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Aus der spätrömischen EU-Hängematte: FDP-Frau meldet sich zu Wort
Silvana, Bauch und Burka
Von Mukadder Bauer
Collage: Frank Kopperschläger
Online-Flyer Nr. 248 vom 05.05.2010
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Glossen
Aus der spätrömischen EU-Hängematte: FDP-Frau meldet sich zu Wort
Silvana, Bauch und Burka
Von Mukadder Bauer
Collage: Frank Kopperschläger
Nach einigen Männern, wie Geert Wilders in Holland oder Jean Marie LePen in Frankreich, hat endlich auch eine Frau begriffen, wie wichtig gerade die „Burka“ ist, und greift nun beherzt in die Diskussion ein: Silvana Koch-Mehrin! Kennt man sie? Sagen wir mal so, sie ist bisher nicht wirklich durch Sach-und Fachbeiträge in Erscheinung getreten, selbst im EU-Parlament, in der sie als EU-Abgeordnete der FDP und jetzt immerhin Vizepräsidentin sitzt, ist sie kaum aufgefallen - weil sie eben zu selten anwesend war.(1) Jetzt aber wird sie endlich aktiv - passend und rechtzeitig zum Wahlkampf in NRW, hat sie das brennendste Thema unserer Zeit aufgegriffen, sie weiß, dass die Menschen es leid sind, von der Politik mit Problemen belästigt zu werden, für die auch sie keine brauchbaren Lösungen anbieten kann: der Staatsbankrott Griechenlands, das leidige Arbeitslosenproblem, die dekadenten Hartz4-Empfänger, Rekordstaatsverschuldung, um Banken zu retten und Hoteliers zu entlasten, wer blickt da noch durch?
Da kommt die Burka gerade recht. Selbst wenn die meisten Menschen nie eine Burkaträgerin zu Gesicht bekommen haben, scheint hier die Lösung erstens dringlich, zweitens ganz einfach: Verbieten!
Belgien hat es vorgemacht, nicht fähig, den Sprachenstreit in den Griff zu bekommen, die Massenentlassungen beispielsweise bei Opel oder der Supermarktkette Carrefour zu verhindern, geschweige denn eine funktionierende Regierung hinzubekommen, doch als es um die Burka ging, konnten plötzlich alle im Parlament Einigkeit demonstrieren.
Das löst zwar keines der genannten Probleme, aber es lenkt schön ab.
Weil das so gut funktioniert hat, will nun Frankreich nachziehen, Sarkozy ist der bei weitem unbeliebteste und unfähigste Politiker und Staatspräsident, den Frankreich seit langem hatte: Er fällt mehr durch die Schlagzeilen über seine gelangweilte Frau, denn durch konstruktive Krisenbewältigung auf. Jetzt hat er messerscharf mitbekommen, dass man mit diesem Thema schöne Nebelkerzen zünden kann, die noch dichter sind, als der dickste Stoff, aus denen die Burkas bestehen.
Was liegt also näher für die FDP und ihr schönstes Gesicht? Sie folgen dem braunen Trend statt unsinnige Zeit mit Lösungen zu verbringen. Wer würde es auch wollen, dieses schöne Gesicht zu verhüllen, selbst wenn unter dieser Verhüllung nichts weiter zu entdecken wäre? Ja, wehret den Anfängen und dankt dieser mutigen Frau, dass sie einen Feind entdeckt hat, der vermutlich auch noch verhindern möchte, dass sie noch einmal ihren nackten Babybauch in die Kamera hält oder sie am liebsten in die Wüste schicken möchte, weil sie ihren Parlamentskollegen Förderung der Prostitution in Straßburg unterstellt.(2)
Und was macht man also, wenn der FDP die Felle in NRW und in anderen Bundesländern wegschwimmen? Genau, man hält sich an der Burka fest und reisst sie den Frauen weg, die sie tragen. Hat auch noch den praktischen Vorteil, daß man das Ganze als emanzipatorische und erzieherische Massnahme zur Befreiung der Frau von was auch immer deklarieren kann; natürlich muss man diesen Frauen auch zuerst unterstellen, sie trügen ein solches Kleidungsstück nicht freiwillig. Und wenn doch, spielt es auch keine Rolle, denn wenn man sich nicht vorstellen kann, es selber zu tragen, muss es ganz schlimm sein.
Oh, ich merke, ich habe doch sehr wenig über Silvana Koch-Mehrin geschrieben... Wer war das noch mal? (PK)
Online-Flyer Nr. 248 vom 05.05.2010
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