Filmclips
Wachsam Tag und Nacht
Arbeit Und Film
„Wachsam Tag und Nacht“, 16mm s/w, 45 Minuten, © 1977 Arbeit Und Film e.V., erhielt 1977 bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen mehrere Auszeichnungen und wurde zum Klassiker in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. „Erfahrungen machen, filmisch dokumentieren, voneinander lernen“, war das Motto von Arbeit Und Film, einer Gruppe von unabhängigen Filmemachern, Studenten, Arbeitern und Auszubildenden in Frankfurt/M. Ihre Zielsetzung war es, den Dokumentarfilm als „Waffe des Arbeitskampfes“ zu entwickeln und einzusetzen.
Ausgerüstet mit einem tragbaren 16mm-Projektor, Lautsprecher und Leinwand reisten Mitglieder der Gruppe durchs Land und führten relevante Dokumentarfilme vor: in Betrieben, bei Arbeiterversammlungen, in Veranstaltungen und bei Schulungen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit.
In enger Zusammenarbeit und stetiger Rückkopplung mit Betriebsräten und in den Betrieben gewählten gewerkschaftlichen Vertrauensleuten stellte die Gruppe selber Dokumentarfilme im 16mm Format her.
Gegründet wurde Arbeit Und Film von Enzio Edschmid, Elisabeth Mohn, Gernot Steinweg und Petra Vasile. Sie legten Anfang der 70er Jahre das theoretische und organisatorische Fundament und scharten dann eine Reihe von Arbeitern, Filmemachern und Intellektuellen um sich. 1975 bis 1979 drehte die Gruppe vier Filme in enger Zusammenarbeit mit gewerkschaftlichen Vertrauensleuten und Betriebsräten der Vereinigten Flugtechnischen Werke in Speyer und Bremen. Es folgten weitere Filme zu Arbeitskämpfen in der Druckindustrie und im Bereich Handel, Banken und Versicherungen. 1978 ließ sich die Gruppe formal als Verein registrieren und ab 1980 führten Gernot Steinweg und Bernd Krieg die Arbeit in Form einer GmbH fort.
Vorbild für Arbeit Und Film war die Londoner Gruppe Cinema Action, die seit 1969 in England eine ähnliche Arbeit machte, und deren Anfänge Gernot Steinweg begleitet hatte.
Arbeit Und Film war unabhängig und weder parteipolitisch noch gewerkschaftlich gebunden. Die Mitglieder der Gruppe arbeiteten ehrenamtlich. Finanziert wurden die Filme ausschließlich aus Spenden und Verkäufen von Lizenzrechten.
Die Gruppe besorgte sich gebrauchte Filmaufnahmegeräte: Mini-Eclair Kamera, Nagra III Tonbandgerät. Für den Filmschnitt holte sie sich aus England preisgünstig ein „PicSync“ (Picture Synchronizer). Das kleine, handliche Gerät ermöglichte, gleichzeitig drei 16mm Tonbänder und eine Arbeitskopie entweder per Hand oder Motor umzurollen. Dabei konnten die Töne abgehört und das Bild auf einem winzigen Sichtfenster betrachtet werden. Beim Abspulen fiel das gesamte Material einfach in einen aufgespannten Wäschesack. Der Werkzeugmacher Konrad Harlan erfand eine Methode, den PicSync mit einem 16mm Filmprojektor zu verbinden. Dadurch wurde es möglich, mobile Arbeitsvorführungen in größeren Arbeitskreisen zu machen – eine wichtige Voraussetzung für die enge Zusammenarbeit mit den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten in den Betrieben.
In einer Publikation der Gruppe aus dem Jahr 1979 heißt es: „Das Ziel von Arbeit Und Film ist es, Kollegen die Möglichkeit zu erschließen, ihre eigenen Erfahrungen filmisch festzuhalten“.
Den größten Erfolg hatte Arbeit Und Film bei dem langwierigen Arbeitskampf für den Erhalt der Arbeitsplätze bei VFW-Fokker in Speyer. (Siehe Artikel über den Film „Wachsam Tag und Nacht“). Rückblickend sagte 1979 der damalige Betriebsratsvorsitzende, Willi Weber: „Wir können uns eigentlich unsere Aktion ohne den Film gar nicht mehr vorstellen. Wir waren der Meinung, dass wir uns nicht nur Filme über den Kampf anderer anschauen dürfen, um uns ihre Erfahrungen zu eröffnen, sondern wir wollten auch unsere Erfahrungen anderen mitteilen“.
Diese mehrjährige Zusammenarbeit mit den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten bei VFW hat das Selbstverständnis der Gruppe Arbeit Und Film entscheidend geprägt und war für die weitere Arbeit maßgebend.
Filmbeispiele (in Klammern das Jahr der Erstaufführung)
„Unsere Arbeitsplätze in Speyer müssen bleiben“; 16mm, s/w 25 Minuten (1976)
„Wachsam Tag und Nacht“; 16mm, s/w, 45 Minuten (1978)
„Hände weg vom Interessensausgleich“; 16mm, s/w,18 Minuten (1978)
„Wohin?“; 16mm, s/w, 52 Minuten (1979)
„Mit Schlips und Kragen – Warnstreik“; 16mm, s/w, 30 Minuten (1981)
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