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Kultur und Wissen
Premierenreife Generalprobe der alternativen Karnevalssitzung in Köln
25 Jahre Stunksitzung – Generalprobe bestanden!
Von Christian Heinrici und Hans-Dieter Hey
Kurz nach Weihnachten kommt der Karneval, heißt es in Köln, und so fügte sich die Generalprobe der Stunksitzung am 28.12., die wir neben zahlreichen Pressevertretern, Freunden, Bekannten und Stunksitzungsfans besuchen durften, quasi in den rheinischen Hauskalender. Der musikalische Auftakt der Sitzung gelang furios und schräg „brassial“, so wie es eben auch genau in das Programm der Karnevalisten der etwas anderen Art passt. Das wurde übrigens kurz vor der Aufführung vollkommen umgestellt, längere Textpassagen waren noch am Vortag geändert worden – was aber weder der Stimmung im begeisterten Publikum, noch der Professionalität der rund zwanzig Schauspieler und Musiker irgendwie Abbruch tat.
Köbes Underground heizt ein – auch als „Vielgestirn“ | Foto: Hans-Dieter Hey
Im Gegenteil, die Generalprobe nahm sich vielmehr wie eine Premiere aus, und die Sitzung startete mit einem Highlight: „...Statt Konferenzzimmer Hinterzimmer-Spielkasinos, pathologische Zocker und Hütchenspieler... äußerlich ganz normal, aber innen drin widerliche, sabbernde Zellhaufen, mit einem einzigen Programm: fressen, fressen, fressen! Erbarmungslose Schnäppchenjäger in Maßanzügen...“ So leitete Sitzungspräsidentin Biggi Wanninger einen Sketch des gesamten Ensembles ein – Sie werden es erraten haben – zur Bankenkrise:
Geprellte Kunden versuchen hier vergeblich eine in die Pleite geratene Bank zu überfallen. Natürlich ist kein Geld da, nur ein findiger Anlageberater (Christian Rzepka), der versucht seine Haut und Provisionen zu retten. Mehr soll hier nicht verraten werden, sehen Sie sich lieber das hervorragende Zusammenspiel der Stunker selbst an –
ganz zu Anfang unseres Videoclips in dieser Ausgabe der NRhZ.
Amy: Weil ich Augen wie ein „Reh hab“ –
oder ist es doch Wanninger?! Foto: Hey
„Do laachs de dich kapott, dat nennt man Banking...“ angelehnt an einen altbekannten Karnevalshit legte Köbes Underground, die langjährige Hausband der Sitzung, nach: „Wenn die Banker sich verdrücke, un die Kurse sin am jücke, müssen wir halt krumme Dinger drehen...“
So wechselten im Laufe des fast dreistündigen Programms gekonnte und witzige Coverversionen von Amy Winehouse-Songs, französischen Chansons oder traditionellen Karnevalsliedern mit den Auftritten der Schauspieler, wobei oft nur wenig Zeit für den Wechsel von Kostümen und Bühnenbild blieb: Also, nicht nur eine darstellerische, sondern sicher auch eine choreographisch-sportliche Leistung.
Von O-Lömpia bis O-Bama
Und so war auch die Olympiade 2008 prompt Thema, mit Synchronschwimmen für die Menschenrechte und einem „Wettkampf der Religionen“. Fast schon wehrsportlich mokierte sich ein Bademeister alter Schule über den grassierenden Wellness-Wahn, gekonnt gespielt von Didi Jünemann, bekannt aus der „Frühstückspause“ im WDR mit Jürgen Becker.
Apropos Medien und die oben angesprochene „Verflachung“: Auch die zogen sich wie ein roter Faden durch die Stunksitzung 2009, im Falle des Fernsehsenders VIVA wohl eher wie ein rosa Faden. Doris Dietzold spielte eine herrlich dämliche Jugendmusik-Moderatorin Gülcan Kamps (im Nebenberuf Schwiegertochter der Großbäckerei) – fast so komisch wie das Original. In dieser Reihe durfte dann natürlich auch Kamps' Ex-Kollegin Charlotte Roche („Feuchtgebiete“ erschienen bei DuMont) als feministisch-pornographische Autorin der Neuzeit nicht fehlen.
Rote Funken bei pink-plüschigem Kommerzsender (Dietzold, Jünemann, Simon) | Foto: Hans-Dieter Hey
Und angesichts der medialen Beliebigkeit, fällt es dann auch nicht weiter auf, wenn Kameras aller Orten installiert sind, wie auf öffentlichen Plätzen, in U-Bahnen oder Supermärkten. Eine ebensolche „Schäublette“ versuchen Stunker Günther Ottemeier und Ozan Akhan zu errichten, allerdings ganz ohne Schwerkraft, aber unter Zuhilfenahme eines Beamers und einer um 90 Grad „gekippten Kamera“: eine im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Nummer, Klamauk pur, der den meisten Szenenapplaus bekam.
Wie das funktioniert sehen Sie hier oder als Ausschnitt im Filmclip in dieser Ausgabe der NRhZ.
Kamera-Schieflage: Was würden wohl LIDL-Manager dazu sagen?!
Foto: © A. & W. Bartscher/bartscher.net
Bei alledem kam aber auch die „große Politik“ nicht zu kurz. Biggi Wanninger (im Dauereinsatz) persiflierte eine Grünen-Fraktionsvorsitzende (auch im Dauereinsatz), die sich mit ihrem etwas sprödem Humor einen „Künast lacht“; die CSU bemitleidet sich selbst, weil sie zur „außerparlamentarischen Opposition“ geworden ist, und auch der „rote Korsar“ Oskar bekommt sein Fett weg. Vom Flaggschiff der LINKEN werden im nahenden „Super-Wahlkampfjahr“ sämtliche steuerbords treibenden Politkähne, wie die Fregatte „Angela Merkel“ oder das vorausfahrende SPD-Schulschiff „Willy Brandt“, beschossen – eine Szene, die auch besonderes Lob für das aufwendige Bühnenbild verdient.
„Der rote Oskar“ auf Kaperfahrt | Foto: Hans-Dieter Hey
Genauso die sicher einfachen, doch um so wirkungsvolleren Kostüme für mittlerweile schon „inkontinente“ Atommüllfässer, die in den Schächten von Asse auf ihren Abtransport warten. Wohin es gehen soll? Vielleicht nach Neapel oder direkt nach Köln? „Ganz egal, Hauptsache Italien!“ (Zitat Andi Möller).
„Atom-Asse“: Ja, wo laufen sie denn (aus)? – Egelhaaf, Akhan, Rixmann
Foto: Hans-Dieter Hey
Aber auch kölsche Themen blieben natürlich nicht außen vor: Doro Egelhaaf umwarb als OB Schramma russische „Infestoren“(!) (angesichts der ausbleibenden Gaslieferungen in diesen Tagen ein wahrhaft zukunftsträchtiges Thema) und bot den Geschäftsleuten fast wie im richtigen Leben so manches Filetstück feil, samt „russisch Julchen“, das sie dann auch direkt mit aufs Hotelzimmer nehmen könnten. Dazu kam es wohl vorerst nicht, denn selbiges sang im Anschluss mit der Stimme von Anne Rixmann und der Musik von Köbes Underground ein russisch beseeltes Karnevalsmedly – fantastisch! Hören Sie hier selbst!
Doch das oberbürgermeisterliche Verhalten darf nicht ungestraft bleiben und ruft die Konkurrenz auf den Plan: Ermutigt durch Obamas Siegeszug in den USA macht sich auch Willi von den „Poller Negerköpp“ (Jünemann) auf, das Kölner Rathaus 2009 zu erobern. Doch hinter manchem großen Mann, steht bekanntlich eine starke Frau, und wenn’s die Mutter ist, wie hier als Eine-Frau-Schattenkabinett, gespielt mit dem dementsprechenden Witz von Wanninger.
Klüngelonia: OB-Kandidat Willi mit Übermutter, rechts das Köbes-Kabinett
Foto: Hans-Dieter Hey
„So weit würde ich ja nie gehen...“
„Einbürgerung“ ist angesagt, doch was neuerdings Deutschland recht ist, muss doch Köln an aller erster Stelle billig sein. Und so kann es passieren, dass mehr oder weniger kölsche Prominente, den Test bei „Frau Horstmann-Linke“ (herausragend gespielt von Martina Bajohr) erst noch bestehen müssen. Das Ergebnis des Multiple-Choice-Tests ist verheerend: Wolfgang Overath kann mit dem Geisbock nichts anfangen, und Konstantin Neven DuMont gibt ein leeres Blatt ab. Alle müssen ins „Repetitorium“, doch Kardinal Meissner wurde eine ganz besondere Botschaft verkündet:
Vernehmen auch Sie die frohe Botschaft – hier:
„Männlein, wir sind hier gegen Männer, die in bunte Fummele rumlaufen und ein bisschen überdreht sind, wirklich tolerant, aber Sie machen es uns schwer!“ so die kölsche Einbürgerungsbeauftragte: „Machen Sie doch ein Ende, Sie wollen Köln nicht, Köln will Sie nicht. Gehen Sie doch einfach weg!“ Und nach der bisher schönsten kölschen Beschimpfungstirade dieses Jahrhunderts: „So weit würde ich ja nie gehen: Sie sin en janz ärm Sau! Sie sind jetzt schon durchgefallen, Sie brauchen auch nicht ins Mündliche!“ Man darf auf die Wiedergabe dieser Passage in anderen Medien gespannt sein.
Eine weitere, für meinen Geschmack aus der gesamten Sitzung herausragende Szene war die „Krankenversicherung“ mit Anne Rixmann und Doris Dietzold. Genießen Sie den Sketch als kurzes Hörspiel, aber wappnen
Magischer Moment: Ecki P. von Köbes
Underground als Chansonnier mit
existentiellen Problemen:
„Spielt ich was von Satie,
sagt sie ich kann ni mi...“
Sie sich schon einmal gegen den Biss der schwarzen Mamba und herabfallende Kokosnüsse rund um Köln-Porz. Audiodatei starten
Doch das Bemerkenswerteste an der Stunksitzung, ihre Magie, rührt sicher von der Teamarbeit, dem Ineinandergreifen von Schauspielern, Musikern, Kostümbildnern, Bühnenbauern, Regie, Choreographie und zahlreichen anderen bezahlten und unbezahlten Helfern hinter den Kulissen – und diese Magie spürt das Publikum. Nur so ist es zu erklären, dass die älteste alternative Karnevalsitzung in Köln immer Monate im Voraus ausverkauft ist. Auch dieses Jahr sind wieder nur „Last-Minute-Tickets“ (zurückgegebene Karten) kurzfristig über www.stunksitzung.de zu bekommen.
25 Jahre Stunksitzung:
„extrascharf“ (DVD)
Als Trost bleibt dem Fan die hoffentlich unzensierte Ausstrahlung der Sitzung im WDR-Fernsehen oder die DVD „Das Beste aus 25 Jahren Stunksitzung“. Fans von Köbes Underground aber müssen natürlich nicht immer bis zur nächsten Session warten. Und als Bonmot erhalten Jahres-Förderabonnenten der NRhZ (in Kooperation mit dem KAOS Kunst- und Videoarchiv noch bis zum 31. Januar diesen Jahres eine DVD der „Stunksitzung 1990“ – in Memoriam.
Doch sicher wird auch die Stunksitzung 2009 in die „Analen“ kritischen Frohsinns eingehen: 25 Jahre Stunksitzung – Generalprobe bestanden!
Text Heinrici, Bilder Hey (CH)
Online-Flyer Nr. 179 vom 07.01.2009
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Kultur und Wissen
Premierenreife Generalprobe der alternativen Karnevalssitzung in Köln
25 Jahre Stunksitzung – Generalprobe bestanden!
Von Christian Heinrici und Hans-Dieter Hey
Kurz nach Weihnachten kommt der Karneval, heißt es in Köln, und so fügte sich die Generalprobe der Stunksitzung am 28.12., die wir neben zahlreichen Pressevertretern, Freunden, Bekannten und Stunksitzungsfans besuchen durften, quasi in den rheinischen Hauskalender. Der musikalische Auftakt der Sitzung gelang furios und schräg „brassial“, so wie es eben auch genau in das Programm der Karnevalisten der etwas anderen Art passt. Das wurde übrigens kurz vor der Aufführung vollkommen umgestellt, längere Textpassagen waren noch am Vortag geändert worden – was aber weder der Stimmung im begeisterten Publikum, noch der Professionalität der rund zwanzig Schauspieler und Musiker irgendwie Abbruch tat.
Köbes Underground heizt ein – auch als „Vielgestirn“ | Foto: Hans-Dieter Hey
Im Gegenteil, die Generalprobe nahm sich vielmehr wie eine Premiere aus, und die Sitzung startete mit einem Highlight: „...Statt Konferenzzimmer Hinterzimmer-Spielkasinos, pathologische Zocker und Hütchenspieler... äußerlich ganz normal, aber innen drin widerliche, sabbernde Zellhaufen, mit einem einzigen Programm: fressen, fressen, fressen! Erbarmungslose Schnäppchenjäger in Maßanzügen...“ So leitete Sitzungspräsidentin Biggi Wanninger einen Sketch des gesamten Ensembles ein – Sie werden es erraten haben – zur Bankenkrise:
Geprellte Kunden versuchen hier vergeblich eine in die Pleite geratene Bank zu überfallen. Natürlich ist kein Geld da, nur ein findiger Anlageberater (Christian Rzepka), der versucht seine Haut und Provisionen zu retten. Mehr soll hier nicht verraten werden, sehen Sie sich lieber das hervorragende Zusammenspiel der Stunker selbst an –
ganz zu Anfang unseres Videoclips in dieser Ausgabe der NRhZ.
Amy: Weil ich Augen wie ein „Reh hab“ –
oder ist es doch Wanninger?! Foto: Hey
So wechselten im Laufe des fast dreistündigen Programms gekonnte und witzige Coverversionen von Amy Winehouse-Songs, französischen Chansons oder traditionellen Karnevalsliedern mit den Auftritten der Schauspieler, wobei oft nur wenig Zeit für den Wechsel von Kostümen und Bühnenbild blieb: Also, nicht nur eine darstellerische, sondern sicher auch eine choreographisch-sportliche Leistung.
Von O-Lömpia bis O-Bama
Und so war auch die Olympiade 2008 prompt Thema, mit Synchronschwimmen für die Menschenrechte und einem „Wettkampf der Religionen“. Fast schon wehrsportlich mokierte sich ein Bademeister alter Schule über den grassierenden Wellness-Wahn, gekonnt gespielt von Didi Jünemann, bekannt aus der „Frühstückspause“ im WDR mit Jürgen Becker.
Apropos Medien und die oben angesprochene „Verflachung“: Auch die zogen sich wie ein roter Faden durch die Stunksitzung 2009, im Falle des Fernsehsenders VIVA wohl eher wie ein rosa Faden. Doris Dietzold spielte eine herrlich dämliche Jugendmusik-Moderatorin Gülcan Kamps (im Nebenberuf Schwiegertochter der Großbäckerei) – fast so komisch wie das Original. In dieser Reihe durfte dann natürlich auch Kamps' Ex-Kollegin Charlotte Roche („Feuchtgebiete“ erschienen bei DuMont) als feministisch-pornographische Autorin der Neuzeit nicht fehlen.
Rote Funken bei pink-plüschigem Kommerzsender (Dietzold, Jünemann, Simon) | Foto: Hans-Dieter Hey
Und angesichts der medialen Beliebigkeit, fällt es dann auch nicht weiter auf, wenn Kameras aller Orten installiert sind, wie auf öffentlichen Plätzen, in U-Bahnen oder Supermärkten. Eine ebensolche „Schäublette“ versuchen Stunker Günther Ottemeier und Ozan Akhan zu errichten, allerdings ganz ohne Schwerkraft, aber unter Zuhilfenahme eines Beamers und einer um 90 Grad „gekippten Kamera“: eine im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Nummer, Klamauk pur, der den meisten Szenenapplaus bekam.
Wie das funktioniert sehen Sie hier oder als Ausschnitt im Filmclip in dieser Ausgabe der NRhZ.
Kamera-Schieflage: Was würden wohl LIDL-Manager dazu sagen?!
Foto: © A. & W. Bartscher/bartscher.net
Bei alledem kam aber auch die „große Politik“ nicht zu kurz. Biggi Wanninger (im Dauereinsatz) persiflierte eine Grünen-Fraktionsvorsitzende (auch im Dauereinsatz), die sich mit ihrem etwas sprödem Humor einen „Künast lacht“; die CSU bemitleidet sich selbst, weil sie zur „außerparlamentarischen Opposition“ geworden ist, und auch der „rote Korsar“ Oskar bekommt sein Fett weg. Vom Flaggschiff der LINKEN werden im nahenden „Super-Wahlkampfjahr“ sämtliche steuerbords treibenden Politkähne, wie die Fregatte „Angela Merkel“ oder das vorausfahrende SPD-Schulschiff „Willy Brandt“, beschossen – eine Szene, die auch besonderes Lob für das aufwendige Bühnenbild verdient.
„Der rote Oskar“ auf Kaperfahrt | Foto: Hans-Dieter Hey
Genauso die sicher einfachen, doch um so wirkungsvolleren Kostüme für mittlerweile schon „inkontinente“ Atommüllfässer, die in den Schächten von Asse auf ihren Abtransport warten. Wohin es gehen soll? Vielleicht nach Neapel oder direkt nach Köln? „Ganz egal, Hauptsache Italien!“ (Zitat Andi Möller).
„Atom-Asse“: Ja, wo laufen sie denn (aus)? – Egelhaaf, Akhan, Rixmann
Foto: Hans-Dieter Hey
Aber auch kölsche Themen blieben natürlich nicht außen vor: Doro Egelhaaf umwarb als OB Schramma russische „Infestoren“(!) (angesichts der ausbleibenden Gaslieferungen in diesen Tagen ein wahrhaft zukunftsträchtiges Thema) und bot den Geschäftsleuten fast wie im richtigen Leben so manches Filetstück feil, samt „russisch Julchen“, das sie dann auch direkt mit aufs Hotelzimmer nehmen könnten. Dazu kam es wohl vorerst nicht, denn selbiges sang im Anschluss mit der Stimme von Anne Rixmann und der Musik von Köbes Underground ein russisch beseeltes Karnevalsmedly – fantastisch! Hören Sie hier selbst!
Doch das oberbürgermeisterliche Verhalten darf nicht ungestraft bleiben und ruft die Konkurrenz auf den Plan: Ermutigt durch Obamas Siegeszug in den USA macht sich auch Willi von den „Poller Negerköpp“ (Jünemann) auf, das Kölner Rathaus 2009 zu erobern. Doch hinter manchem großen Mann, steht bekanntlich eine starke Frau, und wenn’s die Mutter ist, wie hier als Eine-Frau-Schattenkabinett, gespielt mit dem dementsprechenden Witz von Wanninger.
Klüngelonia: OB-Kandidat Willi mit Übermutter, rechts das Köbes-Kabinett
Foto: Hans-Dieter Hey
„So weit würde ich ja nie gehen...“
„Einbürgerung“ ist angesagt, doch was neuerdings Deutschland recht ist, muss doch Köln an aller erster Stelle billig sein. Und so kann es passieren, dass mehr oder weniger kölsche Prominente, den Test bei „Frau Horstmann-Linke“ (herausragend gespielt von Martina Bajohr) erst noch bestehen müssen. Das Ergebnis des Multiple-Choice-Tests ist verheerend: Wolfgang Overath kann mit dem Geisbock nichts anfangen, und Konstantin Neven DuMont gibt ein leeres Blatt ab. Alle müssen ins „Repetitorium“, doch Kardinal Meissner wurde eine ganz besondere Botschaft verkündet:
Vernehmen auch Sie die frohe Botschaft – hier:
„Männlein, wir sind hier gegen Männer, die in bunte Fummele rumlaufen und ein bisschen überdreht sind, wirklich tolerant, aber Sie machen es uns schwer!“ so die kölsche Einbürgerungsbeauftragte: „Machen Sie doch ein Ende, Sie wollen Köln nicht, Köln will Sie nicht. Gehen Sie doch einfach weg!“ Und nach der bisher schönsten kölschen Beschimpfungstirade dieses Jahrhunderts: „So weit würde ich ja nie gehen: Sie sin en janz ärm Sau! Sie sind jetzt schon durchgefallen, Sie brauchen auch nicht ins Mündliche!“ Man darf auf die Wiedergabe dieser Passage in anderen Medien gespannt sein.
Eine weitere, für meinen Geschmack aus der gesamten Sitzung herausragende Szene war die „Krankenversicherung“ mit Anne Rixmann und Doris Dietzold. Genießen Sie den Sketch als kurzes Hörspiel, aber wappnen
Magischer Moment: Ecki P. von Köbes
Underground als Chansonnier mit
existentiellen Problemen:
„Spielt ich was von Satie,
sagt sie ich kann ni mi...“
Doch das Bemerkenswerteste an der Stunksitzung, ihre Magie, rührt sicher von der Teamarbeit, dem Ineinandergreifen von Schauspielern, Musikern, Kostümbildnern, Bühnenbauern, Regie, Choreographie und zahlreichen anderen bezahlten und unbezahlten Helfern hinter den Kulissen – und diese Magie spürt das Publikum. Nur so ist es zu erklären, dass die älteste alternative Karnevalsitzung in Köln immer Monate im Voraus ausverkauft ist. Auch dieses Jahr sind wieder nur „Last-Minute-Tickets“ (zurückgegebene Karten) kurzfristig über www.stunksitzung.de zu bekommen.
25 Jahre Stunksitzung:
„extrascharf“ (DVD)
Doch sicher wird auch die Stunksitzung 2009 in die „Analen“ kritischen Frohsinns eingehen: 25 Jahre Stunksitzung – Generalprobe bestanden!
Text Heinrici, Bilder Hey (CH)
Online-Flyer Nr. 179 vom 07.01.2009
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