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Globales
Fidel Castro kritisiert in "Granma" die Umweltpolitik von G.W. Bush
Mehr als 3 Milliarden Menschen bedroht
Von Peter Kleinert

Der kubanische Präsident Fidel Castro hat sich am vergangenen Donnerstag mit einem Leitartikel im Zentralorgan der Kommunistischen Partei Cubas (PCC), „Granma“, zurückgemeldet. Er widmete seinen Beitrag, den die Zeitung auf der Titelseite veröffentlichte, der Umweltpolitik der imperialistischen Mächte und kritisierte vor allem scharf die Idee, Nahrungsmittel in Kraftstoff zu verwandeln, was laut Präsident Bush zur außenpolitischen Wirtschaftsleitlinie der USA geworden sei. Diese Politik verurteile mehr als drei Milliarden Menschen auf der Welt zum Tod durch Verhungern und Verdursten.

Merkel und Bush
Gleichzeitig für Autokonzerne und Umwelt: Merkel und Bush
Foto: Carl H. Ewald


Die drei Milliarden sind, so Castro, „keine übertriebene Zahl, eher eine vorsichtige. Ich habe viel darüber nachgedacht seit dem Treffen von Präsident Bush mit den US-amerikanischen Automobilherstellern. Die unheilvolle Idee, die Nahrungsmittel in Kraftstoff zu verwandeln, wurde am vergangenen Montag, dem 26. März, endgültig als Wirtschaftsleitlinie der
Außenpolitik der Vereinigten Staaten festgelegt.“ Als Beleg zitiert er eine AP-Meldung von dem Treffen, bei dem Bush „die Vorteile der Autos, die mit Äthanol und Biokraftstoff betrieben werden“, lobte. Dies sei „ein großer technologischer Fortschritt für das Land“, sagte Bush laut AP und „drängte das Repräsentantenhaus, jene von der Regierung kürzlich vorgelegte Gesetzesvorlagen schnell zu verabschieden, die bis zum Jahr 2017 die Verwendung von 132 Milliarden Litern (35 Milliarden Gallonen) Alternativkraftstoffe anordnen und strengere Standards zur Kraftstoffeinsparung bei Autos auferlegen“.

Mais in Kraftstoff verwandeln – eine Tragödie

„Ich meine, dass die Reduzierung des Strom- und Kraftstoffverbrauchs und das Recycling eine elementare und dringliche Notwendigkeit für die gesamte Menschheit ist“, kommentiert Castro diese Meldung. „Die Tragödie besteht also nicht darin, diesen Energieverbrauch zu senken, sondern in der Idee, Nahrungsmittel in Kraftstoff zu verwandeln.“ Es sei bekannt, dass eine Tonne Mais im Durchschnitt nur 413 Liter, mithin 109 Gallonen, Äthanol ergäbe. Um die vom Präsidenten geforderten 35 Milliarden Gallonen Äthanol zu erzeugen, würden also 320 Millionen Tonnen Mais benötigt. Die Maisernte 2005 in den Vereinigten Staaten z.B. habe Angaben der FAO zufolge 280,2 Millionen Tonnen betragen.

„Dann“, so Castro weiter, „werden wunderschöne Beispiele darüber angeführt, was die erfahrenen und gut organisierten Landwirte in den Vereinigten Staaten als Produktivität pro Person und pro Hektar erreichen: der Mais wird in Äthanol verwandelt; die Rückstände von diesem Mais werden in Viehfutter mit 26% Protein verwandelt, die Exkremente der Tiere als Rohstoff zur Gaserzeugung verwendet. Natürlich wird alles das nach reichlichen Investitionen erreicht, die nur den mächtigsten Unternehmen möglich sind, bei denen sich alles um den Strom- und Kraftstoffverbrauch drehen muss. „

„Dann wird kein Baum übrig bleiben“

Wende man dieses Rezept in den Ländern der Dritten Welt an, so gebe es für viele Hunger leidende Menschen keinen Mais mehr. Und Finanzhilfen für die Äthanolgewinnung aus Mais oder anderen Nahrungsmitteln in armen Ländern würden bewirken, dass kein Baum übrig bliebe, um die Menschheit vor dem Klimawechsel zu schützen.

“Andere der reichen Länder der Welt haben vorgesehen, nicht nur Mais, sondern auch Weizen, Sonnenblumenkerne, Rapssamen und andere Nahrungsmittel zur Herstellung von Kraftstoff zu verwenden. Für die Europäer wäre es zum Beispiel ein gutes Geschäft, alle Sojabohnen der Welt zu importieren, um den Kraftstoffverbrauch ihrer Autos zu verringern und ihr Vieh mit den Rückständen dieser Hülsenfrucht zu ernähren, die besonders reich an jeder Art essenzieller Aminosäuren ist.“

Alkohol aus Zuckerrohrsaft – ein Fieberwahn

In Kuba würden die Alkoholarten als Nebenprodukte der Zuckerrohrindustrie hergestellt. Allerdings habe der Klimawechsel die dortige Zuckerproduktion bereits geschädigt und entsprechende Produktionsmengen daher unmöglich. In Venezuela sei der Alkohol nicht zur Ausfuhr bestimmt, sondern solle die Umwelteigenschaften des eigenen Kraftstoffs verbessern. „Deshalb, und unabhängig von der vorhandenen ausgezeichneten brasilianischen Technologie zur Alkoholherstellung, stellt für Kuba die Anwendung einer Technologie zur Alkoholherstellung direkt aus dem Zuckerrohrsaft nur einen Traum dar oder einen Fieberwahn derjenigen, die sich mit dieser Idee falsche Hoffnungen machen. In unserem Land können die zur direkten Alkoholerzeugung verwendeten Ländereien viel nützlicher zur Nahrungsmittelherstellung für die Bevölkerung und für den Umweltschutz genutzt werden.“

Glühlampen in Kuba längst abgeschafft

Während die deutschen Medien vor kurzem Australien für das Verbot von Glühlampen feierten, erfährt man von Castro, dass diese Energiesparmaßnahme in Kuba längst Realität ist: „Alle Länder auf der Welt, reiche und arme ohne jegliche Ausnahme, könnten allein durch das Auswechseln aller Glühbirnen durch Leuchtstofflampen Abermillionen Dollar an Investitionen und Kraftstoff sparen, was Kuba in allen Haushalten des Landes getan hat. Das würde eine Atempause bedeuten, um dem Klimawechsel standzuhalten ohne die armen Bevölkerungsmassen der Welt an Hunger sterben zu lassen.“

Fidel Castro bei einer Rede
Castro: Energiesparmaßnahmen auf Kuba längst Realität
Foto: NRhZ-Archiv


Krieg um das „blaue Gold“?

Castro wendet sich nun nach dem weltweit drohenden Hunger dem Durst zu und zitiert dazu erneut Agenturmeldungen, diesmal der argentinischen TELAM: „Ungefähr 2 Milliarden Menschen werden in knapp 18 Jahren in Ländern und Regionen leben, wo das Wasser nur noch eine entfernte Erinnerung darstellt. Es kann sein, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung an Orten leben werden, wo die Knappheit soziale und wirtschaftliche Spannungen solcher Größenordnung hervorruft, dass es zu Kriegen um das geschätzte `blaue Gold` zwischen den Völkern kommen könnte…“

Diese TELAM-Meldungen lässt Castro unkommentiert und kommt zum Schluss: Er habe darauf verzichtet, „weitere wichtige Tatsachen zu nennen, wie die schmelzenden Eismassen von Grönland und der Antarktis, die Schäden der Ozonschicht und die zunehmende Menge an Quecksilber in vielen Fischarten, die gewöhnlich verzehrt werden. Man kann noch andere Themen behandeln, aber ich beabsichtige mit diesen Zeilen ja nur, einen Kommentar über die Zusammenkunft von Präsident Bush mit den wichtigsten Führungskräften von US-amerikanischen Automobilgesellschaften abzugeben.“


Den vollen Text des Granma-Artikels finden Sie unter www.nuevacolombia.de
"Stimme des Neuen Kolumbien-Alternative Infogruppe,  Gneisenaustr. 2ª,
D-10961 Berlin"


Online-Flyer Nr. 89  vom 04.04.2007

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