NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

zurück  
Druckversion

Fotogalerien
Klamauk zwischen Kitsch und Kommerz
Mal wieder CSD
Von Hans-Dieter Hey

Nein, diese Massenveranstaltung mußte man eigentlich nicht unbedingt wieder aufsuchen. Wesentliche Erkenntnisse zu früher hatten sich ohnehin nicht angekündigt. Denn diesmal war es nicht anders als die Jahre zuvor, was dort von einschlägig bekannten Persönlichkeiten verschiedener Organisationen des öffentlichen Raums als "Politik“ ausgegeben wurde, damit man selbige Persönlichkeiten nicht ganz vergisst. Nebst den üblichen zweifelhaften Selbstdarstellungsorgien. Ein paar andere Bilder wollen wir dennoch zeigen.

Das Theater "Christopher Street Day" - für das wieder die halbe Stadt abgesperrt und das eine oder andere Fahrzeug abgeschleppt werden sollte – beschränkte sich im Wesentlichen auf die klientelorientierte, von Commerzbank, BILD und anderen Werbern mitfinanzierte Nabelschau – allein das Portemonnaie der gutverdienenden Wohlfühlgesellschaft im Visier. Über den kleinbürgerlichen politischen Horizont ging deshalb kaum etwas hinaus. Die frühere Schwulen- und Lesbenbewegung nach 1968, die sich noch vehement auf der Straße für Grund- und Menschenrechte und gegen gesellschaftliche Ausgrenzung von Minoritäten eingesetzt hatte, ist offenbar nur noch Geschichte.


Bei allem dabei: Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und OB Jürgen Roters

Seit Jahren ist der CSD heruntergekommen, reduziert auf die Sex- und Pornoszene oder auf Sado-Maso-Klamauk. „20 Jahre fröhlich demonstrieren“ hieß es belanglos im lustigen Livestyle-Magazin "City news“ aus Köln, das gleich eine geschenkte Sim-Karte von vodavone anbot. So haben's die Mächtigen gern. Da brennt nix an. Ich habe keine Ahnung, wer "kukksi“ ist und Nachrichten schreiben möchte, aber dort wird tatsächlich behauptet, der CSD erinnere an einen Aufstand von Homosexuellen gegen die Razzien in der Christopher Street im Greenwich Village in New York 1969. Man will es kaum glauben.

Dabei störte es in der Szene niemanden, dass wir inzwischen einen schwulen Außenminister haben, der die "gezielte Tötung“ für völlig in Ordnung hält und als "Entscheidungsträger“ an mörderischen Kriegseinsätzen unserer post-demokratischen Gesellschaft beteiligt ist. Offenbar werden solche Entwicklungen von der entpolitisierten Szene der Spaßgesellschaft des CSD kaum mehr wahrgenommen – und nicht nur von jenen. Statt dessen gibt es die Gegenoffensiven deutscher Volkswartbündler oder christlicher Sittenapostel wie die der Priesterbruderschaft St. Pius X und natürlich auch muslimischer Sittenapostel.



Dabei wäre deutlich mehr Offensive für die Gleichstellung homosexueller Lebenspartner angesagt, die immer noch nicht hergestellt ist, beispielsweise wenn Kinder aufgezogen werden. Hannelore Kraft, ausgezeichnet mit der Kompassnadel des Schwulennetzwerks, will sich für die völlige Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften einsetzen, versprach sie während des diesjährigen CSD. Und vermutlich ist dies genauso gemeint wie das Versprechen, Hartz IV  - oder sagen wir Hart IV im Sinne des CSD - dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung vorzulegen. Bisher verdient sie dafür die gelbe Karte, weil sie davon nichts mehr wissen will.



Eine gelbe Karte erhielt sie auch vom Arbeitskreis der Schwulen Lehrer in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, weil die Aufklärung bei Kindern und Jugendlichen deutlich verstärkt werden müsse. Im Jahr 2009 beispielsweise sind nach deren Kenntnis nur 1,5 Prozent der Schüler durch Aufklärung erreicht worden. Und mangelnde Aufklärung könnte auch mit dafür verantwortlich sein, dass die offiziellen HIV-Meldungen der 15 - 24jährigen - vor allem bei jungen Männern - weiter kontinuierlich steigen.



Halt! Bei dem ganzen Klamauk wäre glatt übersehen worden, dass es am Rudolphplatz 15 bis 20 Demonstranten gab, die gegen die Absurditäten kapitalistischer Wirtschaftsweise, Umweltzerstörung und gegenwärtige Kriegseinsätze demonstrierten. Denen schien das wichtig zu sein. Doch die verhielten sich regelrecht, waren nicht laut, ließen keinen Müll liegen und waren nicht besoffen. Und die Ordnungsmacht war's zufrieden. Da brennt nix an. (PK)



























Online-Flyer Nr. 309  vom 06.07.2011

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FILMCLIP



Video von Georg Maria Vormschlag
FOTOGALERIE