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Arbeit und Soziales
Stell Dir vor, es ist Kapitalismus und keiner macht mehr mit…
"Gemeinwohlökonomie“
Von Thomas Pfaff

Nicht erst seit der Finanzkrise, nicht erst seit Klimakrise und dem Atomdesaster von Fukushima: Immer mehr Menschen spüren, dass der Kapitalismus seine zentralen Versprechen für Freiheit und Glück nicht einlösen kann. Kein Wunder – denn seine Grundwerte (Konkurrenz, Gewinn und Wachstum) stehen in diametralem Gegensatz zu unseren demokratischen und humanen Grundwerten (Freiheit im Sinn von Selbstbestimmung, Gleichheit im Sinn von Gerechtigkeit, Brüderlichkeit im Sinn von Solidarität, Verantwortung, Vertrauen, Verbundenheit und Mitgefühl).
 

Christian Felber zum Thema
"Gemeinwohlökonomie“ am 8. Mai
in Köln
Quelle: www.christian-felber.at/cv.php
Bisher jedoch fördern nahezu politischen und juristischen Rahmensetzungen Egoismus, Konkurrenz und Gier –und so sind im Kapitalismus fast alle gezwungen, mit ihrer Hauptenergie und -zeit solche nicht-authentischen Ziele zu verfolgen.
 
Ausgehend von dieser Grundanalyse hat Christian Felber, Buchautor, Wirtschaftsdozent und Mitgründer von Attac Österreich, den Attac-Anspruch „Eine andere Welt ist möglich“ einfach mal wörtlich genommen und eine Gesamtalternative zur herrschenden Wirtschaftsordnung entworfen: Die "Gemeinwohlökonomie“.
 
Das Konzept setzt der Wirtschaft demokratisch ein neues Ziel. Die Grundidee: Unternehmen sollen künftig als Hauptbilanz eine "Gemeinwohlbilanz“ vorlegen, mit der sie - statt um Finanz-Gewinne zu konkurrieren - das allgemeine Wohl anstreben. Wer besser abschneidet, wird durch geringere Steuern, günstigere Kredite oder besseren Zugang zu öffentlichen Aufträgen gefördert - so könnte ein schrittweiser und dennoch zügiger Umbau der Wirtschaft eingeleitet werden. Was als "Gemeinwohl“ definiert und was in der Gemeinwohlbilanz wie stark gewertet wird (ökologische Produktion, möglichst geringe Einkommensunterschiede, innerbetriebliche Demokratie, Konsumenteninteressen etc.), muss die Gesellschaft in einem intensiven demokratischen Prozess festlegen. Der Charme dieses Konzepts: Es verabschiedet sich radikal vom Kapitalismus (denn die Gewinnorientierung ist der Kern dieses Wirtschaftssystems), lässt aber marktwirtschaftliche Elemente durchaus zu und ist damit auch Menschen vermittelbar, die um alle traditionell linken Gesellschaftsentwürfe sonst einen weiten Bogen machen.
 
Dazu hat es auch eine Antwort auf die Wachstumsfrage: Da Gewinne nicht mehr das Ziel von Unternehmen sind, können sie ihre optimale Größe (oder Kleine) anstreben – ohne deshalb Angst haben zu müssen, von anderen gefressen zu werden. Alle Betriebe sind somit vom allgemeinen Zwang „Wachse oder stirb“ erlöst.
 
Inzwischen gibt es – vornehmlich in Österreich und in Süddeutschland – über 250 Unternehmen, die das Konzept unterstützen und an der Entwicklung der "Gemeinwohlbilanz" mitarbeiten; viele davon aus der "alternativen Ökonomie", aber auch immer mehr kleine und mittlere "normale“ Betriebe, deren BesitzerInnen das Unbehagen an den Zwängen des kapitalistischen Wirtschaftens teilen.
 
Und wer jetzt als guter Linker denkt: Hallo – Unternehmer, die an der Überwindung des Kapitalismus mitarbeiten? oder: "Gemeinwohl" – klingt das nicht verdächtig bürgerlich? – dem sei gesagt: Das Konzept ist sehr viel radikaler, als es klingt… (PK)
 
Christian Felber - in Österreich längst Bestsellerautor - stellt sein Modell in seiner ihm eigenen Mischung aus Charisma, Bescheidenheit, Selbstironie und Idealismus am 8. Mai in Köln erstmals zur Diskussion; an zwei Orten: von 11 bis 15.30 Uhr in der Alten Feuerwache, Melchiorstr.3 (Großes Forum), und ab 20 Uhr im Café Central, Ecke Jülicher/Lindenstraße.

 
Links zum Thema:
http://www.christian-felber.at/
http://www.gemeinwohl-oekonomie.org/

Online-Flyer Nr. 298  vom 20.04.2011

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