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Filmclips
Barmer Viertel
Von Martin Schulte



Im März 2006 wird in Köln-Deutz ein 280 Wohnungen umfassender auf Betreiben der Stadt Köln leer stehender Häuser-Block aus der Jugendstilzeit besetzt, in dem bis vor kurzem seit den 20er Jahren mehr als tausend Menschen angenehm und preiswert gewohnt haben – der Barmer Block. Oberbürgermeister Schramma und die Mehrheit im Stadtrat wollen diese Wohnungen trotz einer geplatzten Neuplanung des Viertels zugunsten von Hochhausbauten und Spekulanten abreißen lassen, was am Ende nach wochenlangem Widerstand der Besetzer durch den Einsatz mehrerer Polizeihundertschaften gelingt. So entstand in Köln-Deutz - bis auf weiteres - der teuerste Parkplatz der Welt. – Der Dokumentarfilm über die engagierten Bürger, die zwischen Wirtschaft und Politik gegen Ungerechtigkeit und Korruption kämpften, hat deshalb den Titel „Barmer Viertel – Die Geschichte des teuersten Parkplatzes der Welt“. Mehr zum Kampf um das Barmer Viertel in den NRhZ-Nummern 36 bis 48.

Anmerkungen zu den einzelnen Filmteilen:

1) Was ist der Stadt Köln wichtiger? Die dem Kölner Bürger so selbstverständliche Bezeichnung des Doms als ein "Weltkulturerbe" der UNESCO oder das Binden und Neugewinnen grosser Wirtschaftsunternehmen? Weil die „Stadtväter“ versucht haben, beides ohne entsprechende Absprachen zu bekommen, hätten sie beinahe beides verloren. Der Status des Doms ist heute nicht mehr gefährdet, doch die Investoren sind aus mangelnder Attraktivität und vielleicht auch aus Schreck vor Unprofessionaliät abgesprungen. Viele Bürger sind der Meinung, dass die Sadt den einmal ins Rollen gebrachten Stein noch hätte stoppen können, doch trotz mangelnder Investoren wird der für Stadtkasse und Steuerzahler kostspielige alte Weg weiter beschritten.

2) In der Ratssitzung am 4.April 2006 ist auf den Besucherrängen des grossen Sitzungssaals im Kölner Rathaus kein Sitz mehr frei. Im Allgemeinen werden die Ratssitzungen selten von Zuschauern besucht, ist doch der Kölner Stadtrat bekannt für seine bis zu 14 Stunden dauernden Rede-Marathons. Doch heute ist es anders. Die gerade mal vier Leute umfassende Ratsfraktion der "Linkspartei" hat den Antrag gestellt, den Abriss des Barmer Viertels aufzuschieben und statt dessen mit dem Studentenwerk über eine neue Nutzung als Wohnheim zu verhandeln. Trotz breiter öffentlicher Empörung zeigen die Volksvertreter Trägheit oder zynisches Desinteresse an einer solchen bürgernahen Lösung.

3) Im Jahr 2006 hat die Polizei genügend Gelegenheiten, für Grosseinsätze zur Weltmeisterschaft zu "üben". Parallel demonstrieren in ganz Deutschland Studenten gegen Studiengebühren. An allen Fronten wird gestreikt und gegen soziale Ungerechtigkeit gekämpft. Und dann noch eine so unüberschaubare Hausbesetzung in Köln. Bei mancher Demonstration ist das Polizeiaufgebot erheblich grösser als das der Protestierenden. Krönung dieses nordrheinwestfälischen "Übungszirkels" ist vermutlich die "Begehung des Kölner Bauamtes im Barmer Viertel aus Gründen des Feuerschutzes", welche von über 800 Beamten aus dem ganzen Land sowie von zwei SEK-Zügen begleitet wird.

4) Am Samtag, 14. April, ab 15.30 Uhr, wird die Initiative Barmer Viertel auf dem vor einem Jahr geräumten Gelände eine Kundgebung mit dem Titel „Wohnungsnot trifft Parkplätze“ durchführen. Dazu hat sie alle Mitglieder des Kölner Stadtrats eingeladen, um sie mit dem Ergebnis ihrer „hochtrabenden Ankündigungen“ über die künftige Nutzung des Geländes zu konfrontieren. Danach findet die Premiere des Films mit anschließender Diskussion in der „Gaststätte Zur Post“ im Barmer Viertel, Deutz-Mülheimer Straße 33 statt, aus dem wir hier nur einige kurze Ausschnitte zeigen.    

Der Filmemacher Martin Schulte, Jahrgang 1977, studierte Photoingenieurwesen und Medientechnik an der Fachhochschule Köln. Seit Jahren arbeitet er als freier Mitarbeiter für diverse Firmen und Institutionen als Grafiker, Programmierer, Cutter oder Kameraassistent. "Barmer Viertel“ ist seine erste eigenständige Filmproduktion. Länge des ganzen Dokumentarfilms: 50 Minuten, gedreht auf miniDV 16:9. Die DVD kann für 9,99 Euro zzgl. Versandkosten erworben werden. Interessenten können über das Kontaktformular auf der website www.barmer-viertel.de oder per email info@barmer-viertel.de mit Martin Schulte Kontakt aufnehmen.

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Online-Flyer Nr. 90  vom 30. Dezember 2024



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