Filmclips
"Ein publizistisches Sicherheitsrisiko"
Von Peter Kleinert
"Ein publizistisches Sicherheitsrisiko" nannte der Chef des Kölner Medienkonzerns Alfred Neven DuMont den Redakteur und Gewerkschafter Hartmut Schergel, um dessen Kündigung nach 25 Jahren untadeliger Arbeit für den "Kölner Stadt-Anzeiger" vor dem Arbeitsgericht zu begründen. So lieferte er mir den Titel des Films, den der unabhängige Sender KANAL 4 am Karnevalssonntag 1997 auf der Frequenz von RTL ausstrahlen konnte. Allerdings mussten wir RTL durch eine Einstweilige Verfügung dazu zwingen. Der nahe liegende Verdacht, Alfred Neven könnte gegen die Sendung bei RTL telefonisch interveniert haben, weil er darin zum „publizistischen Sicherheitsrisiko“ ernannt wurde, ließ dieser vor Gericht zurückweisen. Im Gegenteil: Ein leitender Mitarbeiter seines Verlages habe in einem Telefongespräch sogar ausdrücklich darum ersucht, den Film auf alle Fälle zu senden, ließ er vortragen.
Ob Neven schon 1997 so großes Interesse an einer öffentlichen Diskussion der NS-Vergangenheit seines Vaters Kurt und dessen Zeitungsverlages hatte wie nach der NRhZ-Veröffentlichung im Februar 2006, deren wesentliche Punkte uns zunächst durch eine einstweilige Verfügung verboten wurden, steht dahin. Verboten wurde uns jedenfalls u.a.
auf seinen Antrag vom Kölner Landgericht:
„1) den Eindruck zu erwecken, die Familie des Antragstellers habe sich in der Nazi-Zeit unrechtmäßig an fremdem Vermögen bereichert...
2) den Eindruck zu erwecken, der Vater des Antragstellers habe zugegeben, sich ein im jüdischen Eigentum befindliches Grundstück widerrechtlich verschafft zu haben...
3) den Eindruck zu erwecken, die Familie des Antragsstellers sei unrechtmäßig in den Besitz von Häusern in der Breite Straße gelangt...
4) durch die nachstehend wiedergegebene Äußerung den Eindruck zu erwecken, der der Familie gehörende Verlag habe sich das Haus des Kaufmanns Emil Lippmann unrechtmäßig verschafft...“
Was in dem Fernsehfilm aus dem Jahr 1997 über die Vergangenheit der Familie Neven DuMont, ihres Verlages in der NS-Zeit und ihren Umgang damit nach der Befreiung vom Faschismus von dem Kölner Historiker Otto Geudner im Interview vorgetragen wird, war offenbar so überzeugend, dass wir es auch heute noch unzensiert als Begleitung zu Werner Rügemers zweitem Teil von COLONIA CORRUPTA noch einmal wiederholen dürfen. (PK)
"Ein publizistisches Sicherheitsrisiko" - Wie der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont einen Redakteur rausschmeißt und eine Stadt beherrscht."
Autor: Peter Kleinert, Auftraggeber: Kanal 4, Produktionsjahr: 1997, Länge: 29 und56 min., Kamera: Hans Hausmann, Lars Jessen, Sybille Stürmer, Ton: Rico Prauss, Schnitt: Dorothee Plaß, Moritat und Musik: Rolly Brings und Klaus der Geiger, Bomben und Tricks: Michaela Jordan, Sprecher: Josef Tratnik.
Mehr über den ganzen Film und Bestellmöglichkeit unter http://www.kaos-archiv.de/ in der Rubrik Reportagen
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