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"Sie sagen ja jetzt..." - Teil 20
Jetzt hat er was Eigenes
Von Ulla Lessmann
Männer müssen sich dann erst was Eigenes suchen und das kann ziemlich schiefgehen. Frau Schletter sagt, als ihrer in Rente ging, da hat er sich was Eigenes gesucht, weil er ihr auch auf den Füßen rumstand und sie hat ihm das auch noch gesagt und man weiß wie Männer sind, die sind dann schnell eingeschnappt, wenn man ihnen sagt, dass sie im Wege sind und dann sollte sie ihm auch noch am Vormittag Kaffee kochen, obwohl es Kaffee erst um 16.00 Uhr gibt, aber das hatte seine Sekretärin eben immer gemacht und dann hat Frau Schletter gesagt, bin ich deine Sekretärin und das führen wir gar nicht erst ein, Kaffee am Vormittag und mit deinem Blutdruck und so gings weiter und das wars dann, obwohl sie jetzt ihre Ruhe hat, was man nicht unterschätzen darf, so ein Mann, der nichts Eigenes hat und immer im Wege ist, bringt doch alles durcheinander. Man hat ja schließlich seine Abläufe. Heutzutage kann man alles lernen und jetzt bieten sie einem Kurse an, damit man nicht so völlig davon überrascht wird, wenn man plötzlich in Rente geht und sich was Eigenes suchen muß, was das Leben noch ein bißchen ausfüllt und mit dem man nicht allen auf die Nerven geht. Ich versteh das eigentlich nicht, die sollen sich doch freuen, die Leute, dass sie nicht mehr zur Arbeit müssen und einkaufen können, wann sie wollen und privat telefonieren. Aber viele Männer haben angeblich Angst, dass sie dann den Müll runterbringen müssen, das lese ich ständig, das mit dem Müll runterbringen scheint die hauptsächlichste Angst vor der Rente zu sein und das sie dann sonst nichts haben, womit sie sich beschäftigen können und dann fangen sie an und suchen sich ein Hobby. Die schlimmsten sind die mit den Hobbys. Meiner ist ja dann zum Seniorenschnitzen gegangen und wir haben einen solchen Ärger mit allen Bekannten bekommen, weil die alle keine pfeiferauchenden Bergbauernköpfe mehr haben wollten und dann war meiner beleidigt, weil er sich ja nun was gesucht hatte und dann wars auch wieder nicht richtig. Müll runter tragen ist ja nun keine sinnvolle Beschäftigung und dann wollte er, dass wir zum Volkstanzen ab 60 gehen, aber da habe ich mich geweigert, ich finde Volkstanzen muß nicht sein, auch nicht ab 30 und außerdem bin ja nicht ich in Rente, ich hab sowieso zu tun und ich hab ihm gesagt, nun lies doch mal ein gutes Buch und geh mir aus den Füßen! Das war eine blöde Idee, denn jetzt muß ich immer um ihn rumsaugen. Nur, das ist immer noch besser, als wenn er sich was Eigenes sucht, wie der Mann von Frau Schletter.
"Lilien zur Erinnerung"
heißt Ulla Lessmanns neuer Kurzkrimi in: Radieschen von unten - Gartenkrimis vom Tatort Niederrhein mit mörderisch guten Gärtnertipps, Hrsg. Gesine Schulz und Ina Coelen,
Leporello Verlag, Oktober 2006
www.ulla-lessmann.de
Online-Flyer Nr. 69 vom 07.11.2006
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"Sie sagen ja jetzt..." - Teil 20
Jetzt hat er was Eigenes
Von Ulla Lessmann
Männer müssen sich dann erst was Eigenes suchen und das kann ziemlich schiefgehen. Frau Schletter sagt, als ihrer in Rente ging, da hat er sich was Eigenes gesucht, weil er ihr auch auf den Füßen rumstand und sie hat ihm das auch noch gesagt und man weiß wie Männer sind, die sind dann schnell eingeschnappt, wenn man ihnen sagt, dass sie im Wege sind und dann sollte sie ihm auch noch am Vormittag Kaffee kochen, obwohl es Kaffee erst um 16.00 Uhr gibt, aber das hatte seine Sekretärin eben immer gemacht und dann hat Frau Schletter gesagt, bin ich deine Sekretärin und das führen wir gar nicht erst ein, Kaffee am Vormittag und mit deinem Blutdruck und so gings weiter und das wars dann, obwohl sie jetzt ihre Ruhe hat, was man nicht unterschätzen darf, so ein Mann, der nichts Eigenes hat und immer im Wege ist, bringt doch alles durcheinander. Man hat ja schließlich seine Abläufe. Heutzutage kann man alles lernen und jetzt bieten sie einem Kurse an, damit man nicht so völlig davon überrascht wird, wenn man plötzlich in Rente geht und sich was Eigenes suchen muß, was das Leben noch ein bißchen ausfüllt und mit dem man nicht allen auf die Nerven geht. Ich versteh das eigentlich nicht, die sollen sich doch freuen, die Leute, dass sie nicht mehr zur Arbeit müssen und einkaufen können, wann sie wollen und privat telefonieren. Aber viele Männer haben angeblich Angst, dass sie dann den Müll runterbringen müssen, das lese ich ständig, das mit dem Müll runterbringen scheint die hauptsächlichste Angst vor der Rente zu sein und das sie dann sonst nichts haben, womit sie sich beschäftigen können und dann fangen sie an und suchen sich ein Hobby. Die schlimmsten sind die mit den Hobbys. Meiner ist ja dann zum Seniorenschnitzen gegangen und wir haben einen solchen Ärger mit allen Bekannten bekommen, weil die alle keine pfeiferauchenden Bergbauernköpfe mehr haben wollten und dann war meiner beleidigt, weil er sich ja nun was gesucht hatte und dann wars auch wieder nicht richtig. Müll runter tragen ist ja nun keine sinnvolle Beschäftigung und dann wollte er, dass wir zum Volkstanzen ab 60 gehen, aber da habe ich mich geweigert, ich finde Volkstanzen muß nicht sein, auch nicht ab 30 und außerdem bin ja nicht ich in Rente, ich hab sowieso zu tun und ich hab ihm gesagt, nun lies doch mal ein gutes Buch und geh mir aus den Füßen! Das war eine blöde Idee, denn jetzt muß ich immer um ihn rumsaugen. Nur, das ist immer noch besser, als wenn er sich was Eigenes sucht, wie der Mann von Frau Schletter.
"Lilien zur Erinnerung"
heißt Ulla Lessmanns neuer Kurzkrimi in: Radieschen von unten - Gartenkrimis vom Tatort Niederrhein mit mörderisch guten Gärtnertipps, Hrsg. Gesine Schulz und Ina Coelen,
Leporello Verlag, Oktober 2006
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