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Inland
Proteste gegen Gebirgsjäger-Einsätze und ihre Traditionspflege
Überall dabei
Von Hans Georg

Begleitet von Protesten gegen ihre Traditionspflege bereiten sich deutsche Gebirgsjäger auf neue Auslandseinsätze vor. Noch in diesem Jahr sollen insgesamt sieben Verbände der Gebirgsjägerbrigade 23 nach Südosteuropa und Afghanistan entsandt werden, teilt die Bundeswehr mit. Die Proteste galten am vergangenen Wochenende vor allem der einmal im Jahr vom „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ organisierten „Heldenfeier“ für gefallene Wehrmachtssoldaten an deren „Ehrenmal“ in Mittenwald.  Für diese Gedenkveranstaltung stellte die Bundeswehr in diesem Jahr 16 Soldaten als Ehrenposten, Verkehrsposten, Kranzträger und Kraftfahrer zur Verfügung.

Begleitet von Protesten gegen ihre Traditionspflege bereiten sich deutsche Gebirgsjäger auf neue Auslandseinsätze vor. Noch in diesem Jahr sollen insgesamt sieben Verbände der Gebirgsjägerbrigade 23 nach Südosteuropa und Afghanistan entsandt werden, teilt die Bundeswehr mit. Die Proteste galten am vergangenen Wochenende vor allem der einmal im Jahr vom „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ organisierten „Heldenfeier“ für gefallene Wehrmachtssoldaten an deren „Ehrenmal“ in Mittenwald.  Für diese Gedenkveranstaltung stellte die Bundeswehr in diesem Jahr 16 Soldaten als Ehrenposten, Verkehrsposten, Kranzträger und Kraftfahrer zur Verfügung.
 
NATO-Staaten verlangen, die Gebirgsjäger müssten stärker als bisher auch an der Aufstandsbekämpfung im schwer zugänglichen afghanischen Hochgebirge teilnehmen. Berlin lehnt dies bislang noch ab, sperrt sich jedoch nicht mehr geschlossen gegen eine baldige Aufstockung des Afghanistan-Kontingents. Die Gebirgsjäger gehören zu den am häufigsten im Ausland eingesetzten Truppen der Bundeswehr. Sie sollen in den kommenden Jahren mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe gestärkt werden.
 
Aufstandsbekämpfung
 
Wie die Bundeswehr mitteilt, werden noch in diesem Jahr insgesamt sieben Verbände deutscher Gebirgsjäger in Auslandseinsätze geschickt.[1] Drei von ihnen sollen ab Oktober Aufgaben in Südosteuropa übernehmen, vier sind ab Dezember für Besatzungstätigkeiten in Afghanistan eingeplant. Bereits zu Jahresbeginn haben 250 Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 233 aus Mittenwald mit einem Hochgebirgstraining laut Bundeswehr einen wichtigen "Grundstein für die Vorbereitung des Einsatzes im 18. ISAF-Kontingent" gelegt.[2] Bei einem früheren Afghanistan-Einsatz hatten Angehörige des Mittenwalder Bataillons Leichen geschändet und dabei vor der Kamera posiert; dies hatte heftige Empörung ausgelöst.[3]

Ehrenmal
Ehrenmal für in Weltkrieg I und II
gefallene Gebirgsjäger
Quelle: venceremos.antifa.net
Forderungen von NATO-Staaten, deutsche Gebirgsjäger sollten sich stärker als bisher an der direkten Aufstandsbekämpfung beteiligen, hat die Bundesregierung bislang zurückgewiesen. Hochrangige US-Militärs waren schon Anfang Februar mit der Aussage zitiert worden: "Wir haben ein Auge auf die deutschen Gebirgsjäger geworfen, die sich für den Kampf gegen die Taliban in ihren Verstecken im Hochgebirge des Hindukusch besser eignen als andere Soldaten."[4] Über eine eventuelle Aufstockung und eine mögliche stärkere Kampfbeteiligung des deutschen Kontingents wird bei der Pariser Afghanistan-Konferenz im Juni erneut diskutiert.
 
Zahlreiche Einsätze
 
Die Gebirgsjägerbrigade 23, der die Bataillone 233 (Mittenwald), 232 (Bischofswiesen) und 231 (Bad Reichenhall) sowie einige weitere Verbände angehören [5], hat bereits für zahlreiche Auslandseinsätze Personal gestellt. "Im Grunde genommen waren wir überall dabei", resümiert der Kommandeur der Einheit, Brigadegeneral Erich Pfeffer [6] - in Somalia, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Serbien sowie in Afghanistan. Zuletzt war das Bataillon 232 Ende 2007 für kurze Zeit in die südserbische Provinz Kosovo geschickt worden, um nach dem endgültigen Abbruch der Verhandlungen zwischen Pristina und Belgrad eine Eskalation des Konfliktes zu unterdrücken. Die zahlreichen Auslandseinsätze ließen kaum genügend Zeit, um Trainingsgesuche anderer Armeen erfüllen zu können, berichtet Brigadegeneral Pfeffer: "Viele klopfen bei uns an und wollen wissen, wie sie im schwierigen Gelände bestehen können".[7]
 
Stark gefordert
 
In den Zukunftsplänen der Bundeswehr nehmen die Gebirgsjäger - mit rund 6.500 Soldaten gegenwärtig die personalstärkste Brigade des Heeres - eine wichtige Stellung ein. Sie gehören zu den sogenannten Stabilisierungskräften, denen künftig dem Transformationskonzept der Bundeswehr zufolge die wesentlichen Besatzungsaufgaben übertragen werden. Dabei sollen bis zu 14.000 Angehörige der "Stabilisierungskräfte" gleichzeitig eingesetzt werden können, "aufgeteilt auf bis zu fünf verschiedene Gebiete".[8] Vor diesem Hintergrund wird auch die Gebirgsjägerbrigade 23 gestärkt. Für die Kasernen in Bischofswiesen sowie Bad Reichenhall sind zusätzliche Soldaten vorgesehen, außerdem sind Infrastruktur-Investitionen in Höhe von fast 80 Millionen Euro geplant. "Die Bundeswehr ist stark gefordert" [9], erklärte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung, Christian Schmidt, kürzlich gegenüber Soldaten der Stabskompanie der Gebirgsjägerbrigade 23.

Kriegsverbrecher
 
Die Gebirgsjäger sind seit mehreren Jahren heftigen Protesten ausgesetzt - wegen ihrer Traditionspflege. Ein "Kameradenkreis der Gebirgstruppe", dem aktive und ehemalige Bundeswehrsoldaten sowie Gebirgsjäger der Wehrmacht angehören, ehrt jedes Frühjahr mit einer Gedenkveranstaltung die gefallenen und vermissten Angehörigen der Gebirgstruppe.
 
Demo 2006
Seit Jahren von Protesten begleitet –
„Heldenfeier“ für Gebirgsjäger
Quelle: de.indymedia.org
Unter den Geehrten sind zahlreiche verurteilte Kriegsverbrecher, darunter ein Gebirgsjägergeneral der Wehrmacht, gegen den in einem der Nürnberger Nachfolgeverfahren zwölf Jahre Haft verhängt worden waren - unter anderem wegen der Massenerschießung italienischer Kriegsgefangener. Auch unter den Mitgliedern des "Kameradenkreises" befinden sich mutmaßliche Kriegsverbrecher, die teilweise im Ausland verurteilt wurden, in der Bundesrepublik aber nicht behelligt werden. Gegen einen von ihnen ermittelt jetzt nach jahrelangen Protesten die Staatsanwaltschaft München. Josef Scheungraber, der dem "Kameradenkreis" angehört und noch im vergangenen Jahr an der Gedenkveranstaltung teilnahm, soll 1944 die Ermordung von 14 italienischen Zivilisten angeordnet haben.
 
Dokumentierte Massaker

Ehrenmal
Auch ein Staatssekretär war schon hier
Quelle
www.mittenwald-aktiv.de
 
Das gesamte Ausmaß der Massaker, die von den Gebirgsjägern der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg verübt wurden, legt eine kürzlich erschienene Publikation umfassend dar. Demnach hat die 1. Gebirgs-Division Dutzende Kriegsverbrechen begangen, beim Überfall auf die Sowjetunion nicht anders als bei der Entwaffnung der italienischen Armee und natürlich auch bei der Partisanenbekämpfung in Südosteuropa. Vom Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Lembergs über das Massaker von Kefalonia [10] und die Exekution von Zivilisten bis zur Deportation der Jüdinnen und Juden aus dem griechischen Befehlsbereich des XXII. Gebirgs-Armee-Korps in der ersten Jahreshälfte 1944 sind die Verbrechen der damaligen Gebirgsjäger nun akribisch dokumentiert.[11]
 
Staatssekretär dabei
 
Die diesjährigen Feierlichkeiten des "Kameradenkreises der Gebirgstruppe" fanden am vergangenen Wochenende in Mittenwald statt - erneut unter Protesten von Kriegsgegnern und Antifaschisten. Wie in den Jahren zuvor unterstützte die Bundeswehr das Gedenken, das Bundesverteidigungsministerium entsandte einen Vertreter. 2007 hatte sogar der Parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt, selbst Mitglied des "Kameradenkreises", an der „Heldenfeier“ teilgenommen. (PK)

 
[1] Gebirgsjäger sind international gefragte Spezialisten; www.baerbel-kofler.de 19.02.2008
[2] Gebirgsjäger in ihrem Element; aktuell. Zeitung für die Bundeswehr 17.03.2008
[3] Leichenschändung: Bundeswehr fürchtet Muslim-Proteste; Focus Online 25.10.2006
[4] Gates fordert deutsche Soldaten für den gefährlichen Süden; Frankfurter Allgemeine Zeitung 01.02.2008
[5] Dabei handelt es sich um das Gebirgslogistikbataillon 8, das Gebirgspionierbataillon 8, das Gebirgsaufklärungsbataillon 230, das Gebirgsfernmeldebataillon 210 und das Panzeraufklärungsbataillon 5.
[6], [7] Gebirgsjäger sind international gefragte Spezialisten; www.baerbel-kofler.de 19.02.2008
[8] Die Kräfte; www.bundeswehr.de 03.11.2006. Den "Stabilisierungskräften" sollen "Unterstützungskräfte" zuarbeiten. Für offensive Kriegshandlungen sind "Eingreifkräfte" vorgesehen.
[9] Informationen aus erster Hand; www.bmvg.de 24.04.2008
[10] s. dazu "Nicht mordqualifiziert", Irreführung, "Menschliche Schwäche" und Unverständlich
[11] s. dazu Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß
 
Blutiges Edelweiss Cover








Eine Rezension des Buches „Blutiges Edelweiß - Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg." Berlin 2008 (Christoph Links Verlag) finden Sie unter www.german-foreign-policy.com

Online-Flyer Nr. 145  vom 07.05.2008

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