NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

zurück  
Druckversion

Sport
DFB Frauen-Team stark verbessert trotz Abwehrfehler
Generalprobe gegen Russland
Von Bernd J.R. Henke

Kein Gegentor gegen die Niederlande, kein Gegentor gegen Japan. Das klingt gut. Torfrau Nadine Angerer vom 1. FFC Frankfurt bildete in den Trainingseinheiten der letzten Wochen mit den Ersatztorhüterinnen Ursula Holl (FCR 2001 Duisburg) und Lisa Weiß (SG Essen-Schönebeck) sowie Torwart-Trainer Michael Fuchs eine Trainingsgruppe, die unzählige Bälle gefangen, gefaustet oder geklärt hat.

Kim Kulig im Kopfballduell mit russischer 
Spielerin
Die 21-jährige Lisa Weiß erhielt bei der Nominierung für die EM in Finnland den Vorzug vor Alissa Vetterlein (VFL Wolfsburg), die nicht nominiert wurde. Sie nimmt aber intensive Trainingseinheiten in ihre neue Vereinsmannschaft. Alissa wechselte Ende der Saison vom 1.FFC Frankfurt nach Wolfsburg. In der Abwehr vertraut die DFB-Trainerin auf Saskia Bartusiak (1.FFC Frankfurt), Sonja Fuss (1.FC Köln), Ariane Hingst (1.FFC Frankfurt), Annike Krahn (FCR 2001 Duisburg), Babett Peter und Bianca Schmidt (beide Turbine Potsdam) und Kerstin Stegemann (Herforder SC). „Damit sind wir qualitativ und quantitativ sehr gut besetzt. Zudem verfügen wir durch diese Spielerinnen über viele Variationsmöglichkeiten, da einige von ihnen in der Defensive verschiedene Positionen besetzen können“, sagte Silvia Neid. „Es haben Nuancen den Ausschlag dafür gegeben, dass Navina Omilade (VFL Wolfsburg) nicht dabei ist“, so die DFB Trainerin.
 
Generalprobe im Rewirower Stadion
 
Wie erwartet tat sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft schwer gegen die robusten Russinnen. 18 Tage vor dem EM-Auftakt gegen Norwegen siegte die deutsche Frauenmannschaft vor 13.303 Zuschauer im Bochumer Rewirpower Stadion schließlich 3:1 (0:0). Die zweikampfstarken Russinnen erinnerten ein wenig an die Spielweise vom EM-Gruppengegner Island. Deshalb hatten die Fußballverbände von Norwegen, Frankreich, Island und England (Gruppengegner von Russland) Beobachter-Delegationen nach Bochum geschickt. 
 

Kampfbetont - Mittelfeldmotor Kim Kulig
Fotos: Bildagentur Oliver Vogler
 
Die Gastgeberinnen versuchten von Beginn an die Russinnen mit schnellem Offensivspiel unter Druck zu setzen. Dabei hatte Kim Kulig (4.) mit einem direkt geschossenen Freistoß aus zwanzig Metern die erste gute Torchance. Die russische Mannschaft, die ebenfalls für die EM-Endrunde qualifiziert ist, hielt mit robustem Körpereinsatz dagegen. Linda Bresonik (26.) versuchte Torfrau Elena Kochnewa mit einem Freistoß aus fünfundzwanzig Metern zu überlisten, verfehlte aber das Tor knapp. Als Birgit Prinz (38.) eine weitere Chance nach einer Flanke von Inka Grings aus kürzester Distanz wiederum verfehlte, sowie Simone Laudehr per Kopf im Nachsetzen scheiterte, war klar, dass mit solch schwacher Chancenverwertung kein Europameistertitel zu erringen sein wird. „Ein Platz unter den ersten vier Mannschaften wäre nach Lage der Dinge nun schon ein schöner Erfolg“, bemerkte in der Pause Fußballexperte Johann Blaha. In der zweiten Hälfte setzte sich die Schwäche im Abschluss fort. Erst Prinz (47.), dann Garefrekes (49.) vergaben beste Gelegenheiten zur Führung.
 
Wiedergutmachung
 
Die erfahrene Mittelfeldspielerin Kerstin Garefrekes (53.) sorgte mit ihrem coolen Führungstreffer für das Ende der torlosen Begegnung. Sie drückte den Ball über die Torlinie, als sie eine von Inka Grings per Kopf verlängerte Flanke von Birgit Prinz von Rechts im Torraum erwischte. Die russische Antwort erfolgte umgehend. Im direkten Gegenzug konterten die Russinnen mit nur zwei Spielzügen. Olesya Kurochkina nahm einen langen Ball aus dem Mittelfeld auf und überwand die machtlose Torfrau Nadine Angerer von der Strafraumgrenze aus mit einem Flachschuss zum 1:1. Die Russin deckte hiermit schonungslos die immer noch mangelnde Spritzigkeit von Verteidigerin Kerstin Stegemann auf.
 
Tor oder Eigentor
 
In Minute 63 erzielte die Mittelfeldspielerin Linda Bresonik mit einem Freistoß endlich den erneuten Führungstreffer zum 2:1. Die eingewechselte Russin Xenia Tsybutovich hatte wohl den Ball noch berührt, somit war nicht klar, ob nicht doch ein Eigentor vorlag. Die UEFA sowie die Experten und Kameraleute vom WDR werden es wohl noch genauer untersuchen. Linda Bresonik erhielt vor dem Spiel die Trikotnummer 10 zugeteilt, was die Bundestrainerin in der Pressekonferenz auf Rückfrage der NRhZ als besondere Ehre sowie Vertrauensbeweis für Linda Bresonik beschrieb. Die Nummer 10 der Nationalelf war nach dem Rücktritt von Weltmeisterin und WM Botschafterin Renate Lingor seit 2008 vakant geblieben. Die gut aufgelegte Kim Kulig verfehlte danach (65.) mit einem Schuss aus zwanzig Metern das russische Tor.
 
Joker 
 
Nachdem Fatmire Bajramai (Turbine Potsdam) die verletzte Simone Laudehr ersetzt hatte, bekam das Spiel nochmal Fahrt. Publikumsliebling Fatmire langweilte die Fachleute diesmal nicht mit ihrer sonst übermäßigen Ballverliebtheit. Es fiel auf, dass Fatmire schnelles direktes Zuspiel praktizierte und hervorragende Pässe aus dem vorderen Mittelfeld zu den ebenfalls eingewechselten Sturmspitzen Martina Müller (VFL Wolfsburg) und Célia Okoyino da Mbabi (SC 07 Bad Neuenahr) kombinierte. Hier zeichnete sich wohl eine neue Variante im deutschen Spiel ab. Ein guter zweiter Sturm ohne Grings und Prinz, aber zusätzlich mit Anja Mittag könnte für den siebten Turniersieg in einem dreiwöchigen Turnier entscheidend sein. Die Bundestrainerin wird wohl in der letzten Vorbereitungswoche im Trainingslager alle Sturmvarianten und Spielzüge durchtesten. Zum Schluss gelang Joker Martina Müller (90.) in der Schlussminute der Nachspielzeit nach einem schönen Angriff das Siegestor zum 3:1. Kurz zuvor musste aber Ariane Hingst einen gefährlichen Schuss von Elena Danilova abwehren, der zu einem zu diesem Zeitpunkt unverdienten Remis hätte führen können.

Nach dem Spiel ohne Ball
 
„Wir haben uns in der zweiten Halbzeit gut ins Spiel gebissen“, stellte die zufriedene Bundestrainerin nach dem Spiel fest. Auf den Hinweis von Fußball-Experte Johann Blaha, dass die Spielerinnen in der ersten Halbzeit zu lange mit dem Ball liefen und dadurch das Spiel verlangsamten, antwortete die Bundestrainerin: „Das stimmt, dass habe ich in der Halbzeitpause angesprochen. Es wurde dann in der zweiten Hälfte besser umgesetzt.“ Nach dem lud Trainerin Silvia Neid den 22er Kader der Nationalmannschaft zu einem weiteren Lehrgang in die Nähe der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main ein, bevor der EM-Tross am 19. August zur Europameisterschaft 2009 nach Finnland reist.

EM-Start am 24. August gegen Norwegen

Die EM beginnt für die Deutsche Auswahl am 24. August mit der Partie gegen Norwegen. In den weiteren Spielen der Gruppe B trifft das Neid-Team am 27. August auf Frankreich, am 30. August ist Island der letzte Gruppengegner. Alle drei Begegnungen bestreiten die Titelverteidigerinnen in Tampere. 2005 hatte sich das deutsche Team in England durch ein 3:1 über Norwegen die vierte EM-Krone in Serie gesichert.
 
Es spielen in der Vorrunde in Helsinki, Turku, Lahti und Tampere folgende qualifizierte Teams:

Gruppe A: Finnland, Ukraine, Dänemark, Niederlande
Gruppe B: Deutschland, Island, Norwegen, Frankreich
Gruppe C: Schweden, England, Russland, Italien
 
Mehr Informationen
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball-Europameisterschaft_der_Frauen_2009
http://www.uefa.com/competitions/woco/index.html (PK) 

Online-Flyer Nr. 211  vom 19.08.2009

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE