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Lokales
Im Mai 1977 wurden die ersten Häuser in Ehrenfeld besetzt
30 Jahre Marien- und Lessingstraße
Von B. Setzerin
Besetzte Häuser auf der Marienstraße
Eine wilde Mischung von BewohnerInnen
Der SSK deckte den Skandal auf, und damals empörten sich noch viele Menschen über solche Machenschaften. Sie begannen, die Häuser zu besetzen und Wohnungen “Bedürftigen“ anzubieten. Schnell fand sich eine wilde Mischung zusammen aus: ErwerbsarbeitsverweigerInnen, ArbeitsmigrantInnen aus der Türkei, StudentInnen, politischen Flüchtlingen, Frauenbewegten, Psychiatrie-Erfahrenen, AnwältInnen, linken TheoretikerInnen und linksradikalen PraktikerInnen.
Als die HausbesetzerInnenszene Anfang der 80er Jahre wieder in Schwung kam, waren in der Marien- und Lessingstraße bereits 12 Häuser besetzt, wohnten dort ca. 100 Erwachsene und viele Kinder. Unsere Verschiedenheit war auch immer unsere Stärke. Wir machten Mieter- und Sozialberatung, begleiteten zu Ämtern, machten Aktionen auf Sozial- und Wohnungsämtern, rückten unverschämten VermieterInnen auf die Bude, stellten uns der Sanierung Ehrenfelds und dem damit bezweckten “qualitativen“ Bevölkerungsaustausch in den Weg. Organisierten überregionale HausbesetzerInnentreffen, machten Anti-Knast- und Anti-Gentechnik Arbeit, demonstrierten gegen den Putsch in der Türkei, machten Zeitungen, und vieles mehr.
Straßenfest zum zehnten Jahrestag der Besetzung
Fotos: B.Setzerin
Die Situation heute
Titel bitte anpassen
Quelle: bitte anpassen
Heute sind in der Marienstraße noch drei Häuser besetzt, in der Lessingstraße drei Häuser im Besitz der ehemaligen BesetzerInnen. Ein Haus will sich dem Mietshäusersyndikat anschließen, d.h. es wird von Privatbesitz wieder in Gemeinschaftsbesitz umgewandelt.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen sind auch nicht an den BesetzerInnen vorbei gegangen, im positiven wie im negativen Sinne. Wir haben neue Betätigungsfelder gefunden: politisch und persönlich. Individualisierung hat stattgefunden. Unterschiedlichkeit richten wir häufiger gegeneinander. Es gibt nicht mehr viele, die in Häusern mit Ofenheizung, Toilette auf dem Flur, Verantwortung für die Instandhaltung der Häuser leben wollen.
Nicht nach Feiern zumute
Zurzeit schlagen wir uns in der Marienstraße mit Brandschutzauflagen herum, die uns das Bauaufsichtsamt angeordnet hat. Einige wollen sie in Eigenverantwortung erfüllen und damit den Zustand der Selbstverwaltung langfristig absichern. Andere wollen jetzt Mietverträge mit den Kaiser-Söhnen machen, was bedeutete, die Häuser zu ihrem 30sten Geburtstag an die “rechtmäßigen“ Besitzer zurück zu schenken.
In dieser Situation ist uns nicht nach Feiern zumute, doch 30 Jahre sind kein Pappenstiel und sollten zumindest mal erwähnt werden. Viele erinnern sich gern an gemeinsame gelungene Aktionen. Vielleicht finden wir über das Erinnern zur Gemeinsamkeit zurück. Unsere Stärken und Erfahrungen sind auch in den heutigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen nützlich.
Online-Flyer Nr. 92 vom 25.04.2007
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Im Mai 1977 wurden die ersten Häuser in Ehrenfeld besetzt
30 Jahre Marien- und Lessingstraße
Von B. Setzerin
Besetzte Häuser auf der Marienstraße
Eine wilde Mischung von BewohnerInnen
Der SSK deckte den Skandal auf, und damals empörten sich noch viele Menschen über solche Machenschaften. Sie begannen, die Häuser zu besetzen und Wohnungen “Bedürftigen“ anzubieten. Schnell fand sich eine wilde Mischung zusammen aus: ErwerbsarbeitsverweigerInnen, ArbeitsmigrantInnen aus der Türkei, StudentInnen, politischen Flüchtlingen, Frauenbewegten, Psychiatrie-Erfahrenen, AnwältInnen, linken TheoretikerInnen und linksradikalen PraktikerInnen.
Als die HausbesetzerInnenszene Anfang der 80er Jahre wieder in Schwung kam, waren in der Marien- und Lessingstraße bereits 12 Häuser besetzt, wohnten dort ca. 100 Erwachsene und viele Kinder. Unsere Verschiedenheit war auch immer unsere Stärke. Wir machten Mieter- und Sozialberatung, begleiteten zu Ämtern, machten Aktionen auf Sozial- und Wohnungsämtern, rückten unverschämten VermieterInnen auf die Bude, stellten uns der Sanierung Ehrenfelds und dem damit bezweckten “qualitativen“ Bevölkerungsaustausch in den Weg. Organisierten überregionale HausbesetzerInnentreffen, machten Anti-Knast- und Anti-Gentechnik Arbeit, demonstrierten gegen den Putsch in der Türkei, machten Zeitungen, und vieles mehr.
Straßenfest zum zehnten Jahrestag der Besetzung
Fotos: B.Setzerin
Die Situation heute
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Heute sind in der Marienstraße noch drei Häuser besetzt, in der Lessingstraße drei Häuser im Besitz der ehemaligen BesetzerInnen. Ein Haus will sich dem Mietshäusersyndikat anschließen, d.h. es wird von Privatbesitz wieder in Gemeinschaftsbesitz umgewandelt.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen sind auch nicht an den BesetzerInnen vorbei gegangen, im positiven wie im negativen Sinne. Wir haben neue Betätigungsfelder gefunden: politisch und persönlich. Individualisierung hat stattgefunden. Unterschiedlichkeit richten wir häufiger gegeneinander. Es gibt nicht mehr viele, die in Häusern mit Ofenheizung, Toilette auf dem Flur, Verantwortung für die Instandhaltung der Häuser leben wollen.
Nicht nach Feiern zumute
Zurzeit schlagen wir uns in der Marienstraße mit Brandschutzauflagen herum, die uns das Bauaufsichtsamt angeordnet hat. Einige wollen sie in Eigenverantwortung erfüllen und damit den Zustand der Selbstverwaltung langfristig absichern. Andere wollen jetzt Mietverträge mit den Kaiser-Söhnen machen, was bedeutete, die Häuser zu ihrem 30sten Geburtstag an die “rechtmäßigen“ Besitzer zurück zu schenken.
In dieser Situation ist uns nicht nach Feiern zumute, doch 30 Jahre sind kein Pappenstiel und sollten zumindest mal erwähnt werden. Viele erinnern sich gern an gemeinsame gelungene Aktionen. Vielleicht finden wir über das Erinnern zur Gemeinsamkeit zurück. Unsere Stärken und Erfahrungen sind auch in den heutigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen nützlich.
Online-Flyer Nr. 92 vom 25.04.2007
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