, dicke Negermammi oder solche Sachen. Über Mahalia Jackson würde ich das nie sagen und diese weibliche Hauptrolle war ja nun ganz zart, nur Stimme, eigentlich.
www.ulla-lessmann.de
Online-Flyer Nr. 62 vom 19.09.2006
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"Sie sagen ja jetzt..." - Teil 18
Nur Stimme eigentlich
Von Ulla Lessmann
Ich hatte mir alles über "Porgy und Bess" von Gershwin vorher im Opernführer genau durchgelesen, weil man doch meistens von dem Text nichts versteht. So wußte ich immer genau, worum es gerade ging. Und getanzt haben die! Toll, die ganze Bühne genutzt, Platz war genug. Das Orchester war außerhalb, das wäre nicht gegangen, Tanzen und Orchester, das gibt ein Unglück. Aber es klang einwandfrei herüber. Immer auf gleicher Höhe. Durch die Chöre hörte man das Husten auch nicht so. Ich mußte mich nicht so oft umdrehen und böse gucken. Obwohl bestimmt genauso viel gehustet wurde, es war nur überdeckt von diesem Chorklang. Die waren ja alle schwarz, aber ganz toll. Die singen einfach anders, diese Schwarzen, oder wie man jetzt sagen soll, man weiß nicht, wie man sie jetzt nennen darf. Juden sind Juden, obwohl man das besser gar nicht erwähnt, auch wenn es stimmt, aber man sagt es eben lieber nicht. Dann sagen alle gleich, na und? Hast du was dagegen? Ich sage lieber nicht, der ist wohl Jude, auch wenn es tatsächlich so ist. Man verschweigt das. Aber schwarz ist schwarz, da braucht man Ausdrücke. Ob Juden nun besonders singen können, weiß ich nicht. Komponiert haben viele. Das hat man gemerkt, weil die nach dem Kriege plötzlich alle gespielt wurden, da hat man erst gewußt, den haben sie nicht gespielt, weil er Jude war, obwohl ich das so genau davor gar nicht wußte. Schwarze singen anders, das erkennt man auch, wenn man sie nicht sieht, so mehr im Hals, ganz wunderbar. Das kann man doch dann eigentlich auch sagen, dass das Schwarze sind. Die war richtig hübsch, die Hauptrolle, also ganz zart und fein, das ist ja häufig anders. Mahalia Jackson war dick, aber eine Stimme! Zum Heulen. Ob der Gershwin auch schwarz war, weiß ich nicht. Das ist ja auch ganz egal. Er wollte irgend etwas verbinden, was ihm nicht gelungen ist, stand im Opernführer. Ich fand das alles gelungen und habe auch vergessen, was er verbinden wollte. Die Chöre waren auch schwarz, das ist ja klar, wenn alle Neger singen können. Da haben die eine Riesenauswahl. Die wachsen ständig nach. Die kamen gar nicht aus der Puste mit dieser Tanzerei und gleichzeitig singen, vielleicht sind sie dafür besonders geeignet. Obwohl es natürlich auch weiße Sänger gibt, die gleichzeitig tanzen. Aber für dieses Stück wäre das ganz falsch gewesen, wegen der inneren Ausstrahlung braucht man da richtige schwarze Neger. Und die kamen ganz phantastisch rüber. Der Porgy war auch schwarz, dick war der natürlich nicht, die afrikanischen Läufer sind doch auch alle so mager. Das hat man früher oft gesagt, dicke Negermammi oder solche Sachen. Über Mahalia Jackson würde ich das nie sagen und diese weibliche Hauptrolle war ja nun ganz zart, nur Stimme, eigentlich.
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