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Arbeit und Soziales
Hartz4-Plattform Sprecherin Brigitte Vallenthin: „Ich bin dann mal Hartz IV“
(K)Ein Einzelfall-Bericht
Von Peter Kleinert

„Nach fünf Jahren bitterer persönlicher Erfahrung hält Brigitte Vallenthin Hartz IV den Spiegel vor.“ So kündigt der Hamburger VSA-Verlag das im September erscheinende Buch der Hartz4-Plattform Sprecherin mit dem Titel „Ich bin dann mal Hartz IV“ an. Und im Sinne des Untertitels „(K)Ein Einzelfall-Bericht“ wird erstmals auf dem deutschen Buchmarkt schonungslos und detailgenau das Tabu der systematischen, willkürlichen Menschenwürde-Verletzungen aufgedeckt, die tagtäglich hinter den verschlossenen Türen von Hartz IV-Amtsstuben millionenfach vollzogen werden.
 

Brigitte Vallenthin: Schreibt und klagt
Foto: Ilona Surrey
„Systematische Hilfeverwei-gerungen und nötigendes Unter-Druck-Setzen zwischen den Stühlen von Sozialbehörden und Sozialgerichten“, so die VSA-Vorankündigung weiter,
sind millionenfache Erfahrung und – nach Auffassung der Autorin eine mit der Menschenwürde des Grundgesetzes unvereinbare Form staatlicher Gewalt. Brigitte Vallenthins mittlerweile fünf Jahre langer Rechtsweg begann mit einem wegweisenden „Haus-besuchs“-Urteil zugunsten des Grundrechts auf die private Wohnung für Hartz IV-Betroffene, an dem auch Landessozialrichter Dr. Jürgen Borchert mitgewirkt hatte.

Ein Vorwort von Prof. Dr. jur. Helga Spindler, Universität Duisburg-Essen – der Expertin für Sozialhilferecht und Kritikerin der Hartz-Gesetze sowie des dahinter stehenden Menschenbildes - beleuchtet u.a. die politisch gewollten Hintergründe und Beweggründe der Hartz-Reformen aus den menschenverachtenden Ideen-Schmieden von Rot-Grün und beispielsweise Geheimpapieren von Roland Berger. „Was sie hier an Erfahrungen zu Papier bringt ist schwere Kost, trotz der ansprechenden Aufmachung,“ schreibt Helga Spindler und weiter: „Überall schimmert die tiefe Erschütterung ihres Vertrauens in eine Hilfeverwaltung durch, die keinerlei Sicherheiten und Verlässlichkeit mehr bietet; die Erschütterung ihres Vertrauens in Rechtsstaatlichkeit und Gerichte.“„Sie schildert subjektiv, ehrlich und nachvollziehbar, mit welcher Wucht das System“ Hartz IV „auf Bürger trifft.“ Bestätigung für das Geschilderte sieht die Professorin vom Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik u.a. in Untersuchungen von Tacheles in Wuppertal und dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband sowie den Forschungen von Anne Ames und dem Bündniss für ein Sanktionsmoratorium.

Das Buch liefert – im Zusammenhang mit Brigitte Vallenthins Musterklage – ebenfalls reichlich Fakten und Zahlen für die bevorstehende Regelsatz-Diskussion. Und dann erklärt es auch noch im Kapitel „Reicht was Sarrazin genug ist? - Oder das Hartz IV-Budget“ des SPD-Politikers Ernährungsempfehlung: Müll statt Lebensmittel. Und schließlich gibt es im Kapitel „An den Pranger gestellt“ den Lesern Hinweise darauf, wo Henrico Franks Porsche parkt.

Brigitte Vallenthin hat ihre Erfahrungen aus solidarischer Verbundenheit mit allen ebenso oder ähnlich Betroffenen zwischen die Buchdeckel gepackt. Sie können die menschenverachtenden Schikanen jetzt endlich schwarz auf weiß denjenigen vor Augen halten, die die Wahrheit hinter den Kulissen von Hartz IV immer noch nicht kennen und/oder nicht wahr haben wollen. Nicht nur ihnen empfiehlt die Autorin das Buch als Pflichtlektüre sondern vor allem den Regierenden und Parlamentariern, damit sie endlich wissen, wofür sie im Bundestag ihre Hand heben. „Denn es geht nicht etwa – wie es in Talk-Runden oft den Anschein hat – um abstrakte statistische Zahlen. Vielmehr geht es bei dem von mir erlebten Schikane-System um Menschen mit allen Rechten auf Menschenwürde, die auch anderen Mitbürgern zugebilligt werden“, stellt Brigitte Vallenthin fest. Und sie appelliert an die Politik, „das Buch zu lesen und nach dem, was es offenbart, zukünftig jegliche Schikanen, Betrugsunterstellungen und Kriminalisierungen gegenüber Hartz IV-Betroffenen verantwortungsbewusst zu unterbinden.“ Insbesondere wünscht sich Brigitte Vallenthin, „dass die Politik in Sachen Menschenrechts- und Menschenwürde-Verletzung nicht ständig mit dem Finger auf China, Russland und andere Länder zeigt, sondern erst einmal vor der eigenen Haustür kehrt.“ (PK)

Titelangaben:
Brigitte Vallenthin: „Ich bin dann mal Hartz IV – (K)Ein Einzelfall-Bericht“, VSA Verlag Hamburg, 120 Seiten, ISBN 978-3-89965-433-2, Preis: 9,80 €, Subskriptionspreis 7,80 € inkl. Porto
VORBESTELLUNG zum Sonderpreis von 7,80 €  (begrenzte Anzahl) über:
www.hartz4-plattform.de
Einen Beitrag zum Thema von Brigitte Vallenthin finden Sie schon in der NRhZ
www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11259


Online-Flyer Nr. 261  vom 04.08.2010

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